Wenn Constantini geht – kommt Bernd Schuster?

Nach den Niederlagen gegen Deutschland und dem torlosen Unentschieden gegen die Türkei, ist die Zukunft von Teamchef Didi Constantini äußerst fraglich. Seine Ablöse gilt als beschlossene Sache. Wer könnte die Position des ÖFB-Teamchefs übernehmen? Sportreport beleuchtet mögliche Nachfolge-Kandidaten und ihre Chancen.

Bernd Schuster (51)
Deutscher Top-Trainer mit internationalem Format und Erfahrung – fraglich nur, ober er sich Österreich „antun“ will und ob sich der ÖFB Schuster leisten kann. Nicht nur finanziell…

Für den 51-Jährigen wäre es seine erste Trainerstation bei einem Nationalteam. Schuster wurde bei Besiktas Istanbul im März 2011 entlassen und von seinem Nachfolger für seine zu offensive Spielweise kritisiert.

Der „Blonde Engel“ galt als einer der besten Spieler Deutschlands und kickte u.a. für den FC Barcelona und Real Madrid. Seine Trainerkarriere startete er 1997 bei Fortuna Köln. Nach Stationen bei Schachtar Donezk, Levante und Getafe landete er schließlich wieder bei Real Madrid und wurde mit den „Königlichen“ Meister. 2010 heuerte er bei Besiktas an und coachte die Türken in den Europa-League-Duellen mit Rapid Wien.

Schuster wäre für viele Fußballfreunde in Österreich eine interessante Lösung. Eine lebende Antithese zur Provinzialität, die in der überschaubaren heimischen Fußballszene nicht mit Apparatschiks, Funktionären oder Medien auf Du und Du ist. Er könnte dem Nationalteam vielleicht neues Leben einhauchen.

Otto Rehagel (73)
Feierte mit Griechenland den Sensationscoup bei der Europameisterschaft 2004 – wurde allerdings auch oft für seine Beton-Taktik kritisiert.

Als Vereinstrainer war er bei Werder Bremen und Kaiserslautern äußerst erfolgreich und übernahm 2001 die griechische Nationalmannschaft. Nach dem überraschenden Gewinn der EM wurden die Erwartungen zu hoch geschraubt, doch immerhin gelang es „Rehakles“, sich mit seinem Team noch einmal für die EURO 08 und auch für die WM 2010 zu qualifizieren.

Christoph Daum (57)
Der ehemalige Austria-Trainer wurde ja schon mit dem ÖFB in Verbindung gebracht und könnte sich ein Engagement durchaus vorstellen: „Wenn ein Trainerposten frei ist, können wir darüber reden.“

Daum ist ein erfahrener Trainer (acht verschiedene Liga-Teams in Deutschland und in der Türkei, allerdings noch keine Nationalelf) und könnte, ähnlich wie Schuster, für frischen Wind im ÖFB sorgen.

Andreas Herzog (42)
Derzeit U21-Teamchef. Als Rekord-Internationaler und Assistent von Josef Hickersberger und Karel Brückner kennt er den Nationalteam-Betrieb wie kein Zweiter. Er wäre der logische Nachfolger als Teamtrainer. Kritiker bemängeln allerdings seine fehlende Erfahrung als Trainer – er hat nie einen Verein gecoacht.

Klaus Toppmöller (60)
Der Deutsche war bis 2008 Nationaltrainer Georgiens und wird seither immer wieder mit zahlreichen Vereinen (1860, Köln) und Verbänden (Ghana, Kamerun, Nigeria) in Verbindung gebracht. Diesmal aller Voraussicht nach auch mit Österreich.

Kurt Jara (60)
Wurde 2006 im Streit als Trainer von Red Bull Salzburg entlassen und spielt seither zwar viel Golf, fand jedoch kein Engagement mehr. Jara wäre ein im positiven Sinn „unangenehmer Trainer“ und deponierte schon mehrmals sein Interesse am ÖFB-Teamchefposten. Er hat als Spieler und als Coach internationale Erfahrung (Trainerstationen u.a.: Zürich, HSV, Kaiserslautern).

Neben Walter Schachner ist Kurt Jara einer aus der „78er-Generation“, der noch nicht Teamchef war. Dass er vom ÖFB kontaktiert wird, kann man daher voraussetzen.

Walter Schachner (54)
Der derzeitige LASK-Trainer ist wie Jara einer aus der „78er-Generation“ und wird dank des ÖFB-Cordoba-Automatismus im Gespräch sein. Als Trainer war Schachner vor allem in heimischen Gefilden tätig (Austria, GAK, Kärnten, Admira) – Ausnahme blieb bisher ein Engagement bei 1860 München. Das laufende Engagement beim Zweitligisten LASK wird für „Schoko“ wohl keine unüberwindbare Hürde sein, wenn der ÖFB ruft.

Paul Gludovatz (65)
Der ehemalige ÖFB- und jetzige Ried-Erfolgscoach liegt mit ÖFB-Präsident Leo Windtner derzeit wegen seiner Kritik an Andreas Heraf im Clinch. Gludovatz erfreut sich bei Fans und Kollegen großer Wertschätzung, feierte mit Ried im Vorjahr den Herbstmeistertitel und mit dem U-20-Team 2007 in Kanada den Einzug ins WM-Halbfinale.

Gegen ein Wiedersehen mit seinen damaligen Schützlingen (Junuzovic, Harnik, Hoffer, etc) im Nationalteam spricht, dass der 65-Jährige die Strukturen im ÖFB nicht nur ausgezeichnet kennt, sondern auch mal kritisiert – was seine Chancen nicht gerade erhöht.

Franco Foda (45)
Der Deutsche führte Sturm Graz zu Cupsieg und Meisterschaft und schaffte es bisher Jahr für Jahr, mit vergleichsweise bescheidenen finanziellen Mitteln eine konurrenzfähige Mannschaft zu formen. Aufgrund seiner Erfolge in Graz wird Foda wohl auch im Teamchef-Rennen genannt werden. Als Trainer hat er jedoch einen laufenden Vertrag bei Sturm. Und genau darin liegt auch das einzig erkennbare Manko des Deutschen: Es ist bisher seine einzige Trainer-Station.

02.09.2011


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