Austria Klagenfurt Trainer Peter Pacult und Sky Experte Alfred Tatar waren zu Gast beim Sky Sport Austria Podcast „DAB | Der Audiobeweis“
Peter Pacult (Trainer SK Austria Klagenfurt):
…über die Schiedsrichter- u. VAR-Entscheidung beim Handspiel von Klagenfurt-Spieler Robatsch: „Ich gehe jetzt ein paar Monate zurück zur EM, zum klaren Handspiel im Endspiel von Spanien. Genauso war diese Situation jetzt bei uns. Klar kann der Robatsch da auch nicht viel dafür, weil du einfach diese Bewegung als Abwehrspieler hast. Da hast du die Hände da draußen. Gishammer sagt, vollkommen richtig, klarer Elfmeter. Ich habe das auch gleich nach dem Spiel gesagt, dass Elfmeter gegeben hätte werde müssen. Super von ihm, dass er nach dem Spiel den Fehler zugibt, aber da gebe ich nicht ihm allein die Schuld. Dafür sitzen ja Leute im Keller und müssen ihm helfen. Wir haben heuer schon so viele Situationen gehabt. Es ist einfach schwer. Wir haben keine Linie drinnen. Ich habe aber auch die deutsche Bundesliga geschaut und die englische Liga. Auch dort passieren genau dieselben Fehler. Man soll jetzt nicht immer nur die österreichischen Schiedsrichter verdammen, sondern es werden in ganz Europa Fehler gemacht, weil es eben keine einheitliche Linie gibt.“
…über die SKA-Mannschaft in dieser Saison: „Das ist vielleicht hart gesagt, aber es fehlt ganz einfach an Qualität. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Wir haben in der Vergangenheit andere Typen gehabt, auch im Spielaufbau. Wir müssen jetzt mit diesen Leuten umgehen, die vorhanden sind, denen das Vertrauen weiterhin geben, was ich auch tue. Fußballspielen müssen sie aber immer noch allein. Ein Trainer kann viel reden, viel erklären, dir das Vertrauen geben. Am Platz müssen die Spieler das entscheiden. Was uns im Moment auch ein bisschen fehlt, wir können uns im letzten Drittel wenige Möglichkeiten herausspielen. Wir brauchen viel zu lange, um wieder ins Spiel zu kommen. Wir trainieren diese Sachen, nur im Spiel brauchst du ein gewisses Selbstvertrauen. Wenn das nicht vorhanden ist, hast du Probleme. Wir waren heuer, bis auf ein Spiel vielleicht, aber immer ebenbürtig, haben uns in diese Spiele hineingearbeitet. Wenn wir da weiterarbeiten, werden wir auch wieder schönere Tage erleben. Das ist einfach ein Prozess im Fußball, der kann oft länger dauern.“
…über die Abgänge im Sommer und den daraus entstandenen Qualitätsverlust: „Wenn ich von elf Abgängen sieben Stammspieler verliere, dann kannst du das nicht in zwei Monaten auffangen. Ich bin ja froh, dass wir in dieser Zeit auch schon gute Punkte gemacht haben. Man muss aber schon eingestehen, wir haben eine komplette Achse verloren. Tormann Menzel, Nicolas Wimmer, Rico Benatelli, Andy Irving und Karweina im Sturm. Da habe ich aber noch nicht Schumacher und Arweiler erwähnt. Das kannst du nicht so auffangen. Du siehst jetzt, wie wichtig Nicolas Wimmer beim WAC jetzt ist. Vielleicht war es in der Vergangenheit so, dass wir gewisse Spiele gewonnen haben, eben aufgrund der Situation, dass der eine oder andere die Qualität mitgebracht hat, die uns jetzt vielleicht fehlt. Viele Vereine haben aber auch ein bisschen aufgerüstet. Das sieht man zum Beispiel auch bei Austria Wien, mit Prelec und Malone. Auch die anderen, wie BW Linz, die sehr schwer zu bespielen sind, sind näher gerückt. Wir sind jetzt in diesem Moment, wo wir das eine oder andere nicht so auffangen können, wie in der Vergangenheit.“
…über die Breite des Kaders: „Wir können nur das Geld ausgeben, das vorhanden ist. Da wird jetzt keine Person genannt oder so. Der Günther weiß, was möglich ist. Er versucht, das beste daraus zu machen. Es ist so, dass du mit dem Kader umgehen musst, der dir zur Verfügung gestellt wird. Wie die Sommervorbereitung begonnen hat, wie ich die Information bekommen habe, dass das der Kader sein wird, wenn sich nichts Großartiges tut, habe ich mich schon ein bisschen gewundert. Ich habe schon gemerkt, es ist ein Qualitätsverlust, was wir abgegeben haben. Was gekommen ist, wird das nicht so schnell auffangen können, dachte ich. Bei anderen Vereinen ist jeden Tag in der Zeitung gestanden ‚Wir brauchen Verstärkungen‘ und es ist auch so passiert. Nur bei uns hat sich sehr wenig getan. Ich habe da nicht gejammert und werde auch nicht jammern. Ich stelle es nur klar. Die Mannschaft macht einen guten Eindruck. Es ist eine gute Kameradschaft im Kader. Da musst nur an gewissen Dingen arbeiten. Momentan ist es so, dass einige Vereine vom Niveau gleich sind, wo es auf die Tagesverfassung ankommt. Du kannst auch jetzt einen Rückstand haben. Entscheidend wird dann das Frühjahr sein, wo dann der Druck kommt.“
…über die Leistungen des SK Rapid in der bisherigen Saison: „Rapid muss man immer den Titel zutrauen. Aus der Vergangenheit her, vom Fanpotential, vom ganzen Klub her. Heuer haben sie sehr gute Neuerwerbungen. Wenn du Europacup spielst, musst du als Trainer das Gespür haben, was jetzt wichtiger ist. Es sind beide Dinge wichtig, keine Frage. Europacup war für mich immer nur das Zubrot. Das Hauptding muss aber immer die Meisterschaft sein. Darauf wird sich Rapid konzentrieren. Rapid ist wieder auf dem Weg nach oben und ich denke schon, dass sie heuer ein Wörtchen um die Meisterschaft mitreden werden.“
…über Trainerkollegen in der ADMIRAL Bundesliga: „Am spannendsten finde ich den von Salzburg, weil den kenne ich nicht. Er war der Co-Trainer beim ‚Kloppi‘. Den Jürgen kenne ich, weil wir gegeneinander gespielt haben, aber ihn kenne ich nicht. Er hat noch keine Trainerstation gehabt. Das ist für mich das spannendste, wie er von der Co-Trainer-Seite jetzt als Cheftrainer agiert, wie er das jetzt handhaben wird. Vor einem Christian Ilzer kann man nur den Hut ziehen. Mehr als das Double zu gewinnen, kannst du in einem Land wie Österreich nicht erreichen. Ich war damals 2011 Trainer bei Leipzig. Ich habe gar nicht gewusst, dass er damals schon Trainer bei der U14 war. Ich habe ihn auch nicht gekannt, muss ich ehrlich sagen. Wir haben uns erst kennengelernt, wie er bei Rapid Trainer geworden ist.“
…über Sturm-Trainer Christian Ilzer: „Ich gehe davon aus, dass im Hintergrund der eine oder andere Verein angeklopft hat. Eines muss man aber auch sagen: Es spielt Champions League. Das ist für einen Trainer eine Riesenaufgabe und eine riesige Motivation, da mit dieser Mannschaft zu bestehen. Darum war es für mich eigentlich klar, dass der Christian da nicht so schnell das Weite sucht. Er wird seinen Weg weiter machen, keine Frage. Wie lange das bei Sturm sein wird, kann ich nicht beurteilen. Man hat beim ‚Schicki‘ gesehen, wie schnell das jetzt gegangen ist. Der Christian ist ein Typ, der sich zu 100% auf seine Aufgabe konzentriert. Es wird sicher einmal ein Angebot kommen, wo die Reise weitergeht.“
…über Sporting als Sturms kommenden Gegner in der Champions League: „Die Portugiesen sind so ballsicher. Die haben keine Angst, wenn sie gepresst werden. Die bleiben einfach ruhig, weil sie das schon irgendwie können. Man wird sehen, ob Sturm sie so pressen kann, dass sie Probleme bekommen. Ich würde mich freuen, wenn es einen Sieg für Sturm Graz gibt, das ist für den Verein und den Fußball Österreich wichtig.“
…über Unterschiede der Trainer damals und heute: „Natürlich komme ich aus einer anderen Generation. Wenn ich an 1982 beim Sportklub mit dem ‚Fredl‘ denke, unsere Trainer von damals lassen sich mit heute nicht mehr vergleichen. Die technischen Hilfsmittel gehören auch dazu, ich sehe es bei meinem Co-Trainer. Ich glaube aber, entscheidend ist noch immer, wie ein Trainer die Spieler erreicht. Das ist für mich das Wichtigste. Jetzt nicht am Handy, weil die haben sie bald am Platz auch noch mit, sondern in der Ansprache, was ich verlange und was ich will. In den Spielerbesprechungen früher sind wir, unter Otto Baric zum Beispiel, eine dreiviertel Stunde lang gesessen, was da alles erzählt worden ist. Von den 45 Minuten habe ich 35 gar nicht mitbekommen, weil ich nicht mehr wusste, wovon er da anfängt. Für mich ist immer noch die eigene Mannschaft am wichtigsten. Okay gut, man gibt Tipps. Im Abschlusstraining schauen wir schon immer, was der Gegner machen kann, wie wir uns dagegen verhalten. In erster Linie geht es aber darum, die eigene Mannschaft weiterzubringen, die eigenen Spieler hinzuweisen. Da soll sich lieber der Gegner damit beschäftigen, was meine Mannschaft macht. Da soll jeder Trainer seinen Weg finden. Beim ‚Kloppi‘ hätte sich, als er damals noch bei Mainz gesielt hat und ich bei 1860, auch keiner gedacht, dass er einmal zu einem der populärsten Trainer wird. Genauso ist es auch bei mir, da hätte sich auch niemand vorstellen können, dass ich einmal Trainer werde und doch ein bisschen erfolgreich arbeite. Jeder soll seine Persönlichkeit ausleben und seine Gedanken umsetzen. Ob es dann klappt, ist eine andere Frage.“
…über die Bruno-Gala und Auszeichnung „Trainer der Saison“: „Das hat schon ein Stück mehr Wert als andere Auszeichnungen, weil es von den Spielern kommt, von den Trainern und von den Sportdirektoren. Das hat mich natürlich schon sehr gefreut. Da möchte ich mich auch jetzt noch bei all jenen, die mich gewählt haben, bedanken. Das ist schon eine gewisse Auszeichnung. Ich denke dann immer wieder an 1989 oder so zurück, wo Ernst Happel die – glaube ich – erste Austragung gewonnen hat.“
…über seine Zukunft und eine mögliche Verlängerung bei Klagenfurt: „So lange es mir Spaß macht und ich etwas bewegen kann, werde ich weitermachen. Wie lange das ist, das kann ich nicht sagen. Ob der Verein mit mir weiterplant kann ich im Moment auch nicht sagen. Ich habe zwei kurze Telefonate mit Zeljko Karajica gehabt, wo das ein bisschen angeklungen ist, aber wir werden uns da alle keinen Stress machen. Ich mache mir mehr Stress, dass ich das nächste Spiel in Altach mit meiner Mannschaft gut bestreite.“
…über zukünftige Engagements in anderen Funktionen als Cheftrainer: „Mein Spruch war immer: ‚Schuster bleib bei deinen Leisten‘. Ich glaube, dass ich bisschen eine Ahnung habe, was man als Trainer machen muss und soll. Alles andere, da bin ich nicht unbedingt der Geeignetste für so etwas.“
…über die Entwicklung der Trainingsumfänge im Laufe der Jahre: „Ich glaube, dass wir, wenn ich ans Training denke, in der Vorbereitung viel mehr gemacht haben, als wir es heutzutage tun. Es wird vielleicht heutzutage anders gehandhabt. Ich kann mich an den Anfang meiner Karriere beim Sportklub mit Karl Schlechta erinnern, da bin ich frisch gewechselt und wir sind ins Trainingslager nach Boredaux geflogen. Wir haben in Bordeaux vier Mal am Tag trainiert. Ich weiß nicht, ob das heute noch irgendwer tut. Wir haben um Sieben Uhr einen Lauf gehabt, dann war Frühstück. Wir haben immer zum Trainingsplatz, der zehn Kilometer entfernt war, laufen müssen, nicht mit dem Bus – da war kein Bus. Dann war Vormittagstraining, dann war Nachmittagstraining, dann war um Neun Uhr Abends in der Halle Training, da haben wir wieder laufen müssen. Was ich so mitkriege, gibt es keinen Morgenlauf mehr. Ich habe gehört, dass manche Mannschaften im Trainingslager nur mehr einmal trainieren. Es hat sich da schon viel geändert.“
Alfred Tatar (Sky Experte):
…über den Faktor „Tagesverfassung“ bei einer Mannschaft: „Ich behaupte, dass von den zwölf Klubs in der Bundesliga, ungefähr sechs bis acht eine Kadersituation haben, die ähnlich ist. Daher glaube ich, dass in vielen Spielen einfach die Tagesverfassung den Ausschlag gibt, ob man gewinnt oder nicht, nicht so sehr was der Trainer sich vorstellt etc., sondern ob der Spieler am Feldl sein Können abrufen kann. Das kann technisch, konditionell und taktisch sein, aber auch, ob er im Kopf bereit ist. Man wird heuer einen langen Kampf sehen. Wer in die Top sechs einziehen wird oder nicht, das ist zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht klar. Die drei Oberen – Salzburg, Sturm und Rapid – die sollten es von vornherein sein. Dahinter wird sie Sache recht ähnlich. Die Hauptaufgabe der Trainer dieser Teams wird es sein, das Team für den Spieltag zu vorzubereiten, dass die Spieler dort ihre höchstmöglichen Leistungen abrufen können.“
Medieninfo Sky Österreich
22.10.2024