Anlässlich seine 65. Geburtstages blickt der zehnfache Grand-Prix-Sieger Gerhard Berger in einer Sondersendung von „Sport und Talk“ beim Stanglwirt glücklich auf sein bisheriges Leben zurück. Dr. Helmut Marko will den Punkt finden, an dem Red Bull Racing technisch falsch abgebogen ist. Und Marco Waltenspiel und Patrick Wöss freuen sich auf die Airpower in Zeltweg.
Gerhard Berger: „Ich habe eine Zeit überlebt, die fast nicht zu überleben war.“
Zitate-Service „Sport und Talk Spezial“ aus Going am 2. September 2024
FORMEL 1
„Einen glatten Zehner gibt es nicht, ich würde es aber mindestens auf einen Neuner reihen.“
Gerhard Berger über seine ersten 65 Lebensjahre.
„Die Prioritäten ändern sich. Ich habe 30 Jahre in Monaco gelebt, es war eine gute Zeit. Jetzt bin ich zurück in Tirol, wo ich aufgewachsen bin und ich würde nie mehr woanders hingehen.“
Gerhard Berger ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt.
„Die Leidenschaft ist Motorsport. Wenn du in Tirol aufwächst, stehst du aber mit zwei Jahren auf den Skiern. Das ist ein Riesenspaß, aber die Leidenschaft ist Motorsport. Wir hatten die Verbotsklausel fürs Skifahren. Ich habe aber nie daran gedacht, das einzuhalten. Es war ein Teil meines Trainings. Im Winter in Tirol zu sein und nicht skizufahren, funktioniert ja gar nicht.“
Gerhard Berger hat zwei Leidenschaften.
„Der Körper hat den Rennsport gut überstanden. Mit dem Alter kommen die Wehwehchen.“
Gerhard Berger über das Altern.
„In der Welt des Motorsports kommt die Haubenküche um die Ecke. Am Ende ist es aber die Hausmannskost, die ein Leben lang schmeckt.“
Gerhard Berger über seine Lieblingsküche.
„Es ist keine große Feier, sondern nur im kleinen Kreis der Familie und dann eine Woche Afrika mit demselben Teil der Familie.“
Gerhard Berger heiratet ein weiteres Mal.
„Ich hatte die Hoffnung, dass sich da noch einmal die Familie zusammentrifft. Ich lasse das auf mich zukommen. Es ist immer noch ein schwieriges Verhältnis. Die Hoffnung war, dass die Kinder die Dinge mit dem Alter anders sehen. Das ist leider nicht so eingetreten. Dann war kurz der Gedanke, dass die Hochzeit eine gute Gelegenheit sein könnte, die alten Geschichten aus dem Weg zu räumen. Das ist leider nicht gelungen.“
Gerhard Berger über Spannungen in der Familie.
„Ich habe schwierige Zeiten gehabt, aber die vergesse ich. Die schönen rücken in den Vordergrund. Das ist ein natürliches Gehabe, das ich habe. Da muss ich mich schon genau erinnern, dass ich die schlechten Zeiten rausklaube. Ich bin sehr zufrieden, wie mein Leben gelaufen ist. Es war traumhaft. Aber auch die Zeit im Rennsport. Die Bekanntschaften, die Freunde. Das Geschäft lief gut, es ist genug Geld übrig geblieben. Ich würde mir nichts anderes wünschen.“
Gerhard Berger ist mit seinem Leben glücklich.
„Es ist ein Naturell, das man nicht steuert. Das Draufgängerische ist toll, aber man muss es auch überleben. Das war bei mir manchmal ganz knapp. Ich muss dreifach, vierfach dankbar sein. Ich war nicht immer glücklich. Ich habe eine Zeit überlebt, die fast nicht zu überleben war. Nicht nur im Rennsport, sondern auch auf der Straße. Ich bin immer irgendwie auf die Sonnenseite gefallen.“
Gerhard Berger war oft am Limit.
„Wenn ich dankbar sein muss, dann dass bei mir nie was passiert ist. Da gibt es jemanden, der noch viel dankbarer sein muss. Er hatte nie Limits und ist heute noch so. Ich bin wenigstens ruhiger geworden. Es ist eine 50-jährige Freundschaft, wir sind gemeinsam aufgewachsen, sind gleich alt. Wir haben gemeinsam viele Aktionen geliefert und viele Themen gemeinsam gemeistert. Die Zeit ist mir sehr in Erinnerung. Wir sind sehr knapp an Tragödien vorbeigegangen.“
Gerhard Berger über seine Freundschaft zu Heinz Kinigadner.
„Ich fahre gar nicht mehr zu schnell oder mit Motorrädern. Es war bis vor ein paar Jahren sehr lustig, aber irgendwann habe ich alles verkauft. Ich brauche es nicht mehr. Mit den Autos bin ich sowieso sehr diszipliniert. Das Draufgängerische auch beim Skifahren ist vorbei.“
Gerhard Berger ist ruhiger geworden.
„Ich würde ohne Helmut heute nicht hiersitzen. Meine Karriere war fast zu Ende, als ich ihn kennengelernt habe. Ich war froh, dass er sich mir angenommen hat. Er hat mir die Augen geöffnet, was Profirennsport ist. Ich hatte keine Ahnung was das war. Einer meiner größten Fehler war es, diesen Weg zu verlassen. Es haben sich Gruppen gebildet, die mir gesagt haben, wie toll ich nicht bin. Helmut war trotzdem immer unangenehm. Das war für mich als junger Sportler aber wichtig. Er wäre der perfekte Mann für die Begleitung der kompletten Karriere gewesen.“
Gerhard Berger über seine Beziehung zu Dr. Helmut Marko.
„Ich habe gleich gesehen, dass er ein besonderes Talent hat. Er hatte viel Wissensnachteil und war trotzdem mit den Schnellsten auf einem Level. Es hat mich dann nicht erfreut, dass er nicht das daraus gemacht hat, wofür er das Potenzial hatte. Er hatte das Potenzial auf eine Meisterschaft. Er hatte drei gut bezahlte Jahre Ferrari und wurde geliebt. Er ist zu Mercedes gegangen und wollte es wissen. Das spricht für ihn. Er hat zehn Grands Prix gewonnen, hatte aber viele schnellste Runden und sehr oft Pole Position. Als Senna schneller wurde, ging das nicht in seinen Kopf. Da kamen Konspirationstheorien auf, er kriege ein anderes Material als er. Gerhard ist gern Ski gefahren, aber das ist kein Rennsport.“
Dr. Helmut Marko erklärt, warum Gerhard Berger ein WM-Titel verwehrt blieb.
„Ich war der erste Sportler von Red Bull. Didi Mateschitz hat mich angerufen, ich war glücklich, dass es Geld gibt. Er hat gemeint, dass er aber auch keines hat. Er hat mir versprochen, dass ich sein Sportler bin, wenn er eine Firma gegründet hat. Dann hat er mich zwei Wochen später noch einmal angerufen.“
Gerhard Berger über den ersten Kontakt zu Red Bull.
„Gerhard Berger hat einen Grand Prix gewonnen, eine Dose Red Bull getrunken und am nächsten Tag war Red Bull in Österreich ausverkauft.“
Dr. Helmut Marko erinnert sich an die Anfänge.
„Ich bin gut im Nachwuchs vernetzt und kriege mit, was sich auf den italienischen Gokart-Strecken abspielt. Da ist Gerhard mit seinem Sohn Johann ein viel gesehener Teilnehmer, der sehr geschickt, neutral und unauffällig den nächsten österreichischen Formel 1-Rennfahrer heranbildet.“
Dr. Helmut Marko sieht Potenzial bei Johann Berger.
„Ihm könnte mit Dr. Helmut Marko nichts Besseres passieren. Als Vater bin ich verpflichtet, dann einen Schritt zurückzumachen. Man muss ihn früh reifen lassen. Das war bei mir anders. Er muss die Ernsthaftigkeit zu Themen früh bekommen. Jetzt kann man noch nicht sagen, wo es hingehen wird. Es ist jetzt einfach schön, mit ihm eine Verbindung zu haben, was meine Leidenschaft ist. Alles andere wird sich später ergeben. Du musst heute mit diesem Alter beginnen um eine Chance zu haben. Wenn Helmut übernimmt, ist es nicht gelaufen, aber es ist ein Zeichen, dass was dahintersteckt.“
Gerhard Berger über das Potenzial seines eigenen Nachwuchses.
„Gerhard und Jean waren eine Generation vor mir. Die Fahrer waren sehr korrekt, sie haben nichts Verrücktes getan, haben begonnen, als die Formel 1 am Limit war. Die mussten sich respektieren. Sonst waren sie absolut korrekt und als jungen Fahrer haben sie mich begrüßt. Vielleicht haben sie mir da aber auch manchmal ein bisschen einen Bären aufgebunden. Sie haben mir vor dem Qualifying Schnaps eingefüllt und selbst Wasser getrunken. Es hat geholfen, ich stand auf Pole Position. Die Begrüßung war großartig.“
David Coulthard über seine ersten Schritte in der Formel 1.
„Wir hatten eine großartige Zeit zusammen, drei Jahre lang. Es war mir egal, mit wem ich im Team war. Als ich von Ferrari gegangen bin, sollte Gerhard bleiben. Dann ist er mir aber gefolgt.“
Jean Alesi erinnert sich.
„Wir haben immer unterschiedliche Ansichten, wer wann was falsch gemacht hat.“
Gerhard Berger war sich mit Jean Alesi selten einig.
„Ich habe die Kamera wie eine Bullet auf mich zukommen gesehen und konnte nichts dagegen tun. Ich hatte dann sogar Glück, dass es sie in der Radaufhängung gelandet ist und nicht irgendwo im Cockpit.“
Gerhard Berger erinnert sich an eine der vielen gefährlichen Szenen.
„Was Gerhard da geschafft hat, war großartig. Sie hatten kein gutes Auto. Sie hatten eine kleine Chance und die hat er ergriffen.“
Jean Alesi über den Sieg Bergers in Monza 1988.
„Wenn ich in Monza ankomme, gibt es eine gute Verbindung mit den Fans. Es ist dort immer noch ein super Auftritt und fühlt sich gut an. Es sind Fans mit Herz und sie lieben die Ferrari-Fahrer.“
Gerhard Berger trifft immer gerne auf Ferrari-Fans.
„Ich war der letzte Fahrer, der noch mit ihm die Verträge mit ihm gemacht hat. Das war vor dem Rennen in Monza. Das war dann für die Italiener sowieso die Story.“
Gerhard Berger über seinen Kontakt zu Enzo Ferrari.
„Die Verletzungen waren fast überschaubar. Dass ich den Unfall überlebt habe, war reines Glück. Normal kommst du mit diesen Verletzungen da nicht raus.“
Gerhard Berger über seinen Feuerunfall in Imola 1989.
„Die Strecke hat eine tragische Geschichte. Wir haben hier Ratzenberger und Senna verloren. Es war gefährlich und das wusstest du, wenn du eingestiegen bist. Danach wurde das Reglement auch geändert.“
David Coulthard wusste um die Gefahr von Imola.
„Es ist wichtig, dass wir die Entwicklung nicht aufhalten. Nicht nur auf der Strecke, sondern auch abseits davon. Auch die Autos sind sicherer. Risiko Null ist dennoch unmöglich. Man muss die Gefahren kennen.“
Jean Alesi weiß, dass sich einiges verbessert hat.
„Wenn man jung ist, hat man 10.000 Wünsche und stellt sich einige Dinge vor. Mit 65 ist die Gesundheit und die Zeit das Wesentliche. Das klingt abgedroschen, aber mit dem Alter spürt man, dass es ein Ende gibt. Zeit bringt nur was, wenn man gesund ist. Für mich selbst und die Familie. Die Zeit vor allem auf der Kartbahn genieße ich – das ist für mich Back to the Roots. Dann gehe ich gerne zu Rennen – egal ob MotoGP oder Formel 1 – und treffe alte Freunde. Und sonst bin ich wieder sehr gerne hier in Tirol. Egal ob im Sommer oder im Winter bei Schneesturm. Ich bin jeden Tag zufrieden.
Gerhard Bergers Glück hat sich mit fortlaufendem Lebensalter verändert.
„Wir hatten ein erfolgreiches Auto in den ersten drei Rennen. Mit den updates sind wir technisch falsch abgebogen und das Auto wurde schwieriger zu fahren. Jetzt haben wir ein Auto, das nicht vorhersehbar ist zu fahren. In Monza war das jetzt am krassesten. Am Freitag gab es ein Meeting und da haben Ingenieure gesagt, dass sie das Auto wollen, wo sie wissen, wie es sich verhält und wo man pushen kann. Die Unvorhersehbarkeit macht eine Unsicherheit beim Fahrer. Morgen gibt es einen Test mit Liam Lawson in Monza, um den Punkt zu finden, an dem wir falsch abgebogen sind. Bis spätestens Austin hoffe ich, das Problem geortet zu haben.“
Dr. Helmut Marko über die aktuellen Probleme bei Red Bull Racing.
„Es war ein tolles Ergebnis für Ferrari, so gern wir auch Red Bull gewinnen sehen. Momentan gewinnen auch Mercedes und Ferrari. Wenn Ferrari in Monza gewinnt, ist das was Besonderes.“
Gerhard Berger über den Monza-Sieg von Ferrari.
AIRPOWER24
„Es gibt viele Sprünge, wo man glauben würde, dass man nervös ist. Gerade bei der Airpower siehst du nicht alle. Wenn du abhebst, siehst du alle. Da geht die Maschinerie los.“
Marco Waltenspiel freut sich auf seinen Adrenalinschub.
„Es ist definitiv ein Highlight für jeden Militärpiloten. Man darf sein Arbeitsgerät vor der heimischen Bevölkerung und sein Können zur Schau stellen. Man kriegt die Menschen unten gar nicht so mit. Man hat seine Scheuklappen auf. Erst wenn man die Abschlusslandung macht, sieht man die Massen. Das ist ein besonderes Gefühl für alle Piloten. Es ist eine riesengroße Ehre und war etwas ganz Besonderes. Wir sind eine kleine Familie. Wir legen uns gegenseitig unsere Leben in die Hände. Es ist der Traum eines jeden Speedbegeisterten.“
Patrick Wöss ist begeistert von der Airpower.
„Wir haben keinen Bodenkontakt. Es ist also fast angenehmer. Es gibt aber keine Bremse.“
Marco Waltenspiel über die Unterschiede zur Formel 1.
„Fallen und Fliegen ist fast dasselbe. Nur Fallen hat ein verbindliches Ziel. Ich setze mich vor dem Flug hin und gehe jeden Handgriff und Schalterdruck durch. Das mache ich während dem Laufen und bin das im Vorhinein schon mehrmals durchgegangen.“
Patrick Wöss bereitet sich bestmöglich vor.
„Es ist ein Unterschied, ob es ein Routinesprung oder ein speziellerer ist. Das muss man dann schon anders trainieren.“
Marco Waltenspiel nennt Unterschiede.
„Wir haben so etwas 2012 schon einmal gemacht. Da konnten wir eine Formation für kurze Zeit fliegen. Jetzt sind wir besser geworden. Alles hat sich verbessert. Das hat es super spannend gemacht. Die Luft arbeitet. Nicht alles hat immer hingehaut. Es ist surreal, wenn du mit einem Wingsuit neben dem Flieger fliegst und ihm was überreichen kannst.“
Marco Waltenspiel erklärt die Fortschritte in seinem Sport.
„Es wird eine Mischung werden. Wir freuen uns schon extrem.“
Marco Waltenspiel über das Programm seines Teams bei der Airpower.
„Unser Highlight wird die Abfangdemo. Das ist sehr plakativ, aber so rennt ein Dogfight ab. Da sind zwei Flieger wirklich am Limit.“
Patrick Wöss über sein Highlight.
„60-, 80-mal wird ein Eurofighter ausgeschickt, um die Lufthohheit zu wahren. Wir drängen Flugobjekte ab, ins Bundesgebiet reinzufliegen, bis hin zur visuellen Kontaktaufnahme, weil jemand mit dem Funk nicht erreichbar ist.“
Patrick Wöss ist mit den Eurofightern beruflich unterwegs.
Medieninfo Servus TV
04.09.2024