Sky-Experte Peter Stöger war zu Gast beim Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis Spezial EURO 2024“.
Peter Stöger (Sky-Experte):
…über den Turniersieg der Spanier: „Sie waren die stabilste Mannschaft über das ganze Turnier. Sie hatten nur wenige schwächere Momente, wo es kippen hätte können, es war einmal eine Phase gegen Deutschland, wo es knapper war. Ich habe eine sehr, sehr gute, offene Partie gegen die Franzosen gesehen, wo die Franzosen an dem Tag für mich ihre beste Partie gespielt haben. Sonst waren sie am stabilsten. Deswegen denke ich, es ist verdient.“
…über die Engländer: „Ich persönliche hätte mir gewünscht, dass die Engländer es machen. Sie haben wahnsinnig viel prügel kassiert. Sie haben vielleicht nicht ihr bestes Turnier gespielt, aber sie sind in den KO-Spielen immer in Rückstand geraten, sind immer retour gekommen. So etwas imponiert mir als Trainer, weil ich weiß, dass da vieles trotzdem funktionieren muss, auch wenn sie nicht den besten Fußball gespielt haben. Es hätte mich gefreut, weil viele dann wahrscheinlich leere Blätter gehabt hätten, weil sie sich entschuldigen hätten müssen. Es ist aber leider nicht so passiert.“
…über die Qualität auf der Bank der Spanier:„Wenn du einen wie Olmo nachschießen kannst, einen der die Mannschaft noch einmal um eine halbe Klasse stärker gemacht hat, und das in allen Bereichen. Nämlich im Spiel nach vorne und auch das was er nach hinten gearbeitet hat. Auch was die Rückwärtsbewegung betrifft war er sehr fleißig und nicht nur nach vorne orientiert. So gut die Spieler waren, die rausgefallen sind, sie haben den einen oder anderen noch besseren reinbringen können.“
…auf die Frage, ob die Qualität der Spanier im Vorfeld etwas untergegangen ist: „Ich glaube, untergegangen ist es nicht. Es war so diese zweite Kategorie an Mannschaften, wo man auch die Belgier dabei gehabt hat und auch die Niederlande oder die Portugiesen, manche auch die Österreicher. Ich glaube, es war diese Kategorie, wo sie sind. So ein Turnier ist etwas ganz Spezielles. Die Gruppenphase ist das eine, die KO-Phase ist dann das andere. Das ist auch der Grund, wieso mich die Engländer beeindruckt haben. Sie haben wahrscheinlich den allergrößten Druck von allen in diesem Bewerb gehabt und haben sich immer wieder zurück gearbeitet mit ihren Mitteln, die sie in diesem Turnier gehabt haben. Das hat mich beeindruckt. Ich finde es schade, aber es hat natürlich die beste und kompakteste Mannschaft verdient gewonnen. Ich glaube, man hat sie schon am Schirm gehabt aber sich halt von diesen ganz großen Nationen noch viel mehr erwartet. Da muss man sagen, haben viele ausgelassen.“
…über den Unterschied zwischen den großen und den kleinen Nationen bei der Europameisterschaft: „Was man schon gesehen hat ist, dass am Ende auch kleinere Nationen auch richtig gut performt haben. Durchgesetzt haben sich aber die großen Nationen mit ihrer Art und Weise, wie sie es manchmal auch ein wenig nüchtern angehen oder auch mit dem Wissen, was in so Spielen passieren kann. Dass du eben vorsichtig sein musst, auch bei einzelnen Situationen. Das hat man auch gestern im Finale gesehen. Ein einziger Pass hinter die Kette, der ganz knapp ist, entscheidet ein Finale. Das wissen die auch und dann gehen sie halt mit ihrer Struktur heran. Man kann es dann bewerten, wie man will, aber am Ende geht es darum, dass einer den Titel hat und die anderen halt im Finale oder im Halbfinale sind. Das haben dann die kleineren alle nicht geschafft, das muss man dann auch sagen. Da wird es auch Gründe dafür geben, so begeisternd die Georgier, die Rumänen, die Slowenen oder die Österreicher auch gespielt haben. Dass die alle kicken können, ist ja klar, aber ab einem gewissen Niveau braucht man dann offensichtlich andere Tools.“
…über den Unterschied, den individuelle Qualität von Spielern macht: „Das haben diese Nationen einfach. Sie wissen, dass sie aus nichts ein Spiel entscheiden können. Der Unterschied in einem Spiel, das für mich extrem knapp war und auch eines der besten Spiele war, nämlich Spanien gegen Frankreich, war für mich einfach, dass Hernandez und Mbappe zwei 100 % Chancen liegen gelassen haben. Sonst wäre das Spiel womöglich anders ausgegangen. Vor allem Mbappe, wie er sich durchgetanzt hat. Solche Tore hat er wahrscheinlich schon 100 Mal gemacht und genau an dem Tag macht er es nicht. Vielleicht, weil er nicht ganz fit war mit der Nase, vielleicht weil es mehr Stress war als sonst. Aber normalerweise verlassen sie sich auf das und können sich auch darauf verlassen, dass es funktioniert. In dem Fall war es halt nicht. Ich bleibe dabei, für mich ist das beste Beispiel, wie du einer Mannschaft vermittelst, was sie drauf hat, Ancelotti. Du wirst bei ihm kaum eine Regung sehen, wo du dir denkst, er geht aus sich heraus oder ist total verzweifelt, das hat er nicht. Er wird schon wissen, dass er selbst richtig gut ist, er wird aber auch wissen, dass er sich auf die Jungs, die dort drinnen sind, verlassen kann. Und er lässt sie dann.“
…darüber, wie viel Einfluss der Trainer im Spiel nehmen sollte: „Es wird immer mein Zugang sein, so wie der Name schon sagt ist es ein Fußballspiel. Und beim Spiel gehört ein gewisses Maß an Kreativität dazu, ein gewisses Maß an eigenen Entscheidungen dazu. Es muss sich jemand auf dem Platz auch einmal etwas trauen, was er vielleicht nicht als Vorgabe hat aber die richtige Entscheidung ist. Tausend Dinge passieren während eines Spiels, die du nicht durchdenken kannst. Darauf brauchen sie Antworten und diese Antworten müssen sie selbst geben. In einem Rahmen, den du ihnen logischerweise mitgibst, weil du eine Struktur brauchst, wenn du elf gegen elf spielst. Aber diese individuellen Entscheidungen, da habe ich richtig Spaß daran, wenn die das machen. Da stehst du dann manchmal auch draußen und fragst dich, wie er auf das kommt. Aber okay, das ist Fußball und das macht es eben aus. Die ganz Großen machen dann zumeist auch die richtige Entscheidung, eben aus der Intuition heraus oder aus dem, was sie schon 100 Mal richtig gemacht haben.“
…über Spieler, die nicht unmittelbar im Rampenlicht stehen: „Natürlich weiß jeder um die Qualität der Spieler, die jetzt nicht so im Rampenlicht stehen. Jeder, der sich ein bisschen damit beschäftigt, weiß, dass wenn du die Jungs nicht hast auf dem Level, dann können die, die im Rampenlicht stehen, auch nicht so performen wie sie performen. Das weiß man eh. Aber wenn Carvajal irgendwo hinwechselt, wirst du nicht morgen 100.000 Leiberl verkaufen, so wichtig er auch ist. Wenn du einen der Jungstars aus der Offensive verkaufst, gibt es halt kein Trikot mehr. Es wird immer so sein und es wird immer ungerecht sein. Wenn du es einschätzt als Trainer weißt du, wie wichtig diese Jungs für dich sind. Eigentlich sind sie das Fundament und dann baust du etwas drauf. Nur mit den Zauberern gewinnst du gar nichts, nur mit dem Fundament hast du eine Chance, dass du eine gute Mannschaft zusammenstellst. Je nachdem, wie gut das Fundament ist und du die Möglichkeiten hast, die Zauberer dazuzukaufen, hast du dann eine Top-Mannschaft.“
…auf die Frage, ob es in den nächsten Jahren wieder eine Dominanz der Spanier geben wird: „Das glaube ich nicht. Ich sage das jetzt nur aus dem Gefühl heraus. Das Turnier war super, da gibt es auch keine zwei Meinungen. Trotzdem glaube ich, dass die Qualität bei anderen Nationen auch außergewöhnlich ist. Manche haben es nicht so abgeliefert, da gibt es verschiedene Gründe. Manche vielleicht, weil die Saison wirklich extrem lang war. Vor allem in England war es so, dass die Liga bis zum Schluss total knapp war und man nicht gewusst hat, was passiert. Das ist schon etwas, was man mit einfließen lassen kann. Ich glaube, es ist nicht so klar, wie es zwischen 2008 und 2012 war, dass die jetzt alle zwei Jahre einen Titel heimholen und das mit einer Sicherheit und einer Selbstverständlichkeit. Das glaube ich eigentlich nicht. Auch, wenn viele sehr junge Spieler dabei sind, die sich erst noch entwickeln. Da muss man schauen, was daraus wird.“
…über die Kaderzusammenstellung bei Nationalmannschaften: „Die richtigen und die Besten, das wäre ein Traum. Auch, dass die, auf die du immer gehalten hast, die die bewährten Spieler sind, zu dem Zeitpunkt auch wirklich in Form sind. Die schwierigsten Entscheidungen sind immer die, über die man diskutiert und von denen man wahnsinnig viel erwartet, die schon wahnsinnig viel gezeigt haben aber ihre Top-Performance momentan nicht abliefern können. Von Ronaldo bis Harry Kane, diese Diskussionen, ob es ein Havertz im Zentrum ist oder ob Füllkrug spielen muss. Du gehst dann immer her und schaust dir an, was du in den letzten Monaten gesehen hast und was deine Einschätzung ist. Und dann kommt der Punkt, wo sie spielen müssen. Die Entscheidung zu treffen, Ronaldo oder Harry Kane herauszunehmen, ist für den Trainer die schwierigste Entscheidung. Ich will jetzt nicht sagen, dass die meisten daran scheitern, aber es ist natürlich eine Herkulesaufgabe so einem Spieler zu sagen, dass er nicht spielt. Wir reden jetzt darüber, wieso nicht die Jungen gespielt haben. Hätten die Jungen gespielt und hätte er verloren, dürfte er nicht mehr auf die Insel zurück. Wenn du einen mit dem goldenen Schuh draußen lässt und dann verlierst, das versteht kein Mensch. Da musst du wirklich den kompletten Rucksack auspacken, alles hinauflegen und nach deinem Gefühl entscheiden.“
…darüber, ob Spieler wie Ronaldo nicht erkennen sollten, dass sie ihrer Mannschaft auch in nur 40 Minuten helfen können: „Klar, aber das ist sein letztes Turnier. Und dann sagen Leute, der spielt nur in Saudi-Arabien. Wir haben Jungs gesehen, die dort spielen, wie die performt haben auf einem hohen Niveau. Und er hat dort 40 Tore geschossen. Ich verstehe es schon. Ich verstehe diese ganzen Situationen, dass sie so passiert sind, wie sie passiert sind. Als Trainer verstehe ich es und wenn jemand etwas anderes gemacht hat, ist es extrem schwierig. Wären die Spanier nicht Europameister geworden, hätten alle über Morata diskutiert. So sagen wir alle, dass das Teamgefüge ein Traum ist. Am Ende ist es so, wie gesagt wurde. Du gehst in das Turnier hinein und kannst machen, was du willst, du musst einfach nur gewinnen. Dann ist auf einmal alles richtig. Und bei denen, die zu Hause geblieben sind sagt man, dass es klar ist, dass sie zu Hause geblieben sind. Es ist ganz einfach so, weil der Sport so ist, wie er ist.“
…über die Auswechslung von Harry Kane im Finale: „Es war für mich nicht so überraschend, weil das Momentum im Spiel davor da war und du versuchst dann als Trainer, alles zu machen. Es muss auch für ihn in irgendeiner Form verständlich gewesen sein, dass man noch einmal einen Impuls bringt. Das ist auch nicht das große Thema gewesen. Ich glaube, dass bei Harry Kane auch noch dazukommt, dass er in der Endphase der Meisterschaft nicht fit war. Ab einem gewissen Alter brauchst du halt schon den Rhythmus. Wenn du einmal raus bist, ist es schwer dann in so ein Turnier zu kommen mit der Erwartungshaltung, abzuliefern, selbst für einen Spieler auf diesem Niveau. Trotzdem hat er Tore geschossen, drei Stück. Es war nicht alles verkehrt. Ich glaube, dass er nicht überrascht war aber trotzdem gehofft hat, dass sie es heimbringen, auch wenn er dann am Ende nicht am Platz gestanden wäre.“
…über Gareth Southgate: „Man kann darüber diskutieren, wen er einberuft oder was für eine Qualität er hat. Dann muss man sich fragen, was die Erwartungshaltung ist und was du von einer Nation wie England erwartest, was sie gewinnen müssen. Fakt ist, dass sie so wie die letzten Jahre nie performt haben. Wenn du 1966 das letzte und einzige Mal einen Titel geholt hast, was hast du für Ansprüche, auch wenn du die Nation bist. Sie waren jetzt zweimal im Finale, haben ein Mal in der 88. Minute und ein Mal im Elfmeterschießen verloren. Wenn ich Southgate wäre, würde ich sagen, sie können sich den Dreck selbst machen. Von den Kollegen, die davor waren, hat er sehr wohl Lob bekommen, dass er es viel besser macht als sie es jemals gemacht haben, und da waren auch englische Mannschaften, die waren auch nicht verkehrt. Um die braucht man sich eh keine Sorgen machen. Die Frage ist, ob die Engländer das mit ihm weitermachen wollen oder ob er sich das weiter antut. Wenn nicht wird er woanders andocken und weiter in Finales sein oder etwas gewinnen.“
…auf die Frage, was die vielen Joker Tore aussagen: „Dass viel Qualität in den meisten Kadern ist, dass sie jederzeit in der Lage sind, Tore zu erzielen. Die Spanier hättest du jetzt auch auf zwei, drei Positionen anders besetzen können und niemand hätte gesagt, dass das vollkommen falsch ist, auch wenn sie nicht Europameister geworden wären. Das geht durch alle Nationen durch. Das sagt, dass da Weltklasse auch auf der Bank gesessen ist. Dann ist es auch kein Zufall, dass die da was einbringen.“
…über die Regel, dass nur der Kapitän mit dem Schiedsrichter reden darf: „Alles, was in diese Richtung geht, finde ich gut. Diese Gruppendiskussionen braucht kein Mensch. Grundsätzlich zu diskutieren ist ja gar nicht so verkehrt, aber am Sportplatz braucht es das nicht. Es gibt Entscheidungen, die getroffen werden. Von mir aus geht dann einer hin und fragt nach. Es gibt bei den klaren Geschichten jetzt auch den VAR. Deswegen verstehe ich überhaupt nicht, wenn da etwas passiert, dass da fünf hinlaufen und mit ihm diskutieren. Er zeigt eh jedes Mal aufs Ohr. Irgendwann wird es sich auch bei den Spielern durchsprechen, dass es den VAR gibt und es eh kontrolliert wird. Deswegen denke ich, dass auch einer reichen könnte. Auf der anderen Seite verstehe ich es auch, dass es ein sehr emotionales Spiel ist, wir wollen Emotionen drinnen haben. Da wird es Verfehlungen geben, die wird man ahnden, das wird sich alles einspielen. Grundsätzlich ist es vielleicht nicht so verkehrt, bevor wieder 10 Spieler hinstürmen und diskutieren mit ihm.“
…über die Handspiel Regelung: „Die wird immer kompliziert bleiben, solange es nicht so ist, wie in den achtzigern, wo nur zwei Wechsel waren und jede Handberührung ein Elfmeter war, egal ob verbreitert oder nicht. Es ist ja immer noch eine Einschätzung des Schiedsrichters, die er Gott sei Dank vornehmen kann. Ich habe mich dann so gut es geht mit ein paar Leuten ausgetauscht nach dem Handspiel der Spanier gegen Deutschland. Das Regelwerk gibt es definitiv so her, dass es kein Handspiel ist und auch in der Kommunikation vom Schiedsrichter. Was viele nicht verstanden haben ist, wieso er nicht rausgegangen ist, aber er hat in der kurzen Kommunikation mit dem VAR gesagt, dass es genau so war und er es sich deswegen nicht anschauen braucht. Natürlich war es für mich in dem Moment, wo ich es gesehen habe, ein klares Handspiel, weil ich schon viel lustigere Dinge gesehen habe, die geahndet wurden. Als reiner Fußballer würde ich wahrscheinlich maximal zehn Prozent der Elfmeter aus sportlicher Sicht geben, wo ich das Gefühl habe, er verschafft sich absichtlich einen Vorteil. Alle Jungs werden schneller und springen höher und wir erwarten, dass sich die Verteidiger in den Bereichen, wo sie sich verteidigen oder wehren wollen, die Hände weniger und weniger nehmen. Meiner Meinung nach sind das 90 % ganz natürliche Bewegungen, da ist halt die Hand einmal ein bisschen höher, weil der koordinativ nicht so gut ist. Die meisten Dinge würde ich nicht als Handspiel geben, rein als Fußballer. Ich weiß, wie der Ablauf ist und dass du nichts dafür kannst. Die Diskussion wird es immer geben und ich glaube, es gibt eine einzige Geschichte, dass es weiter in die Richtung geht, dass du es weiterhin einschätzen musst, wo auch immer die Linie ist, oder du gehst her und sagst jede Berührung mit der Hand ist Elfmeter. Aber wollen wir das? Natürlich nicht, deswegen sage ich ja, ich würde maximal zehn Prozent der Entscheidungen so geben. Da gibt es Situationen, wo jemand versucht, zum Kopfball zu kommen und einen leichten Stoß versetzt bekommt. Das ist viel schlimmer und das wird fast nie gepfiffen. Da verhinderst du viel mehr, als wenn du mit der Hand etwas machst.“
…über Deutschland als Austragungsort: „Mit der Deutschen Bahn war ich auch unterwegs, das war kompliziert. Nicht nur von Verspätungen, auch von der Kommunikation, wie ich finde. Das war richtig schlecht, muss man leider so sagen. Aber wenn ich mit deutschen Kollegen spreche, ist da niemand wirklich wahnsinnig überrascht gewesen. Das kann man jetzt als normal bewerten, aber ich finde es schade. Was ich sonst so festgestellt habe, und das war schon in den meisten Fällen so, ist, dass ich fantechnisch und bei Fan-Märschen und auch bei Fan Gruppen von unterschiedlichen Nationen keine Probleme gesehen habe. Ich habe Schotten am Bahnhof gesehen mit Serben, Slowenen und ein paar Österreichern. Ich glaube, es waren alle froh, dass sie einmal rauskommen und etwas Positives erleben dürfen und auch gehofft haben, dass sie rechtzeitig ins Stadion kommen. Das hat mir Spaß gemacht. Ich war bei Serbien gegen Slowenien im Stadion, wo die Serben in der 96. Minute den Ausgleich gemacht haben. Da sind Serben im Slowenien Block aufgesprungen, wo ich mir kurz Sorgen gemacht habe, aber es war gar nichts. Das hat mir sehr imponiert. Es ist halt auch nicht vorstellbar, dass es bei einem Ligaspiel so reibungslos abgeht. Es waren schon Sachen dabei, die mir sehr gut gefallen haben, aber alle haben Probleme bei der Anreise und Abreise gehabt.“
…darüber, was dem österreichischen Nationalteam noch fehlt: „Ich weiß es nicht. Ich finde, wir haben eine ordentliche Europameisterschaft gespielt in einer sehr, sehr starken Gruppe. Am Ende ist es natürlich super, dass wir die Gruppe gewonnen haben, aber auch wenn wir dritter gewesen wären, wären wir weitergekommen. Das wäre vollkommen in Ordnung gewesen. Es sind halt dann diese Nuancen, die den Unterschied ausmachen von der Weltklasse zu dem, wo du die Weltklasse fordern kannst. Diese high Performance Spiele, da müssen wir den nächsten Schritt noch machen. Ob das jetzt dann individuelle Spieler sind oder ob du noch etwas verschärfen kannst, in der Art und Weise wie du spielst, das ist dann Thema von Ralf Rangnick. Wir haben gegen die Holländer gewonnen und in der Nations League einmal gegen Kroatien, ansonsten waren die Testspiele gegen Italien und Deutschland, aber die anderen Bewerbsspiele haben wir die ganz Großen nicht schlagen können. Es gibt schon noch etwas zu tun und das werden die Jungs vor Ort wissen, weil wir gute Leute haben, ob du das mit der Systematik machen kannst oder hoffen musst, dass Einzelne performen wie andere Weltklasse Spieler. Das ist dann die Frage. Aber ich glaube, es war vollkommen in Ordnung und wir sind halt enttäuscht, dass wir gegen die Türken ausgeschieden sind. Das ist etwas, das dir passieren kann. Wir haben die Gruppe gewonnen und das KO-Spiel verloren. Das ist dann das, was ich auch meine. Es ist vielleicht kein Zufall, dass ganz selten Außenseiter in ein Semifinale oder gar ein Finale kommen. Weil diese Abgebrühtheit, dieses Selbstverständnis, wichtige Spiele zu gewinnen, so gut auch die Entwicklung bei manchen Spielern ist, diese Menge an Selbstverständnis haben wir dann nicht wie viele, die bei Top-Klubs spielen. Unsere Spieler sind super, ich finde, wir haben eine super Mannschaft. Wir haben Spieler, die sich unglaublich entwickeln und wichtige Faktoren in ihren Klubs sind, aber trotzdem noch nicht in dem Selbstverständnis wie die ganz großen Nationen sind, es geht aber auch vielleicht nie.“
…über die Stimmung und den Teamgeist im Nationalteam: „Ich glaube, dass sie die richtigen Entscheidungen getroffen haben indem, dass sie sich nicht irgendein abgelegenes Hotel gesucht haben, wo keiner hinkommt, sondern sich richtig hineingeschmissen haben in die Großstadt. Die Fehler haben wir permanent gemacht. Wenn du dich mit nichts beschäftigen kannst wirst du ja verrückt. Jetzt ist es ja so, dass sie 100 Sachen machen können, bis hin dazu, dass sich der Friseur stundenlang mit jemandem beschäftigen kann. Wir hatten gar nichts. Das ist richtig, weil du eh so angespannt und fokussiert, was die Spiele und deine Fitness betrifft, du brauchst aber natürlich auch einen Freiraum auch. Das haben sie auch richtig entschieden. Sie haben viele Sachen gut gemacht und der Teamgeist war zu merken. In dem Fall ist alles richtig und ich denke, es war eine ordentliche Vorstellung der Mannschaft.“
Medieninfo Sky Sports Austria
15.07.2024