Der zehnfache Grand-Prix-Sieger Gerhard Berger vergleicht den aktuellen Weltmeister mit seinem legendären Stallgefährten und geht auf das Dilemma eines Wingman in der Formel 1 ein. Und Hollywood-Star Michael Fassbender erklärt, was ihn am aktiven Rennsport fasziniert.
Moderation: Andreas Gröbl
Die Themen: Formel 1, Rennfahrende Schauspieler
Die Gäste: Gerhard Berger, Heinz Kinigadner, Michael Fassbender, Hans Knauss
Gerhard Berger: „Verstappen stelle ich auf eine Stufe mit Senna.“
Zitate-Service „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ am 26. Juni 2023
FORMEL 1
„Man braucht den zweiten Fahrer, um die Konstrukteursweltmeisterschaft zu gewinnen. Das ist immer so ein schwieriges Los, wie stark der zweite Fahrer sein soll. Wenn er zu stark ist, dann hat man Stress im Team, weil da gibt es immer Spannungen und Reibereien und ist sehr schwer zu managen. Wenn er zu schwach ist, dann ist es meistens so, dass es wieder schwierig ist für die Punkte.“
Gerhard Berger über den zweiten Fahrer in einem Topteam.
„Vor der Saison wirklich zu glauben, dass der Pérez mit dem Max Verstappen um den Titel kämpft, ist nicht realistisch. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass neben dem Max Verstappen noch keiner gut ausgeschaut hat.“
Gerhard Berger über Sergio Pérez.
„Red Bull steht für Nachwuchs in der Regel. Vor allem Dr. Marko schaut immer, wo der nächste Junge ist. So ist er ja auch zum Max Verstappen gekommen.“
Gerhard Berger über einen möglichen Nachfolger für Sergio Pérez.
„Ich bin bis jetzt tausendmal gefragt worden, ob der so gut ist wie Senna, oder ist der so gut wie Senna. Es ist immer dieser Vergleich mit Senna. Ayrton ist seit 30 Jahren der Mittelpunkt. Jetzt mit Max Verstappen ist das erste Mal einer da, den ich mit Senna auf eine Stufe stelle. Ich habe das nie gemacht, weil ich nie einen so stark gesehen habe wie ihn.“
Gerhard Berger sieht Max Verstappen auf Augenhöhe mit Ayrton Senna.
„Es ist einfach unglaublich: hundert Siege in dieser relativ kurzen Zeit. Wir vergleichen da Ferrari oder McLaren. Das ist ja unendlich viel länger in der Formel 1 und trotzdem hat Red Bull in der Zeit hundert Siege geschafft.“
Gerhard Berger über den Jubiläumssieg von Red Bull Racing in Kanada.
„Der ist nicht besser denn je, der war immer schon so gut. Alonso war seit ganz jungen Jahren ein außerordentlich guter Rennfahrer. Ich bin auch der Meinung, dass er im richtigen Fahrzeug sechs- oder siebenfacher Weltmeister wäre. Er war politisch unglücklich unterwegs, er war zur falschen Zeit zu vorlaut und hat sich immer wieder angelegt. Daher war er am Ende in der Position, wo ihm keiner mehr ein Spitzenauto gegeben hat. Was wahnsinnig schade war, weil er damit viele Jahre versäumt hat, Erfolge einzufahren.“
Gerhard Berger über Fernando Alonso.
HOLLYWOOD UND MOTORSPORT
„Während dem Skirennfahren war ich schon zweimal im Porsche Supercup als Gastfahrer eingeteilt. Dort habe ich mich völlig infiziert mit dem Virus. Von dort weg habe ich gewusst: Wenn ich mit Skifahren aufhöre, probiere ich das Rennfahren zumindest. Gott sei Dank habe ich es gemacht.“
Hans Knauss über seine Motorleidenschaft.
„Das, was ich suche, wenn ich Rennen fahre, ist, dieser Geisteszustand, wo du an nichts anderes denkst. Das ist ein Ort, an den du so schwer hinkommst.“
Michael Fassbender über den Rennsport.
„Wenn du dann losfährst und im Rennen drinnen bist, dann musst du alles andere ausschalten. Sonst wird es gefährlich und sonst bist du auch nicht schnell. Je tiefer die Konzentration ist, desto besser ist es.“
Gerhard Berger über den geistigen Tunnelblick im Rennsport.
„Es ist ein Privileg auf der gleichen Rennstrecke zu fahren, wie die besten Fahrer der Welt.“
Michael Fassbender über seine Eindrücke von Le Mans.
„Ich bewundere und beneide Leute, die so erfolgreich in ihrem Beruf sind und so viel Zeiteinsatz und Engagement in ihrem Beruf zeigen, wie der Michael, der aber dann trotzdem noch seinem Hobby nachgeht und nach Le Mans geht.“
Gerhard Berger über Michael Fassbender.
„Du willst dir einfach einen Traum verwirklichen, anstatt zu verzichten, weil du Angst hast.“
Michael Fassbender über seine Leidenschaft zum Motorsport.
„Die Ähnlichkeiten sind auf jeden Fall da. Beim Schauspielern ist es schon ein wenig ähnlich. Du musst sehr konzentriert sein, aber gleichzeitig auch entspannt. Das muss beides zusammenkommen. Du arbeitest mit einer großen Gruppe von Leuten zusammen, da geht es um viel Geld. Das heißt, dass du auch viel Druck hast und du musst als Team relativ schnell zusammenarbeiten und zusammenfinden und als Team abliefern.“
Michael Fassbender über die Gemeinsamkeiten von Film-Business und Motorsport.
„Jeder sucht irgendwo sein Limit.“
Heinz Kinigadner über Rennfahrer.
„Gerhard hat nach seiner Karriere versucht, ein wenig schnell Motorrad zu fahren. Irgendwann haben wir ihm dann ein Superbike-Motorrad gegeben und er hat gesagt, dass er unbedingt einen Qualifier-Reifen haben will, weil er will irgendwann einmal wie der Márquez mit dem Ellenbogen am Asphalt streifen – bis er dann einmal rausgerutscht ist und einen zig-fachen Überschlag gemacht hat. Dann am nächsten Tag hat er gesagt, Heinz, alle meine Motorräder, die ich zuhause habe, will ich verkaufen.“
Heinz Kinigadner über Gerhard Bergers Seitensprung auf zwei Reifen.
„Was mich wirklich wundert, dass niemand hergegangen ist und die 70er-, 80er- und 90er-Jahre wirklich echt verfilmt hat und wirklich so gespielt hat, wie sie waren – auch hinter der Bühne mit Ecclestone und Mosley. Weil jeder kolumbianische Drogenfilm wäre nix dagegen, wie es da zugegangen ist.“
Gerhard Berger hätte einen zur Verfilmung geeigneten Stoff parat.
Medieninfo
Servus TV
27.06.2023