Der EC-KAC beendete die zweite Meisterschaftswoche mit dem Maximum von sechs Zählern, die Rotjacken besiegten am Freitag den Vizemeister von 2023, den HCB Südtirol, auswärts mit 4.2 und am Sonntag jenen von 2022, Fehérvár AVI9, zu Hause mit 7:3. Damit schoben sich die Klagenfurter, die im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten erst drei Partien bestritten haben, in der Tabelle der win2day ICE Hockey League auf den fünften Rang. Der EC-KAC verfügte in jedem seiner bislang drei Spiele über mehr Scheibenbesitz als sein jeweiliger Gegner, mehr als die aktuellen zwölf Treffer hatten die Klagenfurter nach drei Runden zuletzt in der Saison 2011/12 zu Buche stehen.
Der HC Pustertal gewann jedes seiner ersten vier ICE-Spiele und legte damit seinen besten Saisonstart seit fünf Jahren hin, als er – damals freilich noch in der Alps Hockey League – mit 17 Erfolgen en suite in die Spielzeit ging. Die Wölfe gaben bislang nur einen Zähler ab, am Sonntag setzten sie sich bei den Black Wings Linz letztlich klar mit 4:1 durch. Wesentlichen Anteil am aktuellen Höhenflug im noch jungen Spieljahr haben die Special Teams der Südtiroler: Sie führen den ligaweiten Vergleich hinsichtlich der Erfolgsquote im Powerplay an und haben parallel auch mehr Phasen numerischer Unterlegenheit unbeschadet überstanden als jede andere Mannschaft.
Der 1954 (noch als EV Bruneck) gegründete HC Pustertal schaffte 1972 den erstmaligen Aufstieg in die höchste Spielklasse Italiens, zehn Jahre später wurde der Klub dort zum ersten Mal Vizemeister. Der ehrenvolle aber undankbare zweite Platz sollte insbesondere nach der Jahrhundertwende zum den Klub begleitenden Schreckgespenst werden, zwischen 2011 und 2016 setzte es gleich vier Finalniederlagen im Kampf um die italienische Meisterschaft. Das änderte sich auch nach dem Einstieg in die 2016 gegründete Alps Hockey League nicht: 2019 unterlagen die Pustertaler im siebten und entscheidenden Finalspiel auf eigenem Eis und trotz einer Führung bis zur 53. Spielminute dem HK Olimpija Ljubljana. Den Weg in die win2day ICE Hockey League ebnete den Wölfen der lange ersehnte und letztlich im Jahr 2021 finalisierte Neubau ihrer Heimstätte, das Schmuckkästchen namens Intercable Arena gehört zu den schönsten Eishallen in der Liga, wenngleich sie dort mit einer Kapazität von 3.100 Plätzen zu den kleineren gehört.
Die beiden bisherigen Spielzeiten des HC Pustertal in der ICE waren sehr unterschiedlich: Im Premierenjahr starteten die Wölfe gemächlich, punkteten dann aber in 20 der finalen 26 Grunddurchgangspartien und schlossen die Regular Season damit auf Rang fünf ab. Wie in der ersten standen auch in der zweiten HCP-Saison in der internationalen Liga zwei Chef- und ein Interimstrainer an der Bande, nun jedoch mit bescheidenerem Erfolg: Lediglich 18 Siege in 48 Runden sorgten für einen Rückstand von 21 Zählern auf die Top-Sechs und damit die direkte Playoff-Qualifikation, selbst die Pre-Playoffs wurden um einen Punkt verpasst. Das mäßige Abschneiden führte in der Off-Season zu einem sehr radikalen Umbau der Mannschaft: Von den 28 im Vorjahr eingesetzten Spielern stehen 2023/24 nur noch elf im Aufgebot des HC Pustertal, mit Wyatt Ege kehrte lediglich einer von 13 Imports aus der letzten Spielzeit nach Südtirol zurück.
Von den wenigen über den Sommer im Kader Pustertals verbliebenen Akteuren erwischte Dante Hannoun den besten Saisonstart: Der kleingewachsene Stürmer, der im Auswärtsspiel in Klagenfurt im vergangenen November mit Thomas Koch so unglücklich zusammenprallte, dass sich der KAC-Kapitän eine letztlich das Karriereende bedeutende Handverletzung zuzog, hat bei jedem seiner vier Einsätze im aktuellen Spieljahr gepunktet. Gleiches gilt für den nur unwesentlich größeren David Morley, der insgesamt bei bereits acht Zählern hält und damit nach sieben Jahren in der norwegischen Liga einen starken ICE-Einstand hingelegt hat. Erfolgreichster Torjäger in den Reihen der Wölfe ist aktuell Nationalspieler Alex Petan: Der Sommer-Neuzugang hat in den ersten drei Runden fünf Mal angeschrieben und ist auf dem besten Weg, seine in der Liga bereits bekannte Treffsicherheit (fünf Spielzeiten in Bolzano/Bozen und Székesfehérvár, stets zumindest 17 Saisontore) erneut unter Beweis zu stellen. In der Abwehr ragt aus der langen Reihe an Neuverpflichtungen der Kanadier Ryan Stanton heraus, den sportlichen Lebenslauf des physisch starken Defensivverteidigers zieren 120 NHL-Einsätze und 614 Auftritte in der „Knochenmühle AHL“.
Trotz der geographischen Nähe und des Umstands, dass der HC Pustertal auf eine sich über fast sieben Jahrzehnte erstreckende Geschichte verweisen kann, ist die Anzahl historischer Duelle mit dem EC-KAC recht gering: Zwischen Oktober 1992 und Dezember 1998 traf man acht Mal in der Alpenliga bzw. im Europäischen Ligacup aufeinander, wobei die erste Begegnung unentschieden endete und die folgenden sieben die Klagenfurter (in vier Fällen sogar mit einer zweistelligen Anzahl an erzielten Treffern) für sich entscheiden konnten. Flankiert wurde diese Periode von drei Freundschaftsspielen, zwei im Jahr 1986, eines im Jahr 2011, die allesamt an die Rotjacken gingen. Wesentlich weniger einseitig gestaltet sich hingegen die Bilanz aus den direkten Duellen seit dem ICE-Einstieg des HC Pustertal: Beide Klubs gewannen jeweils vier der acht Konfrontationen, jede der jüngsten drei Begegnungen ging allerdings an den EC-KAC
Die Rotiacken müssen im bereits dritten Auswärtsspiel der Saison unverändert auf Verteidiger Jesper Jensen Aabo sowie die Stürmer Luka Gomboc, Raphael Herburger und Daniel Obersteiner (alle verletzt) verzichten. Die Heimpremiere am Sonntag endete für Matt Fraser nach einem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler im dritten Drittel mit einer Unterkörperblessur, er musste das Mannschaftstraining am Montag auslassen, sein Einsatz in Brunico/Bruneck ist fraglich. Ebenso wenig gesichert ist die Mitwirkung von Sebastian Dahm, der bereits gegen Fehérvár AVI9 angeschlagen passen musste.
„Die Heimpremiere am Sonntag war natürlich ein gutes Spiel mit einem erfreulichen Resultat für uns, insbesondere in der Offensive. Den Sieg haben wir gestern genossen, heute Montag haben wir uns aber schon wieder auf die kommenden Aufgaben vorbereitet, denn es gibt noch einige Bereiche, in denen wir uns verbessern sollten. Trotz des Sieges haben wir dem Gegner zu viele gute Einschussgelegenheiten geboten, aber wir stecken in einem fortwährenden Prozess, insofern freue ich mich auf die nächste Partie und unsere zukünftigen Fortschritte.
Atmosphärisch war das erste Heimspiel toll. Die Heidi Horten-Arena hat genau die richtige Größe für diese Liga, zumal es immer besser ist, in einer kleineren, aber vollgepackten Halle zu spielen, als in einer großen, in der vielleicht nur die Hälfte der Plätze besetzt sind. Wir haben ein tolles Publikum, ich habe die Premiere genossen, das war ein guter Auftritt und ich hoffe, dass wir weiter so treffen und unsere Fans glücklich machen.
Ich bin noch nicht lange in dieser Liga, daher weiß ich persönlich noch nicht so viel über den kommenden Gegner HC Pustertal. Den Pre-Scouting-Report des Trainerstabs gehen wir in dieser Phase der Saison erst am Spieltag selbst durch. Es steht aber außer Zweifel, dass der Gegner einiges richtig macht, nachdem er alle vier Saisonspiele gewinnen konnte. Wir schauen jedoch in erster Linie auf uns selbst: Unser gutes Spiel über noch mehr der 60 Minuten ausbreiten, weniger Scoring Chances zulassen, das sind zwei der wichtigsten Punkte. Auch Strafzeiten sollten wir weniger kassieren als am Sonntag.
Die Entwicklung der Chemie in unser Sturmformation ist ebenso ein fortwährender Prozess. Wir hatten bisher ein paar gute Partien, ein paar gute Drittel, dann wieder durchwachsenere, aber ich denke, das ist so früh in der Saison ganz normal. Wir sind noch dabei, uns gegenseitig kennenzulernen, uns auch am Eis aufeinander einzustellen, das gelingt uns hoffentlich von Spiel zu Spiel besser.“ (Jan Mursak, Stürmer EC-KAC)
Presseinfo: KAC
28.09.2023