Rangers Headcoach Weinberger: Wir wollen Fünfter werden!

Rangers Headcoach Mathias Weinberger - Foto © Sportreport/Andreas Urban

Die Vorbereitungen der Kornmesser Rangers für die AFL-Saison 2012 laufen auf Hochtouren. Sportreport bat Headcoach Mathias Weinberger zum Gespräch über den derzeitigen sportlichen Zustand der Mannschaft, Tim Tebow und den Glauben an Gott.

Sportreport: Coach in wenigen Tagen ist Weihnachten. Wie ist der sportliche Stand bei den Rangers?
Mathias Weinberger: Voller Vorfreude – nicht nur auf Weihnachten – sondern auch auf die kommende Saison. Die Spieler geben schon jetzt richtig Gas. Jeder weiß worum es geht in der kommenden Saison. Sie nehmen die sportliche Herausforderung voll an. Die Vorfreude auf das erste Spiel gegen die Raiders ist sehr groß.

Sportreport: Das Spiel gegen die Raiders ist gleichzeitig das erste Saisonspiel. Mit welchen Erwartungen geht ihr in das Spiel – was erhofft ihr euch von eurer Premierensaison in der AFL?
Mathias Weinberger: Wir spielen gegen die Nummer eins in Europa. Da sind die Erwartungen sehr schwierig zu definieren. Es ist für uns wichtig, dass wir gut spielen. Wir hoffen die Schritte im Spiel abzurufen, auf die wir jetzt hinarbeiten. Wir spielen gegen die aktuelle Nummer eins in Europa und amtierenden Double-Gewinner, die Raiders aus Innsbruck. Dementsprechend gering ist die Erwartungshaltung.

Wenn wir einen sehr guten Tag haben, können wir unter Umständen mitspielen. Das ist unser Ziel. Wir wissen nicht wo wir im Vergleich zu den Raiders stehen. Wir arbeiten auf ein gutes Spiel hin und geben im Moment alles dafür.

Unser Ziel ist es, in der kommenden Saison in der AFL anzukommen – und nicht, in die europäischen Top drei zu kommen. Wir müssen einen Schritt nach dem anderen tun.

Sportreport: In der AFL spielen vier europäische Topteams und der tschechische Serienmeister die Prag Panthers. Was ist das realistische Ziel der Rangers? Platz fünf?
Mathias Weinberger: Es ist schwierig zu beantworten! Es ist schon richtig in der AFL sind vier europäische Topteams (Raiders, Vikings, Dragons und Giants) und die Prager. Ich glaube, dass alle Teams unter den Top 20 in Europa sind. Zwei sind unter den Top drei. Die AFL zählt definitiv zu den besten Ligen in Europa.

Als ehemaliger Meister der Division I ist es schwierig gleich im ersten Jahr die Top vier anzugreifen. Das ist eher unrealistisch!

Wir sagen aber – klipp und klar – wir wollen den fünften Platz erreichen! Wenn wir eine sehr gute Saison haben, können wir einen der großen Vier ärgern. Unter sehr, sehr guten Umständen und sehr, sehr viel Glück können wir in den Playoffs kommen. Das ist heuer nicht realistisch – so ehrlich muss man sein. Wichtig ist, dass wir in unserer ersten Saison in der AFL in der Liga ankommen und Fuß fassen. Wir wollen ein gutes Fundament für 2013 schaffen. Aber das liegt noch weit in der Zukunft.

Sportreport: Öffentlich wurde spekuliert, dass die Rangers gegen die vier nationalen Eurobowl-Teilnehmer möglicherweise einen Amerikaner mehr einsetzen dürfen. Am Ende kam es anders. Jedes Team darf in jeder Begegnung mit zwei Amerikanern antreten. War eine solche Extraregel jemals ein Thema?
Mathias Weinberger: Ich bin grundsätzlich für klare Strukturen. Es macht keinen Sinn, wenn man sich selbst anlügt. Natürlich würde es uns zugute gekommen, wenn wir einen Import am Spielfeld mehr hätten. Natürlich wäre es uns auch aus sportlicher Sicht angenehmer. Wenn es so wäre, hätten wir gegenüber den anderen Teams einen Wettbewerbsvorteil.

Nur es würde über die Situation hinwegtäuschen. Wir sind uns im Klaren wo wir zum jetzigen Zeitpunkt stehen. Das ist nicht unter den europäischen Top 10, 15 Teams. Da sind wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Nur wir wollen dorthin kommen. Wir müssen das Ziel mit den Rahmenbedingungen schaffen, mit denen es auch die anderen Teams arbeiten. Das sind in der AFL-Saison 2012 zwei Import-Spieler.

Sportreport: Für die Fans in Europa spielt sich American Football zurzeit in den USA ab. In der National Football League (NFL) gibt es zwei bestimmende Themen. Die Green Bay Packers und Denver Broncos Quarterback Tim Tebow. Kannst du uns vielleicht das Phänomen Tebow aus sportlicher Sicht erklären?
Mathias Weinberger: Von hier aus ist es schwierig zu sagen. Ich habe Tim Tebow während seiner College-Karriere intensiv verfolgt. Er hat es auf jedem Level geschafft seine Mitspieler mitzuziehen. Durch das Feuer was er mitbringt hat er es geschafft seine Mitspieler mitzureißen und zu Siegen geführt. Es ist schwierig das auf Profi-Level zu sagen. Wie er vom College abgegangen ist hat die NFL gewusst, was er für ein Spieler ist. Er ist einfach ein ‚Natural Leader’ – ein Anführer.

Ich glaube, das hat einen großen Einfluss auf seine aktuellen Teamkollegen. Weil es etwas ist, was nicht unbedingt üblich ist. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Das macht glaube ich einen sehr großen Teil seines Erfolgs aus.

Er ist mit Sicherheit ein hervorragender Quarterback. Aus meiner Sicht wird er unterschätzt, was die Technik angeht. Er hat in seiner College-Karriere bewiesen, dass er sehr gut spielen kann. Er bringt ein zusätzliches Element mit was auf NFL-Level bisher noch nicht so häufig vorhanden war. Nämlich die Form des Quarterback der auch selbst mit dem Ball läuft. Zusätzlich kommt sein Einsatz seine Einstellung und sein Glaube. Ich denke das macht ein Paket, dass zum jetzigen Zeitpunkt bei den Denver Broncos gut funktioniert.

Sportreport: Für Tim Tebow ist der Glaube ein wichtiges Thema. Schickst du deine Spieler jeden Sonntag in die Kirche?
Mathias Weinberger: (schmunzelt) Das kommt natürlich auch über meine Erfahrung die ich in den Staaten gemacht habe. Ich habe bei zwei sehr katholischen Schulen gearbeitet. Da hat der Glaube einen größeren Stellenwert als in Österreich.

Wichtig ist, dass man dieser Richtung aufgeschlossen ist. Man muss verstehen, dass die Spieler unterschiedliche Eigenschaften haben. Ich würde es von meinen Spielern nicht erwarten.

Sportreport: In den USA wird heftig darüber diskutiert, dass Tim Tebow Unterstützung von Gott hätte. Glaubst du daran oder ist es am Ende alles sportlich und die Entscheidung fällt „nur am Spielfeld“? Denkst du das Gott einen Spielausgang beeinflussen kann?
Mathias Weinberger: Ich glaube, dass der Glaube sehr, sehr wichtig ist. Es ist egal woran man glaubt sondern das man an etwas glaubt. Ob das für die einen die eigenen Fähigkeiten sind oder für den anderen „etwas Übergeordnetes“ ist aus meiner Sicht am Ende irrelevant.

Wichtig ist, dass jeder am Ende seinen Weg findet und beginnt an etwas zu glauben. Das ist das Um und Auf aus meiner Sicht. Tim Tebow hat seinen Weg gefunden – wie viele andere Menschen auch! Wichtig ist, dass man selbst gut zurecht kommt und man damit ein guter Mensch wird. Ich glaube das ist das Wichtige dabei.

Sportreport: Coach in wenigen Tagen ist Weihnachten. Was wünscht sich die Privatperson und was der Rangers Headcoach?
Mathias Weinberger: Als Privatmensch wünsche ich mir ein schönes, gesegnetes Weihnachtsfest mit meiner Familie und meiner Freundin und meinen Freunden.

Als Footballcoach wünsche ich meiner Mannschaft etwas Ruhe von der einerseits sehr stressigen Vorbereitung. Auf der anderen Seite wünsche ich meinen Spielern viel Energie für die bevorstehenden Aufgaben nach der Weihnachtspause.

Euren Lesern wünsche ich natürlich auch ein schönes, gesegnetes Weihnachtsfest.

Das Gespräch führte Thomas Muck

21.12.2011


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