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Gast bei Kimberly Budinsky im Sky Sport Austria Talkformat “RIESENrad – Sportgrüßen im Waggon 28“ war Ski-Doppelweltmeisterin Elisabeth Görgl.

Alle Stimmen zu „RIESENrad – Sportgrößen im Waggon 28“
Elisabeth Görgl (Ehemalige Skifahrerin):

…über ihre Entscheidung, Skifahrerin zu werden: „Das hat sich wie alles bei mir im Leben entwickelt. Es war sehr schnell klar, dass ich wenig Angst habe, schon als Dreijährige beim Schifahren. Meine Mutter war auch eine großartige Sportlerin, da war das Skifahren irgendwie in der Familie. Mein Bruder ist ja auch Rennen gefahren und bis in den Weltcup gekommen. Es war einfach von klein auf eine Begeisterung für den Sport da. Wir sind sehr frei erzogen worden, konnten alles machen, waren auch viel in der Natur draußen. Eigentlich sind wir sehr spielerisch an das Thema herangeführt worden. Mit fünf oder sechs haben wir dann die ersten Rennen im Skiverein gefahren. Es war nicht ganz der typische Weg, denn da wo ich aufgewachsen bin, hatten wir nicht so viele Skigebiete mit Kunstschnee. Dementsprechend war dann die Entscheidung, mit zehn in das Skiinternat in Schladming zu gehen. Ich habe dann mit Ach und Krach die Aufnahmeprüfung geschafft und dann alles aufgesaugt, was ich konnte. Innerhalb von drei Monaten habe ich mich dann sehr gut entwickelt und meinen Weg dort gemacht. Ich habe mit zehn schon gesagt, dass ich Skifahrerin werden möchte. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich dahingehend so unterstützt worden bin.“

…über den Anteil, den ihre Mutter an der Entscheidung hatte: „Meine Mama wollte das gar nicht so, dass wir auch in den Sport und in ihre Fußstapfen treten. Sie hat natürlich auch alle Seiten des Sports kennengelernt und wollte uns das, glaube ich, nicht antun. Aber die Kinder haben sich durchgesetzt. Und für mich war es perfekt so.“

…über die Kreuzbandrisse, die sie sehr früh in ihrer Karriere hatte: „Ich habe drei Kreuzbandrisse gehabt, mit 15, mit 16 und mit 20. Bei mir war es so, dass alle gesagt haben, dass ich so talentiert bin und ich in jungen Jahren auch alle Rennen gewonnen habe. Alle haben gesagt, dass ich mit 15 in den Weltcup kommen könnte, wenn ich mich nur nicht verletze. Das war dann nicht so, beim sechsten FIS-Rennen habe ich mir das erste Mal das Kreuzband gerissen, ein Jahr darauf noch einmal. Natürlich fängt man dann an zu hinterfragen, ob das überhaupt das Richtige für mich ist. Ich bin drangeblieben, weil ich im Herzen gespürt habe, dass Skifahren das Richtige für mich ist. Ich musste halt hinterfragen, was ich anders machen kann und was mir guttut. Da habe ich sehr viel gelernt. Für mich ist es kein Zufall, dass ich nach dem dritten Kreuzbandriss 16 Jahre nichts mehr gehabt habe.“

…über die Bedeutung der WM-Goldmedaillen für sie: „Garmisch war schon wirklich der Gamechanger. Grundsätzlich waren alle meine Schritte in meiner Karriere Meilensteine, egal ob es der erste Weltcup Sieg war oder davor das erste Weltcup-Podest. Dass es dann so funktioniert in Garmisch, dass ich am Vortag bei der Eröffnung singe und dann das erste Mal Gold gewinne, war unglaublich. Auch, danach im Fokus zu bleiben war Schwerstarbeit. Bei der Kombi bin ich im Slalom fünfte geworden, bei der Abfahrt habe ich einen absoluten Traumlauf hingelegt. Das war so krass, ein absoluter Flow-Run. Im Riesentorlauf war ich ja auch noch am Start und ich war wirklich in einer Bombenform. Es war wirklich schön, dass ich alles zeigen konnte, was in mir steckt.“

…über ihren Entschluss, ihre Karriere zu beenden: „Ich habe 2014 nach Sotschi schon überlegt, wie lange ich noch fahren soll. Diese Gedanken kommen, wenn man ein halbwegs realistischer Mensch ist. Du bist dann in einer Frauenschaft, teilweise 15 Jahre älter als die anderen. Da hat man andere Themen. Es ist ja nicht nur das Rennfahren. Du lebst aus dem Koffer, siehst ganz viele Orte, die aber irgendwann alle gleich sind. Bei mir hat sich privat auch etwas verändert, meine Beziehung hat mich schon auch motiviert, alles noch mehr zu hinterfragen. Ich habe einfach gespürt, meine Bedürfnisse ändern sich. Final war es dann so, dass ich 2017 nach der Saison Alexandra Meissnitzer angerufen habe und sie gefragt habe, was ich machen soll. Sie hat dann gesagt, dass ich einfach in mich hineinhorchen soll, was ich spüre. Und ich habe dann gespürt, dass ich nicht mehr will. Das hat wirklich lange gedauert. Es war meine Berufung und ich habe 24/7 an nichts anderes gedacht und es hat mir so getaugt, auch heute noch. Ich fahre heute noch irrsinnig gerne Ski und vermittle das auch gerne weiter. Wie sich ein richtiger Schwung anfühlt, wie es sich anfühlt, auf der Kante zu fahren. Es ist einfach der geilste Sport auf Erden.“

…über Alexandra Meissnitzer und die anderen Ski-Größen von damals: „Die Alex war eigentlich fast eine ganze Generation vor mir, so halb. Wir waren ja noch gemeinsam im Team und ich habe immer so ein bisschen zu ihr aufgeschaut, auch zu Renate Götschl und Michaela Dorfmeister. Das waren die golden Girls. Ich weiß noch, wie ich mit 15 in Sölden am Gletscher war und trainiert habe und Hermann Maier auch auf dem gleichen Hang trainiert hat. Ich habe mir nur gedacht ‚Wahnsinn, ich bin mit Hermann Maier und den anderen Größen am gleichen Berg und darf den gleichen Hang hinunterfahren!‘ Irgendwann habe ich dann da auch dazugehört. Unter dem Strich verbindet uns alle, dass wir ganz normale Menschen sind, die eine Chance bekommen haben.“

…auf die Frage, ob es immer klar war, dass die Musik der nächste Schritt nach dem Karriereende sein wird: „Es ist heute noch nicht zu 100 % klar. Man ist so intensiv in dieser Welt, es ist eine eigene Blase, und dann scheidet man aus. Dann fragt man sich erstmal, um was es jetzt geht. Du hast keinen Druck, es ist egal, ob du in der Früh aufstehst. Die Struktur bricht also weg. Und vor allem habe ich ein irrsinnig intensives Leben gehabt, was kann da noch mithalten? Gleichzeitig hat man aber nicht mehr so den Biss, will nicht mehr so viel leisten müssen und will ein bisschen mehr Freiheit. Ich glaube, ich habe diese Phase gut durchstanden, auch mit dem Luxus, dass ich nicht sofort arbeiten müssen habe. Ich habe mir auch mal eine Auszeit gönnen können. Ich habe dann einige Ausbildungen gemacht, aber parallel immer etwas mit Musik zu tun gehabt. Ich habe einfach von klein auf gespürt, dass Musik und Kunst mich neben Sport und Bewegung total abholen und etwas ist, das ich liebe und lebe. Es begeistert mich einfach. Ich bin ganz froh und dankbar, dass ich da meinen Weg gefunden habe, auch in den letzten eineinhalb Jahren selber Songs kreiert habe. Es ist schon ein Unterschied, ob ich Covers oder Lieder von jemand anderem singe, oder wirklich meine eigenen Gedanken und Emotionen da 100 % reinpacke.“

…über ihr erstes eigenes Album: „Es ist sehr emotional, vielleicht auch tiefgründig. Es ist alles autobiografisch und aus meinem Leben. Es sind Songs dabei, die es schon gegeben hat, die Lead-Single habe ich komplett selber geschrieben und komponiert. Den Text habe ich in relativ kurzer Zeit geschrieben, das ist einfach aus mir herausgesprudelt. Dann habe ich das Handy genommen und angefangen, den Text zu singen. So war dann das grobe Konzept des Songs fertig. Und um diesen Song, der sehr emotional ist, sind dann die anderen Songs und das Album entstanden. Ich wollte die ganze Reise erzählen mit dem Album.“

…auf die Frage, wem das Album gewidmet ist: „In erster Linie ist es schon mir selbst gewidmet. Es war für mich wichtig, diese Reise anzutreten. Der Titel und auch die Handlung vom Album sind meinem Ex-Freund gewidmet, dem ich einfach danke sagen möchte für ganz viele schöne Momente und eine coole Reise.“

…über die Dinge, mit denen sie konfrontiert wurde, als sie das Album geschrieben hat: „Ich bin da mit Dingen konfrontiert worden, die ich so noch nicht gekannt habe. Für mich ist ein Kreuzbandriss im Vergleich zu dem, was ich da erlebt habe, nichts. Es war so emotional. Wir kennen alle die Frage, was es heißt, sich selbst zu lieben. Und ich bin mit der Frage auch konfrontiert worden, was brauche ich im Leben wirklich? Ich bin da wirklich in einen super Transformationsprozess gekommen. Ich weiß heute noch nicht, wie man es schafft, eine Beziehung eine lange Zeit zu führen und sich dabei selbst nicht zu vergessen. Es ist eine spannende Frage und ich möchte es herausfinden.“

…auf die Frage, ob ihr Musik und Sport dasselbe geben kann: „Skifahren ist ein Einzelsport. Natürlich braucht man ein starkes Team dahinter, aber es ist cool für mich alleine die Ski anzuschnallen und meine Schwünge in den Schnee zu ziehen. Das ist für mich pure Freiheit, pure Liebe. Also Skifahren an sich, Rennen muss ich nicht unbedingt noch einmal fahren. Musik ist halt einfach cool, etwas mit einer Band zu kreieren und auf einer Bühne zu stehen. Da passieren auch magische Momente, wenn alles ineinanderfließt und jeder seinen Teil dazu beiträgt. Das ist auch pure Freude und vielleicht auch Freiheit. Vielleicht ist Sport und Musik sich näher, als man glaubt. Sport und Musik sind zwei Sprachen, die jeder auf der Welt versteht und die die Menschen miteinander verbinden.“

…über das Angebot, einen Tag mit ihr Ski zu fahren: „Grundsätzlich ist der Plan, dass ich die Leute dort abhole, wo sie sind, und ihnen etwas beibringe damit sie danach dann ein besseres Gefühl haben als davor. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass sich jeder Einzelne massiv unterschätzt. Da geht voll viel. Wir wissen es aus dem Sport: Raus aus der Komfortzone, dort findet Wachstum statt.“

…auf die Frage, was sie mit ihren Vorträgen weitergeben möchte und warum sie das tut: „In den Vorträgen beziehe ich mich auf eine ganz besondere Story. Ich war noch sehr klein, elf Jahre alt, und hatte vor einem Rennen in der österreichischen Meisterschaft massive Versagensängste. Dann kam ein Trainer zu mir, der gesehen hat, dass es mir nicht gut ging, und hat mir gesagt: ‚Fahr mit Herz.‘ Ich bin dann das Rennen gefahren und habe gewonnen. Das ist für mich seitdem ein ganz wichtiger Satz, ich mache alles mit Herz. Ob ich jetzt auf der Bühne stehe, einen Vortrag halte oder ob ich Skifahren bin. Wenn wir alle mehr in unserer Herzensebene wären, würden wir eine ganz andere Welt haben. Da geht es mir jetzt gar nicht so um Licht und Liebe, sondern einfach darum, was wirklich im Herz drin ist. Und ich glaube, dass sehr viele Menschen verletzt und gekränkt sind im Herzen und wir haben es selber in der Hand, das zu drehen, wenn es uns bewusst ist. Wir auf der Bühne und in den Medien wissen, was Wörter für eine Kraft haben. Es geht mir wirklich um Bewusstsein und dass man bewusst mit allem umgeht. Alles hat einen Effekt, wirklich alles. Ich erzähle in meinen Vorträgen von meinem Leben und meinen Gedanken und vielleicht ist das ein Anstoß, gewisse Dinge noch einmal zu hinterfragen und aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“

…darüber, wie es dazu kam, dass sie bei der Eröffnung der WM in Garmisch-Partenkirchen gesungen hat: „Ich bin gefragt worden, das war komplett verrückt. Herbert Mandl hat mich im Dezember angerufen und gesagt, dass das Organisationskomitee will, dass eine Athletin oder ein Athlet bei der Eröffnung einen Song mit der Band singt. Ivica Kostelic, der ein guter Musiker ist, wollte nicht, Maria Riesch hat gesagt, dass sie nicht singen kann, und jetzt wollen sie mich fragen. Ich habe dann kurz in mich hineingespürt, ein Lächeln in meinem Herz gespürt und zugesagt.“

…auf die Frage, ob es eine Möglichkeit wäre, ihrem Vater in der Karriere als Psychotherapeut zu folgen: „Es ist schon etwas, das mich sehr interessiert. Ich bin immer gerne für einen guten Rat da in meinem Freundeskreis, aber ich weiß es nicht. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.“

Das exklusive Sky Sport Austria Talkformat „RIESENrad – Sportgrößen im Waggon 28“
„Es lebe der Sport!“ – frei nach dem Motto von Reinhard Fendrich präsentiert Sky Sport Austria das Talkformat „RIESENrad – Sportgrößen im Waggon 28“. Bei Sky Sport Austria Moderatorin Kimberly Budinsky erzählen die Legenden und großen Persönlichkeiten des Sports ihre einmalige Lebensgeschichte. Schauplatz des Talks ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der österreichischen Metropole – das Wiener Riesenrad. In einem zu einem Fernsehstudio umfunktionierten Waggon geben außergewöhnliche Sportgrößen exklusive Einblicke abseits der Sportarena und lassen die österreichischen Fans an den Höhen und Tiefen ihres Lebens teilhaben: Welche einschneidenden Erlebnisse haben sie geprägt? Welche Steine haben den Weg blockiert und welche persönlichen Hürden mussten sie überwinden?

Medieninfo Sky Österreich

03.12.2023


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