
Jacqueline Seifriedsberger erklärt nach 13 Weltcupsaisonen mit dem heutigen Tag ihren Rücktritt vom aktiven Skisprungsport: „Alles hat seine Zeit. Bereits in den letzten Jahren hat es mich extrem viel Überwindung gekostet, weit zu springen und sauber zu landen. Das wurde von Saison zu Saison schwieriger. Hinzu kommt, dass sich der Sport und seine Rahmenbedingungen stetig weiterentwickeln. Neue Regeln, technische Veränderungen und höhere Ansprüche machen es notwendig, sich ständig anzupassen und mit voller Hingabe dabei zu sein. Während der Vorbereitung auf die bevorstehende Olympiasaison habe ich gemerkt, dass es mir extrem viel abverlangt und ich nicht mehr 100 Prozent geben kann wie in den vergangenen Jahren. Wenn Mut und Vertrauen an der Schanze fehlen, dann ist man auch nicht erfolgreich. Ich habe mich daher in den vergangenen Wochen bewusst zurückgenommen und in dieser Zeit intensiv über meine Zukunft nachgedacht. Die Entscheidung, meine Karriere zu beenden, ist dabei nicht von heute auf morgen gefallen, sondern über einen längeren Zeitraum in mir gereift. Die Ereignisse vom vergangenen Wochenende habe ich aufmerksam verfolgt – sie haben mir noch einmal gezeigt, dass der Entschluss für mich der richtige ist“, so die 34- Jährige, die in ihrer Laufbahn drei Weltcupsiege feiern und sieben WM-Medaillen gewinnen konnte.
Die Oberösterreicherin erlebte nicht nur die Geburtsstunde des Damen Skisprung Weltcups (2011/2012) mit, sondern auch die erste Teilnahme der Skispringerinnen bei den FIS Nordischen Skiweltmeisterschaften 2009 in Liberec (CZE). „Die vergangenen Jahre waren für mich voller wertvoller Erfahrungen. Ich durfte die Entwicklung des Damenskispringens hautnah miterleben, großartige Erfolge feiern und konnte mich zweimal für das Skifliegen in Vikersund qualifizieren. Das war sehr besonders für mich. Sport war und ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Ich möchte mich auch in Zukunft mit dem Thema Bewegung und Sport auseinandersetzen und freue mich auf alle Herausforderungen fernab der Skisprungschanzen. Ein großer Dank geht an meine Familie und Freunde, mein Team, meine Partner und Sponsoren, das Bundesheer, die Sporthilfe, das Sportland Oberösterreich sowie den Österreichischen Skiverband. Ohne ihre Unterstützung wäre es mir nicht möglich gewesen, so viele Jahre meinen Traum zu leben“, bilanziert Seifriedsberger nach 228 Weltcupstarts.
Stimmen zum Rücktritt:
Florian Liegl (Sportlicher Leiter Skisprung und Nordische Kombination): „Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor 17 Jahren meinen ersten Job als Trainer im Damenteam angetreten habe. Jacqueline war damals schon dabei und maßgeblich an der Entwicklung des Damenskisprungs in Österreich beteiligt. In den letzten Jahren im Weltcup hat sie noch einmal das Herz in die Hand genommen, gut gearbeitet und alles herausgeholt. Sie hat sich jetzt bewusst dazu entschieden, trotz Olympiasaison einen Schlussstrich zu ziehen. Wir wünschen ihr für den neuen Lebensabschnitt alles Gute. Die Entwicklungen der letzten Tage stellen uns zwar vor neue Herausforderungen, doch wir blicken positiv nach vorne. Wir glauben an das Potenzial unserer Athletinnen, an die Stärke der nächsten Generation und wir vertrauen auf das Team und den gemeinsamen Weg.“
Thomas Diethart (Damen Cheftrainer): „Jacqueline war von Anfang an beim Damenskispringen dabei und hat die gesamte Entwicklung maßgeblich mitgeprägt. Insofern ist es natürlich sehr schade, dass sie nicht mehr Teil des Teams sein wird. Sie hatte eine wichtige Rolle – sowohl auf sportlicher als auch auf persönlicher Ebene. Sie wird uns fehlen. Mit ihrem Rücktritt, jenem von Sara Marita Kramer und der Verletzung von Eva Pinkelnig verlieren wir für die kommende Saison natürlich drei wichtige Stützen. Nichtsdestotrotz haben wir weiterhin starke Athletinnen im Team, die im Sommer intensiv und engagiert gearbeitet haben. Ziel ist es, die im Training gezeigten Leistungen auch im Wettkampf abzurufen. Auch in den Nachwuchszentren sehen wir vielversprechende Talente, die in den kommenden Jahren aufzeigen werden. Unsere Herangehensweise bleibt daher unverändert: Die Individualität der Springerinnen steht im Vordergrund und jede Athletin erhält die Unterstützung und Möglichkeiten, die sie braucht, um ihr volles Potenzial entfalten zu können.“
Medieninfo ÖSV
24.09.2025