Raffael Behounek

© Sportreport

Der Willem II Tilburg Legionär Raffael Behounek und Sky-Experte Marc Janko waren zu Gast beim Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis Spezial EURO 2024“.

Raffael Behounek (Spieler Willem II Tilburg):
…über die bisherige Leitung der österreichischen Innenverteidiger bei der Europameisterschaft: „Ich denke, dass man gegen Frankreich schnell einmal schlecht ausschauen kann, aber insbesondere gestern haben sie es sehr, sehr gut gemacht. Ich bin sowieso großer Gernot Trauner Fan. Der kommt gegen Frankreich rein und bringt sehr viel Ruhe ins Spiel, gestern macht er zum drüber streuen noch ein Tor. Es ist schon sehr beneidenswert. Es ist seine erste EM und allzu viele Spiele für das Nationalteam hat er dann auch noch nicht, aber er spielt als würde er schon seit zehn Jahren da mitspielen. Das ist echt schon sehr, sehr hohe Qualität, die er da mitbringt. Es hat mich sehr für ihn gefreut, dass er ein Tor geschossen hat.“

…über die bisherige Leistung des gesamten österreichischen Nationalteams: „Vor allem im Spiel gestern hatten wir ein paar Phasen, die wir überstehen mussten, aber im Großen und Ganzen war das ein hochverdienter Sieg gegen einen ganz ordentlichen Gegner. Gegen die Franzosen wäre das Gegentor vielleicht auch gar nicht gefallen, wenn der Schiedsrichter da ein bisschen mitspielt, dann weiß man auch gar nicht, wie das ausgeht. Da Abstoß zu geben ist schon sehr, sehr hart gewesen, vielleicht fällt aber auch das Tor ein bisschen zu einfach. Im Großen und Ganzen kann man nach Jahren wieder Stolz sein auf das österreichische Nationalteam. Ich kann mich auch an Spiele erinnern, wo vielleicht 3000 Leute zuschauen waren. Das war dann so eine Phase, die nicht so gut war. Wir hatten vielleicht auch Trainer in der Vergangenheit, die nicht das letzte Potential aus der Mannschaft herausgeholt haben, da waren die Spiele dann vielleicht auch sehr unattraktiv anzuschauen. Da habe ich ehrlicherweise auch lieber etwas anderes in meiner Freizeit gemacht. Spätestens mit der Bestellung von Ralf Rangnick hat sich das total gewendet. Wir spielen einen aktiven Fußball, einen attraktiven Fußball und definieren uns schon mehr über das Spiel gegen den Ball, wo wir auch sehr gut drin sind. Es macht Spaß, dem Team zuzuschauen und wir hoffen, dass wir so weit kommen wie nur möglich.“

…über den Spielstil der Franzosen: „Sie kommen auch nur so weit mit ihrem Spielstil, weil sie die Qualität haben. Wenn wir so spielen würden, wie die Franzosen, dann wäre nach der Gruppenphase auch Endstation.“

…über Christoph Baumgartner: „Ich würde mal sagen, dass er schnell ist und einen tiefen Schwerpunkt hat. Das ist als Verteidiger ganz unangenehm. Er hat sich wahrscheinlich die Saison in Leipzig auch anders vorgestellt. Es kommen ein paar Spieler mit guten Leistungen im Gepäck, bei ihm ist das nicht so der Fall, weil er sich die Saison in Leipzig sicher anders vorgestellt hat. Er ist aber seit Spielen unser bester und wichtigster Mann, dass er dann gestern das Tor macht, hat mich wenig verwundert. Es war auch sehr schön herausgespielt. Der Wechsel Prass für Mwene war auch goldrichtig, weil man dann einen Linksfuß hatte, der die Bälle auf direktem Weg in die Mitte befördern kann und nicht öfter einmal abbricht. Es war ein hervorragendes Tor, von hinten heraus gespielt bis nach vorne, ein absolutes Teamtor. Das spiegelt die Qualitäten der österreichischen Mannschaft ganz gut wider. Es war sehr schön anzuschauen.“

…darüber, wie die Gruppe in den Niederlanden aufgenommen wurde: „Eigentlich recht positiv, würde ich sagen. Ich glaube nicht, dass die Holländer großartig Angst vor den Österreichern hatten oder haben. Das glaube ich nicht, die Holländer sind ein stolzes Volk, vielleicht auch ein bisschen eingebildet in der Hinsicht. Ich denke aber schon, dass die Niederländer ein kleines Stück über uns zu stellen sind, aufgrund der individuellen Qualität die sie haben. Sie haben ja auch irgendwo ein System, das sie dann kontinuierlich herunterspielen. Von dem her war die Gruppe ihnen relativ egal, bis auf die Franzosen, die sie vermutlich nicht so gerne gehabt hätten.“

…über die bisherige Leistung von Stefan Posch und seinen Positionswechsel: „Es ist schon eine massive Umstellung. Er spielt es jetzt eh schon länger und weiß schon, wie man das macht. In Italien lernt man dann auch wirklich das Verteidigen. Aber man hat schon gesehen, dass die Franzosen auf jeder Position schneller waren als wir. Da waren ja nicht nur die Flügelspieler, sondern auch ein Kante oder Rabiot, die einfach schneller sind. Ich denke aber schon, dass unsere Außenverteidiger es gegen die Franzosen brutal schwer hatten, im Großen und Ganzen haben sie es recht gut gemacht. Die Franzosen haben uns ein oder zwei Mal ausgekontert, das war auch nicht so der Plan, aber das kannst du dann aufgrund der hohen individuellen Qualität auch schwer verhindern. Insgesamt haben es aber insbesondere die Außenverteidiger sehr gut gemacht, da ist die Geschwindigkeit dann nicht so wichtig. Natürlich kommt es irgendwann zum Tragen, aber nicht in dem Ausmaß, dass man dann da sitzt und sich fragt, was passiert ist.“

…über die Regel, dass nurmehr der Kapitän mit dem Schiedsrichter spricht: „Ich finde die Änderung schon ganz angenehm, weil es schon sehr anstrengend ist, wenn sie da drei Minuten diskutieren und wieder Zeit von der Uhr genommen wird. Aber die Spielchen mit Ball wegnehmen und so finde ich in Ordnung, das hat ja oft einen taktischen Hintergrund.“

…darüber, was ihm bei der Europameisterschaft positiv auffällt: „Wenn ich nicht beteiligt bin, ist es gut, wenn viele Tore fallen. Aber ich finde insbesondere, wenn dann Türkei gegen Georgien spielt, da haben zwei Mannschaften gespielt, die einfach geschossen haben. Viele Spiele von kleineren Mannschaften haben einfach ein offenes Visier, da hat man einfach ein attraktives Fußballspiel. Wenn größere Mannschaften involviert sind, wird es immer taktischer und immer uninteressanter für den objektiven Zuschauer, das anzuschauen. Da muss ich schon sagen, dass insbesondere das Türkei Spiel erfrischend war, mit den Traumtoren. Dass die türkischen Fans dann ihren Teil dazu beitragen, dass das ein Volksfest war, war auch toll. Die türkischen Fans sind sehr amüsant. Sie bringen sehr viel Stimmung mit, sind aber gleichzeitig auch sehr lustig, weil sie mit vollem Herz dahinter sind. Die tragen auch ihren Teil zu einer schönen Europameisterschaft bei.“

…über seine Favoriten: „Ich habe vor der EM schon gesagt, dass es die Franzosen werden. Ich habe immer das Gefühl bei den Franzosen, dass sie immer nur das Nötigste tun, mit dem Vertrauen und Wissen, dass sie da sind, wenn es darauf ankommt. So haben sie die letzten Jahre auch gestaltet. Die Spanier habe ich überraschend stark gefunden, die hatte ich nicht so auf der Rechnung. Die sind schon sehr stark, auch hinten hinaus über die Sechser. Die Engländer hätte ich nicht so zu meinen Favoriten gezählt, weil der Trainer schon seit Jahren seinem eigenen Ding folgt. Mit einem anderen Trainer wären sie wesentlich stärker oder hätten schon den einen oder anderen Titel in der Vergangenheit gewonnen. Aber ich bleibe bei den Franzosen, weil die so gut sind. Sie haben das WM Finale gegen die Argentinier verloren, die sind wieder reif für einen Titel. Spätestens wenn Mbappe zurückkommt, ist es noch einmal unangenehmer, gegen sie zu spielen.“

…über den Meistertitel in der zweiten niederländischen Liga und den Fußball in den Niederlanden: „Begonnen hat es tatsächlich sehr schlecht. Wir haben in der fünften Runde das Derby zu Hause 4:1 verloren und eine sehr klägliche Leistung abgeliefert. Dann wurden der Trainer und der Sportdirektor gleich rausgeworfen. Spätestens mit der Ankunft des neuen Trainers haben wir aus den ersten zehn Spielen gleich neun gewonnen und eines verloren. Da ist es wieder sehr gut gelaufen. Ich denke, dass mein Fußball grundsätzlich besser in die Niederlande passt als nach Österreich, weil der Fokus schon eher auf dem Spiel mit dem Ball liegt. Ich war tatsächlich am Anfang überrascht über das Niveau in der zweiten holländischen Liga, das hätte ich mir nicht so stark erwartet. Da kann man natürlich sagen, dass wir ein Jahr erwischt haben, wo viele ehemalige Erstligisten in der zweiten Liga waren, die dann alle aufsteigen wollten und ein vernünftiges Budget hatten. Dennoch wird oft sehr offensiv gespielt und die Defensive gerne vernachlässigt wird. Ich habe in 37 Spielen sicher 37 mal eins gegen eins auf der Mittellinie verteidigt, wenn der Stürmer dann schneller war als ich war das nicht so gut. Meister werden ist nie einfach, das habe ich mir auch einfacher vorgestellt als ich hingekommen bin. Aber ich bin sehr froh, dass sich das dann gut gefügt hat und am Ende des Tages ein sehr schönes Jahr war.“

…darüber, wie sich sein Spiel in Holland entwickelt hat: „Ich denke, dass ich einfach viel erwachsener geworden bin in meinem Spiel. Wir wollten aufsteigen, wollten Meister werden, da hat man dann öfter den Ball und legt das Spiel auch anders an. Ich bin also wesentlich erwachsener und reifer in meinem Spiel geworden, besonders im Spiel gegen den Ball. Dadurch, dass ich sehr viel eins gegen eins verteidigen musste, habe ich mich auch weiterentwickelt. Das Spiel mit dem Ball war nie das größte Problem meinerseits, ich war oft vielleicht Bruder Leichtfuß und bin zu sehr Risiko gegangen, auch wenn das bei mir oft extremer ausschaut, als es ist.“

Marc Janko (Sky Experte):
…über die Umstellungen in der österreichischen Nationalmannschaft gegen Polen: „Ich war auch am Anfang etwas überrascht, dass wir doch so viel durchgewechselt haben. Auf der anderen Seite fand ich es aber doch wieder cool, dass es nicht nur eine Floskel ist, wenn der Trainer sagt, dass er allen seinen Kaderspielern vertraut. Das hat er gestern durch diese Aktion wirklich untermauert. Gestern ging es wirklich ums eingemachte, die Jungs mussten gewinnen. Auf den zweiten Blick habe ich es aber auch total verstehen können, dass zumindest ganz vorne Marco gespielt hat. Man ist wahrscheinlich davon ausgegangen, dass man gegen Polen mehr Spielanteile hat und die hohen Pressingaktionen für uns überschaubar sein werden. Da muss halt der Marco mit seinen 36 nicht mehr ganz so weite Wege laufen wie es gegen die Niederlande sein wird. Das tut ihm einfach besser und er ist ein Spieler, der immer den Unterschied machen kann. Er kann auf engstem Raum Mitspieler und sich selbst freispielen, Bälle festmachen. Er ist ein nahezu kompletter Stürmer und deswegen habe ich das ganz vorne verstanden. Hinten gibt es Schlechteres als Lienhart und Trauner, die haben das richtig stark gemacht. Trauner ist ja auch immer wieder sehr torgefährlich bei Standardsituationen, hat dann eben auch das 1:0 geschossen für uns. Egal wie man es dreht und wendet, wir haben wirklich eine großartige Truppe beisammen, wo jeder jeden ersetzen kann im weitesten Sinne und deswegen habe ich es voll verstanden.“

…über Gernot Trauner: „Ich finde es auch bemerkenswert, wie lange er unter dem Radar gelaufen ist. Der hat ja auch schon zu seinen Rieder Zeiten und auch später beim LASK unfassbare Leistungen gebracht. Dass er nicht schon früher irgendwo aufgeschlagen ist, wo es um viel mehr geht, wo es ein viel höheres Renommee gibt, auch international, hat mich sehr gewundert. Er war schon damals in meinen letzten Zügen des Nationalteams immer wieder mal dabei, wurde auch immer wieder eingeladen und es war immer unfassbar unangenehm, gegen ihn zu spielen. Er ist auch physisch ein starker Spieler. Neben dem Platz ist er ein bisschen ein ruhigerer Typ, was nichts Schlechtes ist, aber auf dem Platz ist er durch seine Präsenz ein irrsinniger Leader. Das hat er auch in Holland weiter fortgesetzt und ist, glaube ich, nicht zu Unrecht dort Fanliebling, weil er das auch mit Leistungen untermauert und auch immer wieder das eine oder andere wichtige Tor schießt, wie auch jetzt für Österreich.“

…über das Tor von Gernot Trauner gegen Polen: „Sein Tor war auch technisch richtig schwer zu machen. Den musst du erst einmal so drücken können, auch noch dazu so eine Wucht dahinter bekommen. Das war technisch wirklich allerhöchste Güte, was er dort geleistet hat und ein verdammt wichtiges Tor für uns.“

…über die bisherige Leistung von Phillip Mwene bei der Europameisterschaft: „Es hat sich schon die letzten Monate abgezeichnet, muss man fast sagen. Er ist ein Spieler, der sehr konstant seine Leistungen abrufen kann und auch immer dazu beiträgt, dass nach vorne und nach hinten die Arbeit als getan gewertet werden kann. Er hat eine super Entwicklung gemacht. Auch das ist so ein bisschen ein Fall, der das Potential für etwas Höheres hätte, als er momentan spielt, bei allem Respekt vor Mainz 05. Ich glaube schon, dass er das Potential hat, dass er einen Schritt weiter machen kann.“

…auf die Frage, ob die österreichische Mannschaft im vergleich zu vergangenen Turnieren auf einem anderen Level ist: „Auch das ist etwas, das Trainer Rangnick ausstrahlt. Das hat er in der Pressekonferenz vor dem Match gesagt, weil die Rede davon war, wie die Mannschaft mit Druck umgeht. Er hat gemeint, dass man in der Vorrunde irgendwann mal ein Spiel gewinnen muss, so ist das bei einer Europameisterschaft. Mit einem Punkt oder null Punkten kommst du nicht weiter. Das waren wir uns immer bewusst und es war auch jedem bewusst, dass wir im ersten Spiel eine Top zwei Nation bespielen müssen. Gegen die haben wir jetzt verloren mit 1:0 und einem Eigentor, da brauchen wir uns nicht schämen dafür. Jetzt spielen wir gegen einen Gegner, wo wir uns etwas ausrechnen können und dürfen. Ich glaube auch, dass es in der Einschätzung von uns allen immer so gewesen ist, dass wir gesagt haben, dass gegen Frankreich ein sehr guter Tag hermuss, damit wir mithalten können. Gegen Polen habe ich zumindest es so gesehen, dass wir von der Qualität her über die Polen zu stellen sind. Natürlich brauchst du dann noch eine gute Leistung und einen guten Spielverlauf, aber das ist ja normal im Fußball. Dementsprechend sind wir unserer Favoritenrolle in diesem Spiel gerecht geworden. Auch im Spiel mit dem Ball, weil gegen die Polen war es eigentlich ein Spiel, wo wir viel mit dem Ball uns einfallen lassen mussten, anders als es gegen Frankreich war oder wie es auch gegen Holland sein wird. Da werden wir wieder gegen den Ball spielen können, das liegt uns ein bisschen mehr. Aber auch das haben sie gegen Polen großartig gemacht, haben Lösungen gefunden und sie sukzessive müde gespielt. In den letzten 30 Minuten waren sie eigentlich nicht mehr existent und sind nurmehr nachgelaufen. Das ist auch ein Verdienst der Mannschaft, ein Entwicklungsschritt wenn man so will, dass sie mittlerweile auch mit dem Ball einiges anfangen können.“

…auf die Frage, ob es die österreichische Nationalmannschaft geschafft hat, sich als Team über die Qualitäten von einzelnen Spielern zu stellen: „Bei einer Endrunde geht es auch um sehr viel Momentum. Darum, was du in deiner unmittelbaren Vergangenheit geleistet hast, ob du im Flow bist oder nicht. Jetzt vor dem Polen Spiel war es so, dass wir Sabitzer im Champions-League-Finale gehabt haben, einen Arnautovic der Meister geworden ist mit Inter Mailand. Da könnte man zwar sagen, dass er das nur als Wechselspieler geworden ist, aber viele würden dort gerne nur Wechselspieler sein. Wir haben mit David Alaba einen Champions League Sieger, auch wenn er verletzt ist. Wir haben schon ein Momentum an Spielern in diese EM Endrunde mitgenommen, die alle sehr positive Leistungen gebracht haben und Leistungsträger bei ihren Vereinen gewesen sind. Da war ich schon der Meinung, dass das Momentum auf unserer Seite war. Es sind zwar alles dekorierte Spieler bei Polen, aber sie hatten nicht die großen Erfolge oder die großartige Saison, wo du mit einer Brust in eine Endrunde gehen kannst. Dementsprechend habe ich sie schon vor dem Spiel vor den Polen gesehen.“

…über den Einsatz von Lewandowski gegen Österreich: „Es ist immer die Frage, was die Ärzte und der Verband nach außen sagen, aber das war niemals ein Faserriss. In sieben Tagen kannst du einen Faserriss nicht ausheilen, das war wahrscheinlich eine Verhärtung, maximal. Aber er ist reingekommen, war nicht ganz fit und konnte dann auch nichts ausrichten. Als Stürmer bist du ja auch irgendwo abhängig von dem, was nach vorne kommt. Und da ist dann nichts gekommen.“

…über Christoph Baumgartner: „Das gibt es natürlich auch immer wieder, dass du Spieler dabei hast, die im Nationalteam fix spielen und im Klub nicht ganz so die tragende Rolle hatten. Er hatte zwar bei Leipzig auch um die 35 Einsätze gehabt. Er war nicht immer Stammspieler, das ist klar, aber er ist auch mit einer Verletzung hingekommen, das darf man auch nicht vergessen. Bei Leipzig ist auch in der Offensive wirklich eine brutale Qualität vorhanden, da spielen wirklich Ausnahmespieler. Da hat er sich ein bisschen schwergetan und hat probiert, dieses Momentum auf seine Seite zu ziehen. Ich glaube aber nach wie vor, dass er ein unfassbar guter Spieler ist. Er ist einer der wenigen Spieler neben Wimmer in dieser Mannschaft, die das eins gegen eins auflösen können. Das ist auch im modernen Fußball brutal wichtig, weil dadurch irgendwo ein Raum aufgeht oder wir in Überzahl sind. Das ist gefragt und das haben wir einfach mit Christoph und Wimmer, das sind die beiden Spieler, die das machen können. Marko vorne nehme ich jetzt einmal heraus, weil das nur bedingt möglich ist, wenn du vorne drin spielst. Du brauchst also um diese Stürmerposition herum Spieler, die das Spiel nach vorne tragen. Da sind die zwei schon verdammt wichtig.“

…über das kommende Spiel gegen die Niederlande: „Das ist eine Gruppe, wo du in jedem Spiel der Underdog bist, mit Ausnahme von Polen. Momentan schaut es eh so aus, dass sie mit drei Punkten weiter sind, aber wenn sie in dieser Gruppe dritter werden, ist es absolut verständlich. Holland und Frankreich sind einfach von der Qualität her mindestens eine kleine Stufe über uns zu stellen, speziell die Holländer. Da wartet einfach eine Mannschaft auf uns, die sich auch wirklich als Mannschaft versteht, vielleicht nicht mehr mit den ganz großen Namen wie vor fünf oder zehn Jahren, das ist nicht mehr der Fall. Sie haben vereinzelt schon noch verdammt gute Spieler, aber sie sind mittlerweile als Mannschaft am Werk. Sie haben das auch im ersten Spiel gegen Polen auch eindrucksvoll gezeigt gegen Polen und sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Und vor allem im zweiten Spiel gegen Frankreich haben sie ihnen absolut Paroli geboten. Sie haben für mich auch ein reguläres Tor geschossen, wieso man das zurücknimmt sehe ich als Spieler ein bisschen kritisch. Für uns hat es mich gefreut, weil es uns in die Karten gespielt hat, dass die Holländer da nicht getroffen haben. Das wird ein richtig heißer Ritt und man kann nicht davon ausgehen, dass wir da drüberfahren.“

…über das nicht gegebene Tor der Niederlande gegen Frankreich: „Er war chancenlos. Sich da auszureden, dass man nicht springen konnte, weil neben ihm Dumfries gestanden ist, ist schon sehr wohlwollend zugunsten der Franzosen gelaufen. Aber nochmal, für uns Österreicher ist es perfekt, dass es so gelaufen ist. Ich habe mich sehr gewundert darüber, weil die Entscheidung einfach nicht spielnahe ist.“

…über die Offensive der Niederländer: „Sie haben vor allem eine irrsinnige Geschwindigkeit auf den Außenbahnen. Das ist im modernen Fußball extrem gefragt und auch extrem unangenehm, gegen solche Spieler zu spielen als Verteidiger. Du kannst dich immer nur bedingt absichern, dass nichts passiert. Wenn er sich den Ball in einem Moment gut vorlegt, ist er weg und dann hast du Probleme in der Verteidigung. Das ist etwas, das sie sehr, sehr gefährlich macht und auch über uns stellt. Diese Spieler haben wir nicht, die auf den Außenbahnen die Geschwindigkeit haben und auch im eins gegen eins können wir nicht die Probleme bereiten. Wir sind stark, wenn wir hohe Umschaltmomente haben und dann, meistens über Baumgartner, in einer gewissen Geschwindigkeit nach vorne kommen können. Das ist unser Zugang im Spiel mit dem Ball. Die Niederländer können alle kicken, sie spielen alle bei guten Vereinen und eine gute Rolle. Sie sind auch viele Aufstrebende, Xavi Simons allen voran ist ein Unterschiedspieler, den halb Europa jagt. Wir sind hier bei einer Endrunde und dementsprechend muss an solchen Tagen viel zusammenpassen. Ich traue es unseren Jungs zu, möchte aber auch gleichzeitig ins Rennen werfen, dass wir auch verdammt schwierige Ausfälle zu verkraften hatten in der Vergangenheit. Die Euphorie war berechtigt und richtig, aber der Ausfall von Xaver Schlager kurz vor der EM hat uns brutal wehgetan, der war die letzten Monate das Herzstück dieser Mannschaft, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Das kann die Truppe jetzt auch noch halbwegs kompensieren, aber die ganz großen Sprünge zu machen ist verdammt schwierig geworden.“

…über die Regel, dass nur der Kapitän mit dem Schiedsrichter spricht: „Das hat so eine Auswirkung auf die Ruhe auf dem Spielfeld, es gibt keine Rudelbildungen mehr. UEFA und FIFA schreiben seit etlichen Jahren das Thema Respekt groß auf die Banden und jetzt haben sie es endlich verstanden, wie das funktionieren kann. Nämlich mit dieser Regel, dass nurmehr der Kapitän mit dem Schiedsrichter reden darf. Das schützt den Schiedsrichter, das strahlt Respekt an die Allgemeinheit aus und ich hoffe, dass sich das auch in den unteren Ligen durchsetzen wird. Das ist auch irgendwo eine Vorbildwirkung und ich finde, dass dieses kleine Element so bereichernd ist. Vielleicht könnte man das auch noch darauf erweitern, dass nach einem Foulspiel kein Spieler mehr den Ball angreifen darf. Diese Unsitte, die sich da eingebürgert hat seit etlichen Jahren, dass die Spieler den Ball mitnehmen und dann in hohem Bogen zurückwerfen, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Da gibt es schon ein paar Stilelemente, die ich sehr inspirierend gefunden habe bei dieser EM und ich hoffe, dass das zukünftig weiter einzug hält.“

…über eine automatische Erkennung, ob der Ball draußen ist oder nicht: „Wenn es schon einen Chip im Ball gibt, dann kann man es doch wahrscheinlich technisch ganz einfach hinbekommen, dass man sieht, ob der Ball draußen ist oder nicht. Dann brauchst du nicht einmal mehr diskutieren. Ich denke mir so oft bei einem Schnittball, wo dann einer zur Linie rennt und die Flanke schlägt und der Linienrichter sagt, dass der Ball im Out war, dass das doch gar nicht mit vollem Umfang war. Das wird so oft abgepfiffen. Das wäre ganz einfach, wenn es einfach ein optisches Signal oder eine Vibration gibt, wenn der Ball im Out war oder nicht. Das ist eine Kleinigkeit, wo man ganz leicht das Spiel zu einem besseren verbessern könnte. Wenn sie es schon geschafft haben, einen Chip in den Ball einzusetzen, wird das andere eine Kleinigkeit sein. Ich könnte damit leben, wenn es in der Champions League und der Europa League Einzug findet, von mir aus auch in der Conference League. In den Ligen musst du dann schauen, ob es finanziell möglich ist, das ist ein Kostenthema. Aber es wird auf jeden Fall dort, wo es um sehr viel geht, sehr viel bringen.“

…über Spieler, die im nahen Osten spielen und jetzt bei der Europameisterschaft performen: „Ich glaube bei ihm hat das viel mit N´Golo Kante selbst zu tun, weil er ein Profi durch und durch ist und dort genau so lebt, genau so viel isst und seine Trainingseinheiten genau so durchzieht wie in Europa, das ist ihm komplett egal. Es gibt natürlich auch andere Beispiele, die in andere Ligen gehen, wo die Konkurrenz nicht ganz so groß ist, die sich dann gehen lassen oder in die Breite wachsen.“

…darüber, was ihm bei der Europameisterschaft positiv auffällt: „Was mir als Ex-Stürmer gefällt ist, dass es viele Tore gibt. Man hat auch schon Endrunden gesehen, wo gefühlt jedes Spiel ein Unentschieden war und meistens ein 0:0, das ist lähmend gewesen. Das Spiel gestern war zwar das erste 0:0, aber trotzdem ein cooles Spiel. Es wird offensiv gespielt, es wird mutig gespielt und das taugt mir einfach.“

…über die Stimmung bei den Spielen: „Ich fand die Stimmung bei jedem Spiel eigentlich unfassbar gut. Das hat wahrscheinlich auch mit der Infrastruktur zu tun. Ein cooles Stadion mit einer dementsprechenden Infrastruktur trägt auch viel dazu bei, wie ein Fußballspiel nach außen wirkt und wie du es verkaufen kannst. Thema Nationalstadion.“

…über seine Favoriten: „Ich habe vor der Endrunde gesagt, dass Frankreich und England meine Favoriten sind. Nach dem ersten Spiel habe ich mir schon gedacht, dass sich England nicht ganz ausgehen wird. Jetzt sind es für mich Frankreich und Spanien. Sie haben schon so viel gezeigt, dass man ihnen die Favoritenrolle zuschieben kann. Aber das ist natürlich keine Garantie, man kann Fußball nicht vorhersagen. Fußball folgt keiner Logik, das ist einfach so und das macht es auch so cool.“

…über Nico Williams: „Dass der nicht schon irgendwo bei einem Champions League Sieger spielt, verstehe ich überhaupt nicht.“

…über den Weg von Raffael Behounek: „Er hat eine total coole Entwicklung genommen und war schon bei der WSG ein total wichtiger Spieler für die Mannschaft. Man hat auch gesehen, was dieser Mannschaft abhandengekommen ist, als er weggegangen ist, Stichwort defensive Stabilität. Es ist auch wichtig, dass du in einer defensiven Position, wie er spielt, deine Vorderleute einteilst, da profitiert jeder davon, auch wenn es vielleicht nicht jeder gerne hört. Es ist auch wichtig, dass er nach dem Spiel immer wieder kritische Worte gefunden hat, vielleicht nicht immer passend, aber aus der Emotion heraus völlig okay. Er ist authentisch und die Mannschaft hat es ihm gedankt, dass sie genau wussten, dass er den Weg vorgibt und das wichtig ist. Dass er jetzt in der Eredivisie angekommen ist, freut mich für ihn.“

Medieninfo Sky Österreich

23.06.2024