Austria Wien-Kapitän Ortlechner: „Wir haben immer alles gegeben“
Manuel Ortlechner spricht im Sportreport-Interview über den Showdown in Graz, die Erwartungshaltung der Austria-Fans und warum er American Football spannend findet.
Sportreport: In wenigen Stunden steht das Entscheidungsspiel für die Austria bei Sturm Graz auf dem Programm. Mit welchen Erwartungen gehst Du in das Spiel?
Manuel Ortlechner: Mit positiven Gefühlen! Ich bin sehr glücklich, dass es überhaupt zu diesem Showdown kommt. Unserer Situation war nicht einfach in den letzten Wochen. Durch die letzten beiden Siege haben wir noch eine Chance uns für die Europa League zu qualifizieren. Leider nicht mehr aus eigener Kraft – auch wenn uns ein Sieg gelingt.
Man muss natürlich auf Salzburg hoffen. Sie haben drei Tage nach dem Spiel das Cupfinale und werden daher wohl durchrotieren. Trotzdem werden die, die spielen, alles geben und versuchen das letzte Spiel zu gewinnen. Ich denke, dass die Salzburger sich nicht hängen lassen. Aber wir müssen auf uns schauen, unsere Aufgabe erfüllen. Ich hoffe, dass es für uns reicht.
Sportreport: Konzentriert man sich bei einer solchen Ausgangsposition nur auf das eigene Spiel oder hört man mit einem Ohr auf mögliche Zwischenstände aus Salzburg?
Manuel Ortlechner: Ich hoffe, dass die Zwischenstände in Graz nicht eingeblendet werden. Das ist mein erster Wunsch. Man kann es nicht verhindern, dass unsere Fans – bei einem entsprechenden Spielstand – jubeln. Mir wäre es aber lieber, dass wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren und erst dann erfahren wie das Spiel in Salzburg ausgegangen ist.
Sportreport: Die letzten Wochen bei der Austria waren turbulent. Wie hast du die Situation wahrgenommen?
Manuel Ortlechner: Das war nicht so einfach für mich. Es ist nicht so, dass ich nach einem Training oder Spiel nach Hause gehe und ich dann wieder die Privatperson Manuel Ortlechner bin. Ich habe es immer mit nach Hause genommen. Meine Freundin hat das hautnah miterlebt. Für sie war es auch nicht einfach weil nicht so drauf war wie sonst.
Auf der anderen Seite hat es viele Gespräche mit den Fans gegeben. Die Fans haben uns nahe gelegt, was ihr Fantum bedeutet. Es war nicht schlecht, dass man sich intensiver ausgetauscht hat.
Manchmal hat es ausgesehen, dass die Fans grantig oder böse waren. Das ist sogar verständlich. Aber es war nie so das ein Spieler gefährdet war. Es war immer alles in geregelten Bahnen. Man hat auch viel Positives mitnehmen können.
Sportreport: Versteht man als Spieler die Fans nun besser und glaubst Du, dass es umgekehrt genauso ist?
Manuel Ortlechner: (antwortet sehr bestimmt) Beides! Auf der einen Seite war es für den einen oder anderen Spieler nicht so schlecht zu sehen, dass ein Fan, der sein letztes Geld für den Verein opfert dann auch persönlich den maximalen Einsatz einfordert. Ich glaube, dass diese Erfahrung gar nicht so schlecht war.
Auf der anderen Seite haben wir vermitteln müssen – auch wenn es für den einen oder anderen Fan nicht so ausgesehen hat – dass wir immer alles gegeben haben. Es hat aus den verschiedensten Gründen nicht immer geklappt. Wir haben immer alles gegeben. Auch wenn es nach außen hin nicht so ausgesehen hat.
Sportreport: Es gab nur wenige Spiele, in denen die Mannschaft über 90 Minuten schwach gespielt hat. Fühlt man sich medial zu hart beurteilt?
Manuel Ortlechner: Nein. Ich weiß, dass bei der Austria der Anspruch sehr hoch ist. Wenn dann die Leistungen nicht stimmen gibt es Kritik. Wenn du bei einem anderen Verein spielst, wird das nicht wirklich wahrgenommen. Jeder Spieler, der bei der Austria spielt muss sich dessen bewusst sein und sich dem Druck stellen. Sonst hat er hier nichts verloren.
Sportreport: Wäre ein Jahr ohne Europacup-Qualifikation ein schlechtes Jahr?
Manuel Ortlechner: Ja! Da brauche ich nicht um den heißen Brei herumreden. Es ist das Minimalziel im jeden Jahr. Das versuchen wir zu erreichen. Wenn es nicht gelingt dann sind wir bitter enttäuscht.
Sportreport: Am Sonntag kommt es zu einer Premiere in der Generali-Arena. Eine „fremde Sportart“ spielt auf „eurem Rasen“. Die Raiffeisen Vikings spielen gegen die Danube Dragons. Wie sind deine Bezugspunkte zum American Football?
Manuel Ortlechner: Es hat legendäre Super-Bowl-Partys bei unserem ehemaligen Physiotherapeuten gegeben, der einen sehr großer Football-Fan ist. Er hat immer versucht, mir die Regeln beizubringen. Dabei ist er häufig gescheitert (schmunzelt). Jetzt auch im Austausch mit Laurinho Walch von den Vikings muss ich feststellen, dass es extrem spannend ist. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich auf den Geschmack gekommen bin. Ich werde versuchen, mich bei den Spielen öfters blicken zu lassen.
Sportreport: Hast Du schon mal ein Spiel in Österreich gesehen? Wie ist Dein Wissenstand über die AFL?
Manuel Ortlechner: Ich war schon mal vor Ort und habe ein Spiel gesehen. Ich weiß, dass die Vikings die 2000er-Jahre dominiert haben. Sie haben danach begonnen, als erster österreichischer Club auf einen heimischen Quarterback zu setzen. Das war aus meiner Sicht bahnbrechend und cool.
Sportreport: Die Fans der Vikings haben den Ruf sehr laut und positiv zu sein. Wie sehr nimmt man als Fan die Spieler wahr? Ist man da so sehr auf seine sportliche Aufgabe konzentriert, dass man alles daneben ausblenden kann?
Manuel Ortlechner: Ich weiß nicht genau, wie es beim Football abläuft. Ob die Fans Einfluss auf das Spiel haben und wie sie das nehmen können. Beim Fußball ist es so: Wenn es nicht läuft, können Dich die Fans in einem Abwärtsstrudel pfeifen. Auf der anderen Seite können sie Dich aber auch extrem unterstützen. Für die Vikings wird es in der Generali Arena eine tolle Erfahrung sein. Es ist kompakter als auf der Hohen Warte. Wenn die Fans hier Gas geben, wird das die Spieler sicher beflügeln.
Sportreport: Wenn die Vikings ein Spiel gewinnen gibt es den „Vikings Dance“. Wirst du mittanzen?
Manuel Ortlechner: (lacht) Da brauche ich vorher noch eine Schulung. Das wichtigste ist, dass ich ein größeres Vikings Trikot bekomme. Grundsätzlich bin ich aber für den Vikings Dance sehr offen und wünsche den Vikings viel Erfolg.
17.05.2012