Vor dem Duell zwischen dem SK Rapid und dem LASK in der achten Runde der österreichischen Bundesliga äußern sich Rapid-Präsident Alexander Wrabetz, Salzburg-Geschäftsführer Stephan Reiter und Sky Experte Thomas Silberberger zu den Ausschreitungen im vergangenen Derby und möglichen Lösungsansätzen. Die wichtigsten Stimmen bei Sky Sport Austria:
Alexander Wrabetz (Präsident SK Rapid)
…ob es nach den erneuten Ausschreitungen Hilfe von Justiz und Politik benötige: „Wir haben gezeigt, dass wir das selber können. Höhere Mächte schaffen das meistens nicht. Wir haben jetzt gesagt, wir ziehen die Konsequenzen aus diesem Derby. Dass wir die nächsten vier Spiele ohne den Auswärtssektor machen, das ist die härteste Sanktion, die wir freiwillig, auch gegenüber unseren Fans, getroffen haben. Die härteste in der Geschichte der Vereine, weil wir wissen, dass wir damit auch viele treffen, die gerne ihre Mannschaft auswärts zu begleiten, ohne in irgendetwas involviert zu sein. Wir als Rapid haben gesagt, wir haben momentan einen wirklichen, sportlichen Erfolgskurs. Wir waren das letzte Mal vor zehn Jahren, wenn wir heute gewinnen, vor zwanzig Jahren, am ersten Platz in der Liga. Das dürfen wir uns nicht kaputtmachen lassen, erstens. Zweitens müssen wir die Sicherheit der Fans, mit heute werden es 170.000 seit Saisonbeginn sein, sicherstellen. Das dritte ist, dass wir Bilder vermeiden müssen, die dem Sport, Rapid, natürlich auch Austria und der Liga, schaden.“
…über Lösungsansätze: „Es geht nicht um die Gesetze. Wir werden nächste Woche mit dem Polizeipräsidium einen Termin haben, wo wir analysieren, was beim vergangenen Derby passiert ist, was die Schlussfolgerungen sind, die wir daraus ziehen. Es geht überhaupt nicht darum, wer wann was gemacht oder nicht gemacht hat. Die Frage ist, wie man in der Zukunft so etwas vermeiden kann. Das hat drei Elemente. Das Erste ist die Sanktion. Wenn rote Linien überschritten wurden, müssen alle Sanktionen gesetzt werden. Da hat auch der Gesetzgeber genug Voraussetzungen geschaffen. Wenn jemand absichtlich durch Böllerwurfe oder Raketenbeschuss in einen Fansektor eine Gefährdung ausübt, dann kann der heute auch schon bestraft werden. Ausgeforscht muss er werden und die roten Linien müssen gezogen werden. Ich glaube auch, dass das mit den Fangruppierungen entwickelt werden muss und kann. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ein wichtiger Austria-Fanklub gesagt hat, dass man sich in Zukunft mehr darum kümmern wird, auch intern. Das ist ein wichtiges Element, aber man muss auch vom Verein her klarstellen, dass das absolut unverzeihlich ist und es dann auch Sanktionen gibt. Das ist die Sanktion. Das Zweite ist die Prävention. Wie können wir, für den Fall, dass einmal die Emotionen übergehen, gemeinsam rasch so agieren, dass sich die Fans hier nicht voreinander prügeln. Das ist abzulehnen und da muss man vorbereitend etwas tun. Das Dritte ist, sich zu entwickeln im Sinne einer moderner Fankultur. Es wird immer bei einem Derby dazugehören. Sie haben das überall auf der Welt. Wo es ordentliche Derbys gibt, gibt es auch diese Problematik. Das ist ja in Wien nicht eine einzigartige Aktion. Man muss aber Wege finden, bei Aufrechterhaltung der Rivalität, dass man sich auch schmäht, das ist ja alles möglich. Alles, was Richtung Hass und Gewalt geht, muss gemeinsam mit den Fans zurückgedrängt werden.“
Stephan Reiter (Geschäftsführer Red Bull Salzburg):
…über Lösungsansätze nach den Derbyausschreitungen: „Ich glaube, das sind mehrere Bereiche. Es ist schockierend. Das waren Bilder, die keiner sehen will. Es ist einmal mehr nicht der Sport im Mittelpunkt gestanden. Dafür sind wir alle da. Das lieben wird. Das ist, warum wir tagein, tagaus arbeiten. Der ist in den Hintergrund gerückt. Es müssen mehrere Bereiche agieren. Zuerst müssen die Vereine agieren. Ich bin überzeugt, dass wir nicht in der österreichischen Bundesliga ein Problem haben, sondern bei den zwei Wiener Vereinen ein massives Problem mit der eigenen Fangemeinde. Da gehört jetzt behoben. Ich bin überzeugt, dass man mit den heutigen Möglichkeiten die Täter ausforschen können. Das gehört jetzt rigoros gemacht. Die zweite Ebene ist, dass wir in der Bundesliga konkreter werden müssen. Wir müssen uns, gemeinsam mit den Behörden, überlegen, wie wir die Zukunft gestalten, damit ein sicherer Stadionbesuch möglich ist. Damit sich die Familien, so wie bei uns, auch wohlfühlen und der Fußball im Mittelpunkt steht, nicht irgendwelche Wahnsinnigen.“
Thomas Silberberger (Sky Experte):
…über Lösungsansätze für die erneuten Ausschreitungen beim vergangenen Derby: „Der Verein wird das nie alleine lösen können. Das können sie sich, alle miteinander, abschminken. Ich würde den Verantwortlichen einmal empfehlen, sich vielleicht bei einem Mailänder oder Römer Derby im Fansektor anzustellen, was da für eine Präsenz ist, dass du überhaupt in den Fansektor reinkommst. Erstens musst du ein individualisiertes Ticket haben, du musst das Ticket über die Plattform mit deinen Passdaten lösen. Es stehen keine Ordner da. Es steht die bewaffnete Carabinieri da. Du musst deinen Ausweis herzeigen und das Ticket. Dann gibt es eine komplette Leibesvisitation. Das ist den Veranstaltern völlig egal, ob da bei Spielbeginn noch 10.000 draußen stehen oder nicht. Die Italiener haben sich mit dieser Situation befasst. Ohne das Hereinbringen einer höheren Ebene in das Thema wird man wieder Probleme haben. Arbeitskreise mit den Fans bringen jetzt nur bedingt was.“
Medieninfo Sky Österreich
28.09.2024