Teamchef Jóhannesson nach EM-Beobachtung: „Lieblingsgegner gibt es keinen!“

Mitte Jänner hat sich Österreichs Männer Handball Nationalteam nach vier Siegen gegen Israel und Großbritannien als Gruppensieger für die Play-Offs im Kampf um die WM-Teilnahme 2013 qualifiziert. Letzen Montag machten sich Teamchef Patrekur Jóhannesson und Co-Trainer Erwin Gieriger auf den Weg nach Serbien, um zum einen am EHF-Trainerseminar teilzunehmen und zum anderen, um mögliche Play-Off-Gegner genau unter die Lupe zu nehmen. Im Interview sprechen die Beiden über EM-Überraschungen, Enttäuschungen und mögliche Wunschgegner für die Play-Offs.

Ihr Beide habt in Belgrad unter anderem an einer EHF-Trainer-Fortbildung teilgenommen. Welche Lehren habt Ihr daraus gezogen?
Gierlinger: „Die EHF hat den Kurs toll organisiert und durch die Mischung aus Vorträgen und Spielbeobachtungen ist das Seminar eine rundum gelungene Sache. Rolf Brack ist im deutschsprachigen Raum sicher der bekannteste der Vortragenden – schließlich ist er seit acht Jahren in der Deutschen Bundesliga als Trainer von Balingen tätig. Aber auch die restlichen Referenten sind internationale Trainer mit langjähriger Erfahrung (Nationalteam, Championsleague etc.).“
Jóhannesson: „Es ist immer wieder interessant, die unterschiedlichen Zugänge von Trainern zu verschiedenen Themen zu sehen und man nimmt immer neue Sachen mit. Außerdem entstehen auch im Austausch mit Kursteilnehmern oder Referenten neue Ideen. Wir freuen uns schon auf den nächsten Kursteil, der in Wien stattfindet.“

Auf Eurem Tagesplan stand aber auch die Beobachtung verschiedener EM-Partien. Welchen Eindruck habt Ihr von dieser Europameisterschaft bekommen?
Jóhannesson: „Wir haben die Spiele der Belgrad-Gruppe – also Polen, Dänemark, Serbien und Slowakei sowie den ersten Hauptrundenspieltag (SWE-POL, Mazedonien-Dänemark, Deutschland-Serbien) gesehen. Insbesondere diese Spiele waren auch vom Taktischen und Coaching her überaus spannend. Schließlich gibt es auf diesem Topniveau nicht viele Spiele mit einer Dramatik wie diese drei.“
Gierlinger: „Die Stimmung hier in Serbien war für eine Vorrunde senstationell. Insbesondere die Mazedonienspiele sind ein Erlebnis. Beeindruckend ist, wie ausgeglichen das Turnier heuer verläuft. Mannschaften wie Mazedonien oder auch Serbien haben es geschafft, sowohl ihren Heimvorteil positiv zu nutzen als auch ihre Schlüsselspieler perfekt in das Spielsystem zu integrieren.“

Wer hat Eurer Meinung nach bislang enttäuscht?
Jóhannesson: „Von den Erwartungen her sind Dänemark und Frankreich bisher sicher einiges schuldig geblieben. Bei den Dänen ist vor allem der Ausfall ihrer Top-Kreisläufer zu sehen, weshalb die Abwehrreihen auch mehr Druck auf den Rückraum machen können. Frankreich scheint körperlich einfach ein wenig leer zu sein, was bei einem jährlichen Turnier jedoch nicht wirklich überraschend ist. Da könnte man eventuell überlegen, ob zumindest in Jahren, in denen zusätzlich die Olympischen Spiele stattfinden, auf EM bzw WM verzichtet wird. Denn diese Topspieler haben mit Nationalteam, Meisterschaft und Champions League kaum mehr Erholungszeiten.“

Österreichs WM-Play-Off-Gegner wird unter den EM-Teilnehmern gelost. Habt Ihr einen Wunschgegner entdeckt?
Gieriger: „Wenn man dieses Turnier verfolgt, muss man ganz klar sagen, dass es keine leichten Gegner gibt. Das Niveau ist insgesamt sehr hoch und insbesondere die sogenannten „kleinen Nationen“ spielen auf einem Topniveau. Dazu kommt gerade bei diesen eine unglaubliche Euphorie. In Serbien oder Mazedonien mit 10000 frenetischen Fans im Rücken.“
Jóhannesson: „Lieblingsgegner gibt es keine! Wir sind in keinem dieser Spiele Favorit, jedoch fühlen wir uns in der Rolle des Herausforderers sehr wohl und werden alles Menschenmögliche versuchen, um eine Überraschung zu schaffen. Als Isländer würde ich natürlich gerne gegen meine Heimat spielen.“

Die Auslosung zu den Play-Offs erfolgt am 29. Jänner 2012 in Belgrad. Österreich ist mit den sieben Gruppensiegern der WM-Vor-Qualifikation und dem 15ten und 16ten in einem Topf gesetzt. Aus dem anderen Topf kommen die neun EM-Teilnehmer, die nicht auf den Plätzen 1-3 landen. Bereits fix qualifiziert sind Frankreich (Titelverteidiger) und Spanien (Gastgeber). Die Play-Off-Spiele werden am 9./10. Juni und 16./17. Juni 2012 ausgetragen.

Presseinfo ÖHB

23.01.2012


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