Djokovic: „Die Zehen bluten, aber du willst weitermachen“

Novak Djokovic © globalite, Creative Commons License

Es war das längste Finale in der Geschichte des Grand Slam. So kommentierten Rafael Nadal und Novak Djokovic ihr episches Endspiel in Melbourne:

Fast sechs Stunden droschen Djokovic und Nadal beim Showdown der Australian Open die Bälle über das Netz. Am Ende verwertete der Serbe seinen ersten Matchball und gewann 5:7, 6:4, 6:2, 6:7 (5:7), 7:5.

Bei der anschließenden Siegerehrung konnten beide nicht mehr stehen. Die Veranstalter mussten ihnen Sessel bringen. „Das war das anstrengendste Match, dass ich jemals gespielt habe“, sagte Nadal nach dem Fünfsatz-Thriller. „Das war eine richtig gute Show. Ich habe die meiste Zeit auf dem selben Level gespielt wie er, das stimmt mich zuversichtlich. Auch mental habe ich mich richtig stark gefühlt.“

Djokovic musste bei seinem dritten Melbourne-Triumph ans Limit gehen. „Ich hatte Chancen, das Match im vierten Satz zu entscheiden, aber Nadal hat unglaubliche Punkte gemacht. Im fünften Satz stand das Match auf des Messers Schneide. Ich war müde, aber ich wusste, dass auch er nicht mehr so frisch war. Also habe ich mich ans Limit gepusht, mental. Alles schmerzt, aber du willst deine Beine wieder aktivieren, für den nächsten Punkt, für das nächste Game. Die Zehen bluten, aber du willst trotzdem weitermachen“, sagte der Serbe.

Das sieht der Spanier ähnlich. „Natürlich sieht man auf dem Platz die Uhr, die Spielzeit. Fünf Stunden – man glaubt, das hört gar nicht mehr auf“, verriet Nadal. „Aber es ist ein tolles Gefühl, den Körper bis ans Limit zu bringen. Wenn man fit ist und kämpfen kann, dann kann man dieses Leiden auch genießen. Ich habe mit meinem Herz gespielt und mit meinem Kopf, das war mehr als Tennis.“

Was hat nach fast sechs Stunden Spielzeit den Unterschied ausgemacht? Djokovic: „Ich hatte einen der größten Spieler aller Zeiten als Gegner. Er ist mental stark, packt in kritischen Momenten sein bestes Tennis aus. Da gehen dir tausend Gedanken durch den Kopf. Es kommt darauf an, die richtigen von den falschen zu unterscheiden. Man muss sich auf den nächsten Punkt konzentrieren und Punkt für Punkt spielen.“

Nadal fühlte sich bei eigenem Service immer unter Druck. „Djokovic retourniert unglaublich stark. Ich bin noch nie gegen einen Spieler auf dem Platz gestanden, der so gut retourniert hat“, sagte Rafa.

Djokovic will sich heuer auf Grand-Slam-Turniere konzentrieren. „Mein nächstes großes Ziel ist Paris. Ich war bei den French Open noch nie im Finale, aber ich glaube, dass ich es heuer schaffen kann.“ Nach seinem Triumph nimmt der Champion allerdings erst einmal eine Auszeit. „Jetzt mach ich Pause – mindestens 14 Tage.“

Video: Ein Ballwechsel im fünften Satz
http://www.youtube.com/watch?v=5PhA7oL9-ZE

30.01.2012