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Neun Jahre nach dem letzten Finaleinzug, der auch zugleich den einzigen EBEL-Meistertitel brachte, stehen die Black Wings Linz vor einem Neustart. Nachdem die Stahlstädter kurz vor dem Halbfinaleinzug standen, kam in der verlängerten Sommerpause der Fallout zwischen den Verantwortlichen im Verein. Es folgte ein Sommer des Umbruchs, aber auch der Ungewissheit. Alles neu also bei den Oberösterreichern?

Trotz des Umbaus und der angespannten Lage in Linz hat Neo-General Manager Gregor Baumgartner keine Mühen gescheut, um einen konkurrenzfähigen Kader auf die Beine zu stellen.
Der erste Finaleinzug seit 2012 soll unter der Leitung von Neo-Head Coach Pierre Beaulieu. Nachdem Tom Rowe nach eineinhalb Jahren trotz des bevorstehenden Sweeps gegen den KAC in der ersten Runde der vergangenen Playoffs nicht verlängert worden war, übernimmt der EBEL-erfahrene Kanadier mit kommender Saison das Zepter.
Der 37-Jährige war von 2010 bis 2018 als Torhütertrainer und Assistant Coach beim KAC und dem HC Innsbruck angestellt. in den vergangenen beiden Jahren fungierte er zwei Jahre lang in den selben Funktionen bei den Krefeld Pinguinen (DEL), eher er dort Landsmann Brandon Reid während der vergangenen Saison als Head Coach ablöste.
Beaulieu hat viel Hintergrundwissen und kennt die Liga sowie die Konkurrenz sehr gut. Ob er seinem ersten Full-Time-Job als Cheftrainer bei den Linzern gewachsen ist, muss er nun beweisen.

Die Donaustädter durch einen langen Playofflauf führen soll diesmal David Kickert. Nach zwei Saisonen als Backup ist der Wiener Meistergoalie nun als Starter gesetzt, immerhin hat er bei all seinen Stationen bisher gezeigt, dass man sich voll und ganz auf ihn verlassen kann.
Sollte ihm der Druck jedoch zu viel werden oder er sich sogar verletzen, haben die Black Wings mit Luka Gracnar einen erfahrenen Backup an Bord. Der 26-Jährige Slowene, der dem EC Salzburg lange Jahre gute Dienste erwiesen hat, führte in der vergangenen Saison als Nummer Eins Storhamar an den zweiten Platz der norwegischen Eliteserien, ehe die Saison auch im hohen Norden unterbrochen wurde. Zudem muss er sich mit zweihundertneun EBEL-Einsätzen nicht mehr an die Liga anpassen.

Alles neu heißt es in der Verteidigung der Linzer. Von den neun eingesetzten Defendern aus der vergangenen Saison stehen nur die beiden Youngsters Gerd Kragl und Moritz Matzka weiterhin im Aufgebot. Der 20-jährige Laurin Müller, der noch auf seinen ersten Ligaeinsatz wartet, komplettiert das junge Österreicher-Trio. Den Rest der Defensivabteilung bilden ausschließlich Legionäre.
Hier stechen besonders die Namen Marc-André Dorion und Sebastien Piché. Die beiden Québecois kehren nach jeweils zwei Saisonen wieder zu den Linzern zurück. Während Dorion beim Ligakonkurrenten aus Wien zunächst durch sehr gute, dann durch sehr schlechte Leistungen und dann wieder mit drei Punkten in drei Playoffspielen auffiel, gestaltete sich der Tschechienausflug seines Landsmannes in keinster Weise erfolgreich.
Mit Charles-David Beaudoin haben die Stahlstädter einen weiteren Franko-Kanadier an Bord geholt. Der 26-jährige Rechtsschütze verbrachte die vergangene Zeit hauptsächlich in der ECHL und konnte dort solide, aber nicht zwingend auffallende Leistungen an den Tag legen.
Genau wie bei Beaudoin ist Linz auch für Andrew Nielsen die erste Station in Europa. Der erst 23-Jährige, der das kanadische Quartett komplettiert, kommt direkt aus der AHL, wo er nach anfänglich starken Leistungen in den vergangenen beiden Spielzeiten nicht mehr überzeugen konnte.
Abgerundet wird die durchwachsene Verteidigerriege durch den Finnen Niklas Tikkinen. Der 26-Jährige, der sich in seiner Heimat nie wirklich durchsetzen konnte, war bereits 2017/18 bei der VEU Feldkirch Leistungsträger und stand zuletzt zwei Saisonen im Aufgebot der Herlev Eagles in Dänemark.

Waren im vergangenen Jahr noch die Legionäre der Kern der Offensive in Linz, setzen die Stahlstädter heuer sehr stark auf Rot-Weiß-Rot. Von sieben Importspielern steht nur noch Dragan Umicevic unter Vertrag, zudem mussten auch Alexander Cijan und Daniel Woger den Verein verlassen.
Die Abgänge von unter anderem Rick Schofield und Dan DaSilva kompensieren sollen die vielen (jungen) Österreicher im Kader der Black Wings. Dabei stehen vor allem Brian Lebler, Andreas Kristler, Alexander Lahoda, Valentin Leiler, Stefan Gaffal und Marco Brucker im Fokus. Für Stefan Freunschlag, Julian Pusnik und Niklas Bretschneider steht wohl die erste Saison als vollwertiges Mitglied des Linzer Kaders bevor.
Unterstützt wird dieser Kern von den einzigen beiden Neuzugänge im Sturm der Linzer. Neben Rückkehrer Andrew Kozek (zuletzt 60 Punkte in 99 Spielen beim KAC) ist Juha-Pekka Hytönen neu im Team. Der Finne hat achthundertneun Liiga-, zweiundfünfzig KHL- sowie einhundertachtunddreißig NLA-Einsätze auf seiner Visitenkarte und diente seinem finnischen Heimatklub JYP Jyväskylä neun Saisonen lang als Kapitän. Zudem ist der 39-Jährige mehrfacher finnischer Nationalspieler.

Alles in allem ließt sich der Kader der Black Wings sehr ausgeglichen. Zwar konnten die Linzer einige starke Spieler verpflichten, die großen Namen fehlen den Stahlstädtern jedoch.
Andrew Kozek, Sebastien Piché und Marc-André Dorion konnten bei ihren Vereinen bei Weitem nicht die Leistungen zeigen, die man aus ihrer Zeit in Oberösterreich gewohnt ist, sind zudem während ihrer Abwesenheit auch nicht jünger geworden.
Die Defensivabteilung der Linzer ließt sich generell mit sehr viele Fragezeichen. Viel hängt von den Neuzugängen ab, die sich jedoch erstmal an das europäische Eishockey anpassen müssen und zudem in den vergangenen Saisonen keine überragenden Leistungen bieten konnten.
Die Offensive lässt vermuten, dass es den Oberösterreichern durchaus an Scoringpower fehlt. Zwar konnte Brian Lebler in der vergangenen Saison seine Kritiker verstummen lassen, doch kann der 32-Jährige die Linzer nicht alleine zum Meistertitel schießen. Dass die jungen Österreicher ihrem Kapitän diese Last abnehmen können, ist fraglich.
Dennoch können sich die Stahlstädter über einen soliden Kader freuen, der die Black Wings unter der richtigen Anleitung wieder in die Top-6 befördern kann.

für Sportreport: Lukas Hörmandinger

09.09.2020


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