Goran Djuricin (Trainer Rapid):

© Sportreport

Zum Schluss der 21. Runde in der Tipico Bundesliga stand das 325. Wiener Derby auf dem Programm. Die beiden Wieneer Großklubs SK Rapid Wien und FK Austria Wien trennten sich dabei mit einem leistungsgerechten 1:1 Unentschieden.

Zu unschönen Szenen kam es vor allem in der erten Spielhälfte, in der Spieler der Veilchen bei Ausführung von Eckbällen mit Gegenständen beworfen wurden.

Wir haben die Stimmen zum Spiel.

SK Rapid Wien – FK Austria Wien 1:1 (0:0)
Schiedsrichter: Rene Eisner

Goran Djuricin (Trainer Rapid Wien):
… über die Leistungsschwankungen seines Teams im Herbst: „Ich glaube, dass uns die Geduld fehlt. Wir verlieren ziemlich schnell die Ordnung, wenn wir in Rückstand geraten, wenn wir führen passiert es auch manchmal, weil wir uns zu sicher sind. Da brauchen wir viel mehr Konstanz und müssen die Ordnung viel besser halten. Ein Zauberwort ist Kommunikation und Vertrauen in sich selber, das hat oft gefehlt, wenn man in Rückstand gerät. Das sollte nicht sein, weil wir eine sehr gute Mannschaft sind.“

… über die Rolle von Stefan Schwab: „Er hat teilweise die Rolle als Führungsspieler übernommen, aber nicht immer. Am Anfang war es sehr schwierig für ihn in so große Fußstapfen zu treten von Steffen Hofmann, aber es wird immer besser. Er hat oft im Spiel gecoacht, aber die vorne hören ihn vielleicht nicht immer oder denken nicht mit.“

… über die Wurfgeschosse aus dem Fanblock von Rapid: „Wir haben so tolle Fans, es ist dann so unnötig, dass es einzelne gibt, die es übertreiben müssen. Diese Personen sollten diese 20-30 % Aggressivität ummünzen in Anfeuern, das machen die meisten toll. Es ist sehr schade, bis dahin haben wir sehr gut gespielt und nach dem Abbruch haben wir nicht mehr gut gespielt, das hat die eigene Mannschaft irritiert.“

… über Möglichkeiten weitere Zwischenfälle zu verhindern: „Wir haben so geile Fans, aber der Selbstreinigungsprozess sollte unter den Fans stattfinden. Sie sollten diese zwei, drei Leute, oder vielleicht war es nur einer, in die Verantwortung nehmen, Tacheles reden und aus. Es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn das Spiel abgebrochen wird. Ich hoffe, dass sie das untereinander regeln, die Fans müssen jetzt auch gescheiter werden.“

Raphael Holzhauser (Austria Wien):
… über die Wechselgerüchte im Winter: „Ich bin nie zum Trainer oder zum Sportdirektor gegangen und habe den Wunsch geäußert, dass ich im Winter den Verein verlassen will, da ist wieder viel geschrieben worden. Aber ich bin für alles offen und höre mir alles an, das war schon immer meine Meinung. Da war die Türkei auch ein Thema.“

… über das Spiel: „Es war ein guter Rückrundenauftakt für uns, wir sind gut ins Jahr 2018 gestartet. Wir dürfen nicht gleich nach der Führung den Ausgleich bekommen, aber wir haben noch 15 Spiele, um unser Ziel zu erreichen und am Ende werden wir auch wieder international dabei sein. Ich fühle mich wohl in der Mannschaft, wir haben einige Neuzugänge bekommen, wir werden noch stärker.“

… über die Wurfgeschosse aus dem Fanblock von Rapid: „Ich will dazu nichts mehr sagen, man muss aufpassen, was man sagt, weil sie sich sowieso alles erlauben dürfen. Sie können sich erlauben, was sie wollen, es gibt keine Konsequenzen. Als Spieler denkt man gar nicht daran, dass wir nicht weiterspielen, aber ein Spieler wird beim Eckball klar getroffen und dann wird weitergespielt. Aber ich kann mich dazu nicht äußern, das wird dann sowieso gegen mich verwendet.“

Thorsten Fink (Trainer Austria Wien):
… über die Ziele für die Rückrunde (die Frage wurde vor der Partie gestellt): „Es geht natürlich um die Aufholjagd für die Europa League Plätze, das Derby will und muss man gewinnen und dann haben wir immer noch 15 Runden, um in die Europa League zu kommen. Ich bin überzeugt mit dem jetzigen Kader, der Verein hat da gut reagiert, werden wir das schaffen.“

… über die Entscheidung für Pentz als Stammtorwart: „Wir haben den Luxus, dass wir zwei Toptorhüter haben. Pentz ist etwas ruhiger am Ball und das hat den Ausschlag gegeben, dass er jetzt von Anfang an spielt, wir wollen auch nicht andauernd wechseln. Trotzdem ist Osman [Hadzikic] ein hervorragender Torhüter, das muss er wissen, das habe ich ihm auch gesagt, und er muss mit der Situation im Moment professionell umgehen.“

… über das Spiel: „Man hat gesehen, dass wir auch was können, wenn wir eine vernünftige Mannschaft haben. In den ersten 70 Minuten waren wir die bessere Mannschaft, nach dem 1:1 haben wir dann aber den Faden verloren und Rapid hätte dann auch gewinnen können. Im Großen und Ganzen bin ich mit unserem Spiel zufrieden, nach vorne hin geht noch mehr. Der Plan ist aufgegangen, aber leider haben wir bei einer Standardsituation nicht aufgepasst und danach ist das Spiel gekippt.“

… über die Wurfgeschosse aus dem Fanblock von Rapid: „Für mich ist es skandalös, dass das alles in Österreich erlaubt ist, was heute passiert ist. Dass man mit Regenschirmen beim Eckball stehen muss um die Spieler zu schützen, ist schon ein Wahnsinn. Wenn man das nicht unterbindet, dann werden sie das auch weiterhin machen.“

… über die Rolle von Holzhauser: „Er hätte auch liegenbleiben können, sich auswechseln lassen, aber er ist aufgestanden. Wir wollten einfach weiter unser Spiel spielen, wir wollen nicht provozieren, aber bei solchen Dingen ist es für die Spieler nicht einfach hier vernünftigen Fußball zu spielen. Ich finde er hat sich vorbildhaft verhalten.“

… über den durch Flitzer unterbundenen Angriff seiner Mannschaft: „Das wäre eine Riesenchance gewesen, die Zuschauer haben ihren Teil dazu beigetragen, dass die Partie hier 1:1 ausgeht.“

… über die Bedeutung des Unentschiedens: „Wir haben gezeigt, dass wir mit den oberen Drei mithalten können. Von daher ist das Ergebnis in Ordnung, drei Punkte wären natürlich noch besser gewesen, aber wir haben jetzt noch 15 Runden Zeit. Ich denke schon, dass auch dieser Punkt am Ende wichtig sein kann.“

Franz Wohlfahrt (Sportdirektor Austria Wien):
… über die Neuverpflichtungen im Winter: „Wir mussten reagieren auf den Herbst, wo wir gesehen haben, dass wir Probleme hatten personell, wegen Verletzungen, der Doppelbelastung, aber auch Fehlern, die wir gemacht haben. Deswegen haben wir defensiv reagiert und mit Stefan Stangl und Michael Madl Spieler geholt, neben Patrizio Stronati, der ja schon uns gehört hat, die uns sofort helfen können.“

… über die Verpflichtung von Stefan Stangl: „Ich kann keine Entscheidung treffen, weil er schon überall gespielt hat, sondern wir wollten das Bestmögliche für den Klub. Er ist Österreicher, er ist ein großartiger Spieler und hat sich sofort gut eingefügt in die Mannschaft.“

… über die Entscheidung für Pentz als Stammtorhüter: „Beide unsere Torhüter können von der Qualität her jederzeit für Austria Wien spielen. Im Herbst ist ja ein bisschen gewechselt worden, wir waren uns dann einig, dass wir uns für einen entscheiden sollten und das hat der Coach dann auch gemacht. Aber wir werden alles dafür machen, dass der Osman auch bei Laune bleibt, weil ich weiß, dass es eine schwierige Entscheidung ist für ihn. Aber er ist auf jeden Fall ein Toptorhüter, der jederzeit für uns spielen kann.“

… über das Spiel: „Wir sind froh, dass wir gepunktet haben, das war unser Ziel. Das Spiel war wie erwartet sehr schwer gegen einen sehr guten Gegner, aber wir haben uns voll reingehauen.“

… über die Begleitumstände des Spiels: „Es ist nur schade, dass die großartige Leistung von allen Spielern, auch von Rapid, in den Hintergrund rückt dadurch. Das ist schade, weil wir heute ein Spiel gesehen haben, das zu 100% internationales Format hatte, deswegen tut es mir leid für die Jungs.“

… über die Rolle von Holzhauser: „Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er weitergespielt hat, weil es hätte auch die Möglichkeit gegeben, dass das Spiel abgebrochen wird. Er wurde verletzt, das ist auch sichtbar, aber er hat selbst gesagt, dass es weitergeht, er wurde nicht so schwer verletzt, dass er nicht weiterspielen könnte.“

… über die Bedeutung des Unentschiedens: „Ich sehe die Leistung und auch den Punkt als Gewinn, auswärts bei Rapid, klarer Favorit gegen uns. Dieser Punkt kann noch helfen, wir haben noch 15 Spiele, wir wollen zumindest den vierten Platz erreichen. Das ist machbar, aber dann müssen wir die Leistung, die wir heute gezeigt haben, auch prolongieren und in den nächsten Spielen in Siege ummünzen.“

Franco Foda (ÖFB-Teamchef):
… über die Umstellung auf die Rolle als Teamchef: „Ich bin voller Tatendrang, wir sind sehr viel unterwegs in Deutschland, in England, jetzt wo die Liga wieder anfängt auch in Österreich. Die Aufgabe macht mir sehr viel Spaß, es ist etwas anderes. Wir freuen uns auf den nächsten Lehrgang im März, wir sind heiß drauf wieder mit den Spielern zusammenzuarbeiten. Aber es war mir bewusst, dass es eine andere Aufgabe wird, es ist zwar der gleiche Beruf, aber trotzdem sehr unterschiedlich.“

… über die Wurfgeschosse aus dem Fanblock von Rapid: „Emotionen gehören zum Fußball, aber das was wir heute gesehen haben, das wollen wir in keinem Stadion auf der Welt sehen.“

Heribert Weber (Sky Experte):
… über die Situation von Steffen Hofmann: „Es ist eine traurige Situation für ihn. Ich hätte im Sommer aufgehört, aber das muss jeder für sich entscheiden. Ein Kapitän nicht einmal auf der Ersatzbank, das ist nicht mein Ding. Jetzt muss er das durchstehen, ich hoffe, dass er nicht eine ganz große Enttäuschung erlebt.“

… über die Vertragsverlängerung der Austria mit Wohlfahrt: „Die Austria hat große Probleme dadurch bekommen, dass man Trainer immer sehr schnell entlassen hat. Man hat auch im Herbst sehr ruhig darauf reagiert, dass in der Öffentlichkeit Thorsten Fink kritisiert wurde. Man ist zum Trainer gestanden und jetzt steht man auch zum Sportdirektor. Ich finde das gut, Franz Wohlfahrt passt sehr gut zur Austria und ich hoffe, dass einige Erfolge das in Zukunft noch beweisen werden.“

… über die Wurfgeschosse aus dem Fanblock von Rapid: „Das ist absolut enttäuschend, das hat mit Fußball nichts zu tun, das ist unerklärbar und unberechenbar. Ich frage mich wirklich wie viel diesen Fans der eigene Verein wert ist, wenn man solche Aktionen immer wieder liefert. Es ist nur Raphael Holzhauser zu verdanken, dass er professionelles Verhalten gezeigt hat und wieder aufgestanden ist und weitergespielt hat.“

… über das Spiel: „Das Thema des Abends ist, dass wir es Raphael Holzhauser zu verdanken haben, dass wir diese attraktive zweite Hälfte miterleben konnten. Es war wirklich ein schönes Spiel mit vielen Torszenen und einem gerechten Remis. Wobei Rapid nach dem 1:0 für die Austria sehr gut zurückgekommen ist, sehr viel Moral gezeigt hat und dann noch Chancen vorgefunden hat, um das Spiel zu gewinnen. Aber die Austria hat ein viel besseres Gesicht gezeigt als im Herbst, deswegen ist von beiden Mannschaften in diesem Frühjahr noch sehr viel zu erwarten.“

Presseinfo Sky Austria/red.

04.02.2018