NHL

© Sportreport

Ein kanadisches Gericht hat fünf ehemalige Spieler des kanadischen U20-Eishockey-Nationalteams vom Vorwurf der sexuellen Nötigung freigesprochen. Wie ESPN berichtet, sah die zuständige Richterin am Obersten Gericht von Ontario, Maria Carroccia, nicht genügend glaubwürdige Beweise, um eine Verurteilung der Angeklagten zu rechtfertigen.

Die Beschuldigten – Michael McLeod, Carter Hart, Alex Formenton, Dillon Dubé und Callan Foote – hatten alle auf „nicht schuldig“ plädiert. Der Vorfall soll sich in den frühen Morgenstunden des 19. Juni 2018 in einem Hotelzimmer in London, Ontario, ereignet haben. Die damaligen Junioren-Weltmeister hielten sich zu dieser Zeit für ein offizielles Gala-Event und ein Golfturnier in der Stadt auf.

Laut ESPN war der Prozess von Anfang an von öffentlichem Interesse begleitet. Die Vorwürfe wurden erst Jahre später öffentlich, ausgelöst durch eine Zivilklage gegen Hockey Canada im Jahr 2022, die das Thema zurück in die Schlagzeilen brachte. Die anschließenden Ermittlungen durch Polizei, NHL und Hockey Canada führten letztlich zu einem Prozess, der bereits eine vorangegangene Fehlverhandlung und die Entlassung der Jury zur Folge hatte.

In ihrer Urteilsbegründung erklärte Richterin Carroccia, die Aussagen der mutmaßlichen Betroffenen seien durch Widersprüche und fehlende Beweislage beeinträchtigt gewesen. Die Frau habe wiederholt ihre Alkoholisierung betont, doch dies werde durch Videoaufnahmen und Zeugenaussagen nicht belegt. Auch ihre Neigung, Widersprüche anderen zuzuschreiben, habe sich auf die Glaubwürdigkeit ausgewirkt.

Besonders bemerkenswert: McLeod wurde auch in einem gesonderten Anklagepunkt – als „Mitwirkender an einer Straftat“ – freigesprochen. Diese selten angewandte Form der Anklage ist eher aus Mordprozessen bekannt.

Nach dem Urteil verließen die Angeklagten zwischen 25 und 27 Jahren das Gerichtsgebäude gemeinsam mit ihren Familien. Ihre Verteidiger sprachen von einem „klaren Freispruch“ und einer vollständigen Rehabilitierung.

Die Anwältin der Klägerin, Karen Bellehumeur, äußerte sich enttäuscht: „Meine Mandantin ist am Boden zerstört. Sie hat alles getan, was von ihr verlangt wurde – kooperiert, ausgesagt, sich vorbereitet –, aber es hat nicht gereicht.“ Die Staatsanwaltschaft werde das Urteil nun prüfen und binnen der 30-tägigen Frist entscheiden, ob Berufung eingelegt wird.

Die NHL erklärte in einem Statement, dass keiner der fünf Spieler derzeit einen aktiven Vertrag habe und sie weiterhin nicht spielberechtigt seien – unabhängig vom Freispruch. Die Liga wolle zunächst die Urteilsbegründung vollständig auswerten. Man betonte jedoch, dass die zugrunde liegenden Vorwürfe „verstörend“ geblieben seien.

Die NHL-Spielergewerkschaft hingegen kritisierte das Vorgehen der Liga und betonte, dass die Spieler nach einem Freispruch auch die Chance auf eine Rückkehr aufs Eis erhalten sollten. Die aktuelle Haltung der Liga sei nicht im Einklang mit dem geltenden Tarifvertrag.

Die Klägerin hatte im Mai ausgesagt, sie sei nackt, betrunken und ängstlich gewesen, als mehrere Männer unangekündigt in ihr Hotelzimmer kamen. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, die Spieler hätten sich nicht um eine freiwillige Zustimmung bemüht. In der Verteidigung wurde wiederum behauptet, die Frau habe den sexuellen Kontakt gewollt oder gar initiiert.

Zum Zeitpunkt der Anklage im Jahr 2024 spielten vier der fünf Beschuldigten in der NHL: Dubé bei den Calgary Flames, Hart bei den Philadelphia Flyers, McLeod und Foote bei den New Jersey Devils. Formenton hatte zuletzt in der Schweiz gespielt. Alle fünf wurden damals vom Spielbetrieb freigestellt.

Die NHL hatte ihre eigene Untersuchung bereits 2022 begonnen. Ob und in welchem Umfang deren Ergebnisse veröffentlicht werden, bleibt offen – laut NHL-Commissioner Gary Bettman hängt dies vom Ausgang der juristischen Verfahren ab.

TE

26.07.2025