Damtierende Formel-1-Weltmeister zeigt sich mit dem Spielberg-Wochenende höchst zufrieden, Nico Hülkenberg nur mit dem Sprint.
Und Dr. Helmut Marko erklärt, wo die Reise von Red Bull Racing und AlphaTauri noch hinführen soll.
Moderation: Andrea Schlager, Christian Klien
Das Thema: Formel 1
Die Gäste: Max Verstappen, Nico Hülkenberg, Dr. Helmut Marko, Christian Horner, Peter Bayer, Lewis Hamilton (eingespielt)
Max Verstappen: „Mir sind Rekorde egal.“
MAX VERSTAPPEN
„Das ganze Wochenende war unglaublich. Ein Sprint ist immer ein bisschen Chaos und es kann nicht immer alles perfekt laufen, ist es aber fast – ein super Wochenende.“
Max Verstappen über das Rennwochenende in Österreich.
„Der Start war okay, aber nicht der beste – gut genug. Die erste Kurve ist schwierig. Danach bin ich mein eigenes Rennen gefahren.“
Max Verstappen zitterte am Spielberg nur kurz.
„Das Wichtigste ist, dass wir am Ende gewinnen. Mir sind Rekorde egal.“
Max Verstappen wusste nicht, dass er 248 Rennrunden in Serie in Führung lag.
„Eigentlich sind alle nah zusammen. Ferrari war dieses Wochenende ein bisschen schneller. Jedes Rennen ist ein anderes Team hinter uns. Das passt schon. Hauptsache ich bin vorne.“
Max Verstappen über die Konkurrenz.
„Ich glaube, dass Straßenkurse nicht ganz so unseres sind, auch wenn wir da auch vorne waren. Aber in langsamen Kurven ist es eng zusammen.“
Max Verstappen bevorzugt permanente Rennstrecken.
„Ich glaube, dass das bei so einem perfekten Wochenende kein Problem ist. Das wollte das Team anfangs nicht machen.“
Max Verstappen über seine schnellste Runde zum Grand-Prix-Ende.
„Seit ich ein kleines Kind war, habe ich das nicht erwartet. Ich habe hart gearbeitet und dass ich jetzt mit 42 Siegen hier bin… Du brauchst ein gutes Team. Dieses Glück habe ich.“
Max Verstappen über seine Erfolgsgeschichte.
„Ich habe das nie gehabt, 60 oder 70 Siege zu haben. Für mich ist es egal. Du brauchst Glück dabei.“
Max Verstappen sind Rekorde nicht wichtig.
„Ich möchte natürlich die Meisterschaft gewinnen. Nach Abu Dhabi ist alles, was noch kommt ein Bonus.“
Max Verstappen setzt sich stets den Titel als Ziel.
NICO HÜLKENBERG
„Wir haben einen goldenen Samstag gehabt. Vielmehr ging da nicht.“
Nico Hülkenberg über sein Spielberg-Wochenende.
„Vorne mitfahren macht immer mehr Spaß. Bei Haas müssen wir diese Momente am Schopf packen und Kapital schlagen. Im Mittelfeld ist es so eng und da war das so wichtig, dass wir beim Sprint in die Punkte fahren. Es war natürlich dem Wetter geschuldet. Das Team und ich haben das gut umgesetzt.“
Nico Hülkenberg sieht die Underdog-Rolle.
„Sie sehen das Problem. Sie verstehen es. Jetzt geht es darum, daran zu arbeiten. Das Team arbeitet mit Hochdruck. Das wird aber noch bis nach der Sommerpause dauern.“
Nico Hülkenberg sieht Potenzial im Auto.
„Wir haben nicht die Ressourcen, sind keine Hersteller. Wir kaufen von Ferrari, was geht. Wir haben nicht so ein Lager oder Techniker, wie die Topteams. Ich habe Spaß im Auto und muss da sein, wenn was möglich ist.“
Nico Hülkenberg über die Probleme bei Haas.
„Wenn du Samstag so gut bist und am Sonntag der Zug in die andere Richtung fährt, ist das sehr bitter. Da brennt der Baum und wir brauchen eine Lösung, von diesem Problem wegzukommen.“
Nico Hülkenberg kämpft mit Rückfällen.
„Bei uns ist der Anspruch ein anderer. Man muss schauen, wo Haas herkam. Letztes Jahr waren sie Letzter. Jedes Team will sich verbessern. Heute sind wir auf Platz sieben in der Konstrukteurs-WM. Wenn wir das durchkriegen, ist das schon ganz gut und dann müssen wir schon auf nächstes Jahr schauen.“
Nico Hülkenberg über die Erwartungshaltung im Team.
„Ein Motorschaden hat uns aus dem Rennen genommen. Nach meinem ersten Stopp hat es mich zerrissen. Bis dahin war ich aber auch schon sehr unter Beschuss.“
Nico Hülkenberg beschreibt sein Rennen am Red Bull Ring.
„Günther ist sehr straight, sagt immer, was er denkt. Das Verhältnis und die Zusammenarbeit sind gut. Auch Deutsch sprechen ist gut und macht einen kleinen Unterschied. Wir sind früh im Jahr, in der Honeymoon-Phase und wir haben beide Spaß.“
Nico Hülkenberg über sein Verhältnis zu Günther Steiner.
„Privat ist alles im Gleis. Ich habe zwei Berufe, die Formel 1 und die Familie. Darauf liegt mein ganzer Fokus. Die Kleine fängt richtig an, Spaß zu machen. Gleichzeitig war die Pause nach 2019 eine gute Zeit zu resetten und frisch neu anzufangen. Jetzt bin ich gut aufgelegt wieder da und fühle es wieder.“
Nico Hülkenberg ist rundum glücklich.
„Wenn man nur in der Formel 1 ist und dann Distanz bekommt und sieht, wie die Menschen das wahrnehmen, hat sich die Wertschätzung wieder ins richtige Verhältnis gerückt. 2019 war ich nicht mehr gut drauf, habe es Gott sei Dank wieder zurückgeschafft und bin mental wieder gut. Das ist in der Formel 1 wichtig, das Selbstvertrauen. Ich bin im Reinen mit mir selbst. Auch die Erfahrung von davor hilft mir sehr. Die Regeln, Gesetze und die Physik haben sich nicht verändert. Autofahren ist wie Fahrradfahren.“
Nico Hülkenberg über seine Formel-1-Pause.
„Dieses Jahr will ich das Maximale rausholen. Diesen Vibe und die Leichtigkeit müssen wir uns beibehalten. Es macht Spaß. Alle sind voll dabei. Für die Zukunft ist es ein Open End. Vom Alter her ist noch einiges möglich. Ich fühle mich besser denn je und bin fitter denn je.“
Nico Hülkenberg hat in der Königsklasse noch viel vor.
„Lewis ist sehr schnell am Funk und ein Ströphchen heult. Da ist er sehr erfolgsverwöhnt. Irgendwann gibt es ein Limit. Da muss sich der Chef vors Team stellen und sagt, mach bitte deine Arbeit.“
Nico Hülkenberg über die Rennkommunikation bei Mercedes.
LEWIS HAMILTON
„Es ist ein neues Szenario, mit George einen Kollegen zu haben, der nichts zu verlieren hat. Wenn ich vorne liege, ist das nichts Besonderes. Wenn ich hinter ihm bin, ist alles schlecht.“
Lewis Hamilton über den Druck im Team.
„Die Leute haben immer gesagt, dass ich etwas nicht kann. Auch Fahrer aus anderen Teams wollen das in deinen Kopf pflanzen. Das darfst du nicht reinlassen. Es ist ein Teil in unserem Leben, ihnen zu beweisen, dass sie falsch liegen.“
Lewis Hamilton über seinen Umgang mit Kritikern.
„Ich wäre kein Mensch, wenn ich nicht manchmal an mir zweifle. Wenn ich jemals Selbstzweifel habe, hilft mir mein Vater oder ich schaue auf Menschen wie Nelson Mandela oder Muhammed Ali.“
Lewis Hamilton über seine Vorbilder.
RED BULL RACING & ALPHA TAURI
„Ich hoffe, Dietrich Mateschitz hat von oben zugesehen. Das hätte ihm sehr gefallen.“
Christian Horner über den 100. Red-Bull-Sieg in Kanada.
„Wir sind in die Riege der fünf besten Teams aufgestiegen. Wir sind ein Energy Drink und das ist nicht ganz selbstverständlich, dass wir so aufsteigen. 100 Siege hätten wir uns nie zu träumen gewagt. Das war mit einer Souveränität und einer Leichtigkeit. Das ganze Team war fast fehlerfrei. Da kommt dazu, dass dieser Grand Prix als einziger Ort eine Zusage bis 2030 bekommen hat. Das ist eine Anerkennung für Red Bull.“
Helmut Marko über das Wochenende am Spielberg.
„Die letzten 20 Jahre sind im Flug vorbeigegangen. Ich freue mich schon auf die nächsten 20. 2026 kommt unser eigener neuer Motor. Wir wollen das Momentum behalten. Da beginnt ein neues Kapitel.“
Christian Horner freut sich auf die Zukunft.
„Du hast das Rennen und das Startup-Geschäft mit jungen Talenten. Dann hast du die Red-Bull-DNA. Das darf man nicht unterschätzen.“
Christian Horner über die Arbeit bei Red Bull Racing.
„Wir hatten einen unglaublichen Start mit neun Siegen in Folge. Max erstaunt uns ständig, auf welchem Level der fährt. Wir wollen das Momentum in Silverstone beibehalten und noch ein paar Siege drauflegen.“
Christian Horner hat den Erfolgshunger noch nicht gestillt.
„Durch AlphaTauri oder Torro Rosso sind Max Verstappen und Sebastian Vettel gut vorbereitet zu Red Bull Racing gekommen. Durch Reglementänderungen ist das Team zuletzt aber in ein Tief geschlittert, hat ein neues Management. Da ist eine Vorfreude, aber auch eine Erwartung. Wenn du das beste Team hast und sich das andere nicht anhängt, erfüllt uns das wiederum jetzt mit Sicherheit, im Mittelfeld erfolgreich mitzumischen.“
Helmut Marko erwartet ein Aufschließen von AlphaTauri.
„Ich habe eine Riesenvorfreude. Wir lieben den Sport und deshalb sind wir Woche für Woche da. Ich denke, dass der Zeitpunkt ideal ist, da sich auch bei Red Bull einiges ändert. Franz Tost tritt einen Schritt zurück. Jetzt geht es darum, diese Teams enger zusammenzuführen, technische Synergien zu finden. Wir dürfen das Auto nicht kopieren. Wir dürfen aber Teile beziehen. Wir denken, dass wir alle Synergien ausnutzen muss, was bisher nicht geschah. Kommerzielle Partner, Sponsorensuche, Karrierepfade für Mitarbeiter, Kommunikation – da gibt es viele Optionen, dem großen Bruder nachzueifern und zurück zum Erfolg zu finden. Ich glaube, dass die Aufteilung Sinn macht. Die Formel 1 ist komplex geworden. Bei den Financial Regulations habe ich die Projektleitung gehabt. Darüber hinaus gibt es alles, was den Kommerz und auch die Politik betrifft, viele Bereiche. Wenn man das gut und neu aufteilt, ermöglicht das Fokus und damit Effizienz.“
Peter Bayer will AlphaTauri in die Erfolgsspur bringen.
„Der Laurent Mekies war Sicherheitsdirektor. Wir haben uns immer sehr gut verstanden, uns auch letztens wieder ausgetauscht. Es herrscht blindes Vertrauen und Verstehen.“
Peter Bayer über seinen neuen Teamchef.
„Laurent Mekies hat schon einmal bei Alpha Tauri gearbeitet. Durch die Veränderungen nach dem Tod von Mateschitz hat man das Rennteam verändert. AlphaTauri hat mehr Geld gekostet als Red Bull Racing und hatte aber schlechtere Ergebnisse. Red Bull ist ein Nullsummenspiel. Die Idee war immer, dass das ein Juniorteam ist. Das Entscheidende war, dass jetzt mit den Reglementänderungen eine Veränderung gegeben war. Die Synergien müssen enger werden.“
Helmut Marko gibt Einblicke in die Formel-1-Sparte des Konzerns.
„Adrian Newey ist ein Urgestein. Mit ihm kam eine ganz andere Ära bei Red Bull Racing. Er hat uns vor Augen geführt, wo wir technisch nicht sind und wie wir aufrüsten müssen. Dann ging es aufwärts. Der hat Autos geschaffen, da war das Team noch nicht ready für eine WM. Wenn er nicht auf Anhieb ein Siegerauto hat, dauert es nur ein paar Wochen, bis wir damit gewinnen können. Jedes Auto speichert er im Detail ab. Wenn er kopiert, verbessert er gleichzeitig. Das ist eine Universalität, die ihm auch bei uns eine Alleinstellung gibt. Wegen ihm kommen auch viele Junge. Unter ihm zu arbeiten, ist besonders. Er ist der Gott.“
Helmut Marko über das interne Standing von Adrian Newey.
„Die Absage von Honda, aus dem Motorsport auszusteigen, ist der Stand. Wir haben schlechte Erfahrung mit Herstellern gemacht, die nicht geliefert haben. Dann ging es darum, wie man es verkauft, selbst anzupacken und als Energy Drink in diesem Geschäft mitzumischen. Wir haben es Didi Mateschitz präsentiert, der hat nachgedacht und eingewilligt, uns aber mitgegeben, uns mit einem Experten zusammenzutun. Es gab Zusammenarbeit mit Porsche, die dann doch geendet hat. Es gab viele Synergien neben der finanziellen Unterstützung. Geschickt hat Horner die besten Leute von Mercedes abgeworben. Wir werden bis Jahresende den ersten Motor laufen haben. Damit sind wir im Zeitplan. Audi ist nach uns eingestiegen, die sind noch etwas hinten. In der PS-Entwicklung sind wir momentan an zweiter Stelle. Wir zittern dem schon entgegen.“
Helmut Marko geht mit Red Bull bald in eigene Motoren-Produktion.
„Die größte Baustelle ist das Auto. Wir waren die Langsamsten auf der Gerade. Uns fehlen acht bis neun Km/h. Das haben wir in Angriff genommen. Wir arbeiten 24 Stunden in drei Schichten. Wir hoffen, dass wir nach der Sommerpause wettbewerbsfähig sind. Fahrertechnisch müssen wir uns positionieren. Wir waren immer das Juniorenteam und wollen aber selbstständiger sein. Und dann wollen wir mit einem schnelleren Auto Möglichkeiten bieten. Dann muss man sich überlegen, ob wir weiterhin mit zwei jungen Fahrern fahren oder einem Jungen und einem Älteren.“
Peter Bayer setzt sich ehrgeizige Ziele.
„Wir beobachten die Entwicklung. Wir haben zwei Fahrer, die Formel-1-ready sind. Das sind Liam Lawson und einen Japaner, Ayumu Iwasa. Wir haben ein großes Umfeld und werden uns entsprechend umschauen, damit der Spirit harmoniert.“
Helmut Marko bevorzugt weiterhin zwei junge Fahrer.
„Der aktuelle Spirit ist unglaublich. Es ist eine Freude und ein Selbstbewusstsein, eine Zuversicht. Dieser 100. Siege war wichtig. Mit Max wissen wir, dass wir den besten Fahrer haben. Mit Checo haben wir jemanden mit Ups und Downs, aber er hat den Speed. Ziel ist Platz eins und zwei in der Meisterschaft. Das haben wir bisher noch nicht geschafft.“
Helmut Marko über das Saisonziel von Red Bull Racing.
Presseinfo
ServusTV
04.07.2023