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Im Rahmen eines Medientermins hat die Direktion Sport des ÖFB am Freitag einen umfassenden Einblick in ihre Arbeit gegeben.

Darüber hinaus präsentierten und analysierten die Abteilungsleiter der einzelnen Teilbereiche die Entwicklungen des vergangenen Jahres, aktuelle Projekte und warfen einen Blick in die Zukunft.

„Im medialen Bereich überwiegt natürlich oft die Berichterstattung über die Nationalteams. Wir wollten den Themen eine Bühne geben, die sonst in der öffentlichen Wahrnehmung oft nur eine untergeordnete Rolle spielen“, sagt ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. Neben dem Bereich der Nationalteams besteht die Direktion Sport aus den Säulen Talenteförderung, ÖFB-Trainerakademie, Breitenfußball, Frauenfußball sowie Wissenschaft, Analyse & Entwicklung.

„Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, die vielfältige Arbeit der Direktion Sport herauszustreichen. Das vergangene Jahr war für uns wirklich herausfordernd. Im Breitenfußball konnten wir mit den neuen Wettbewerbsformen für den Kinderfußball ein großes Projekt umsetzen, das eine breite Zustimmung gefunden hat. Dazu kam noch die große Evaluierung im Bereich der Talenteförderung“, so Schöttel weiter.

Nach der umfassenden Reform im Kinderfußball, die im letzten Jahr umgesetzt wurde, präsentierte Stefan Gogg, Leiter Organisation Direktion Sport und Leiter Breitenfußball, erste Ergebnisse der Maßnahmen. Bereits nach der Herbstsaison 2022/23 haben die Änderungen der Wettbewerbsformen das Bild des Kinderfußballs in Österreich positiv im Sinne der Spieler:innen verändert. Erste Umfragen bei Vereinen hätten gezeigt, dass nach anfänglicher Skepsis mittlerweile mehr als 70 Prozent angeben, zufrieden zu sein. „Die Präsentation der neuen Wettbewerbsformen hat im vergangenen Jahr für eine kontroverse Diskussion gesorgt. Die Entwicklung in diesem Jahr hat uns gezeigt, dass der Weg, von dem wir immer überzeugt waren, richtig war“, so Gogg. Zudem werden nun weitere unterstützende Maßnahmen umgesetzt, um die Freude der Kinder am Fußball weiter zu stärken. So sollen ein neu gestaltetes Elternvideo, das das Verhalten von Begleitpersonen bei Spielen aus der Sicht von Kindern zum Inhalt hat, begleitende Plakate und ein Trainingskatalog für weitere Impulse sorgen. Besonders das Elternvideo war ein großes Anliegen, wie Gogg erklärt: „Die Rolle der Eltern ist durch die neuen Spielformen noch wichtiger geworden. Mit dem Video wollen wir aufzeigen, wie Eltern für ihre Kinder eine Unterstützung sein können und wo sie vielleicht auch manchmal hinderlich sein können. Das ist ein Thema, das den Vereinen wirklich sehr am Herzen liegt.“ Flexiblere und kleinere Formate sollen künftig auch in älteren Zielgruppen mithelfen, Spieler:innen möglichst lange im Fußballverein halten zu können. „Es bleibt eines unserer zentralen Themen, dass wir mehr Menschen für die Vereine gewinnen und möglichst binden wollen. Dem werden wir uns mit unseren Überlegungen für die ältere Zielgruppen widmen.“

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Auch in der Frauenfußballabteilung wird weiterhin mit Hochdruck daran gearbeitet, fußballbegeisterten Mädchen genügend Angebote und Möglichkeiten zu bieten. Für Isabel Hochstöger, Leiterin Mädchen- und Frauenfußball, sind dabei zwei Aspekte besonders wichtig. Zum einen sollen Klubs sensibilisiert werden, dass sie in ihren Vereinen Angebote für Frauen und Mädchen schaffen und damit einen niederschwelligen Zugang ermöglichen sollen. Außerdem sollen Projekte wie „UEFA Playmakers“ oder die „Ostar-Richi Festivals“ Mädchen noch mehr für den Fußball begeistern. „Wir haben noch eine relativ junge Geschichte, aber wir können schon stolz auf das sein, was wir bisher erreicht haben“, so Hochstöger. Ziel sei es, das Potenzial von Mädchen und Frauen im Fußball aufzuzeigen. „Es gibt in Österreich in allen Bereichen ganz tolle Rolemodels für Frauen, die sich im Fußball engagieren. Wir haben Präsidentinnen bei Bundesligaklubs der Männer, wir haben eine international hochangesehene Schiedsrichterin, erfolgreiche Trainerinnen. Das sind alles Beispiele, dass es sich lohnt, sich als Frau im Fußball zu engagieren“, sagt Hochstöger. Ein großes Projekt im vergangenen Jahr war auch der erstmals abgehaltene ÖFB Summit. Die Zielsetzung war, allen Wegbereitern, Wegbegleitern, Pionierinnen, Vereinen, Partnern, Fans, Spielerinnen, Freunden und Familien für ihre Leistungen zu danken und diese entsprechend zu würdigen. Der Summit sollte aber auch ermutigen, den inspirierenden gemeinsamen Weg weiter zu gehen, neue Facetten kennenzulernen und Barrieren aufzubrechen. Das Highlight des Summits war die gemeinsame Verabschiedung des Frauen-Nationalteams zur EURO 2022 nach England gewesen. „Es war ein wirklich tolles Event, das von meiner Kollegin Jasmin Eder initiiert wurde. Wir konnten jene Frauen vor den Vorhang holen, die den Weg dafür bereitet haben, wo wir heute sind“, betont Hochstöger.

Einer besonderen Herausforderung stellte sich die Abteilung der Talenteförderung unter Gesamtleiter Martin Scherb. Aufgrund des steigenden Interesses von Vereinen, Standort einer ÖFB-Akademie zu werden, wurde die Talenteförderung einer umfassenden Evaluierung unterzogen. Das ÖFB-Präsidiums hat im Dezember die adaptierte Struktur (Zwei-Stufen-Modell) der Talenteförderung schließlich auf den Weg gebracht. Scherb legte den Medienvertretern den Prozess bis zum Beschluss offen und erklärte die Überlegungen hinter der Umstrukturierung. Zudem gab er einen aktuellen Stand der Anträge ab. So haben sechzehn Vereine oder Landesverbände um den Status als ÖFB-Akademie angesucht, neun Interessenten wollen Standort eines neugeschaffenen ÖFB-Nachwuchszentrums werden. Die ÖFB-Jugendliga wird in der kommenden Saison wie bisher mit 13 Teams gespielt, für die neueingeführte Jugendregionalliga blieben somit 12 Teams. Die endgültige Teilnehmerzahl der Jugendregionalliga hängt jedoch davon ab, wie viele Einrichtungen schlussendlich die Lizenz bekommen werden. „Die neue Struktur wurde vom ÖFB Präsidium im Dezember grundlegend beschlossen, unsere Arbeit endet damit aber noch nicht. Im Moment wird mit Hochdruck daran gearbeitet, ein Bewertungskriterienmodell für die adaptierte Struktur auszuarbeiten. Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Talenteförderung evaluiert und fast in allen Bereichen Anpassungen vorgenommen. Doch das ist ein andauernder Prozess, wir dürfen den internationalen Anschluss nicht verpassen und müssen unseren Talenten die bestmögliche Förderung zur Verfügung stellen“, so Scherb. Er präsentierte den Anwesenden auch Zahlen zur Durchlässigkeit des österreichischen Wegs der Talenteförderung. So können knapp 30 Prozent der Spieler, die in der Saison 2020/21 in einem Spiel der U18 der ÖFB-Jugendliga zum Einsatz kamen, zweieinhalb Jahre später mindestens einen Startelfeinsatz in einer Profiliga vorweisen.

Daran anschließend erörterte Stefan Oesen, Leiter der Abteilung Wissenschaft, Analyse & Entwicklung, die Bedeutung einer faktenbasierten Arbeit. „Wir versuchen in unserer Arbeit sehr differenziert vorzugehen. In der Talenteförderung gibt es unterschiedliche Ansätze. Wir wollen als ÖFB die Rahmenbedingungen bieten, damit jeder Spieler sein individuelles Ziel erreichen kann. Dafür benötigen wir saubere Daten, die wir faktenbasiert analysieren können. Diese Daten stellen wir den Akademien zur Verfügung, damit diese wiederum gezielt mit den Spielern arbeiten können“, erklärt Oesen. Um die Arbeit in Zukunft noch innovativer zu gestalten, arbeitet die Abteilung Wissenschaft, Analyse & Entwicklung an einer neuartigen Verletzungsanalyse. Oesen erklärt die Überlegung: „Die medizinischen Abteilungen der Akademien tragen alle ihre Daten in ein System ein, aus dem wir wichtige Erkenntnisse gewinnen können. So hoffen wir, Verletzungen vorbeugen zu können, indem wir gewisse Variablen, die unter bestimmten Voraussetzungen besonders häufig zu Verletzungen führen, ausschließen zu können.“ Für seine Abteilung sei eine integrative Arbeit mit den anderen Teilbereichen der Direktion Sport elementar, wie Oesen erklärt. „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dieser Verletztenanalyse eine Führungsposition einnehmen, wenn wir sie richtig verwenden“, sagt er weiter. Anhand der bereits länger verwendeten SAP-Wissensplattform ist es möglich, einen Spieler ganzheitlich zu betreuen. Das Vorantreiben der Digitalisierung im ÖFB soll auch weiterhin ein zentrales Thema der Abteilung sein. „Im Bereich der sportmotorischen Tests bei LAZ und AKA verfügen wir über eine einzigartige Datenbank. Darauf können wir stolz sein, aber unser Anspruch muss es sein, diese Daten auch zu unserem Vorteil einzusetzen“, erklärt Oesen.

Die ÖFB-Trainerakademie kann, auch dank der engen Zusammenarbeit mit den Landesverbänden, auf ein Rekordjahr 2022 zurückblicken. Noch nie wurden so viele Trainer:innen ausgebildet wie im vergangenen Jahr. „Das ist natürlich etwas, worauf wir sehr stolz sind, denn die Trainerinnen und Trainer sind draußen auf den Plätzen Repräsentanten unserer Ausbildung. Zudem sind gut ausgebildete Trainer ein Garant dafür, dass die Qualität des Fußballs in Österreich allgemein steigt“, so Thomas Eidler, Gesamtleiter ÖFB-Trainerakademie. Zudem liege das Augenmerk im Besonderen darauf, die angebotenen Aus- und Fortbildungen auf dem höchstmöglichen Standard zu halten und weiterzuentwickeln, so Eidler weiter. „Es geht uns nicht nur um Quantität, sondern vor allem auch um Qualität in der Ausbildung. Wir wollen in unseren Kursen noch näher an der Praxis arbeiten, wollen die Trainer an ihren Arbeitsplätzen draußen abholen und sie durch Mentoren begleiten“, sagt Eidler. Als Beispiel für die Ausbildung auf höchstem Level dient das jüngste Modul des UEFA-Pro-Diploms, das im Februar auf Initiative der ÖFB-Trainerakademie in Zusammenarbeit mit DFB und SFV abgehalten wurde. Im Zuge des Moduls, das in Frankfurt am Main stattfand, gaben ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, DFB-Bundestrainer Hansi Flick, der Schweizer Teamchef Murat Yakin und DFB-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg den Teilnehmern Einblicke in ihre Arbeit. Darüber hinaus gab Frankfurt-Trainer Oliver Glasner, selbst Absolvent der ÖFB-Trainerakademie, tiefe Einblicke hinter die Kulissen seiner Arbeit. „Es ist unser Anspruch, den Trainern auch immer einen Blick in den absoluten Spitzenfußball zu bieten. Ich bin Oliver Glasner sehr dankbar, dass er sich für dieses Modul zur Verfügung gestellt hat. Dass es dann auch gelungen ist vier Teamchefs zu einer Podiumsdiskussion mit den angehenden Trainerinnen und Trainern zu gewinnen, ist eine tolle Sache. Wir haben ein sehr breites Spektrum an Trainern und wollen weg von diesem Schubladendenken und nach dem Motto ‚Human first‘ die Trainer in ihrer Individualität fördern. Daran arbeiten wir“, so Eidler.

Sportdirektor Peter Schöttel betonte am Ende: „Wir bemühen uns auch künftig, mutig und kreativ zu sein. Ich möchte mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Direktion Sport für ihre Arbeit bedanken. Es geht darum zu zeigen, dass alle Bereiche wirklich tolle Arbeit leisten. Diese Leistungen sind auch im Endeffekt die Erfolgsbasis für die Nationalteams.“
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ÖFB

10.03.2023