ICE Hockey League

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Die bet-at-home ICE Hockey League wird ab der Saison 2021/22 mit vierzehn Teams über die Bühne gehen. Mit dem HC Orli Znojmo und Olimpija Ljubljana kehren zwei Standorte zurück, mit dem HC Pustertal gibt es einen „echten“ Neuzugang.

Eine notwendige, aber in Wahrheit augenöffnende Veränderung der internationalen Eishockey-Liga, die aufgrund der Ablehnung der VEU Feldkirch zudem für großen Unmut im rot-weiß-roten Fanlager der Liga gesorgt hat! Ein Kommentar von Lukas Hörmandinger und Thomas Muck.

Zwölf oder am Ende doch vierzehn Teams? Diese Überlegungen gab es im Vorfeld der ordentlichen Generalversammlung in der Vorwoche. Mehrere nationale, wie auch internationale Teams haben um Aufnahme für die kommende Saison ersucht. Am Ende gab es eine notwendige Erweiterung, die irgendwie „augenöffnende Wirkung“ besitzt. Eine große Historie sorgt nicht zwangsläufig dafür, dass das Interesse steigt, Fans in die Halle kommen und Fanartikel gekauft werden. Trotzdem: Alle drei neuen Teams werfen zudem Fragezeichen auf. Werfen wir einen Blick darauf:
 


 
HK Olimpija Ljubljana
Olimpija Ljubljana hat wenig bis gar nichts mehr mit dem Pleiteverein von vor rund einem Jahrzehnt gemeinsam. Der Verein ist solide geführt, wirtschaftlich wie sportlich. Was man vielen österreichischen Vereinen als Versäumnis vorwerfen kann, haben die Slowenen verinnerlicht. Ein starker Kern einheimischer Spieler, die zum Teil bei ihren Ex-Vereinen im Ausland auf dem Abstellgleis standen, sorgen für ein gutes sportliches Rückgrat. Am Grundproblem im slowenischen Eishockey hat sich allerdings nichts verändert!

Finanzkräftige (Groß-)Sponsoren und Mäzene sind Mangelware. Sprich wirtschaftlich strecken sich Profivereine in Slowenien immer nach der Decke. Die Vergangenheit zeigte, dass die Abhängigkeit von Heilsbringer mit einem Bauchfleck endete. Die Personalie Marko Popovic, der Liga-Intern in „Messias-Sphären“ hochgejubelt wurde, darf getrost als Mahnung angeführt werden.

Die Vereinsführung rund um Miha Butara wird auch einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen. Die Vergangenheit des Vorgängervereins schreckt noch immer ab. Spieler, die in der Vergangenheit um ihr Geld „umgefallen“ sind, werfen noch immer einen großen Schatten auf den Standort. Obwohl die aktuelle Vereinsführung mit dieser Phase nichts mehr zu tun hat!

Olimpija Ljubljana hat den Rückenwind des Verbands und der lokalen Politik für den Liga-Einstieg. Rein sportlich betrachtet wird man ein Team auf die Beine stellen, welches vermutlich intensiv um die Playoffs mitspielt. Wie sich die wirtschaftliche Entwicklung des Vereins, sprich die gesteigerten Ausgaben, in Zukunft verändern wird, ist eine äußert interessante Frage. Sind die (historischen) Zweifel berechtigt oder wird Ljubljana zu einem Musterbeispiel für einen „sportlichen Neustart über die AlpsHL“? Interessante Grundsatzfragen – nicht nur für die grünen Drachen…

Ausblick:
Der HK Olimpija Ljubljana kann sportlich ein Gewinn für die Liga sein! Historisch weiß man allerdings auch, dass, wenn es sportlich nicht läuft, schnell eine Saison „in den Sand gesetzt“ ist. Wirtschaftlich steht der Verein solide da. Allerdings sind Zweifel aufgrund der Rahmenbedingungen und der Vergangenheit durchaus berechtigt.
 


 
HC Orli Znojmo
Nach einem Jahr (COVID 19-bedingter) (Zwangs-)Pause sind die Tschechen zurück in der Liga. Ein grenznaher Verein, mit guten Zuschauerzahlen, ausgezeichnetem Preis/Leistungsverhältnis für Gäste-Fans und international akzeptablen Strukturen, der noch dazu im Land einer Eishockey-Großmacht angesiedelt ist, darf als Gewinn bezeichnet werden. Aber ist er das wirklich?

In den letzten Jahren haben die handelnden Personen einiges an Porzellan zerschlagen. Egal ob Schiedsrichter, Ligamitarbeiter aber auch Gäste-Teams, die Lust nach Znojmo fahren zu „müssen“ war überschaubar. Präsident Pavel Ohera und Head Coach Miroslav Fryčer sind in der Vergangenheit oft auf der sprichwörtlichen „Rasierklinge geritten“ und haben dabei Sympathien verspielt. Eishockey-Funktionäre sind in der Regel eines: nachtragend! Von Seiten der Tschechen gilt es verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Auch wirtschaftlich gibt es einige Fragezeichen. In den letzten Jahren gab es immer wieder Meldungen und Gerüchte über die angespannte Lage bei den Südmähren. Im vergangenen Sommer wurden zusätzlich die finanziellen Mittel von Seiten der Stadt gekürzt. Die abgebrochene Saison der dritten Liga in Tschechien wird kaum dafür gesorgt haben, dass die Defizite geringer wurden. Sprich die wirtschaftliche Situation des Vereins ist alles andere als einfach.

Rein wirtschaftlich betrachtet sind die Tschechen für die anderen Liga-Teams definitiv und besonders für den Osten der Liga ein Gewinn. Der HC Orli Znojmo verfügt über eine Fanbasis, welche auch gerne Reisen antritt. Dabei sind sie laut, aber friedlich – und konsumieren!

Sportlich ist der HC Orli Znojmo der perfekte Aus- und Weiterbildungsverein. Bestes Beispiel dafür, dass man eine Karriere auf der großen Bühne einschlagen kann ist Libor Sulak. Durch gutes Scouting und intelligente Nutzung der Ressourcen war man stets ein „seriöser Playoff Kandidat“. Mit dem Meistertitel hatte man zwar am Ende meist nichts zu tun, trotzdem war man sportlich ein wertvolles Liga-Mitglied. Genau diese Rolle werden die Tschechen vermutlich wieder einnehmen.

Ausblick:
Sportlich hui, wirtschaftlich ein gewaltiges Fragezeichen! Der HC Orli Znojmo ist aufgrund der Fanbasis ein gerne gesehenes Gästeteam und aufgrund des Verhältnisse vor Ort auch für Auswärtsfans eine Reise wert. Wenn die Tschechen die finanzielle Seite im Griff haben, ist man eine Bereicherung. Historisch betrachtet ist der letzte Satz mit berechtigten Fragzeichen zu versehen.
 


 
HC Pustertal Wölfe
Der Name verspricht „großes Kino“. Die Wahrheit sieht eher „bescheiden“ aus. Die Wölfe sind in der Kleinstadt Bruneck beheimatet. 17.000 Einwohner sind eine Kleinstadt und definitiv keine Weltmetropole. Die Wölfe sind daher auf den ersten Blick kein „Burner“. Trotzdem könnten die Wölfe eine solide Bereicherung für die Liga sein. Warum?

Zum einen ist der Verein finanziell auf breiten Sponsorenbeinen aufgestellt. Präsident Robert Pohlin zieht sich zwar mit Saisonende zurück, allerdings hat man das Gefühl, dass dieser Abgang den Klub nicht aus den Angeln heben wird. Das Rienzstadion könnte bald ausgedient haben. Eine neue Eissportanlage mit rund 3.500 Zuschauern soll ab Sommer 2021 verfügbar sein. Mit diesem Schmuckkästchen braucht man sich definitiv hinter kaum einer Halle in der IceHL verstecken. Sollte sich der Neubau allerdings verzögern, dann würden die Südtiroler definitiv vor großen Problemen stehen. Denken wir aber hier an dieser Stelle positiv.

Mit Argusaugen werden die Wölfe im Bereich der Kaderzusammenstellung beobachtet werden. Die „Doppelstaatsbürgerschaften“ der Bozener Füchse sorgten ligaweit für Verstimmung. Dabei verfügen die Wölfe über einige sehr junge, talentierte Spieler. Ob diese das Zeug für die IceHL haben? Die Antwort wird erst die kommende Saison bringen.

Ausblick:
Der HC Pustertal ist definitiv eine sportliche Wundertüte. Von Kellerkind bis zu Playoff-Kandidat scheint alles möglich zu sein. Wirtschaftlich steht man auf soliden Beinen und ist definitiv ein Vorbild für andere Vereine. Eine „One Man Show“ sind die Wölfe nicht.
 


 
Wo es Jubel, sprich Gewinner gibt, gibt es in der Regel auch Verlierer! Ein großer Name des österreichischen Eishockeys ging leer aus. Die VEU Feldkirch wird nicht in die ICEHL aufgenommen. Ein Schritt den der ÖEHV in einem Statement kritisierte. In Wahrheit war er alternativlos.

Ein Blick auf die Situation: Die Vorarlberger stehen in Wahrheit stellvertretend für viele Projekte, welche das Ziel „oberste Spielklasse“ ausgegeben hat. Es mangelt an zwei Grundpfeilern. Der Infrastruktur (inkl. politischer Rückendeckung) und der wirtschaftlichen Seite.

Halleninfrastruktur ist ein sensibles Thema. Nicht immer ist neu gut, und alt nicht schlecht. Im Gegenteil! In so manch neuer Halle sind die Arbeitsbedingungen für Journalisten „überschaubar positiv“. In alten Hallen kann man improvisieren und somit das Niveau heben. Bei Hallen wie der Vorarlberg-Halle in Feldkirch müsste definitiv viel Geld in die Hand genommen werden. Hier ist die öffentliche Hand als Hallenbesitzer gefordert. Bereits vor der Coronavirus-Pandemie war das Interesse an Investitionen im Eishallenbereich überschaubar. Jetzt wird es – aus verständlichen Gründen – nicht gerade gestiegen sein. Sprich, um sich seriös um eine Aufnahme in der IceHL zu bewerben, muss eine geeignete Halle und die ultimative Rückendeckung der Lokalpolitik her. Ob dieses Unterfangen gelingt? (Berechtigte) Zweifel scheinen angebracht.

Auf der anderen Seite muss die wirtschaftliche Seite stimmen. Unter einem Budget von zweieinhalb Millionen Euro ist ein Ligabetrieb auf höchsten Niveau wenig realistisch. Hier mal eine Grundsatzfeststellung voraus: Die acht österreichischen Teams würden auf der einen Seite auf einen Teil der Sponsorengelder verzichten müssen. Auf der anderen Seite gilt es Sponsoren aufzustellen, welche einen Großteil des Budgets abdecken. Natürlich kann man sich auch in die Hände eines Mäzens begeben. Vorausgesetzt der Verein wird auf auf diesen überschaubaren Markt fündig. Hier ist man jedoch auf sprichwörtlich „dünnem Eis“ unterwegs. Bei der VEU Feldkirch wird praktisch jährlich ein „Großsponsor“ angekündigt. Gekommen ist bisher keiner! War die Finanzierung des „Abenteuers Alps Hockey League“, mit vielen Lokalderbys, oft mit der heißen Nadel gestrickt, fehlt für eine Teilnahme an der IceHL schlicht und ergreifend die Substanz. Sie ist nur mit viel Phantasie erkennbar.

Zusätzlich kamen und kommen sportliche Probleme. Diese liegen im personellen und strukturellen Bereich. Damit ein österreichischer Verein den Einstieg in die IceHL nachhaltig schaffen kann, sollte zunächst ein Pool an Spielern aus dem eigenen Nachwuchs her. Diesen gilt es aufzubauen, sprich ein Verein muß über mehrere Jahre bereits Geld in die Jugend stecken. Qualitativ hochwertiges Coaching, Eiszeiten und am Ende gilt es neben der Meisterschaft auch Wettbewrben teilzunehmen, welchen die Entwicklung der Spieler und der eigenen Nachwuchsabteilung hilft. Es gilt das vorhandene Potential vor der „eigenen Haustüre“ abzuholen. Sprich, ein Interessent sollte 5, 6 Jahre nachhaltig am Unterbau, am sportlichen Fundament arbeiten. Hier gibt es allerdings ein großes Problem. Wie will ein Verein das öffentlichkeitswirksam verkaufen?

Ebenfalls gilt es noch einen wichtigen Punkt hervorzuheben: Wenn man sportlich das Konzept erstellt ist, gilt es das richtige Personal zu finden. Im Nachwuchs gilt es qualitativ hochwertige Entwicklungstrainer auf höchstem Niveau zu finden! Als Head Coach der Kampfmannschaft gilt es einen Head Coach im Verein zu haben, der auf einen Seite Spieler entwickelt, einen attraktiven Spielstil zeigt und Wege findet enge Spiele zu gewinnen. Wenn man aktuell hinter die Bande bei den österreichischen Liga-Teams blickt, ist diese Gattung Trainer nur mit Phantasie erkennbar.

Rückblende: Im vergangenen Sommer waren drei österreichische Verteidiger auf Vereinssuche. Ein potentiell interessierter Verein hatte das Trio auf dem Radar und war am Ende an einer Verpflichtung interessiert. Zu einer Vertragsunterschrift kam es nie! „Weil ich durch einen Import in den Medien bin. Das ist mir wichtig für die Sponsoren“, so lautete damals die inoffizielle Begründung der betroffenen Teamspitze.

Sprich: Für ein neuntes österreichisches Team in der IceHL benötigt man jahrelange kontinuierliche Vorarbeit. In diesen erwähnten Bereichen. Nachhaltigkeit und österreichisches Eishockey vertragen sich jedoch zum Leidwesen aller Beteiligten nicht. Genauso wie die Wahrheit.

Dies bringt uns zum Abschluss zum Statement des ÖEHV. Die Stellungnahme von Präsident Dr. Hartmann war populistisch und in der Sache nicht hilfreich. Als Verbandsboss sollte man in der Politik netzwerken (Hallenthematik, etc.) und nicht verprellen mit Facebook-Postings, wie es ein Präsidiumskollege getan hat. Er könnte auch im wirtschaftlichen Bereich Hilfestellungen geben. Aber dies bleibt ein Wunschdenken – und das nicht erst seit seiner Präsidentschaft!

Präsident Hartmann muss sich die berechtige Frage gefallen lassen, ob er versteht, dass Sport „Business mit angehängter Sportabteilung“ ist. Sowohl auf Profi-, aber auch auf Amateurebene. Geld regiert die Welt! Dies mag hart, zynisch und bis zu einem gewissen Grad auch traurig klingen, doch die Wahrheit in der Causa VEU Feldkirch ist rasch auf dem Punkt gebracht: Einige Vereine und viele Fans waren einen Einstieg nicht abgeneigt. Aber die historischen Erfolge der Vorarlberger Mitte Ende der 1990er-Jahre, ist für die breite Öffentlichkeit „Schnee von gestern“. Erfolge die zwei Jahrzehnte zurückliegen, bringen den „0815-Fan“ nicht dazu in die Halle zu gehen, zu konsumieren und somit dem Verein einen „doppelten Nutzen“ zu verschaffen. Ruhmreiche Historie alleine bezahlt auf der Gegenseite keine Rechnungen. Diese älteste Weisheit sollte sich auch bis zur Spitze des Eishockeyverbandes durchgesprochen haben. Wenn nicht, dann sollte man es akzeptieren – oder den Platz für visionäre Realisten frei machen!

Zu guter Letzt wird von vielen Seiten in der Argumentation für eine Aufnahme der VEU darauf gepocht, dass es sich bei der IceHL um eine österreichische Liga mit ausländischen Anhängseln handelt. Tatsache ist jedoch, dass die Liga wie auch ihre Vorgängerin kein rot-weiß-rotes Produkt ist. Als eigenständige Marke, die vom ÖEHV wie auch von den anderen Verbänden nur unterstützt wird, ist die Ligaspitze nur sich selbst und ihren Vereinen Rechenschaft schuldig – im Vordergrund steht die bereits oft erwähnte Wirtschaftlichkeit. Letztendlich waren es dann auch die rot-weiß-roten Konkurrenten, die eine Teilnahme der Vorarlberger verhindert haben – und so dem österreichischen Eishockey einen wichtigen Dienst erwiesen.

Zusammengefasst sei also gesagt, dass die Ablehnung der Feldkircher die einzig logische Entscheidung zugunsten der heimischen Sportlandschaft war. Denn dem österreichischen Eishockey ist nicht geholfen, wenn ein Traditionsverein den Sprung in die höchste Spielklasse, an der rot-weiß-rote Vereine teilnehmen, nicht überlebt. Zu groß sind die Hürden, die ein neuntes Team nehmen müsste; jene Hürden, vor denen bereits vorhandene IceHL-Vereine jedes Jahr drohen, zusammen zu brechen. Ein überschaubarer Pool an qualitativ mithaltenden, heimischen Spielern, der zu einer weiteren Überflutung der österreichischen Eishockeylandschaft durch mittelmäßige Imports führen würde – immerhin will man ja mit der Spitze mithalten können; die wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund der geringen Größe der vorhandenen Märkte und des verhältnismäßig zu vernachlässigendem Interesse am schnellsten und härtesten Sport der Welt; die Unklarheiten rund um Sponsoren und Mäzene – all dies spricht gegen eine Aufnahme der VEU, stellvertretend für die meisten anderen österreichischen Vereine außerhalb der mitteleuropäischen Spielgemeinschaft. Erst wenn sinnvolle Nachwuchsarbeit auch Österreichs Eishockeylandschaft erreicht, ist der Ausbau der Spitzenteams eine Option.

Manches an diesem Kommentar mag für viele Fans hart und augenöffnend sein. Aber wie ein ehemaliger Fußball-Funktionär passend anmerkte: Die Wahrheit ist dem Menschen zuzumuten!

12.03.2021