Stephan Helm

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Der FK Austria Wien Trainer Stephan Helm und Sky-Experte Alfred Tatar waren zu Gast beim Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis“.

Stephan Helm (Trainer FK Austria Wien)
…über die zweite Runde des ÖFB-Cups gegen Oedt: „Es war sehr knapp, ein richtiger Cup-Fight. Man muss auch sagen, dass wir denkbar unglücklich in das Spiel hineingekommen sind und dann aber schnell wieder die richtigen Verhältnisse hergestellt haben. Wir haben es dann versäumt, in der ersten Halbzeit früher einen größeren Abstand herzustellen mit der Chance von Moritz Wels. Umso länger so ein Spiel dauert, umso mehr steigt die Chance, dass es eine richtige Cup-Nacht wird. Aber dank Manfred Fischer, der momentan als Goalgetter gefragt ist, haben wir dann noch innerhalb der 90 Minuten noch das richtige Ergebnis erzielen können. So gesehen weiß man, dass es im Cup wichtig ist, in die nächste Runde einzuziehen. Wir haben auch viel rotiert aber wir hätten es uns trotzdem leichter machen können.“

…über die Rolle von Mirko Kos und Philipp Wiesinger: „Mirko Kos hat ja bei uns ganz klar das Standing, dass wir mit ihm eine richtig starke und verlässliche Nummer zwei bei uns in der Mannschaft haben. Er ist auch ein sehr, sehr wichtiger Bestandteil der Mannschaft aufgrund seiner Persönlichkeit. Er hat sich das erarbeitet, dass, auch wenn die Wahl auf Sami Radlinger gefallen ist, dass er uns im Cup vertritt. Wir haben das gemeinsam analysiert und es war so, dass er seinen Job gut gemacht hat. Die eine oder andere Kleinigkeit kann man immer verbessern aber alles in allem war er der Rückhalt, den man sich wünscht. Bei den zwei Gegentoren war es sehr schwierig bis unhaltbar, aber er war in zwei, drei anderen Situationen der sichere Rückhalt, der er immer ist. Bei Philipp Wiesinger ist es so, dass er natürlich auf einen sehr großen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Er ist es gewohnt, auf höherem Niveau zu spielen, aber natürlich hat er jetzt eine etwas längere Ausfallzeit hinter sich. Gerade bei ihm war es so, dass er nichts verlernt hat. Ich glaube, dass er physisch noch nicht da ist, wo er sein kann, das ist gar keine Frage. Er hat jetzt die ersten 90 Minuten absolviert und dementsprechend war das für ihn ein erfreuliches Ereignis gestern.“

…über das bevorstehende Comeback von Marko Raguz: „Na ja, ich bin vorsichtig optimistisch. Der Austausch mit Marko direkt ist auch immer wichtig, aber er hat letzte Woche sein Debüt gegeben in der Regionalliga Ost bei den Young Violets für 15 Minuten. Also vor zwei Wochen, letzte Woche waren es schon 20 oder 25 Minuten. Er wird wahrscheinlich jetzt am Wochenende um die 45 Minuten auflaufen. Er trainiert seit Wochen bei uns als vollwertiger Spieler mit und dementsprechend spricht sehr viel dafür, dass er auf einem richtig guten Weg ist. Man sieht auch im Training seine Qualitäten und wie er Freude hat, dass er wieder auf alles zugreifen kann, was ihm zur Verfügung steht. Dementsprechend bin ich vorsichtig optimistisch, dass wir ihm durchaus im Herbst schon bei uns in der ersten Mannschaft schon die ersten Einsatzzeiten geben können.“

…auf die Frage, ob man bei Marko Raguz noch immer die Attribute sehen kann, die ihn vor seinen Verletzungen ausgezeichnet haben: „Genau das ist es. Man sieht, dass er genau das hat und anscheinend ist es so, dass man das nicht verlernen kann. Man sieht bei jedem Abschluss, dass er eine Idee dahinter hat, ob mit dem Kopf, mit Rechts oder mit Links, teilweise auch mit anderen Körperteilen. Er ist auch der, der im Strafraum immer wieder Dinge macht, wo man nicht daran denken würde, dass man es so auch lösen kann. Dieses Repertoire hat er anscheinend nach wie vor zu 100 % zur Verfügung. In den großen Spielformen merkt man, dass er physisch noch nicht da ist, wo er hingehört, das ist vollkommen normal. Aber wenn ich seine Qualitäten, speziell im Abschluss anschaue, aber auch im Bälle festmachen und ablegen, hinter jedem Kontakt ist eine Idee. Es macht echt Spaß, ihm da zuzuschauen. Und das kann ich definitiv bestätigen. Das, was ihn damals ausgezeichnet hat, hat er definitiv jetzt auch noch.“

…über die Arbeit mit der Mannschaft im Training: „Es ist eine total positive Erfahrung für mich. Unsere erfahrenen Spieler haben hier bei der Austria eine sehr gute Leistungskultur etabliert. Beim Training ist seit dem ersten Tag ein richtig guter Zug drinnen und sie gehen auch mit den jungen Spielern sehr gut um, es werden alle mitgenommen. Auch die Inputs, die mir wichtig sind, da merke ich richtig, dass die Mannschaft lernhungrig ist. Ich will da gar keinen herausheben, die erfahrenen Jungs haben eine richtig gute Kultur geschaffen, was das betrifft. Drago ist ja etwas später dazugestoßen und er ist auch ein Paradebeispiel für die Herangehensweise im Training. Ich erwähne ihn jetzt, weil er dazugekommen ist. Er gibt in jedem Training 100 % und lebt das vor. Das sind genau die Dinge, wo die Jungs sehen, warum er 100 A-Länderspiele gemacht hat, er zeigt das in jedem Training vor. Ich hebe ihn wie gesagt nur heraus, weil er als letztes dazugekommen ist, die anderen erfahrenen Spieler haben da eine richtig gute Kultur etabliert bei der Austria. So gesehen macht es als Trainer richtig Spaß, mit der Truppe zu arbeiten. Ich sehe extrem viel Potenzial in der Truppe, wo wir uns hinentwickeln können, und ich bin auch überzeugt, dass wir das immer mehr abrufen werden.“

…über den Austausch mit Aleksandar Dragovic: „Es ist natürlich normal, dass man sich mit den erfahrenen Spielern über gewisse Dinge austauscht und sie teilhaben lässt an den Gedankengängen. Es wäre aber ein bisschen zu viel gesagt, dass sie jetzt eingebunden sind in die Entscheidung, ob wir Dreierkette oder Viererkette spielen. Ja, man tauscht sich mit seinen erfahrenen Spielern aus, aber die grundlegenden Entscheidungen mache ich mit mir und dem Trainerteam aus. Man versucht dann, die Formation zu finden, wo die Spieler ihre Stärken am besten ausspielen können.“

…über seine Entwicklung als Trainer: „Grundsätzlich habe ich vor ziemlich genau zehn Jahren meine erste Mannschaft übernommen. Seit sieben Jahren ungefähr, sechseinhalb Jahren, habe ich im Profifußball unter sieben unterschiedlichen Profi-Trainerteams gearbeitet und auch durfte auch bei unterschiedlichen Mannschaften als Cheftrainer die Verantwortung haben. Natürlich entwickelt man sich als Trainer immer weiter. Man hat zuerst den Zugang, wie man sich selbst das Spiel mit und gegen den Ball vorstellt. Man lernt halt dann immer mehr dazu und ich finde, dass bei uns sehr viel Schubladendenken herrscht. Was ist das für ein Trainer, wofür steht er? Das taugt mir gar nicht. In der Schweiz macht gefühlt jeder Trainer so ein bisschen alles. Gefühlt ist es in der Schweiz nicht ganz so schubladenmäßig. Natürlich hat man seinen Zugang, wie man den Fußball sieht, aber ich sehe mich gar nicht so als ein spezifischer Trainer. Mein Zugang ist, dass ich meine Idee habe von Fußball, aber die Spielweise wähle, wo ich mit der Mannschaft den für mich besten Fußball spielen kann. Der sollte dann auch Hand in Hand mit erfolgreichem Fußball gehen und attraktiv sein. Da habe ich eine gewisse Flexibilität.“

…über seine Rolle als Trainer und die Kaderzusammenstellung: „Welchen Begriff man dann verwendet ist für mich egal, aber ich bin auch der Meinung, dass du als Trainer ein sehr wichtiger Mitarbeiter des Vereins bist, aber nicht derjenige, der dem Verein sagt, wo er sich hinzuentwickeln hat. Zumindest muss das eine spezielle Konstellation sein. Das beinhaltet auch, dass man so einem Trainer auch eine gewisse Zeit gibt, um die Spieler zu bewerten, wie alles zusammenpasst und dann schaut, wie gut es funktioniert. Dann erst sollte man die Kaderzusammensetzung betrachten. Die ist auch wieder ein sehr wichtiger Faktor. Die Endverantwortung hier liegt auch wieder beim Verein, aber umso besser die Abstimmung mit dem Trainer ist, umso besser kann es funktionieren. Auch wenn die Möglichkeiten vom Verein begrenzt sind mit den Mitteln, wie bei jedem anderen Verein auch, bin ich der Meinung, dass wir einen sehr interessanten Kader zusammenstellen konnten. Einen Kader mit erfahrenen Spielern, mit jungen Spielern und auch mit Spielern, die auf dem globalen Markt sehr interessant sein können. Letztlich geht es ja auch immer darum, ob man irgendwo einen Transfererlös erzielen kann. So gesehen sehe ich ganz viel Potenzial. Gleichzeitig sind wir aber auch noch relativ früh in der Saison, es sind einige Spieler erst vor 14 Tagen zum Kader dazugestoßen. Wir sind noch lange nicht so weit, dass wir unser komplettes Potenzial ausschöpfen können, aber ich sehe da richtig gutes Potenzial. Dementsprechend bin ich, was das betrifft, sehr zufrieden. Aber man muss natürlich immer den Spagat schaffen, dass man kontinuierlich punktet und parallel dazu kann man dann die Mannschaft, die Spielweise und alles verbessern. Aber das ist eh mehr oder weniger überall gleich.“

…zur Aufklärung seines Interviews mit der „Doppelbelastung“ nach dem UECL-Quali-Aus: „Das fällt in die Kategorie Begrifflichkeiten. Ich habe es eh im Nachhinein gesagt, es war unglücklich formuliert. Eigentlich habe ich Bezug genommen auf ein anderes Thema, es war nicht im Zusammenhang mit der Spielleistung von dem Spiel. Ich habe es falsch formuliert. Ich habe aber auch ziemlich schnell darauf, bei einem Termin mit unseren Ultras und Fans, das bei denen zumindest geraderücken können. Es ist nicht top gelaufen, aber war auch kein großer Beinbruch.“

…über Kritik gegenüber seiner Person: „An die Fans, die im Stadion sind und mit denen ich in Kontakt bin, also wirklich die, die da Aufwand betreiben und den Verein unterstützen, an die ist das nie gerichtet gewesen. Sie waren eigentlich immer unterstützend und das habe ich nie so empfunden. Wenn man ausscheidet im Europacup sind die natürlich unzufrieden, genau wie ich unzufrieden bin, das ist total verständlich. Das mit der Objektivität habe ich eher auf die Gesamtmannschaft bezogen an Leuten, die von außen auf die Austria hinschauen und vielleicht auch manchmal in einer gewissen Weise Interesse haben, weil sie da reißerisch Aufmerksamkeit erregen wollen. Von den Seiten habe ich eher empfunden, dass da etwas konstruiert wird, das in dem Sinn nicht da ist. Ich muss aber auch sagen, natürlich bekommt man das ein bisschen mit und freut sich nicht darüber, gleichzeitig denke ich nicht an mich. Ich denke da an den Verein, an die Mannschaft, an die Leute, mit denen ich da zusammenarbeite und versuche, das in die richtige Richtung zu lenken. Das ist dann für mich der Fokus, da lenke ich meine ganze Arbeit darauf. Dementsprechend ist es immer ein bisschen unangenehm, wenn Kritik aufkommt, aber Kritik gehört dazu und ist in einer gewissen Weise ja auch ein Antrieb, weil man ja eine Energie freisetzen kann. Das ist Part of the Game. Wenn man sich das als No-Name erarbeitet, dass man das Vertrauen geschenkt bekommt und den Job machen kann, hätte ich in den letzten sieben Jahren, seit ich im Profifußball tätig bin, öfter in Situationen gesagt, das ist nichts für mich. Aber im Gegenteil, das hat mich immer angespornt. Wenn ich jetzt bei den Heimspielen sehe, was da für eine Power dahinter ist und was wir für eine positive Unterstützung haben, was wir für eine Atmosphäre bei den Spielen haben, dann muss ich sagen, dass sich jedes Prozent, das ich in den letzten sieben Jahren und auch jetzt bei der Austria investiert habe, sich voll ausgezahlt hat. Ich bin außerdem sowieso ein positiv denkender Mensch, dass wir das in die richtige Richtung lenken können. So gesehen war das nicht so ein großes Thema, weil mein Fokus immer darauf war, wie wir das am besten hinbekommen können. Da geht es nicht nur um mich, ich habe ein Trainerteam rund um mich, ich habe andere Mitarbeiter im Verein. Alles in allem überwiegen da ganz viele positive Aspekte.“

…darüber, wie er mit dem Druck umgeht: „Man muss sich bewusst damit auseinandersetzen, ich rede mir nicht ein, dass das nichts mit mir macht. Man spürt den Druck. Den Druck, den man sich selbst macht, weil man einfach das Vertrauen zurückgeben will, das in einen gesetzt wurde. Man will ja etwas Positives erschaffen, man will erfolgreich sein und dem Verein und den Fans etwas zurückgeben. Mein Zugang ist da, dass ich für ein, zwei Monate einmal bewusst in den Arbeitsmodus gehe. Es ist mir also bewusst, dass es da nicht so viel Zeit gibt, um zu regenerieren, da ist man in dem Modus, wo man viel investiert und den Stein ins Rollen bringen muss. Da gehe ich bewusst in diesen Modus und dann bin ich auch darauf eingestellt, dass nicht immer alles rund läuft. Das ist in dieser Position vollkommen normal, man muss jeden Tag Entscheidungen treffen. Mit dem muss man sich bewusst auseinandersetzen. Ich habe aber auch genug Zeit gehabt, mich auf das vorzubereiten. Natürlich kann man sich nicht im Detail darauf vorbereiten, was alles passieren wird, aber ich habe mich schon gedanklich darauf vorbereitet, was da auf mich zukommt. Ich habe auch in den letzten Jahren sehr viel Erfahrung sammeln dürfen und lernen können von Trainern, die durchaus viel Erfahrung gehabt haben. Zum einen geht mein Fokus also im Arbeitsmodus darauf, was ich direkt beeinflussen kann, und auf das konzentriere ich mich zu 100 %. Das zweite ist, dass ich, wenn sich die Gelegenheit gibt, nach Hause fahre, in den Garten gehe und etwas mit meiner Familie mache, um zumindest für kurze Zeit Abstand zu gewinnen und Energie zu tanken. Es ist ja eine Herausforderung, an der man wachsen kann, und so muss man es auch sehen. Es ist eine Gelegenheit für mich, besser zu werden und so gesehen muss man auch mit dem umgehen können.“

…über die Ansprüche der Austria: „Meistergruppe wäre das Ziel und natürlich für alle hilfreich, wenn uns das gelingt. Ich sehe es auch so, dass die österreichische Liga definitiv interessant ist. Alleine wenn man schaut, wo die Spieler von der Austria jetzt zuletzt gelandet sind, etwa ein Asllani oder ein Frans Krätzig oder auch Christian Früchtl. Da gibt es noch einige mehr, die einen ganz guten Schritt gemacht haben von der Austria Wien. Dementsprechend sehe ich es auch so, dass Österreich definitiv eine Liga ist, die man als Sprungbrett-Liga bezeichnen kann. Das ist auch eine Chance für die Vereine, dass man da sehr interessante Spieler bekommen kann. Ich glaube, dass das Ligaformat das erste Ziel einmal vorgibt. Jeder Verein möchte über dem Strich sein nach 22 Runden, genau so ist es bei uns auch. Wenn wir auf unserem Top-Level unsere Leistungen bringen können, wenn uns das gelingt, dann sehe ich uns auf einem guten Weg. Es ist uns aber auch bewusst, dass wir immer abrufen müssen, kontinuierlich punkten, sodass wir im richtigen Moment da sind.“

…über die Zusammenarbeit mit Jürgen Werner: „Ich weiß nicht, wer damals beim LASK die treibende Kraft war, aber über das Konglomerat Jürgen Werner und Dominik Talhammer bin ich dann zum LASK gekommen. Jetzt war es so, dass sich Manuel Ortlechner gemeldet hat, als ich die Young Violets übernommen habe. Jetzt, als ich dann die erste Mannschaft übernommen habe, war es so, dass sich der ganze Verein für diese Lösung ausgesprochen hat. Diese breite Unterstützung spüre ich auch jetzt. Natürlich ist es aber so, dass Manuel Ortlechner und Jürgen Werner die Sportverantwortlichen sind. Dementsprechend sind sie es, die mir in erster Linie das Vertrauen direkt ausgesprochen haben, im Sinne davon, dass wir das alles abgewickelt haben.“

…über seinen „Förderer“ Thorsten Fink: „Es ist natürlich wieder länger her, dass wir uns gehört haben, aber er war total wichtig für mich. Er war erstens der, der mich zur Austria Wien gebracht hat und mich dann schon fünf Monate später vom Videoanalysten zum zweiten Co-Trainer ernannt hat beim Grasshopper Club, was für mich ein ganz wichtiger Schritt war. Er hat mir total viel Vertrauen entgegengebracht und war ein großer Förderer und er weiß es auch, dass ich ihm dafür mein restliches Leben dankbar bin. Ich freue mich auch immer, wenn ich verfolge, dass es bei ihm auch gut läuft. Ich weiß, dass er sehr viel auf mich hält, so wie es auch umgekehrt ist. Wie gesagt habe ich ihm sehr viel zu verdanken und das weiß er auch, dass ich ihm das immer hoch anrechnen werde. Aber wie er jetzt nach Belgien gegangen ist habe ich doch auch meinen Weg schon ein bisschen etabliert gehabt, von dem her war es nicht mehr das große Thema. Er ist aber definitiv einer, von dem ich ganz viel mitnehmen kann, speziell auch in Hinsicht auf Mannschaftsführung, Professionalität und auch was Führung vom Trainerstab betrifft. Ich finde, dass er das auf eine ganz spezielle und auf eine echt gute Art gemacht hat. Er hatte immer ganz viel Strahlkraft und davon habe ich ganz viel mitnehmen können. Ich hatte natürlich bei ihm einen sehr guten Einstieg, wo ich auf allen Ebenen eine geballte Fußballerfahrung gemerkt habe und auf einem hohen Level Zugang zum Fußball bekommen habe.“

…über das ehemalige Duo Helm/Pogatetz: „Es hat in der Konstellation perfekt zusammengepasst. Man muss auch sagen, beim SKN St. Pölten war das etwas Neues. Es hat schon Trainerteams gegeben in Österreich, auch bei der Austria Wien, wenn ich mich richtig erinnere, aber es war etwas Neues in der Form. Die Konstellation hat einfach gepasst beim SKN St. Pölten. Ich muss auch sagen, dass Emanuel ja auf einen unglaublichen Erfahrungsschatz seiner Spielerkarriere zurückgreifen konnte und da habe ich ganz viel mitgenommen. Es ist unglaublich, wo der seine eigenen Standards ansetzt, was Fußball angeht, in allen Bereichen. So gesehen war es eine super Zeit. Zu Beginn mussten wir sehr viel investieren, damit es funktioniert, im zweiten Jahr ist es sehr gut gelaufen. Im dritten Jahr konnten wir sehr viel dazulernen, weil Dinge auch nicht so optimal gelaufen sind, wie wir es uns vorgestellt haben. Aber es war eine schöne Zeit, die phasenweise von Erfolg gekrönt war. Ganz am Schluss haben wir dieses Ziel halt nicht erreicht, aber ich habe bis jetzt noch einen super Kontakt zu St. Pölten, zu den ehemaligen Verantwortlichen. Es ist einfach im Fußball so. Ich bin mit den Spielen, die ich als Teil des Trainerteams hauptverantwortlich war, bin ich einer der längstdienenden Trainer von St. Pölten der letzten 15 Jahre. Es war eine lehrreiche und gute Zeit und hat zu dem Zeitpunkt gut gepasst, auch in der Konstellation. Danach haben wir wieder unseren eigenen Weg gemacht, aber es ist alles gut.“

Alfred Tatar (Sky Experte):
…über Marko Raguz und den spannenden Kader: „Damals, als er beim LASK wirklich super Leistungen geboten hat, hat man schon gedacht, dass er ein zukünftiger Teamspieler ist und dann ist eben diese Misere passiert. Aus meiner Sicht ist die Sache allerdings so, wenn ich den Blick von Wiesinger und Raguz abwende, dass ich auch den Kader prinzipiell extrem interessant finde derzeit. Zum einen, wenn ich bei der Verteidigung bleibe, sehr viel Routine. Mit der Verpflichtung von Dragovic sowieso, aber auch davor waren viele Spieler, die sehr routiniert sind. Im Gesamten sehe ich dann so einen Mittelbau, also Spieler um die 25, nicht so stark. Da sehe ich vielleicht Fitz dabei. Dann gibt es aber auch diese ganz junge Garde, die da mitmischt im Kader. Und da ist sehr viel Vielversprechendes am Werken. Da gibt es einige Junge, die schon in Spielen eingewechselt wurden und gute Leistungen geboten haben. Ich finde, der Kader ist extrem ausgeglichen hinsichtlich des Routinefaktors, der ja wichtig ist, Stichwort Fischer natürlich, und auch ganz junge Spieler wie Maybach, oder wer sonst noch dabei ist. Es sind viele dabei, die sehr interessant sind. Diese Mischung an jungen und routinierten Spielern ist auch eine Herausforderung für den Trainer. Man weiß ja, dass routinierte Spieler anders an ein Training herangehen, durch Erfahrung und Ähnlichem, als junge Spieler, die sehr viel Ehrgeiz besitzen und vielleicht dann die Übersicht vermissen lassen.“
…über die Systemfrage und Spielanlage: „Aus meiner Sicht muss ein Spieler versuchen, alles aus seiner Position gemäß des Spielplans herauszuholen. Deshalb bin ich immer eher ein Fan davon, von der Spielanlage zu sprechen und nicht so sehr vom System. Je nachdem, wie die Spielanlage gewählt wurde, machen die Spieler ihre Aufgaben. Das wesentlichere ist die Spielanlage, der sogenannte Spielplan, und was dann die Spieler gemäß ihrer vorgegebenen Position machen aus dieser Position machen in Hinsicht auf ihre Aufgabenstellung. Diese Systematik ist immer ein wenig zu hoch bewertet.“

…über den idealen Trainer: „Für mich hat der Trainer zum einen den Überblick darüber, welche Möglichkeiten der Kader bietet. Anschließend macht sich der Trainer Gedanken darüber, wie er das Team so zusammenführen kann, dass es erfolgreich ist. Das ist der wesentliche Punkt im Profifußball. Da ist eine Sache ganz entscheidend: Du musst ein Befähigungstrainer sein. Du musst in der Lage sein, aus jedem einzelnen Spieler seine Fähigkeiten herauszukitzeln und herauszuholen, damit der das auch wirklich auf das Feld bringt. Oft war es aber in der Vergangenheit so, dass die Trainer ihr Bild hatten vom Fußball, die Spieler dann auf diese Position stellten, wo sie das erfüllen mussten, was der Trainer von ihnen verlangte, unabhängig davon, ob sie dazu in der Lage waren oder nicht. Das waren die Fertigkeitstrainer, die ganz stark ihren Plan durchgezogen haben.“

…über die „Vorverurteilung“ von Stephan Helm: „Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von Jose Mourinho, aus einem einfachen Grund: Dieser Mann wurde seinerzeit als Übersetzer beschimpft, als einer der im Trainerteam Spielern hilft, die kein Spanisch konnten. 20 oder 25 Jahre später ist er einer der erfolgreichsten Trainer überhaupt. Was mir auf den Nerv geht ist, dass man extrem schnell urteilt. Viele Trainer müssen ja die ersten Schritte machen im Trainerdasein. Nach dem ersten Schritt kann es ja nicht sein, dass man da schon ausgemustert wird, weil der vielleicht nicht so erfolgreich war. Sonst wäre ja die heutige Trainerlandschaft vielleicht sogar bei den größten Namen völlig leergefegt. Die externe Kritik ist deshalb so schnell gekommen, weil wir in einer Welt leben, wo das gestern in super Zeitlupe ist und alles andere immer schneller wird.“

…über den Anspruch der Austria für die Saison: „Wenn ich an Vinlöf denke, der von den Bayern ausgeliehen ist, dann werden diese Klubs bei diesen Spitzenspielern, die vielleicht nicht so viel spielen, an die österreichische Liga als Ausbildungsliga denken. Ich glaube, Österreich etabliert sich immer mehr auch in diese Richtung, dass man Spieler bekommen kann, die man sonst normalerweise nicht bekommt. Da könnte durchaus noch etwas geschehen. Das würde befeuern, dass die jungen Spieler merken, dass bei der Austria, oder anderen Vereinen in Österreich, ihre Karriere beginnen kann. Aus dieser Sicht sollten die jungen Spieler das auch sehen. Wenn die 17-Jährigen in dem Kader vielleicht ein, zwei Jahre gut spielen, könnten sie schon gefragt sein, was auch dem Budget der Austria guttun würde. Daher sollte der Fokus darauf liegen, dass man diese Burschen auf das nächste Niveau hebt. Da bin ich überzeugt, dass das Trainerteam die richtigen Schritte setzen wird. Die Austria wird dann am Ende davon profitieren.“

Medieninfo Sky Österreich

29.08.2024