Symbolfoto Puck 2020

© iStock/Dmitrii Grushin

Das alte Jahr ist vorüber und 2021 hat bereits mit einigen spannenden Partien in der IceHL begonnen. Doch trotz der langen eishockeyfreien Zeit hat auch 2020 einige interessante Geschichten geschrieben, auf die wir noch einmal zurückblicken.

Die Flop 3 des Jahres 2020:
3. Doch kein Durchbruch der jungen Österreicher?
Zu Beginn der Saison war klar: aufgrund der finanziell bedingt geringeren Anzahl an Legionären bei den meisten Teams, wäre der Weg für eine neue rot-weiß-rote Generation geebnet. Endlich könnte der Zustrom an nicht-österreichischen Spielern in die Liga eingeschränkt und das heimische Eishockey einen Aufwind erfahren.

Vier Monate nach Saisonstart muss jedoch eine ernüchternde Bilanz gezogen werden. Unter den besten fünfzig Scorern finden sich nur sechs Österreicher. Bester heimischer Goalgetter ist Lukas Haudum auf Platz 13, ex aequo mit fünf weiteren Spielern.

Es sei dahingestellt, ob dieser Umstand auf mangelnde Qualität oder unzureichende Einsatzzeiten (deren sinnvolle Erfassung und Veröffentlichung die Liga weiterhin nicht als wichtig erachtet) zurückzuführen ist. Fest steht jedoch, dass heimisches Eishockey keine rosigen Aussichten hat, wenn sich die besten Nachwuchsspieler selbst in einer Saison mit verhältnismäßig wohl weniger Legionären durchsetzen können.

2. Das Linzer Trauerspiel:
Für die Black Wings Linz schien im März noch alles perfekt. Nach einem schwachen Grunddurchgang konnten sich die Stahlstädter in der Qualifikationsgruppe als zweitbestes Team nur einen Punkt hinter dem VSV für die Playoffs qualifizieren. Weder Bozen, Salzburg noch die Vienna Capitals wollten den Weg ins Halbfinale über die Oberösterreicher gehen. Zum Glück für die Linzer, die nach drei Spielen gegen den KAC bereits noch einen Sieg vor dem Einzug in die nächste Runde standen. Doch nicht nur die alles lahm legende Corona-Pandemie versetzte dem Erfolgslauf der Black Wings einen Schlag.

Dem Fast-Sweep gegen die Rotjacken wurde durch den Ligaabbruch ein jähes Ende gesetzt, finanzielle Einbußen standen bevor. Zu allem Überfluss wurde der Streit im Vorstand des Vereins immer lauter und führte letztendlich zum Bruch. Was folgte war ein chaotischer Sommer. Nicht nur einmal wurde von keinem, nur einem oder sogar zwei Linzer Vereinen in der IceHL gemunkelt. Schlussendlich konnte die Black Wings ihre Lizenz wie auch ihre Arena halten, sogar einige ehemalige Leistungsträger zurück in den Kader holen, während die restliche Linzer Eishockeywelt leer ausging.

Zu Beginn der laufenden Spielzeit war dann eine Art Aufbruchstimmung, ein Neuanfang zu spüren. Die Stahlstadt sollte wieder Eishockeymetropole werden und den Anschluss an die Top-Teams der Liga finden. Diese Welle der Hoffnung ebbte jedoch schnell ab. Seit Längerem sitzen die Black Wings nun bereits abgeschlagen im Tabellenkeller, Head Coach Beaulieu wurde vor Kurzem durch den heuer bereits in Villach gefeuerten Dan Ceman ersetzt.

1. Covid-19:
Es gibt wenige Punkte über die so vieles gesagt werden könnte, aber so wenig gesagt werden muss. Alle Aspekte des Eishockeylebens hat die Pandemie verändert und weiterhin im Griff. Finanzielle Einbußen für die Vereine, wenig bis gar keine Möglichkeiten für die Fans, ihre Teams zu verfolgen, und Bangen um jeden Cent Gehalt für die Spieler.

Statt eines Feuerwerks in den letzten Playoffs der Erste Bank Eishockey Liga bestaunen zu können, mussten wir nach nur drei Viertelfinalpartien fast sieben Monate auf heimisches Eishockey verzichten. Nicht das Ende, das sich die rot-weiß-rote Fangemeinde für diese Ära gewünscht hatte – Martin Pfanners emotionale Danksagung in der letzten Servus Hockey Night sprach wohl nicht wenigen aus der Seele.

Die Top 3 des Jahres 2020:
3. Dornbirn und Fehérvár wie Phönixe aus der Asche:
Für das westlichste und das östlichste Team der Liga waren die letzten Jahre in Wechselbad der Gefühle. Sowohl die Bulldogs als auch die roten Teufel konnten durchaus Akzente in den Playoffs setzen, meistens fanden sich jedoch beide Mannschaften im Tabellenkeller wieder. So auch in der vergangenen Spielzeit, in der letztendlich beide Clubs weit von einer Teilnahme an der Postseason entfernt waren.

Alles anders jedoch in der laufenden Saison. Während Linz, Villach und Bratislava weit hinter den Erwartungen liegen, zählen Dornbirn und Fehérvár zu den Teams der Stunde. Die Vorarlberger liegen nach siebenundzwanzig* absolvierten Partien auf Rang 6, ex aequo mit den roten Bullen aus der Mozartstadt. Nach zuletzt einigen miserablen Spielzeiten dürfen sich die Bulldogs über einen Acht-Punkte-Vorsprung auf die siebtplatzierten Graz 99ers freuen.

Mindestens genauso euphorisch dürfen auch die Fans in Ungarn sein. Zwar haben die Stuhlweißenburger bereits deutlich mehr Spiele als die Konkurrenz hinter sich, nach einunddreißig* Partien zwischenzeitlich auf dem zweiten Platz zu liegen ist dennoch ein großer Erfolg für die Teufel.

Für beide Teams ist es zur Playoff-Qualifikation zwar noch ein weiter Weg, doch die Zeichen für die jeweils zweite Postseason-Appearance stehen sowohl im Osten als auch im Westen ausgezeichnet.

2. Sebastian Wraneschitz vs. die ganze Welt:
Als die Vienna Capitals vor der laufenden Saison bekannt geben mussten, dass der blutjunge Sebastian Wraneschitz aufgrund des Abgangs von Ryan Zapolski und der Verletzung von Max Zimmermann als Backup in die Saison starten würde, war die Skepsis groß. Der 18-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt erst fünf Matches gegen Profis absolviert und dabei keine gute Figur gemacht. Auch während seiner Einsätze in EBJL und EBYSL sowie diverser Nachwuchsligen in Schweden und Finnland fiel der Wiener kaum auf.

Alles anders jedoch in dieser Spielzeit. In bisher* sechs IceHL-Partien für die Hauptstädter konnte Wraneschitz vier Siege einfahren und dabei sogar ein Shutout verzeichnen – Teamkollege Bernhard Starkbaum musste auf sein erstes Spiel „zu null“ bis in seine dritte EBEL-Saison warten. 2,3 Gegentore pro Spiel und eine Fangquote von 90,9% unterstreichen die tollen Leistungen des Rookies.

Wraneschitz besticht vor allem durch seine Ruhe und Übersicht. Zwei Eigenschaften, die ihn in der Gruppenphase der U20-Weltmeisterschaft in Edmonton daher auch selbst bei amerikanischen und kanadischen Experten und Scouts zum wichtigen Gesprächsthema machten. Gegen die USA (0:11), Schweden (0:4) und Tschechien (0:7) sah der Goalie nahezu zweihundert Schüsse auf sich einprasseln. Mit einer Fangquote von 89,2% verhinderte Wraneschitz jedoch weitaus höhere Blamagen im Alleingang. Mittlerweile wird sogar schon darüber diskutiert, Wraneschitz als ersten Österreicher überhaupt in das U20 All Star-Team aufzunehmen.

Wie lang sich die Vienna Capitals und die gesamte IceHL noch an den Fähigkeiten des Nachwuchsstars erfreuen dürfen, bleibt abzuwarten. Kann Wraneschitz seine Form halten, ist es wohl utopisch zu glauben, man könne den jungen Torhüter in der Heimat halten.

1. Das NHL-PLayoff-Comeback im Sommer:
Nachdem Covid-19 im Frühjahr die gesamte Sportwelt lahm gelegt hatte, startete die beste Liga der Welt im Sommer einen Comeback-Versuch. Stark isoliert in Edmonton und Toronto durften vierundzwanzig der einunddreißig Teams um den heiß begehrten Stanley Cup kämpfen. Zwar waren die TV-Ratings alles andere als erfreulich, doch zeigte die NHL ihre Kompetenz, ein sinnvolles Turnierformat sicher (kein einziger Covid-Fall!) über die Bühne bringen – unterdessen versank die MLB im Corona-Chaos.

Letztendlich ist also weder die „Jetzt-erst-recht“-Meisterschaft der Tampa Bay Lightning, die atemberaubende Vorstellung von Anton Khudobin oder die Überraschungserfolge von Montréal und Chicago gegen die favorisierten Pittsburgh Penguins bzw. Edmonton Oilers die Story des Comebacks. Es ist die Art und Weise, wie sich die NHL entgegen jeder Kritik gegen Covid-19 durchgesetzt und uns in den heißesten Monaten des Jahres eiskaltes Playoff-Eishockey geliefert hat.

Blickt man auf das Jahr zurück ist eines ganz klar: es war ein Jahr alljener, die sich trotz der pandemiebedingten Widrigkeiten nicht von ihrem Weg abbringen ließen und das beste aus ihren Möglichkeiten gemacht haben. Egal ob einzelne Spieler, manche Vereine oder ganze Ligen – auch im „Corona-Jahr“ hat der Eishockey-Sport zahlreiche tolle und inspirierende Geschichten geschrieben. Egal wie lange es brauchen wird, bis die Ränge der heimischen Hallen wieder mit enthusiastischen Fans gefüllt werden – unser Lieblingssport hat uns auch in dieser ungewöhnlichen Zeit nicht enttäuscht und wird es auch in den letzten Monaten des Abstandshalten nicht tun.

*Stand: 4.1.2021

04.01.2021