Dario Winkler (links, gelb), Jan Lattner (schwarz, Mitte) - von nun an Teamkollegen

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Beim HC Innsbruck blieb in der Off-Season kein Stein auf dem anderen. Die Haie haben sich für die kommende Saison vollkommen neu zusammengesetzt und dabei der Jugend einen bedeutenden Platz eingeräumt. Können die Tiroler mit einem unerfahrenen Kader erstmals seit drei Jahren und zum erst dritten Mal seit ihrer Rückkehr in die Liga das Playoffticket lösen?

Eine große Unbekannte steht bei den Haien hinter der Bank. Ex-Torhütertrainer und Assistant Coach Mitch O’Keefe übernimmt mit der kommenden Season als Head Coach das Team. Der 36-Jährige kennt die Organisation mittlerweile recht gut und konnte sich seinen Kader zurechtstutzen. Den HCI wieder zu einem Post-Season-Team zu machen, wird für den erstmaligen Cheftrainer jedoch eine Herkulesaufgabe.

Nach dem Debakel rund um CJ Motte und Stanley-Cup-Sieger Scott Darling haben die Haie ihr Torhüterduo radikal umgestellt.
Mit Tom McCollum kommt ein gestandener AHL- und ECHL-Torhüter nach Innsbruck, der sogar vier NHL-Spiele für die Detroit Red Wings absolviert hat. Der US-Amerikaner führt die Grand Rapids Griffins, das Farm Team der Wings, in Starts und Siegen klar an.
Sein Backup ist in der kommenden Saison Rückkehrer René Swette. Nach einem soliden Jahr in Lustenau zieht es den zweifachen EBEL-Champion wieder an den Inn. Seine desaströsen Leistungen aus der Saison 2018/19 im Dress der Haie sollen dabei nicht wiederholt werden.

Auch in der Defensive heißt es bei den Innsbruckern alles neu. Mit Jan Lattner wurde nur ein einziger Legionär aus der vergangenen Saison verlängert. Der 30-jährige Tscheche konnte sich nach zehn Jahren bei Orli Znojmo in der vergangenen Saison gut bei den Haien einleben und eine standesgemäße Leistung an den Tag legen.
Unterdessen haben Sacha Guimond (Bratislava Capitals), Luc Snuggerud, Michael Boivin und Austro-Kanadier Tyler Cuma sowie Thomas Vallant den Verein verlassen, Florian Pedevilla hat seine Karriere beendet und fungiert nun als Assistant Coach für Mitch O‘Keefe. Überraschend ist dabei allerdings nur der Abgang von Boivin, der abermals eine starke Saison hingelegt hat. Da er jedoch noch ohne Vertrag ist, lässt sich eine Rückkehr zu den Tirolern nicht gänzlich ausschließen.
Sollten die Innsbrucker noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden, würde dies jedenfalls nicht verwundern. Neben Lattner stehen auch weiterhin die Youngsters Lukas Jaunegg und Jakob Wetzelsberger im Aufgebot der Haie. Zudem wurden bisher jedoch nur vier Neuzugänge präsentiert.
Für Jonathan Racine (zuletzt sechs Spiele in der finnischen Liiga) und Colton Saucerman ist es die erste vollwertige Station in Europa. Beide konnten in der ECHL zuletzt jedoch gute Leistungen überzeugen.
Kevin Tansey kommt von Ex-Liga-Konkurrent Znaim. Der Kanadier zeigte bei den Tschechen eine solide Form, auch bei seinen vorherigen Stationen in der ECHL war 27-Jährige eine gute Stütze.
Vorerst komplettiert wird die aus derzeit nur sieben Mann zusammengesetzten Defensivabteilung durch den Norweger Adrian Saxrud Danielsen. Der 27-Jährige hat bereits dreihundertsechs Einsätze in der norwegischen Eliteserien hinter sich, zudem kann er auf neunzehn Spiele in Dänemark und zweiundfünfzig absolvierte Partien in der schwedischen Allsvenskan verweisen.

Ähnlich wie in der Verteidigung wurden auch in der Offensive nur wenige Spieler behalten. Mit Lukas Bär (23), Christof Kromp (20, zuletzt vom EC VSV geliehen), Clemens Paulweber (23), Marcel Westerthaler (20, bisher nur vier EBEL-Einsätze) und Michael Kuprian (1, zwanzig EBEL-Spiele in der vergangenen Saison) sind dies allesamt junge Österreicher.
Die Devise in der Kaderpolitik ist hier ganz klar: Verjüngung.
In die Liste der namhaften Abgänge reihen sich die Legionäre Tyler Spurgeon (34), John Lammers (34), Ondrej Sedivy (30), Joel Broda (30), Caleb Herbert (28), Jesper Thörnberg (29) und Miha Zajc (23).
Für sie wurden die Kanadier Braden Cristoffer (26), Daniel Ciampiani (29), Félix Girard (26) und Deven Sideroff (23) sowie die US-Amerikaner Max Gerlach (22) und Sam Herr (27) verpflichtet, auf die insgesamt neunhundertvierundvierzig AHL-Einsätze entfallen.
Mit ersteren beiden haben die Innsbrucker zwei Bekannte von Neuverpflichtung Saxrud Danielsen nach Tirol gelotst. Zusammen kamen sie in der vergangenen Saison in siebenundachtzig Einsätzen auf exakt einhundert Punkte für Stjernen Hockey in der norwegischen Eliteserien.
Félix Girard wechselte indes innerhalb der Liga von Fehérvár zu den Haien. Bei den Ungarn kam der Center in sechsunddreißig Partien auf dreißig Zähler.
Sam Herr holte der HCI aus der britischen EIHL. Der Flügelspieler kam in der vergangenen Saison als Kapitän der Nottingham Panthers auf neunundfünfzig Scorerpunkte.
Die beiden Legionärsyoungsters können immerhin knapp fünfhundert Einsätze in der kanadischen Ausbildungsliga WHL vorweisen. Max Gerlach lief im letzten Jahr für Ticino einundvierzig Mal in der schweizerischen NLB auf und kam dabei auf einundzwanzig Tore und siebzehn Assists.
Auf einen Neustart hofft Dario Winkler. Der Österreicher, der sich beim EC Salzburg nie durchsetzen konnte, kommt nach einer enttäuschenden Saison bei den Vienna Capitals zu seinem Heimatverein.
Abgerundet wird der Kader von den beiden Ex-Kitzbühelern Henrik Hochfilzer und Thomas Mader sowie dem zuletzt bei der VEU Feldkirch untergekommenen Stürmer Christian Jennes.
Der gebürtige Villacher konnte bereits dreiundsechzig EBEL-Einsätze sammeln, in den vergangenen drei Jahren spielte er für die Vorarlberger einundsechzig Mal in der AlpsHL.
Der bereits 29-jährige Hochfilzer ist eine richtige Kitzbühel-Legende. Dreihundertneunundzwanzig Mal lief der Tiroler für die Adler auf und begleitete das Team aus der Unbekanntheit bis in die Alps Hockey League.
Sein um drei Jahre jüngerer Teamkollege spielte fünf Jahre lang in den unteren schwedischen Ligen, konnte sich aber weder dort, noch in Kitzbühel durchsetzen.

Der HCI geht mit einem sehr jungen Team mutig in die neue Saison. Dennoch sollte man die Haie nicht unterschätzen, denn in ihren Neuzugängen steckt durchaus Potential. Können die Tiroler noch einen soliden Verteidiger an Bord holen oder sogar Michael Boivin für ein weiteres Jahr unter Vertrag stellen, scheint eine Playoffqualifikation über die Zwischenrunde nicht in allzu weiter Ferne.

Für Sportreport: Lukas Hörmandinger

13.09.2020