
Der ehemalige Österreichische Nationalteam-Spieler und zweifache Österreichische Meister Joachim Standfest und Sky Experte Alfred Tatar waren zu Gast beim Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis“.
Joachim Standfest (Ehemaliger österreichischer Nationalteam-Spieler):
…über seine derzeitige Situation: „Momentan gibt es relativ wenige Anfragen. Es gibt ein-zwei Kontakte, die für den Sommer etwas werden könnten. Sonst ist die aktuelle Zeit im Trainergeschäft eine Katastrophe. Gerade wenn man im September oder Oktober rausgeschmissen wird, muss man warten, weil da erfahrungsgemäß wenig passiert.“
…auf die Frage, ob der Grazer AK 1902 Interesse an ihm als neuem Trainer bekundet hat: „Nein, es hat keinen Kontakt gegeben.“
…über seine persönliche Zukunft: „Ich bin für alles offen, anhören muss man sich sowieso alles. Ich habe ja noch relativ wenige Trainerjahre, aber dafür schon viel mitgemacht: Ich war zweimal unten in der Qualifikationsgruppe mit dabei, das prägt und da nimmt man viel mit. Die Zeit, dass ich eine Pause brauche, ist noch nicht gekommen. Es ist schon um einiges zu lange, deshalb bin ich überall gesprächsbereit und für alles offen.“
…über die aktuelle Situation beim Grazer AK 1902: „Ich glaube schon, dass man im Sommer versucht hat, den Spielern, die den Aufstieg geschafft haben, eine Chance zu geben. Da wäre es vielleicht notwendig gewesen, ein bisschen nachzurüsten und weniger auf eine soziale Ader zu schauen. Ich war gestern doch überrascht, als ich die Nachricht bekommen habe, dass es beendet werden soll. Ich denke schon, dass der ‚Pomsi‘ eine ordentliche Arbeit gemacht hat. Gegen die Mannschaften aus dem unteren Playoff hat er sehr gut gepunktet. Die letzten Runden, die man ihm jetzt ein bisschen ankreidet, hat er gegen Austria, Rapid und Sturm gespielt. Gegen Sturm hat er eigentlich fast gewonnen, muss man sagen. Da ist es um ein paar Minuten gegangen und das hat nichts mit der Leistung zu tun. Es ist ein Ergebnis und das ist es, was dann immer schwerwiegt.“
…über das Niveau der Spiele in der Qualifikationsgruppe: „Ich war jetzt zwei Jahre hintereinander in diesem Spektakel dabei und das hat mit Fußball nichts zu tun. Es ist wirklich leistungsmäßig katastrophal anzuschauen, also ich finde die Zuschauer bewundernswert, die ins Stadion kommen und mitfiebern. Es geht darum, die Mannschaft so hinzubringen, dass sie nicht verzweifelt, wenn etwas schiefgeht; dass sie jede Woche wieder rausgeht und versucht, ihr Bestes zu geben, weil gefühlt sind 85% der Spiele ein Unentschieden in der Gruppe. Wenn du da bist, musst du Enttäuschungen, Kritik und teilweise auch Beschimpfungen wegezustecken. Du musst im Kopf stark sein und dich auf das Einfachste im Fußball besinnen: Kein Tor bekommen, kompakt stehen und versuchen, über einen Umschalter oder einen Standard ein Tor zu machen.“
…über die Punkteteilung in der ADMIRAL Bundesliga: „Die Qualifikationsgruppe ist nicht das Problem, sondern die Punkteteilung. Wenn ich zurückdenke an letztes Jahr: Wir waren zehn Punkte vor Lustenau, ein schönes Brett bei zehn verbleibenden Spielen. Dann kommt die Punkteteilung und wir waren glaube ich die ganze Qualifikationsgruppe nicht weniger als fünf Punkte vor Lustenau. Aber trotzdem war am vorletzten Spieltag die Situation, dass es, wenn wir verloren und Lustenau gewonnen hätte, zu einem Showdown am letzten Spieltag kommt. Du bist aber eigentlich zehn Punkte vorne. Du hast null Möglichkeiten, die Mannschaft im praktischen Umgang zu erreichen. Du hast null Möglichkeiten, einmal einen jungen Spieler von den Amateuren raufzuziehen, was bei uns eigentlich ab der vierten oder fünften Runde locker möglich gewesen wäre. Das wäre gut, um einmal zu schauen, wie geht es weiter, etwas anderes zu probieren oder im Hinblick auf die Entwicklung.“
…über den Modus der ADMIRAL Bundesliga: „Eine Punkteteilung ist für mich absolut unfair, hat nichts mit sportlicher Leistung zu tun und in einem Ligabewerb nichts verloren.“
…über die Punkteteilung im Kampf gegen den Abstieg: „Sturm wäre ohne die Punkteteilung letztes Jahr nicht Meister geworden und die Admira damals nicht abgestiegen. Meister zu werden ist zwar eine große Sache, aber das ist lange nicht so entscheidend wie ein Abstieg. Es ist eigentlich unfassbar, wenn du, so wie zum Beispiel die Admira, absteigst, obwohl du es sportlich nicht verdient hast. Da geht es um Arbeitsplätze, Karrieren – da hängen Leben daran.“
…auf die Frage, ob er eher dem Grazer AK 1902 oder CASHPOINT SCR Altach die Daumen für den Ligaerhalt drückt: „Ich versuche neutral zu sein. Beim GAK freue ich mich irrsinnig, dass sie wieder da sind. Ich glaube, das ist für alle gut. Das ist auch für Graz gut, auch wenn es immer wieder Stimmen gibt. Ein Grazer Derby ist ein Grazer Derby und das sind zwei Spiele, die nicht nur Graz, sondern ganz Österreich bereichern. Man hat auch bei diesem Spiel wieder gesehen, was da für eine Stimmung war, obwohl der Erste gegen den Vorletzten gespielt hat. Deshalb würde es mich irrsinnig freuen, wenn der GAK in der Liga bleibt. Bei Altach ist es für mich genauso. Ich habe noch richtig guten Kontakt zu vielen Spielern, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Denen wünscht man keinen Abstieg und ich glaube auch, dass Altach die Qualität hat, in der Liga zu bleiben.“
…über sein Aus beim CASHPOINT SCR Altach: „Natürlich ist man enttäuscht und haß auf gewisse Sachen, aber es bringt nichts, das in der Öffentlichkeit breitzutreten. Ich war immer ein Typ, der das den Menschen in die Augen sagt, und das habe ich auch in Altach gemacht. Ich habe jemanden, der das mit mir aufgearbeitet hat, das hat mir sehr gutgetan. Du brauchst ein bisschen Zeit, in der man Verbesserungsansätze sammeln kann – da findet man natürlich genug – und ich habe mir einiges zusammengeschrieben, was ich bei meiner nächsten Station besser machen möchte. Wenn das jetzt nicht schiefgegangen wäre, hätte ich diese Liste gar nicht und würde mich noch auf dem gleichen Niveau bewegen. Ich hoffe, dass ich mich dadurch auch verbessern kann.“
…über die Spielweise des CASHPOINT SCR Altach: „Es steht mir vielleicht nicht zu, darüber zu reden, was nach meiner Zeit in Altach passiert ist. Sie haben am Anfang schon einen aktiveren Fußball probiert, aber in den letzten Runden ist das sehr nah an der Idee, die wir hatten. Du musst eben darauf schauen, was die Stärke deiner Spieler ist, wenn du Punkte brauchst. Wenn ich hoch anlaufen will, aber hinten keine Absicherung mit Tempo habe, wird es eng.“
…angesprochen, ob er FK Austria Wien das Double zutraut: „Ja, auf jeden Fall. Sie haben im Sommer richtig gut gearbeitet, auch was Spielerzugänge betrifft. Wenn man es genau verfolgt, war die Austria auch letzte Saison eine richtig gute Mannschaft, nur etwas inkonstant. Im Sommer haben sie mit ‚Drago‘ und Philipp Wiesinger zwei Leute hinzubekommen, die das Gesamte stabilisieren. Sie haben vorne mit Malone und Nik Prelec zwei Stürmer hinzubekommen, die in den letzten Jahren gezeigt haben, dass sie zu den Besten in der Bundesliga gehören. Durch die Stabilität haben sie einen Fitz, der spielt wie noch nie und das macht es aus. Alle sagen, es ist so eine Riesenüberraschung, dass die Austria vorne mit dabei ist – nein ist es nicht! Sie haben die richtigen Schlüsse gezogen und die richtigen Leute dazugeholt, deshalb stehen sie absolut berechtigt vorne und haben alle Chancen auf das Double.“
…über Aleksandar Dragovic: „Ich habe ihn als 17-Jährigen kennenlernen und mit ihm zusammenspielen dürfen. Da war er ein Aufmüpfiger, der sich nur von Leuten etwas sagen hat lassen, wo er wusste, dass sie ihm weiterhelfen. Bei allen anderen hat er sich jedem Kampf gestellt – und das mit 17. Es ist großartig, wie er seine Karriere bestritten und sich extrem weiterentwickelt hat.“
…über das Meisterrennen in der ADMIRAL Bundesliga: „Ich glaube, dass es keinen großen Favoriten gibt und sich die Drei – Austria, Sturm und Salzburg – das ausmachen werden. Ich denke schon, dass Salzburg mit der Punkteteilung wieder hinschnuppern kann. Sturm hat das Problem, dass sie seit dem Biereth-Abgang im Offensivbereich nicht mehr die Qualität haben, die sie im Herbst hatten. Dass die Leistung ein bisschen runtergeht, wenn alle wissen, wir haben nicht mehr dieselbe Qualität, ist klar. In den letzten zwei Wochen haben sie sich aber wieder rausgerissen. Das 2:1 gegen den GAK ist vielleicht ein Gamechanger. Es kann sehr viel bewirken, dass sie es in den letzten Minuten gedreht haben und wieder voll im Saft sind.“
…über die Erwartungshaltung an das ÖFB-Team: „In erster Linie muss ich sagen, unsere Nationalteam-Zeit und die jetzige kann man nicht vergleichen, das war nicht annährend das Niveau, das sie heute auf den Platz bringen. Ich finde das Interview von David Alaba gestern war überragend, wo er gesagt hat: ‚Wir haben 1:1 gespielt. Fußball ist so. Wir waren klar besser, aber haben es nicht geschafft. Wir müssen weiterarbeiten und schauen, dass wir das gewinnen.‘ Als neutraler Zuschauer kann man das sehen, mit der Fanbrille ist es immer schwierig, wenn man sich etwas wünscht, das nicht erreicht wird. So wie ich Fußball sehe, geht es sehr viel um Leistung und nicht so viel um Ergebnisse. Von daher tue ich mich leichter, das einzuschätzen, weil ich versuche, das mit wenig Emotionen zu sehen.“
…über die neue Rolle von Patrick Wimmer als Rechtsverteidiger im ÖFB-Team: „Er ist von seinen Anlagen der Prototyp eines Außenverteidigers. Etwas viel Besseres kann dir nicht passieren: Er ist laufstark, schnell, dynamisch, hat ein gutes Eins-gegen-Eins, ist defensiv gut. Vielleicht ist es sogar schade, wenn man so einen Spieler auf die Außenverteidiger-Position stellt. Aber wenn er von klein auf dort gespielt hätte, wäre er jetzt hundertprozentig Weltklasse.“
Alfred Tatar (Sky Experte):
…über den Trainerwechsel beim Grazer AK 1902: „Ich vergleiche den GAK mit Blau-Weiß Linz. Die sind vor einem Jahr aufgestiegen, haben eine halbwegs gute Saison gespielt. Heuer, in der zweiten Saison sind sie in der Meistergruppe, weil ein Trainer, Gerald Scheiblehner, dort nach seinen Vorstellungen arbeiten durfte. Das hat mir beim GAK gefehlt. Ich habe damals als Gernot Messner entlassen wurde lautstark dagegen protestiert. Man sollte doch Trainer einmal in Ruhe arbeiten lassen, auch wenn es gerade nicht läuft.“
…auf die Frage nach Verantwortung für die aktuelle Lage des Grazer AK 1902: „In Summe hat man erst Messner und jetzt auch Poms weggegeben und dann holt man wieder einen. Da muss man sich dann fragen, welche Vorstellung die GAK-Verantwortlichen von einem Trainer haben, der dem Team helfen soll, die Liga im ersten Jahr zu halten. Da sehe ich momentan Erklärungsbedarf.“
…über die Situation des Grazer AK 1902 in der unteren Tabellenhälfte: „Die Spieler, die mit ihren Klubs auf den letzten Rängen der Qualifikationsgruppe liegen, haben im Großen und Ganzen dasselbe Niveau. Hier gibt es keine Ausnahmespieler, die dir in schwierigen Situationen weiterhelfen und einen Sieg holen. Das heißt es kommt mehr darauf an, wie man im Spiel seine eigenen Qualitäten rüberbringt. Ich sehe da beim GAK ein großes Problem: ein 3:0 in ein 3:4 verwandeln zu lassen. Ich glaube das war der Knackpunkt in der Saison für den GAK. Hätten sie diese Partie drübergebracht, wäre alles anders als es jetzt der Fall ist. Es geht in diesem Zusammenhang auch um Glück, denn solche Spiele wie das 3:4 kann man nicht rational erklären.“
…über den mentalen Aspekt in der Qualifikationsgruppe: „Ich glaube, dass ein Thema in diesem Zusammenhang völlig deplatziert ist: die sogenannte Entwicklung. Man hört ja oft im Grunddurchgang von den verschiedenen Coaches, dass man sich entwickeln wolle. Aber jetzt geht es nicht um Entwicklung, sondern um Performance in den einzelnen Spielen. Und da kommt es auf die Spieler an. Natürlich ist die Trainerarbeit immer gegeben, zum Beispiel bei der Vorbereitung auf den kommenden Gegner. Schlussendlich treffen aber elf Spieler auf elf andere Spieler von ähnlichem Niveau und dann kommt es darauf an, welches Team im Kopf ‚bereiter‘ ist. Um die Qualifikationsgruppe erfolgreich über die Bühne zu bringen ist vor allem der Kopf das entscheidende Moment.“
…über die Punkteteilung in der ADMIRAL Bundesliga: „Man hat die Punkteteilung eigentlich wegen Red Bull Salzburg eingeführt, weil sie in der Meistergruppe über zehn Jahre lang allen davongelaufen sind. Jetzt, wo viele Teams zu Salzburg aufgeschlossen haben, wird das durch die Punkteteilung natürlich zusätzlich enorm spannend. Aber für die Teams, die im Trubel um den Abstieg dabei sind, ist das eigentlich unsportlich.“
…über die Stürmerfrage bei Sturm Graz nach dem Abgang von Mika Biereth: „Eines ist klar: Man darf den Spielern nicht nachweinen, die man nicht mehr hat. Wenn man sich darauf versteift, dann hat man von Vorneherein schlechte Karten. Sturm Graz hat aus meiner Sicht hervorragende Leute in den eigenen Reihen, vor allem auch Kiteishvili, der nach wie vor ein großartiger Spieler ist. Er ist aus meiner Sicht das Herz-Ass in der Mannschaft von Sturm. Was mir noch fehlt, ist die Torgefährlichkeit von Böving und Jatta. Sie sind in dieser Hinsicht noch nicht das, was eine Meistermannschaft ausmacht.“
…über das obere Playoff in der ADMIRAL Bundesliga: „Es könnte schnell gehen, dass sich in der Meistergruppe die Spreu vom Weizen trennt. Sollte Rapid das Spiel in der ersten Runde gegen Salzburg gewinnen, dann ist aus meiner Sicht für Salzburg der Käse gegessen. Wenn Sturm beim WAC und die Austria bei Blau-Weiß in der ersten Runde gewinnen, dann gibt es nur mehr ein Zweikampf um den Titel. Der WAC ist ein Zünglein an der Waage, weil er heuer zweimal gezeigt hat, dass man auch Sturm besiegen kann. Sollte die Hürde WAC genommen werden, dann ist Sturm für mich Kandidat Nummer Eins.“
…über Österreichs Nations-League-Playoff-Duell gegen Serbien: „Österreich war klar besser. Dass Serbien dieses Tor gemacht hat, war Weltklasse. Auch das Tor von Gregoritsch war Weltklasse. Den Ball in der Luft so zu übernehmen und mit der Innenseite ins Eck zu zirkeln, ist großartig. Beide Tore waren wunderbar, aber auf österreichischer Seite haben die einfachen Sachen gefehlt. Ein Kopfball von Arnautovic aus drei Metern oder ein paar ähnliche Situationen mit einfachen Abschlüssen, die zu Toren führen sollen. Das stimmt mich positiv, dass wir im Rückspiel am Sonntag nach wie vor überlegen sein werden. Ich muss auch betonen, dass David Alaba gestern mit seinem Spielaufbau und seinen Angriffspässen in den Rücken der Verteidigung ein wunderbarer Spieler war. Im Rückspiel werden wir dann auch die einfachen Sachen finalisieren und 2:1 oder 3:1 gewinnen.“
DAB|Der Audiobeweis ist der Fußball- und Sport-Podcast von Sky Sport Austria. Hier diskutiert Kommentator Otto Rosenauer mit Moderator Martin Konrad, Sky Experten und Gästen über die ADMIRAL Bundesliga, das ÖFB Team, Österreichs Legionäre und internationalen Fußball, wie die Deutsche Bundesliga, die Premier League, die UEFA Champions League, UEFA Europa League sowie die UEFA Conference League!
Die neueste Folge ist ab sofort frei empfangbar auf sksportaustria.at/podcasts/dab-der-audiobeweis/ sowie auf den gängigen Plattformen Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, FYEO und Deezer abrufbar.
Medieninfo Sky Österreich
21.03.2025