Logo IceHL

© ICE Hockey League

Da ist sie also, die erste Saison der bet-at-home ICE Hockey League. Doch was bringt der neue Sponsor? Wie haben sich die Teams auf die neue, eingeschränkte Spielzeit eingestellt? Was ist von den Liganeulingen aus Bratislava zu erwarten? Wie kann gewährleistet werden, dass alle Spiele abgehalten werden können?

Es wird eine Saison wie keine zuvor. Die Einschränkungen durch Covid-19, die daraus resultierenden finanziellen Einbußen, der neue Namenssponsor, der Abgang des HC Orli Znojmo, der Einstieg der Bratislava Capitals… all das macht die Spielzeit 2020/21 zu einer ungewissen, aber auch spannenden Angelegenheit. Für viele Vereine wird das kommende Jahr auch ein richtungsweisendes sein. Wurde bisher sinnvoll gewirtschaftet? Wie hat sich der Nachwuchs in den vergangenen Jahren entwickelt, ist er bereit für die große Bühne? Kann man auch mit weniger Legionären attraktives Eishockey liefern?

Fragen über Fragen, die zu beantworten es wohl mehrere Tage brauchen würde – und selbst dann, wäre nicht alles einwandfrei geklärt. Was jedoch mit Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass die Saison 2020/21 heute offiziell mit vier Spielen* eingeläutet wird. In den vergangenen Wochen habe ich einen detaillierten Blick auf alle elf Teams geworfen, ihre Sommeraktivitäten unter die Lupe genommen und einen ungefähren Ausblick für das Jahr geboten. Die heutige Ausgabe von #slapshot, wenige Stunden vor Saisonbeginn, bietet noch einmal eine Vorschau auf die neue Spielzeit und meine Grunddurchgangstabelle.

Das untere Tabellendrittel:
Platz 11: Fehérvár AV19 (zur Kaderanalyse)
Die roten Teufel aus Ungarn haben in der Off-Season nach einer enttäuschenden Saison 2019/20 noch einmal einen Schritt zurück gemacht. Michael Ouzas zeigte bereits im vergangenen Jahr deutliche altersbedingte Rückschritte, Daniel Kornakker war bisher ein guter Backup, für die Rolle des Starters scheint er jedoch noch nicht bereit zu sein. Generell ist das Team aus Stuhlweißenburg sehr dünn besetzt. Derzeit stehen nur sechs Verteidiger unter Vertrag, neben Tim Campbell fehlt es an richtigen Top-Defendern. Die Offensive ist mit einigen hochkarätigen Namen besetzt, außerhalb der Top-6 fehlt es jedoch auch hier an der nötigen Unterstützung, um nach einem Jahr Pause wieder in die Playoffs vorstoßen zu können.

Platz 10: Dornbirn Bulldogs (zur Kaderanalyse)
Für viele mag das überraschend kommen, doch die Vorarlberger haben über den Sommer die rote Laterne abgegeben. Nicht nur aufgrund des schwachen Kaders aus Fehérvár kann sich der DEC in der kommenden Saison wieder nach oben orientieren. Das Torhüterduo Östlund-Höneckl ist ein gutes Fundament, um dem jungen Team den nötigen Rückhalt zu geben. Anders als die meisten Teams haben die Bulldogs zudem auch verhältnismäßig viel in ihre Defensivabteilung investiert. Im Angriff fehlt es den Dornbirnern jedoch an großen Namen, Rapuzzi und Jevpalovs alleine können die Vorarlberger nicht zurück in die Playoffs hieven.

Platz 9: Graz 99ers (zur Kaderanalyse)
In einer Saison, in der mehr denn je jedes Detail zählt, könnten es die Grunddurchgangszweiten aus der Saison 2018/19 durchaus schwierig haben. Mit Ben Bowns sind die Steirer im Tor ein gewisses Risiko eingegangen, Backup Nussbacher ist im Notfall kein solider Rückhalt. In der Verteidigung zählen die Grazer auf eine wenig namhafte, aber dennoch kompakte Gruppe. Sollte Kapitän Oliver Setzinger wieder in die Offensive wechseln, fehlt den 99ers ganz klar ein Abwehrchef. Das Herzstück der Steirer ist indes die Offensive. Neben einigen wichtigen Verlängerungen konnte sich das Team mit einer Handvoll hochkarätiger Namen verstärken, aus den hinteren Reihen können Broda, Oberkofler und Co. jedoch nicht mit Unterstützung rechnen.

Platz 8: HC Innsbruck (zur Kaderanalyse)
Nach zwei Jahren ohne Playoffs könnte es für Tirol mit einem soliden Kader wieder zurück in die Post-Season gehen. Die Haie können in allen Bereichen auf einige erfahrene Spieler zählen, die das Team zum Erfolg führen sollen. In der Defensive fehlt es den Innsbruckern jedoch an einer gewissen Kadertiefe, einen Star-Spieler sucht man erfolglos.

Das Mittelfeld:
Platz 7: Bratislava Capitals (zur Kaderanalyse)
Die slowakischen Liganeulinge, die in der vergangenen Saison die zweite Liga ihres Landes absolut dominiert haben, kommen mit breiter Brust in die höchste Spielklasse Österreichs. Vor allem die Offensive, die über den Sommer mit einigen Extraliga-Granden verstärkt wurde, könnte den defensiv stark geschwächten Konkurrenten ordentlich Kopfzerbrechen bereiten. Das große Fragezeichen schwebt jedoch über dem Tor. Veteran Hamerlík hatte vor der vergangenen Spielzeit deutliche Rückschritte in seiner Form verzeichnen müssen, Kollege Baroš wäre als Starter eher in der unteren Hälfte der Liga einzuordnen.

Platz 6: Vienna Capitals (zur Kaderanalyse)
Nach acht Saisonen in den Top-4 steht den erfolgsverwöhnten Hauptstädtern eine schwere Saison bevor. Da sich die Wiener schlagartig von einem Großteil ihrer Legionäre verabschiedet haben, wird der Nachwuchs ins kalte Wasser geworfen – auch wenn er noch nicht dafür bereit ist. In der kommenden Spielzeit wird sich wohl erstmals die Kaderpolitik der letzten Jahre rächen, denn außerhalb der Top-6 fehlt es den Wienern an offensiver Durchschlagskraft. Unterdessen sieht sich auch die in der vergangenen Saison zeitweise katastrophal auftretende Defensivabteilung deutlich geschwächt. Die Hauptlast in der Verteidigung wird Nationalteamtorhüter Bernhard Starkbaum tragen müssen, die Backups Zimmermann und Wraneschitz werden die Caps nicht in die Playoffs führen können.

Platz 5: Black Wings Linz (zur Kaderanalyse)
Als eines der wenigen Teams haben sich die Oberösterreicher vor allem in der Defensive deutlich verstärkt. Die Linzer können sich auf starken Grundkader verlassen. Von David Kickert im Tor über die Rückkehrer Piché und Dorion in der Verteidigung bis hin zu Lebler, Umicevic und Co. in der Offensive verfügen die Stahlstädter über ein starkes Aufgebot. Um den Sprung in die Top-4 zu schaffen, fehlt es jedoch an der nötigen Ausgeglichenheit. Während man in der Defensive zwar einige hochkarätige Namen für die Top-4 hat, mangelt es an Unterstützung aus den hinteren Pärchen. Im Angriff kann man zwar auf die nötige Kadertiefe zurückgreifen, tatsächliche Starspieler sind dafür an einer Hand abzählbar.

Platz 4: EC VSV (zur Kaderanalyse)
Für die Adler zeigt der Weg weiter nach oben. In Villach setzt man hauptsächlich auf die Leistungsträger der vergangenen Saison – und das Können von Neo-Head-Coach Dan Ceman. Mit einem gesunden Mix für alle Bereiche können sich die Draustädter auf eine erfolgreiche Saison einstellen. Probleme könnten die Westkärntner jedoch in der Defensive bekommen, wo es an einer gesunden Kadertiefe fehlt. Zudem wird Starter Beskorowany einen Großteil der Arbeit im Tor übernehmen müssen.

Die Titelkandidaten:
Platz 3: EC KAC (zur Kaderanalyse)
Trotz der enttäuschenden Leistungen aus der vergangenen Saison hat sich beim Rekordmeister nur wenig geändert. Erneut gehen die Rotjacken mit dem stärksten Torhüterduo in die neue Saison, auch wenn der skandinavische Starter nicht mehr Lars Haugen, sondern Ex-99ers Sebastian Dahm heißt. In der Offensive steht den Klagenfurtern weiterhin rot-weiß-rote Power zur Verfügung – und das in allen vier Linien. Etwas dünn besetzt ist jedoch die Defensivabteilung des KAC. Das Ableben von Adam Comrie hat ein Loch in die Verteidigung gerissen, dass nicht gestopft werden konnte. An Starpotential fehlt es der Defensive deutlich.

Platz 2: EC Salzburg (zur Kaderanalyse)
Mit dem wohl besten Torhüter der Liga und einer der stärksten Defensivabteilungen sind die Roten Bullen abermals ein Favorit auf den Meistertitel. Stark verjüngt haben sich die Mozartstädter jedoch im Angriff, der weitaus weniger gefährlich wirkt als noch in den Jahren zuvor. Vieles steht und fällt jedoch auch mit JP Lamoureux. Kann er seine Form aus der vergangenen Saison auch nur ansatzweise halten, ist die siebte Meisterschaft greifbar. Zeigen sich beim 36-Jährigen jedoch erste Alterserscheinungen, fehlt es den Salzburgern nach der Langzeitverletzung von Lukas Herzog am nötigen Rückhalt im Tor.

Platz 1: HC Bozen (zur Kaderanalyse)
In Südtirol ist die Mission ganz klar: was in der vergangenen Saison begonnen wurde, muss beendet werden. Am Ende zählt nur der Titel. Die Füchse sind für den dritten Meistertitel bestens gerüstet. Ein starkes Torhüterduo, eine solide Defensive und ein hochkarätiger Sturm machen den HCB zum klaren Titelfavoriten. Die größte Schwäche der Südtiroler liegt in der Defensive. Zwar kann man sich hier auf ein kompaktes Aufgebot verlassen, doch fehlt es den Füchsen an explosiven, offensivgefährlichen Verteidigern.

Klar ist, dass die Saison 2020/21 eine der engsten der letzten Jahre wird. Gerade rund um das Mittelfeld könnte das Endergebnis ohne Weiteres alle überraschen. Erstaunlich ist, wie viele Teams vor allem in der Defensive gespart haben. Während die Offensivabteilungen meist gut aufgestellt sind, fehlt es bei vielen Mannschaften in der Verteidigung an der nötigen Kadertiefe oder an Defendern, die Spiele alleine entscheiden können.

Fest steht aber, dass heuer das Jahr des Nachwuchs ist. In der kommenden Saison bietet sich den heimischen Talenten die einzigartige Möglichkeit, sich ins Rampenlicht zu spielen und sich sowie den folgenden Generationen langfristig mehr Platz in den Kadern der österreichischen Teams erspielen. Sollten jedoch abermals die Legionäre die großen Leistungsträger sein, wird nach Corona wieder das Hauptaugenmerk auf den Importspielern und nicht beim rot-weiß-roten Nachwuchs liegen.

für Sportreport: Lukas Hörmandinger

*Stand: 25.9.2020 13:00

25.09.2020