
Gleich zwei Vizeweltmeistertitel durften Österreichs Downhiller am Schlusstag der 33. UCI Weltmeisterschaften in Saalfelden Leogang feiern. Die 16-Jährige Oberösterreicherin Sophie Gutöhrle eroberte die Silbermedaille im bei den Juniorinnen hinter der neuen Weltmeisterin aus Frankreich Lauryne Chappaz. Bei den Männern holte der 26-jährige Steirer David Trummer den zweiten Platz hinter dem Briten Reece Wilson. Bei den Junioren gewann der Ire Oisin O’Callaghan, Österreichs Team schaffte mit Gabriel Wibmer einen weiteren Top Ten Platz am Sonntag.
„Die Medaille fühlt sich extrem geil an. Es dauert sicher noch ein paar Tage, bis ich das realisiere. Scheinbar sind so schwere Bedingungen und schwere Strecken genau meines. Als ich damals in Champery die Silbermedaille bei den Junioren geholt habe, waren die Verhältnisse ähnlich“, erzählte Trummer und erinnerte sich dabei an 2011, wo er die historisch erste Medaille im Downhill für Österreich gewann.
Als siebtletzter Fahrer lieferte er einen fast fehlerfreien Lauf bei den ganz schwierigen Bedingungen auf der Speedster Strecke am Asitzkogel ab. Hinter Wilson landete der Steirer auf dem zweiten Zwischenrang und musste die Läufe der sechs besten Fahrer der Weltrangliste noch abwarten: „Im Ziel wartend war ich nervöser als am Start. Die Schlüsselstelle war der untere Wald heute. Ich wusste, wenn ich bis dorthin ohne große Fehler bleibe, dann muss ich es ganz ruhig angehen und am Rad sitzen bleiben. Ich durfte keine Zeit verlieren und musste immer die Geschwindigkeit halten. Das war die Devise dort und das ist mir anscheinend gut gelungen.“
Bis zum „Verzauberten Wald“, wie die schwierige untere Sektion in Leogang heißt, lief es auch für Andreas Kolb noch gut. Dort kam der 24-jährige Steirer aber zu Sturz, wie viele der 80 Finalteilnehmer. „Ich bin in meinem Leben noch nie so ein schweres Rennen gefahren. Teilweise sind wir mit den Pedalen aufgesessen in den Kurven. Es war am Limit heute“, erzählte Kolb, der nach seinem Sturz dann das Rennen auf Rang 65 beendete.
Verletzungspech für Höll
Mit einem Schock begann der Finaltag für Österreichs Team. Noch vor dem entscheidenden Finallauf am Sonntag waren für Valentina Höll die Weltmeisterschaften beendet. Die Salzburgerin kam beim Einfahren vor dem Rennen zu Sturz und verletzte sich am Sprunggelenk und wurde zur näheren Untersuchung ins Krankenhaus von Zell am See gebracht.
Am vorletzten Sprung der Speedster Strecke, dem so genannten Epic Gap, kam die Saalbacherin etwas zu früh auf, landete am Hinterrad, überschlug sich und musste mit geschwollenem Knöchel in das Krankenhaus nach Zell am See gebracht werden. Dort wurde festgestellt, dass sich Höll zwei Bänder gerissen und eine Knochenabsplitterung im Sprunggelenk zugezogen hat.
Eine weitere Nachuntersuchung folgt dann bei Fachärzten in Salzburg am Montag. „Ich bin das ganze Wochenende gut gefahren und das haben auch alle anderen gesehen wie stark ich unterwegs war“, berichtete die 18-Jährige, die das Rennen der Frauen dann schon wieder zu Hause am Fernseher verfolgte. In Abwesenheit der Salzburgerin gewann die Schweizerin Camille Balanche. Die Steirerin Marlena Neissl landete auf Platz 16.
Gutöhrle eröffnet den Silberregen am Schlusstag
Im ersten Bewerb des Tages konnte das heimische Team dann sensationell eine Medaille bejubeln. Gutöhrle wurde Zweite im Rennen der Juniorinnen. „Ich hatte das nicht erwartet. Es war mega rutschig, aber ich bin gut durch den Wald gekommen. Die Strecke verändert sich stündlich. Beim Fahren ist es aber recht gut gelaufen“, berichtete die junge Oberösterreicherin, die erstmals bei Weltmeisterschaften am Start stand.
Nicht einmal ein Sturz im oberen Streckenbereich konnte die junge Mountainbikerin am Finaltag der Weltmeisterschaften in Saalfelden Leogang aus dem Konzept bringen. „Das hat mich nicht gestoppt. Ich habe mich einfach so wohl gefühlt am Kurs heute“, erklärte sie. „Ein Freund hat mich zum Downhillen mitgenommen und dann hat mich das Radfieber gepackt. Jetzt bei der Premiere gleich mit einer Medaille im Gepäck heimzufahren ist sensationell“, jubelte Gutöhrle, die aus Thalheim bei Wels kommt: „Der Sturz von Vali war natürlich bitter. Ich habe gehofft, dass sie heute Gold holt. Aber so kann unser Sport auch sein, ich wünsche ihr das Beste.“
Wie riskant der Downhill-Sport der Mountainbiker ist, musste die Oberösterreicherin am Samstag selbst erleben. Auch sie verbrachte kurze Zeit im Krankenhaus, da sie sich beim Training an einem ihrer Finger verletzte. „Die Ärzte haben aber dann gesagt, dass bei den Bändern alles passt und dann wusste ich, dass die WM für mich weitergehen kann“, strahlte die Silbermedaillengewinnerin.
Auch Wibmer gelingt der Sprung in die Top Ten
Bei den Junioren kamen die kalten und regnerischen Bedingungen dem Iren Oisin O’Callaghan am besten entgegen. Er gewann die Goldmedaille vor den beiden Briten Daniel Slack und James Elliot. Österreichs bester Fahrer war der Osttiroler Gabriel Wibmer auf Rang 10: „Mir ist es relativ gut gegangen. Ich habe halt sehr investiert in die Linie. Im oberen Teil war ich eher auf der sicheren Seite unterwegs, der Wald ist mir ganz gut gelungen.“
Einen Platz in den Top 15 hatte ihm sein Trainerteam nach der Qualifikation am Freitag zugetraut. Nun schaffte er sogar den Sprung in die Top Ten: „Der zehnte Platz bei der ersten WM ist schon geil.“ Herausfordernd war nicht nur die Speedster-Strecke in Leogang, sondern auch die Bedingungen. Der Regen und der leichte Schneefall im oberen Bereich verwandelten die Strecke in einen schlammigen, schwer zu fahrenden Kurs.
„Am Start waren schon die Schneeflocken zu sehen und da geht einem dann viel durch den Kopf. Aber wenn dann der Countdown beginnt, dann ist man voll fokussiert“, ließ sich Wibmer trotz von schwierigen Bedingungen nicht beeinflussen und fügte an „Natürlich wäre noch ein wenig was drinnen gewesen, aber das ist bei uns immer so in diesem Sport. Ich wusste, dass es bei dem Wetter besser war Risiko zurückzunehmen und das hat sich ausgezahlt.“
Der Oberösterreicher Noah Hoffmann belegte Rang 24 von 60 Fahrern, die weiteren Österreicher rund um Jonas Goweil, Kilian Buhl, Maximilian Oberhofer und Nico Ofner platzierten sich im Mittelfeld.
Ergebnisse:
Downhill Juniorinnen:
GOLD: Lauryne Chappaz (FRA) 5:41.502
SILBER: Sophie Gutöhrle (AUT) + 46.809
BRONZE: Leona Pierrini (FRA) + 53.812
Downhill Junioren:
GOLD: Oisin O’Callaghan (IRL) 4:02.142
SILBER: Daniel Slack (GBR) + 2.141
BRONZE: James Elliot (GBR) + 10.705
10. Gabriel Wibmer (AUT) + 22.870
24. Noah Hoffmann (AUT) + 35.166
31. Jonas Goweil (AUT) + 44.708
32. Kilian Buhl (AUT) + 47.939
34. Maximilian Oberhofer (AUT) + 49.354
37. Nico Ofner (AUT) + 58.482
Downhill Elite Frauen:
GOLD: Camille Balanche (SUI) 5:08.426
SILBER: Myriam Nicole (FRA) + 3.130
BRONZE: Monika Hrastnik (SLO) + 16.966
16. Marlena Neissl (AUT) + 3:15.685
Downhill Elite Männer:
GOLD: Reece Wilson (GBR) 3:51.243
SILBER: David Trummer (AUT) + 3.197
BRONZE: Remi Thirion (FRA) + 5.953
65. Andreas Kolb (AUT) + 1:05.384
66. Stefan Mauser (AUT) + 1:05.409
Presseinfo ÖRV
11.10.2020