Vor knapp einem Jahr übernahm Andreas Ivanschitz den Posten des Sportdirektors bei der Vienna. Im Interview spricht der 40-Jährige über sein erstes Jahr als Sportdirektor, die Entwicklung in der sich der Verein befindet und die vergangene Herbstrunde, aber auch über die Ziele für das kommende Jahr.
Hallo Andi, bald ist es ein Jahr her, dass du Sportdirektor bei der Vienna geworden bist. War es für dich ein befriedigendes Jahr?
Es war auf jeden Fall ein aufregendes Jahr mit einigen Herausforderungen. Ich bin absolut zufrieden, in welche Richtung sich der Verein entwickelt und sehe tagtäglich, dass in allen Bereichen hart gearbeitet wird. Sportlich gesehen gibt es immer Dinge, die verbessert werden können bzw. müssen, aber auch hier hat sich die Mannschaft bei dem ein oder anderen Spiel schon sehr gut präsentiert.
Wie bewertest du die Herbstmeisterschaft für die Vienna?
Es sind richtig gute Spiele dabei gewesen, wo leider die Resultate nicht gepasst haben und dann wieder durchwachsene Spiele, wo wir voll gepunktet haben. Zum Saisonstart waren wir noch zu inkonstant, um auch in der Tabelle weiter oben stehen zu können. Trotzdem ist der Abstand zu Rang zwei nicht allzu groß und mit Ende der Hinrunde kamen wir auch in einen Flow mit guten Ergebnissen.
Entspricht der Tabellenrang den gezeigten Leistungen oder ist auch das Wort Pech angebracht?
Nein, ich würde nicht sagen, dass das am Pech lag. Da gehört schon mehr dazu. Ich bin da immer sehr klar in meiner Meinung und wir müssen klar bei unseren Themen bleiben und keine Ausreden suchen. Dinge, die wir beeinflussen können, auf die müssen wir uns konzentrieren, das hat dann auch nach dem Saisonstart immer besser funktioniert.
Heuer haben wir mehrere 2:0-Vorsprünge noch hergeben müssen. Gibt es dafür eine sportwissenschaftliche Erklärung?
Am Beginn der Meisterschaft kann man durchaus sagen, dass wir noch nicht eingespielt oder nicht fit genug waren. Es sind auch einige Spieler spät in der Vorbereitung dazugestoßen. Vor allem bitter waren die zwei Back-to-Back-Spiele zuhause gegen Sturm II und den GAK, welche wir in der 2. Halbzeit hergeschenkt haben. Fußball ist halt unberechenbar, je mehr wir aber bei uns bleiben und nicht nach Ausreden suchen, desto größer wird die Entwicklung sein. Und diese brauchen wir, wenn wir kurz- und mittelfristig unsere Ziele erreichen wollen.
Wir gehen in die Winterpause. In welchen Mannschaftsteilen siehst du aktuell Handlungsbedarf? Vorne oder hinten?
Wir haben aktuell einen guten Kader und ich habe volles Vertrauen in diesen. Aber es ist ganz klar, dass wir ständig den Markt sondieren und die Füße nicht stillhalten. Scouting ist immer „Work-in-progress“ und es ist nach dem großen Umbruch im Sommer auch mal wichtig, den Spielern das Vertrauen zu schenken.
Nach welchen Spielen gingst du erfreut, nach welchen frustriert nach Hause?
Ich bin selten zufrieden und setze die Erwartungshaltung relativ hoch an. Es gibt immer Themen, die verbessert gehören. Aber Siege werden und müssen gefeiert werden. Ehrlich gesagt ist es das schönste Gefühl, die Jungs und das Trainerteam nach einem Sieg mit unseren Fans feiern zu sehen. Das gibt dir immer, egal ob du gut oder schlecht gespielt hast, ein positives Gefühl und Energie.
Die Amateurmannschaft eilt von Sieg zu Sieg und dominiert die 2. Landesliga. Drängen sich da Talente für die Kampfmannschaft auf oder sollte man aufgrund des Ligaunterschiedes realistisch bleiben?
Es ist eine große Freude, mit welcher Souveränität die Amateure spielen und es macht Spaß der Mannschaft zuzuschauen. Die Jungs performen richtig gut, zeigen eine Entwicklung in unserer Spielphilosophie. Ich beobachte das natürlich sehr genau. Der Aufstieg in die Stadtliga ist das große Ziel und parallel darf der ein oder andere auch schon mit den Profis mittrainieren, was uns sehr wichtig ist. Es muss unser Ziel sein, den Jungs auch in der Kampfmannschaft Chancen und Spielminuten zu geben.
Wo sollte die Erste der Vienna am Ende der Frühjahrsmeisterschaft stehen?
Wir brauchen eine Weiterentwicklung, die spür- und erkennbar ist und müssen einfach weiter hart arbeiten. Das wird die Basis für den zukünftigen Erfolg sein. Denn wenn es eine Entwicklung gibt, dann wirst du am Ende auch positive Resultate holen und in der Tabelle weit oben stehen.
Gibt es einen Plan, ab wann der Aufstieg in die Bundesliga das definierte Ziel der Vienna ist?
Ausgegeben wurde das Ziel mit der „Vision 2026“ bis ins Jahr 2026. Aber auch hier wird es darum gehen, tagtäglich einen Plan zu haben und hart dafür zu arbeiten. Auf Knopfdruck ist noch niemand Meister geworden. Im Hintergrund arbeiten wir alle gemeinsam im Verein an dem großen Ziel, um auch die Strukturen für unseren Erfolg langfristig zu schaffen.
Presseinfo
First Vienna FC
12.12.2023