Nicht einmal 24 Stunden ist es her, dass Österreichs Basketballer Geschichte geschrieben und bei der 3×3-EM im Wiener Prater Doppelgold geholt haben.
Ein Rückblick auf ein Sommermärchen, bei dem Europas Basketballnationen Spanien, Litauen und Serbien allesamt geschlagen werden konnten.
Was sich am Sonntagabend für die Spieler des Herren-Nationalteams und der Rollstuhlnationalmannschaft sowie Tausende Fans noch surreal angefühlt hat, sickert nun langsam. Und die Fakten belegen das historische Ausmaß dieses Erfolgs eindrucksvoll: Es handelt sich bei der Goldmedaille des 3×3-Herrenteams um die erste Medaille in einer olympischen Mannschaftsport seit 25 Jahren. Gold ist sogar noch länger her. Viel länger. Zuletzt gelang das mit dem Eishockey-EM-Titel der Männer 1931.
Dass Stars wie Nico Kaltenbrunner oder Alexander Suppan nach den Finalsiegen davon sprachen, dass es sich wie ein Traum anfühle, überrascht nicht. Gleichzeitig sind die Goldmedaillen das Ergebnis einer jahrelangen, intensiven Reise mit vielen Höhen und Tiefen. Verband und Spieler bewiesen eine Vision, als 2021 in Graz mit der Olympia-Quali das erste 3×3-Großevent in Österreich stattfand. Es folgten die Europameisterschaft im Folgejahr am Schlossberg, ebenfalls in der steirischen Hauptstadt, dann die Heim-WM am Wiener Rathausplatz im Vorjahr und heuer schließlich die EM vor dem Riesenrad.
Tausende feuerten Rollstuhlbasketballer an
Von Großveranstaltung zu Großveranstaltung konnten sich die Österreichs Damen, die bei dem aktuellen Turnier mit Platz 6 ebenfalls ein Top-Ergebnis erzielten, und Herren steigern. Ausgezahlt hat sich aber auch die Hartnäckigkeit von Event-Hauptsponsor win2day, der die vollständige Inklusion der 3×3-Rollstuhlbasketballer forderte. Eine Strategie, die voll aufging: das rotweißrote Quartett Matthias Wastian, Mehmet Hayirli, Hubert Hager und Alexander Suppan stürmte bei der ersten 3×3-Rollstuhl-EM überhaupt ins Finale und besiegte dort die Favoriten aus Polen in der Verlängerung.
Tausende Fans bejubelten den Sieg der Rollstuhlbasketballer, die am Hauptcourt zwischen den restlichen Platzierungsspielen und somit zur „Primetime“ im Einsatz waren. Die Vorgabe von win2day und Basketball Austria, die inklusivste Sportgroßveranstaltung aller Zeiten zu organisieren, blieb somit kein leeres Versprechen.
Die Männer hinter den Medaillen
Ebenso eingehalten wurde das erklärte Ziel von Edin Bavcic, Trainer der österreichischen Männermannschaft, der eine Medaille in Aussicht stellte. Seine Truppe hatte er dafür nahezu perfekt eingestellt.
Egal, ob Routinier Enis Murati, der trotz Handverletzung stets die Ruhe behielt und die entscheidenden Würfe versenkte oder Nico Kaltenbrunner, der den erfolgreichen Schritt vom Jungstar zum EM-MVP machte, die Österreicher lieferten ab.
Nicht minder wichtig die „Neuen“ im Team: Toni Blazan, der bereits lang von der 3×3-Karriere geträumt hatte und den Schritt dieses Jahr endlich machte, brachte die Vielseitigkeit ins österreichische Spiel, für die ihn Mitspieler und Fans so schätzen. Und dann war da natürlich Fabio Söhnel, der mit Emotion und Einsatz Mitspieler und Fans mitriss und in den wichtigsten Spielen des Turniers zudem sein offensives Talent zur Schau stellte.
Neben den 4.000 Fans in der Freiluftarena dürfte die Österreicher auch ein Ausfall motiviert haben. Ausgerechnet Matthias Linortner, Österreichs 3×3-Aushängeschild, fiel mit einem Achillessehneneinriss kurz vor der Heim-EM aus. In seiner Abwesenheit rückte das Team aber noch enger zusammen und lieferte eine Top-Performance nach der anderen.
Diese lieferten auch die Frauen, wenngleich für das Quartett Alexia Allesch, Bekki Kalaydjiev, Simone Sill und Anja Fuchs-Robetin im Viertelfinale Schluss war. Kleiner Trost: Die einzigen Niederlagen setzte es gegen die späteren Finalisten Spanien und Frankreich.
Harte Arbeit, riesiger Hype
Dass der Hype rund um 3×3 in Österreicher größer als je zuvor ist, zeigen nicht nur die beeindruckenden Zahlen am Feld. Auf Social Media fand man als Sportfan in den letzten Tagen defacto keinen Weg an der 3×3-EM vorbei. Über eine Million Mal aufgerufen wurden allein die Inhalte von @3x3basketballaustria auf Instagram. Dort gibt es auch alles zum Nachsehen– die Highlights, die emotionalsten Momente und auch Blicke hinter die Kulisse.
Hinter dieser wurde ordentlich geschwitzt. 200 Leute haben an der EM mitgearbeitet. Für den Aufbau des imposanten Stadions auf der Praterwiese brauchte es 23 Sattelschlepper. Knapp zwölf Kilometer Kabel wurden verlegt, unter anderem um 125 m2 an Videowalls zu betreiben. All das wird – ganz im Sinne eines nachhaltigen Events – bald wieder aus dem Prater verschwunden sein. Was bleibt, sind zwei Goldmedaillen. Und unzählige junge Fans, die ihren Idolen nun nacheifern werden. Und hoffentlich dafür sorgen, dass es nicht wieder Jahrzehnte bis zur nächsten „goldene Generation“ dauert.
Presseinfo
Basketball Austria
26.08.2024