Eishockeyprofis „genau wie Spargelstecher oder Erdbeerpflücker“

Der deutsche TV-Sender WDR brachte eine brisante Reportage: Eine unbekannte Anzahl der rund 300 Profis der Deutschen Eishockeyliga (DEL) kassiert in der Sommerpause Arbeitslosengeld. Die Verträge mit den Teams gelten nur für die Spielzeit.
Die Spieler vereinbaren mit den Vereinen Verträge, die nur für die Dauer der Spielzeit gelten, und melden sich nach Saisonende arbeitslos. Zum Saisonbeginn werden die Verträge mit den Klubs dann erneuert.
Die bundesdeutsche Agentur für Arbeit ist machtlos und muss für die hoch bezahlten Profis Arbeitslosengeld und Versicherungsleistungen von bis zu 3.600 Euro pro Monat zahlen. Nach Informationen des WDR-Magazins „Sport Inside“ waren in diesem Sommer allein in Kempten 18 Spieler arbeitslos gemeldet. Bundesweite Zahlen kann die Bundesagentur für Arbeit nicht nennen. In einem „Sport Inside“-Beitrag vom 5. September spricht sie von einer „gängigen Praxis“.
„Spargelstecher und Erdbeerpflücker“
Die von „Sport Inside“ befragten Vereine und die DEL wollten keine ligaweiten Zahlen nennen. Der Geschäftsführer der Hannover Scorpions, Marco Stichnoth, verweist darauf, dass der Staat die Vorgehensweise zulasse. Wörtlich sagt Stichnoth in dem „Sport Inside“-Beitrag: „Wir haben ja Saisonarbeiter. Die Spieler sind ja genau wie Spargelstecher oder Erdbeerpflücker. Die Klubs zahlen Arbeitslosengeld ein die ganze Saison. Die Spieler, die deutschen Spieler, haben einen Anspruch darauf, und von daher denke ich, ist das völlig legitim.“
Neun-Monats-Vertrag über 200.000 Euro – dann arbeitslos?
Prominentester Empfänger der Leistungen der Solidargemeinschaft war in diesem Sommer der Nationalmannschaftskapitän Michael Wolf, dessen Vertrag bei den Iserlohn Roosters nach Angaben des Vereins erst im Juni zu einem geschätzten Jahresgehalt von 200.000 Euro bis 2015 „verlängert“ wurde. In dem „Sport Inside“-Beitrag rechtfertigt sich Wolf mit den Worten: „Es ist schon immer so mit den Neun-Monats-Verträgen, und die Vereine machen es so, und wir akzeptieren es.“
Auch Nationaltorhüter Dennis Endras hatte jahrelang keine Bedenken, Arbeitslosengeld zu kassieren, obwohl er die letzten Jahre bei den Augsburger Panters spielte, bevor er jetzt in die USA wechselt. Von „Sport Inside“ befragt, erklärte er: „Einige Vereine in der Liga können es finanziell nicht stemmen, um die Spieler das ganze Jahr anzustellen, und dann müssen wir das halt so nehmen, wie wir es kriegen.“
05.09.2011