25th Women´s IHF Handball World Championship: Vorschau auf das Duell Österreich gegen Argentinien

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Nach dem emotionalen Auftaktsieg über China bei der WM 2021 in Spanien, steht am morgigen Samstag, 18:00 Uhr live auf ORF Sport+, mit Argentinien bereits der nächste Gegner vor der Tür.

Nach den covidbedingten Ausfällen von Petra Blazek, Sonja Frey, Stefanie Kaiser und Nina Neidhart, wurde Nora Leitner, die sich vor Ort befand um die Spiele zu sehen, Freitagvormittag nachnominiert. Samstagvormittag wird das gesamte Team nochmals mittels PCR-Test getestet.

Vergangenen Mittwoch eröffnete Argentinien gegen Spanien die WM 2021. Nach einer starken ersten Halbzeit, nach der man lediglich 10:11 zurück lag, kam man in den zweiten 30 Minuten unter die Räder – Endstand 29:13 für Spanien.

„Sie spielen ähnlich wie Portugal sehr körperbetont, haben ein starkes Zweikampfverhalten und sind aus dem Rückraum enorm gefährlich“, analysiert der nach wie vor in Österreich in Quarantäne befindliche Teamchef Herbert Müller. „Wir müssen die Eins gegen Eins-Situationen gut lösen und sie zu technischen Fehlern und Fehlwürfen zwingen.“

Interims-Cheftrainer Helfried Müller erwartet wie sein Bruder ein körperlich intensives Spiel: „Da müssen wir dagegenhalten. Es wird viel kraftaufwendiger als gegen China. Da heißt es mutig sein und Spaß haben.“

Kurz vor dem WM-Auftakt am Donnerstag gegen China fielen vier Spielerinnen aufgrund eines positiven PCR-Tests aus. Die enorm hohe körperliche Belastung aufgrund der kleineren Bank und den damit verbundenen wenigen Wechselmöglichkeiten, stellt laut Patricia Kovacs aktuell kein Problem dar: „Natürlich spüren wir das, aber es war erst ein Spiel. Die kleinere Bank mit Fortdauer des Turniers womöglich merkbar.“

Nora Leitner nachnominiert
Da erst die nächsten Testungen zeigen werden, ob die Infektionskette im Team unterbrochen werden konnte und da es bis zu drei Tage dauern kann, bis eine nachnominierte Spielerin beim Team sein kann, hat man sich beim ÖHB dazu entschieden, vorerst zuzuwarten. Glück im Unglück: Nora Leitner, die die gesamte WM-Vorbereitung in der Südstadt mitgemacht hat, ist privat nach Torrevieja gereist, um das Team vor Ort von der Tribüne aus zu unterstützen.

Sie konnte nun kurzfristig zum Team hinzugeholt werden, erfüllte alle notwendigen Voraussetzungen (geimpft und ein negativer PCR-Test der nicht älter als 72 Stunden ist) und trainierte Freitagmittag bereits mit. Wie auch Sportdirektor Patrick Fölser, der für gewisse Spielzüge auf seiner alten Position als Kreisläufer einsprang.

Katarina Pandza führt Torschützenliste an
Noch am Montag wurde Katarina Pandza als Verdachtsfall eingestuft, konnte nicht mit dem Team nach Spanien reisen. Zwei negative PCR-Tests entkräfteten den Verdacht und sie konnte sich Mittwochabend auf dem Weg machen. Donnerstagvormittag stieß sie schließlich zum Nationalteam und lieferte nur wenige Stunden später eine Galavorstellung ab. Elf Würfe, neun Tore, 82 Prozent Trefferquote. Die neun Treffer bescheren der 19-Jährigen, die sowohl bei der Women´s 17 EHF EURO 2019 (66 Tore), als auch beider Women´s 19 EHF EURO 2021 (68 Tore) Torschützenkönigin wurde, aktuell Platz 1 in der Torschützenliste.

Zwei Spiele, zwei Siege
Das Duell Österreich vs. Argentinien gab es bislang erst zweimal. Vor beinahe exakt 14 Jahren, am 25. November 2007 stand man sich im Rahmen des Turchin Cup in Kiew erstmals gegenüber. Österreich setzte sich 25:21 durch. In der Vorbereitung auf die abschließenden Spiele in der Qualifikation zur EURO 2016 empfing man die Südamerikanerinnen am 28. Mai 2016 in der Südstadt und ging mit dem 22:18 erneut als Sieger hervor.

Das morgige Duell ist das erste im Rahmen eines Großereignisses. Argentinien ist Dauergast bei Weltmeisterschaften und seit 2003 durchgehend qualifiziert. Bei den diesjährigen Süd- und Mittelamerika-Meisterschaften scheiterte man erst im Finale an Brasilien.

Warten auf Entscheidung
Der Österreichische Handballbund befindet sich in engem Austausch mit der IHF, dem Veranstalter und auch der österreichischen Botschaft, bezüglich des weiteren Vorgehens bei den positiv getesteten Personen. Aktuell ist noch nicht endgültig geklärt, ob, ähnlich wie in Österreich, die Möglichkeit besteht, sich nach etwa fünf Tagen mit einem negativen PCR-Test frei zu testen. Laut spanischem Gesetz/Verordnung gilt für positiv getestete Personen eine zehntägige Quarantäne.
 


 

Aktueller WM-Kader
Nr. Familienname Vorname Verein Geb. Datum Pos. LSP Tore
6 DEDIC Mirela Hypo Niederösterreich 15.12.91 LW 69 113
27 HAJGATO Anna Hypo Niederösterreich 27.04.92 GK 3 0
57 HUBER Josefine Thüringer HC / GER 19.02.96 PV 50 128
1 IVANCOK Lena RK Lokomotiva Zagreb / CRO 29.03.01 GK 11 0
29 IVANCOK Ines HSG Bensheim/Auerbach / GER 14.04.98 LB 39 92
9 KOVACS Patricia Mosonmagyaróvári KC / HUN 26.05.96 CB 53 174
44 LEITNER Nora Hypo Niederösterreich 05.05.02 PV 2 0
3 PANDZA Katarina TuS Metzingen / GER 17.04.02 LB 11 28
17 REICHERT Johanna Thüringer HC / GER 31.12.01 LB 9 28
7 SCHINDLER Johanna Hypo Niederösterreich 08.06.94 LB 53 27
23 SCHLEGEL Klara FRISCH AUF! Göppingen / GER 07.05.01 RB 14 26
11 TOMASINI Fabienne LC Brühl / SUI 14.06.97 RW 22 21
15 WESS Claudia Hypo Niederösterreich 15.06.95 RW 55 50

 


 

25th Women´s IHF Handball World Championship

1. – 19. Dezember 2021, Spanien
Erste Weltmeisterschaft der Frauen mit 32 Nationen

Vorrunde
Gruppe A, Granollers: Frankreich, Montenegro, Angola, Slowenien
Gruppe B, Llíria: Russland, Serbien, Kamerun, Polen
Gruppe C, Castelló: Norwegen, Rumänien, Kasachstan, Iran
Gruppe D, Torrevieja: Niederlande, Schweden, Puerto Rico, Usbekistan
Gruppe E, Llíria: Deutschland, Ungarn, Tschechien, Slowakei
Gruppe F, Granollers: Dänemark, Südkoea, Tunesien, Kongo
Gruppe G, Castelló: Kroatien, Japan, Brasilien, Paraguay
Gruppe H, Torrevieja: Spanien, Österreich, Argentinien, China

Spielplan
Österreich vs. China 38:27 (22:13)

Do., 2. Dezember 2021, 18:00 Uhr

Werferinnen Österreich: Katarina Pandza (9), Mirela Dedic (8), Ines Ivancok (6), Patricia Kovacs (5), Fabienne Tomasini (4), Josefine Huber (4), Johanna Reichert (1), Klara Schlegel (1)

Österreich vs. Argentinien
Sa., 4. Dezember 2021, 18:00 Uhr, live auf ORF Sport+

Spanien vs. Österreich
Mo., 6. Dezember 2021, 20:30 Uhr, live auf ORF Sport+
 


 
Nachtrag zum Spiel 1:
Comeback der Dekade – Österreich feiert 38:27-Sieg zum WM-Auftakt

Vor zwölf Jahren verabschiedete sich Österreichs Handball Frauen Nationalteam von der WM in China als Zehnter. Am 2. Dezember 2021 kehrt man mit dem 38:27-Sieg über China erfolgreich zurück auf die internationale Bühne und trotzt sämtlichen Hiobsbotschaften der letzten Tage!

In den vergangenen Tagen und vor allem den letzten Stunden hatte man einige Schockmomente zu verkraften. Zunächst der Ausfall von Head Coach Herbert Müller nach einem positiven Covid-Test, dazu zwei Verdachtsfälle. Exakt zwei Stunden vor Anpfiff zum WM-Auftakt gegen China die nächste Hiobsbotschaft: Petra Blazek, Sonja Frey, Stefanie Kaiser und Nina Neidhart werden positiv auf SARS-COV2 getestet.

Just in jenem Augenblick zeigte man jene Charaktereigenschaften, die dieses Team auszeichnen: Zusammenhalt, Kampfgeist, aber vor allem, der stetige Blick nach vorne.

In Abwesenheit der vier Leistungsträgerinnen übernahmen andere Verantwortung. Patricia Kovacs führte das Team an, agierte als Denk- und Lenkzentrale, Ines Ivancok sorgte aus dem Rückraum stets für Gefahr, Schwester Lena glänzte mit Paraden, Katarina Pandza stellte ihre Qualitäten im Eins gegen Eins und in der Deckung unter Beweis, Josefine Huber als einzige Kreisläuferin spielte 60 Minuten lang durch, holte unzählige Siebenmeter heraus, und und und.

Aber allen voran, präsentierte man sich als Einheit, die diesen Sieg unbedingt für ihren Head Coach und ihre Mitspielerinnen wollte.

China ging von Beginn weg hohes Tempo. Die Österreicherinnen gingen mit. Nach gerade einmal acht Minuten waren bereits zwölf Tore gefallen, stand es 6:6. Dank zweier erfolgreich verwandelter Siebenmeter durch Patricia Kovacs stellte Österreich auf 8:6. Ein weiterer Doppelschlag, diesmal durch Katarina Pandza, sorgte nach zwölf Minute für die erste Dreitoreführung – 10:7.

Die Österreicherinnen übernahmen mit Fortdauer des Spiels immer mehr das Kommando, stellten sich in der Deckung besser und besser auf das unorthodoxe Spiel der Chinesinnen ein. Diese wussten sich, wie von Herbert Müller prophezeit, oft nur mit Distanzwürfen, Schlagwürfen oder durch Einzelaktionen zu helfen. Damit liefen die Asiatinnen allerdings im wahrsten Sinne gegen eine Mauer.

Beinahe jede Balleroberung wurde in ein Tor umgemünzt. Bis zur Pause zog man auf 22:13 davon. Direkt nach Seitenwechsel die erstmalige Zehntoreführung. Ines Ivancok traf nach nur 38 Sekunden zum 23:13. Bis zur 37. Minute konnte China nochmals auf sieben Tore verkürzen, zehn Minuten später war bereits wieder der alte Abstand von zehn Toren hergestellt – 32:22. In dieser Phase trumpfte Katarina Pandza ein ums andere Mal auf, die in der 48. Minute sogar auf 33:22 stellte.

In den letzten zehn Spielminuten durfte sich auch Anna Hajgato im Tor auszeichnen. Die Österreicherinnen spielten den Sieg trocken nach Hause. Mit dem 38:27 feiert man das Comeback der Dekade und einen perfekten WM-Einstand!

Patricia Kovacs: „Wir sind richtig erleichtert. Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen. Ich muss ehrlich sagen, jede im Team hat geweint, nachdem die Nachricht gekommen ist. Diese vier haben so für die WM gekämpft, über Jahre, haben ihre Freizeit dafür geopfert, Stefanie Kaiser hat sogar ihren Beruf aufgegeben, um noch mehr zu trainieren. Umso mehr bin ich stolz auf die Mannschaft. Das zeigt, was für ein tolles Team wir sind. Am Anfang waren wir sehr nervös, haben uns von Tor zu Tor herangearbeitet, hatten zur Halbzeit neun Tore Puffer und haben den gut gehalten.“

Helfried Müller, Interims Head Coach: „Ich bin einfach nur stolz. Jeder in Österreich kann nur stolz sein vor dem Charakter dieses Teams. Bevor wir zum ersten Spiel abfahren werden vier Spielerinnen, die alles für diese WM getan haben, gestoppt. Für sie haben wir heute gewonnen. Wir wussten nicht exakt was uns erwartet, unsere Vorbereitung und Analyse war aber auf den Punkt.“

Head Coach Herbert Müller aus der Quarantäne: „Welch eine Charakterstärke unseres Nationalteams nach all den Horrornachrichten und gesundheitlichen Rückschlägen in den letzten Tagen. So eine Leistung abzurufen, verlangt den allerhöchsten Respekt. Es war ganz wichtig, dass wir eine herausragende erste Halbzeit gespielt haben, die Torhüterinnen sehr gut waren, der Block funktioniert hat. Vorne war die Wurfeffektivität herausragend. In der zweiten Halbzeit haben wir das Ergebnis gut verwaltet, haben clever und ruhig gespielt. Wir haben die wichtigsten Zweikämpfe allesamt gewonnen. Das war ganz ganz wichtig. Jetzt hoffen wir, dass alle rasch gesund werden, damit wir diese WM genießen können. Gratulation an die Mannschaft. Das war heute herausragend.“
 


 
Presseinfo
Handball Austria/ÖHB

03.12.2021