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Zum Auftakt des 4-Nationen Turnier in Porec (CRO) erringt Österreichs Handball Frauen Nationalteam ein 23:23-Unentschieden gegen Slowenien. Nach dem 10:13-Rückstand zur Halbzeit holte man nach Seitenwechsel Tor um Tor auf, eroberte schließlich sogar die Führung und legte bis zum Schluss immer vor.

„Hinten raus war es ein glücklicher Punkt“, gibt sich Teamchef Herbert Müller kritisch. In der ersten Halbzeit fehlte die Abstimmung im Innenblock. Durch technische Fehler brachte man sich zusätzlich selbst in Schwierigkeiten. Das Resultat: Slowenien führte zur Pause 13:10.

Doch zurück aus der Kabine drehte man das Ergebnis. Nach dem Ausgleich ging man erstmals mit 19:18 in Führung, legte anschließend stetig vor. Antonija Curic im Tor lieferte zudem eine großartige Leistung über insgesamt 45 Minuten ab. Beim Stand von 21:20 lag sogar erstmals ein Zwei-Tore-Vorsprung in der Luft, doch der Ball kullerte aus dem Tor. Nach dem neuerlichen Ausgleich Sloweniens zum Schluss zum 23:23 hatte man nochmals die Chance auf den Siegtreffer.

Doch auch ohne diesen erfolgreich verwandelt zu haben, ist Teamchef Herbert Müller mit dem Auftakt zufrieden: „Wir sind zur Halbzeit verdient mit drei Toren zurückgelegen. In der zweiten Halbzeit haben wir unsere zweite Kreisläuferin in den Innenblock gestellt, doch die richtige Wende kam, als wir im Angriff auf 7:6 umgestellt haben. Aufgrund einer Grippe hat uns heute Sonja Frey gefehlt, dadurch waren zusätzlich gezwungen umzustellen. Eine großartige Leistung hat Claudia Wess heute gezeigt. Sie hat uns speziell in der ersten Halbzeit im Spiel gehalten. Morgen werden wir unser Spiel nochmals per Video studieren und uns auf Kroatien vorbereiten. Sie werden mit einer aggressiven, offensiven Deckung auftreten.“

Vier-Nationen Turnier
22.- 24. März 2019, Porec (CRO)

Österreich vs. Slowenien 23:23 (10:13)
Fr., 22. März 2019, 18:00 Uhr

Werferinnen Österreich: Ines Ivancok (6), Josefine Huber (4), Claudia Wess (4), Patricia Kovacs (3), Kristina Logvin (2), Stefanie Kaiser (2), Fabienne Tomasini (1), Ines Rein (1)

Kroatien vs. Österreich
Sa., 23. März 2019, 18:00 Uhr

Österreich vs. Tschechien
So., 24. März 2019, 14:00 Uhr

Fünf Fragen an Herbert Müller
Anfang Juni steht dem Österreichischen Handball Frauen Nationalteam im WM-Playoff die schwere Hürde Ungarn bevor. Drei Testspiele absolviert man beim bevorstehenden Vier-Nationen Turnier in Porec (CRO).

Die letzten vor dem WM-Playoff. Teamchef Herbert Müller spricht im Interview über die Ausgangslage, die Entwicklung des Nationalteams und natürlich den großen Favoriten Ungarn im WM-Playoff im Juni.

Nach langer Zeit steht Ihnen fast das gesamte Nationalteam wieder zur Verfügung. Was ist Ihr Anspruch für die nächsten drei Spiele, vor allem, wenn man bereits Richtung Ungarn denkt?

Herbert Müller: „Mit Beate Scheffknecht fehlt noch eine ganz wichtige Spielerin. Auf sie müssen wir warten, wollen wir warten, weil sie unserem Spiel nochmals eine ganz andere Qualität geben kann. Sie besitzt Eigenschaften, die wir in unserer Mannschaft kaum haben. Nämlich Wurfgewalt, Torgefahr aus dem Rückraum. Wir sind eine relativ klein gewachsene Mannschaft, die in der Lage sein muss, breit zu spielen, schnell zu spielen. Was auch ziemlich fehlt, ist eine erfahrene Linkshänderin in unserem Kader. Wir hatten im letzten Trainingslehrgang Klara Schlegl dabei, die leider mit einem Mittelhandbruch ausfällt. Aber ich bin froh, dass wir von der Breite her gut genug besetzt sind. Im Verhältnis zum letzten Trainingslehrgang ist Petra Blazek wieder zurück, wir können nahezu gleich trainieren. Das gibt Stabilität und das gibt auch die Sicherheit, mehrere Variationen in unser Spiel einbauen zu können. Das Turnier finde ich absolut super. Es kommt zum genau richtigen Zeitpunkt. Wir spielen gegen drei Nationen, die alle beim letzten Großereignis waren und trotzdem nicht so übermächtig sind, wie es momentan vielleicht Ungarn für uns darstellen soll. Es soll ein Zwischenschritt sein. Ich werde ganz viel probieren, ergebnisunabhängig arbeiten. Jede Spielerin wird die Chance bekommen sich zu präsentieren, sich zu zeigen. Ich freue mich auf die Aufgabe und es ist ein Zwischenschritt, um dann den ganz großen Favoriten Ungarn zu ärgern.“

Wie sehr macht es sich im Nationalteam bemerkbar, dass einige Spielerinnen mit viel Selbstvertrauen zum Team gekommen sind, wie Petra Blazek mit ihren Erfolgen in Rumänien, Josefine Huber beim Thüringer HC, oder Sonja Frey mit dem bevorstehenden Wechsel zu Esbjerg?

Herbert Müller: „Es ist die Mischung. Wenn die Spielerinnen in guten Vereinen spielen, wo sie tagtäglich auch gegen die Besten trainieren müssen, dann am Wochenende auf höchstem Niveau, beispielsweise in der Champions League, spielen, oder wie Petra Blazek in Rumänien in einer starken Meisterschaft, dann kann das der Nationalmannschaft nur gut tun. Gerade auch dieser Vergleich Petra Blazek, Josefine Huber – hier eine erfahrene Spielerin, ein Mannschafts-Kapitän der vorne weg marschiert, der uns gerade in ganz schweren Spielen, wie gegen Russland oder Rumänien, so oft schon die Haut gerettet hat. Und dann eine ganz, ganz junge Spielerin, die trotzdem bereits den Sprung zu einem Topverein in Europa geschafft hat. Und das ist das Ziel, das sind die Vorbilder die sich unsere jungen Spielerinnen nehmen müssen. Wir müssen es schaffen, mehrere solche Spielerinnen in mehrere solche Vereine zu kriegen, wie eine Sonja Frey, die jetzt zu Esbjerg wechselt. Auf dieses Niveau müssen wir kommen, dann haben wir auch in der Nationalmannschaft die Chance, konstant wieder um größere Sachen mitzuspielen. Es ist noch ein langer Weg, aber wir arbeiten. Das Nationalteam trainiert gut, wir versuchen das Beste herauszuholen und wir müssen die Möglichkeiten ausschöpfen und versuchen, Schritt für Schritt alles auf ein höheres Level zu heben.“
Existiert bereits ein Plan wie man gegen Ungarn spielen will, oder möchte man dem Gegner sein eigenes Spiel aufdrücken?

Herbert Müller: „Eine Mischung aus beidem. Ich kann nicht so vermessen sein, die Qualität haben wir nicht, um nur auf mich selber zu schauen. Natürlich versuchen wir unser Optimales herauszuholen, aber wenn man als Underdog kommt, muss man den Gegner genauestens studieren. Sonst hat man nicht den Hauch einer Chance, weil da so viel Weltklasse in dieser Nationalmannschaft ist, so ein riesen Potential vorhanden ist. Ungarn ist ja immerhin eine Mannschaft, die bei jedem Großereignis antritt, um Medaillen zu gewinnen und wo gerade auch die jungen Spielerinnen so extrem nachrücken. Die letzten Großereignisse im Juniorinnen- und Jugend-Bereich haben sie sehr erfolgreich gestaltet. Die verletzten Spielerinnen vom Dezember sind zurückgekommen. Für mich ist Ungarn megastark und da muss man ganz genau, im kleinsten Detail die Mannschaft auseinandernehmen, zerpflücken und Futter unseren Spielerinnen in die Hand geben. Das müssen sie verarbeiten. Sie müssen wissen, was ist die Stärke von jeder einzelnen Spielerin, sonst kannst du das nicht lösen, wenn du nicht genau weißt, was sie tun. Unsere Stärken rauskehren, unsere Schwächen versuchen zu überbrücken und dann exakt darauf eingehen, was die Ungarinnen so zu bieten haben. Wenn du das nicht aufarbeitest, hast du nicht den Hauch einer Chance.“

Von den drei bevorstehenden Gegnern, ist da eine Nation dabei, die vom Spielsystem her vergleichbar ist mit Ungarn? Wo man bereits testen kann?

Herbert Müller: „Es sind genau die Gegner die auch in die Richtung Ungarn gehen. Das taugt mir sehr. Slowenien beispielsweise hat mit Ana Gros eine große Werferin auf Rückraum Rechts. Ungarn hat mit Szimonetta Planeta eine große Werferin auf Rückraum Rechts. Du hast bei Slowenien mit Tjasa Stanko auf Rückraum Links eine sehr quirrlige, spielstarke und trotzdem auch wurfgewaltige Spielerin. Das ist mit Noemi Hafra bei Ungarn ganz genauso. Es gibt diese Typen die wir versuchen in diesen einzelnen Spielen auf Ungarn eins zu eins zu übertragen. Und das werde ich meinem Team genauso mitgeben, wo hier die parallelen sind. Dieses Turnier ist auf einem sehr hohen Niveau und trotzdem nicht auf einem so hohen Niveau, dass du deprimiert zurückkommst, sondern wo ich testen kann und wo ich trotzdem denke, dass wir an einem guten Tag auf Augenhöhe agieren können. Von da her freue ich mich und ich hoffe, dass das die Mannschaft auch so verinnerlichen wird.“
Spielen die Ergebnisse bei diesem Turnier eine Rolle?

Herbert Müller: „Nein. Ich habe das auch vorher schon gesagt, ich werde ergebnisunabhängig wechseln. Die Spielerinnen müssen eine Chance kriegen bei diesem Turnier, weil, wenn dann im Juni das Wichtige kommt, dann müssen alle bereit sein und ich muss wissen, auf wen kann ich mich verlassen. Das geht nur, wenn ich jetzt entsprechend teste. Natürlich hat man eine Stammsieben im Kopf und bei uns gibt es viele Positionen die sich fast von alleine aufstellen. Aber trotzdem finde ich, dass die Spielerinnen gerade in der Lage sind den nächsten Schritt zu tun. Ich habe wirklich ein paar ehrgeizige Spielerinnen die einfach wollen, bei denen man sieht, sie sind froh dabei zu sein, die ackern, kämpfen. Ich will vor allem diese Bissigkeit, diese Emotionalität und dieses unbedingte gewinnen wollen aus ihnen rauskriegen. Wenn wir so ein bisschen aus unserer österreichischen Wohlfühlzone raus können und dieses bissige, emotionale kämpferische rauskehren, das man auch gegen Russland und gegen Rumänien gesehen hat, dann hat man plötzlich gegen ganz große Nationen auch eine Chance. Nur muss diese Geschichte auf dauerhafte Basis gestellt werden.“

Presseinfo ÖHB/Agentur sportlive

22.03.2019


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