
Andreas Gruber, Stürmer des FK Austria Wien, war zu Gast im Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis“
Andreas Gruber (Spieler FK Austria Wien):
…über seine Treffsicherheit: „Ich glaube, dass für uns derzeit einfach eine etwas schwierigere Situation ist. Es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das von Anfang an vorgestellt haben. Es hat auch viele Spiele gegeben, wo wir als Sieger vom Platz gehen hätten können. Gegen Rapid zum Beispiel, finde ich, dass wir bis zur ersten roten Karte fast die bessere Mannschaft waren. Für mich hat es einfach gut gepasst mit der Mannschaft. Ich fühle mich sehr wohl gemeinsam mit Dominik Fitz und der Trainer gibt mir das Vertrauen. Die Stimmung passt auch immer, auch wenn es nicht so gut gelaufen ist. Das sind einfach extrem wichtige Dinge für mich und ich glaube, dadurch schneide ich auch positiv am Platz ab.“
…über seinen ersten Triplepack in der Bundesliga: „Ich war immer sehr knapp dran, habe meistens so zwei Tore gehabt, aber das dritte wollte nicht passieren. Diesmal habe ich in der Pause gesagt, dass wir alles für das dritte Tor machen. Ich bin überglücklich, wollte auch unbedingt das dritte Tor machen und habe auch dem Trainer gesagt, dass ich nicht hinausgehe, bevor ich nicht das dritte Tor habe. Die Freude ist groß, dass es endlich gelungen ist.“
…über sein Zusammenspiel mit Dominik Fitz: „Wir fahren fast jeden Tag gemeinsam zum Training und wieder heim und verstehen uns einfach richtig gut. Ich glaube, es passt einfach und wir haben einfach extrem viel Spaß, das merkt man halt dann am Platz auch. Wenn du Leidenschaft und Spaß auf den Platz bringst, kommen dann solche Synergien heraus. Wir werden hoffentlich auch nie wirkliche Streitsituationen haben. Wir sind positiv, eine Mannschaft, die einen starken Charakter hat und nie aufgibt. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste im Fußball, es ist ja immer noch ein Mannschaftssport. Deswegen glaube ich, dass es so gut passt.“
…über die Folgen des Weggangs von Haris Tabakovic: „Es war für uns sehr schade, vor allem weil sich jeder in der Mannschaft sehr gut mit ihm verstanden hat. Aber das gehört im Sport dazu und ich verstehe seinen Schritt. Ich verstehe, dass er zeigen will, was er wirklich kann und glaube, dass Hertha ein gutes Sprungbrett ist. Er hat es gezeigt, dass es dort auch geht und ich bin überglücklich für ihn. Aber dieses Thema war für uns mit seinem Wechsel eigentlich abgeschlossen. Es geben alle Gas und bemühen sich, man merkt halt einfach, dass sie noch ein paar Spiele brauchen. Wenn du drei, vier, fünf Spiele hintereinander spielst, automatisiert sich das Ganze einfach und du bist viel sicherer im Spiel. Da müssen wir einfach hinkommen und unsere Leistungen wieder abrufen.“
…über das Spielsystem der Austria Wien: „Wir sind fest davon überzeugt, von dem, was wir machen. Der Trainer prägt uns das Woche für Woche sehr gut ein und gibt uns auch gute Lösungen mit. Wenn man sich die Tore ansieht, die wir bekommen, dann ist das oft einfach zu leicht. Wir bekommen das einfach immer mehr in den Griff, finden auch im Pressing immer bessere Abstimmungen. Wir stehen hinten auch immer kompakter und lassen wenig zu und wenn die Gegner dann aufmachen müssen im Umschalten, sind wir sehr gefährlich nach vorne hin. Wenn du eine Führung in die Pause und darüber hinausbringst, müssen die Gegner auch mal aufmachen und dann kannst du noch effektiver mit Kontern Gefahr erzeugen. Keiner zweifelt an dem System und uns taugt es richtig. Natürlich kommt es auf den Gegner drauf an, aber wir werden immer besser. Gegen Blau Weiß haben wir uns nicht versteckt und hinten herausgespielt, und das ist unser Spiel. Am Anfang haben wir das etwas vermissen lassen, weil wir doch gegen Sturm Graz und Salzburg gespielt haben.“
…über die finanzielle Lage der Austria Wien: „Ich muss ganz ehrlich sagen, das ist nicht unser Job, über das Thema zu reden. Ich bin seit nicht ganz eineinhalb Jahren da und habe genau ein oder zweimal das Thema gehört, und das war zu Lizenz-Zeiten. Sonst wird über das bei uns eigentlich nie gesprochen, weil es nicht unser Aufgabenbereich ist. Wir konzentrieren uns darauf, was für uns wichtig ist. Alles andere ist uns Spielern eigentlich relativ egal. Mal sehen, was da herauskommt.“
…über die Langzeitverletzten Wustinger und El Sheiwi: „Ich glaube, für die beiden ist es extrem schwierig. Wir haben jetzt im Physio-Bereich einen Schritt nach vorne gemacht, weil wir uns einen richtig guten Physiotherapeuten geholt haben. Ich denke, dass das jetzt der richtige Weg der Austria ist, einfach noch professioneller zu werden. Sturm Graz und Salzburg zeigen das schon vor. Du brauchst heutzutage einfach Leute in solchen Bereichen, die sich lang mit so etwas befasst haben. Die Jungs sind am Boden zerstört, das ist eh klar, du musst sie halt dann einfach aufbauen. El Sheiwi ist auf einem sehr guten Weg und ich hoffe, dass da jetzt alles wieder passt und wir ihn bald wieder am Platz sehen. Das Gleiche ist auch bei Wustinger, er ist auch schon sehr weit und auf einem guten Weg. Ich weiß selber, wie es ist, wenn du sechs oder sieben Monate Reha machst und daran arbeitest, zurückzukommen. Und die beiden machen das jetzt schon länger als ich. Es ist vor allem dann schwierig, wenn du jemand bist, der gerne viel macht.“
…über das Muskelaufbau-Training in seiner Akademiezeit: „Damals, als ich in der Akademie war, hat es früher nichts gegeben im Hinblick auf Krafttraining. Da war bis auf zwei oder drei Einheiten in der Woche nur Fußballtraining. Du bist zu den Amateuren oder Profis gekommen und hast erstmal geschaut. Zu meinem Glück habe ich durch meinen etwas älteren Cousin ab dem Amateurbereich echt gute Trainingspläne gehabt. Es wird zwar jetzt vermehrt darauf geschaut, dass einmal in der Woche mindestens in der Kraftkammer trainiert, aber für mich ist das Individualtraining am Platz trotzdem eine der wichtigsten Sachen. Es kommen einfach so viele Spieler herauf, wo einzelne Dinge nicht gut sind und das sollte ein bis zweimal in der Woche trainiert werden. Es ist einfach so wichtig für einen Spieler, die grundlegenden Dinge gut zu können. Ich kenne das noch von meiner Zeit mit Markus Schopp, da sind wir zweimal in der Woche eingeteilt worden und haben die Basics trainiert. Und das wird jetzt immer weniger und weniger, weil alle immer nur in die Kraftkammer wollen, damit sie mithalten können. Da muss man einfach noch eine gute Balance finden.“
…über Markus Schopp und TSV Hartberg: „Ich glaube, unter ihm hat Hartberg immer extrem super Fußball gespielt und sich nicht versteckt. Auch bei uns in der U18 und bei den Amateuren haben wir super Fußball gespielt. Ich glaube einfach, dass er ein extrem schlauer Trainer ist und extrem viel von Pep Guardiola profitiert hat. Sie haben keine Angst, stehen hinten sehr kompakt und haben aber trotzdem vorne sehr gute Leute. Auch mit den Sechsern haben sie sehr, sehr gute Fußballer gefunden. Die können Gegnern, die hoch anpressen wollen, richtig weh tun. Sie machen einen richtig guten Job und stehen zu Recht dort, wo sie jetzt gerade stehen.“
…über Sturm Graz: „Ich glaube, sie haben einen Trainer gefunden, der einen Weg hat und haben auch einen Sportdirektor, der den Weg auch mitgeht. Auch beim Kauf der Spieler sind sie sehr schlau, sie holen nur Spieler, die den Weg auch mitgehen wollen. Wenn du dort nämlich nicht 90 Minuten Gas gibst, hast du dort wenig verloren in der Mannschaft. Deswegen haben sie auch viel Erfolg. Das Einzige, was ein bisschen Schade ist, ist dass ihr Stadion nicht ihr eigenes ist. Es sind doch zwei große Vereine in Graz mit einer großen Fanbase. Meiner Meinung nach hätten beide Vereine ein Stadion in Graz verdient. Wir werden sehen, wie sie es lösen, sollte der GAK aufsteigen. Abgesehen von diesem Punkt hat sich das alles aber sehr positiv entwickelt.“
…über die Meisterchancen des SK Sturm und den möglichen Aufstieg des GAK: „Warum nicht? Jede Mannschaft ist schlagbar, auch Salzburg. Alles ist schon so eng beisammen, weil jetzt einfach schon jeder weiß, wie man gut verteidigt und gut umschaltet. Das macht es oft schwierig für die Mannschaften, die das Spiel machen und offensiv stehen. Du bist nun einmal anfällig für ein oder zwei Konter und kannst nicht alles verteidigen, auch wenn du die weltbesten Verteidiger hast. Letztes Jahr hat Sturm den Pokal geholt, wieso sollten sie nicht auch einmal Meister werden. Und beim GAK ist es genauso. Sie haben nicht viel geändert von der Mannschaft und ich glaube, dass es bei ihnen gut passt.“
…über die Ehrung für Matthias Braunöder bei der Bruno Gala: „Ich habe ihm schon nachher geschrieben. Ich bin froh, dass er das gewonnen hat, er hat es sich verdient. Das letzte halbe Jahr war nicht leicht für ihn, aber er ist ein harter Arbeiter, gibt immer Vollgas und hat sich das verdient.“
…über die Saisonziele der Austria Wien: „Das Erreichen der Meistergruppe bleibt auf jeden Fall das Ziel. Ich glaube, das war auch immer das Ziel von Anfang an, dass wir in die Top sechs kommen. Man sieht, dass wir auch gegen jeden gewinnen können, wenn wir normal in Form sind. Gegen den LASK waren wir in der ersten Halbzeit sehr nahe dran und haben dann aber doch noch verloren. Zu dem Zeitpunkt hat einfach das gewisse Etwas gefehlt, was aber jetzt schön langsam wieder kommt. Die Stabilität, vor allem hinten, kommt schön langsam wieder. Das Ziel ist Top sechs und dann nach vorne schauen. Wir haben heuer im Frühjahr schon gezeigt, dass wir gegen jeden eine Chance haben.“
…über mögliche Interessenten im vergangenen Sommer: „Interesse war schon da, aber ich habe gesagt, ich werde nur einen Schritt machen, der für mich und die Familie Sinn macht. Es waren ein paar Sachen aus der zweiten deutschen Liga, aber ich will lieber bei der Austria bleiben, als in die zweite Liga zu gehen. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Natürlich will man noch einen Schritt machen, das Ziel war immer die deutsche Bundesliga, was mir aber bis jetzt verwehrt geblieben ist. Ich bin aber einer, der nie aufgibt und immer weiter Gas gibt. Wenn man 28 oder 29 ist und ein lukratives Angebot hat, das auch aus einer familiären Perspektive Sinn macht, kann man das dann auch nicht ablehnen. Ich konzentriere mich aber jetzt auf uns und nicht auf irgendwelche anderen Dinge.“
…über das ÖFB-Team: „Ich glaube, sie haben das sehr gut gemacht bis jetzt. Sie spielen einen sehr ekligen Fußball, ähnlich wie Salzburg. Sie sind aggressiv, giftig nach vorne und haben hinten trotzdem noch einen Mann. Und das mögen die Gegner halt gar nicht. Man sieht es auch bei Salzburg in der Champions League, wie erfolgreich man sein kann. Das ist gerade der Fall im Nationalteam, sie machen es einfach sehr gut.“
…über eine mögliche Einberufung ins ÖFB-Team: „Ich mache einfach das, was ich gerne mache, und das ist Fußball spielen. Ich will einfach arbeiten, Gas geben, Tore schießen und alles kommt dann eh von selber. Natürlich ist man froh, wenn man ins Nationalteam einberufen wird, aber ich mache mir jetzt keinen Druck oder ärgere mich, wenn ich nicht dabei bin. Der Teamchef macht die Einberufung und alles andere kann ich nur mit Leistung beeinflussen. Ich bin, glaube ich, auf einem guten Weg und den will ich auch weiterführen.“
Alfred Tatar (Sky Experte):
…über den Stellenwert von Andreas Gruber im Austria-Angriff: „Wenn wir uns erinnern, an Austria Klagenfurt, die damals ziemlich von Markus Pink und seinen Treffern abhängig waren, dann ist es bei der Wiener Austria etwas anders. Die Spielanlage ist einfach eine andere. Die Flügelzange prägt einfach das Spiel der Austria und da brauchst du nicht unbedingt einen in der Mitte, der die Hereingaben verwertet. Die Flügelspieler sind hier auch gefordert, Tore zu erzielen. Das Gewicht auf den Schultern von Fitz und Gruber ist also in der Hinsicht schon sehr groß, aber die beiden haben fantastische Talente. Es haben jetzt auch andere getroffen, schön langsam ergibt sich also ein schlüssiges Bild bei der Wiener Austria.“
…über das Thema Tabakovic: „Man sollte das Thema Tabakovic ruhen lassen, das ist vorbei. Trainer Wimmer hat trotzdem weiterhin den Fokus auf diese Art Fußball zu spielen, mit dem 3-4-3 und den starken Flügelpositionen, gelegt und schön langsam trägt das Früchte. Daher finde ich dieses Jammern, dass es keinen Präsenzspieler im Strafraum gibt, sinnlos. Wenn man dann diese starken Flügelpositionen hat, die Vorlagen geben und auch selber Tore machen, ist Tabakovic einfach Geschichte.“
…über die Stärken und Schwächen der Wiener Austria: „In der Verteidigung hat es phasenweise Probleme gegeben, die muss man in den Griff bekommen. In der Verteidigung fehlt ein bisschen diese Synergie, die Gruber etwa mit Fitz oder anderen hat. Dann würde dort alles auch viel besser funktionieren. Sollte die Defensive stabiler bleiben und vielleicht die verletzten Spieler wieder dazukommen, dann ist die Chance weitaus besser, dass man vorne noch effizienter und durchschlagskräftiger agieren kann. Meine Bedenken habe ich noch im zentralen Mittelfeld, da ist aus meiner Sicht der Hauptangriffspunkt von Trainer Wimmer.“
…über die Kritiken an FAK-Trainer Michael Wimmer: „Ich glaube, man muss als Trainer mit dem Umstand leben, dass man Kritik von Menschen bekommt, die im Journalismus arbeiten. Aber die entscheidenden Leute sind die, die im Verein das Sagen haben und nicht, ob etwas in der Zeitung steht. Ich denke, bei der Austria war nie ein Zweifel an Michael Wimmer da. Und wenn man gesehen hat, wie sehr die eigenen Fans hinter dem Trainer stehen, ist das eine ganz runde Sache. Natürlich ist es klar, dass auch Ergebnisse hermüssen, aber die Gesamtsituation, die bei der Austria war, muss man auch in das Bild integrieren. Wenn das geschieht, ist diese Diskussion eine rein beruflich erzeugte von denen, die den Sport auch medial erzeugen.“
…über Jürgen Werner und die Finanzlage der Wiener Austria: „Entscheiden tun die Leute, die die Kredite vergeben haben an die Austria. Wenn die sagen, sie wollen das Geld jetzt haben, dann wird die Austria den Kredit nicht bedienen können. Die Schulden betreffen ja nicht nur einen selber, sondern auch den, bei dem man die Schulden hat. Sollte die Bank Austria also die Wiener Austria eliminieren wollen und den Kredit fällig stellen, würden sie sich in das eigene Fleisch schneiden, weil sie kein Geld sehen. Der Geldgeber ist also daran interessiert, dass die Wiener Austria sozusagen weiterlebt und irgendwann die Schulden abbezahlen kann. Das Team wird sich mit diesen Angelegenheiten also nicht unbedingt befassen. Es gibt ja jetzt einen neuen Wirtschaftsgeschäftsführer, der sich um das Thema kümmern wird. Ich denke, die Austria wird es schaffen, aus diesem Schlamassel zu kommen, aber man braucht natürlich Einnahmen aus dem europäischen Bereich, sprich Champions League oder Europa League. Dort hin sollte also der Weg gehen. Ich glaube, dass das Potential der Austria nicht hundert Prozent ausgereizt ist.“
…über Sturm Graz und den GAK: „Was den GAK betrifft, kann ich nur erinnern, dass die Saison noch lange ist. Die Chance ist natürlich sehr hoch, aber du musst es erst einmal zu Ende bringen. Und bezüglich Sturm erinnere ich daran, dass sie nicht gegen Salzburg gewinnen müssen, sondern die restlichen Spiele gegen die vermeintlich kleinen Spiele gewinnen müssen. Und das wird am Ende alles entscheiden, denke ich. Wenn Sturm die eigenen Partien gegen die kleinen Teams für sich entscheiden kann, ist man trotzdem vorne, weil Salzburg auch noch ein Ausrutscher passieren kann.“
…über die Schnelllebigkeit im Fußball: „Markus Pink ist nach China gegangen, und das im Alter von 32. Mittlerweile ist ja der Fußball so geschnitzt, dass das Hier und Jetzt mehr zählt. Wenn ein Spieler jetzt gerade super performt, ist er interessant, egal wie alt er ist. Beim Denken im Fußball interessiert die meisten nurmehr das Hier und Jetzt, was in zwei Jahren ist, interessiert keinen Menschen. So lange kann vielleicht Manchester City planen, Real Madrid oder wer auch immer, aber nicht Wolverhampton, die Wiener Austria oder Rapid.“
…über das ÖFB-Team: „Ich denke, dass Belgien eine ganz ausgezeichnete Truppe hat. Sie haben auch zwei Stürmer, die in Europa ganz oben anzusiedeln sind, nämlich Lukaku und Openda. Die beiden muss Österreich in den Griff bekommen, sodass sie gar nicht angespielt werden. Da wird unser Mittelfeld sehr gefragt sein. Am Ende werden wir und auch die Belgier mit einem Unentschieden zufrieden sein, weil es beiden hilft.“
Über Sky Österreich
12.10.2023