Die neuen Nachwuchsbosse des Wiener Verbands im Sportreport-Interview

 Gerald Fuchs

Die Jugendbetreuung des Wiener Bowlingverbandes wird gerade neu strukturiert und befindet sich im Umbruch. Nach vielen Jahren intensiver Jugendbetreuung widmet sich Erwin Simané neuen Aufgaben, seine Nachfolger sind Susy Eisner und Werner Wallner. Sportreport führte mit den beiden „Neuen“ ein Gespräch. Dabei stellte sich heraus, dass die Beiden so neu gar nicht sind, leiten sie doch im eigenen Verein die Jugendsektion – und das mit großem Erfolg!

Sportreport: Susy und Werner, erst mal Gratulation zur „Beförderung“. Was ist Euer Zugang, eure Motivation, euer Antrieb zur Jugendbetreuung?
Werner Wallner: Danke für die Gratulation. Die Anführungszeichen bei „Beförderung“ in der Fragestellung sind sehr wichtig, da es meines Erachtens in ehrenamtlicher Arbeit keinesfalls um das Erreichen von Funktionen bzw. selbstverwirklichenden Positionen gehen darf, auch wenn diese Motivation im professionellen wie auch im ehrenamtlichen Bereich natürlich nicht auszuschließen ist. Meine Motivation, die Nachwuchsarbeit auf Landesverbandsebene zu organisieren ist zum Einen die Problematik, dass unsere Sportart zunehmend überaltert und fraglich ist, wie lange Bowling in Wien als Sportart noch existieren kann, wenn nicht in naher Zukunft ein Konzept entwickelt und umgesetzt wird, Schüler und Jugendliche zum Bowlingsport zu bringen.  Unsere etwa vierjährige Nachwuchsarbeit auf Vereinsebene zeigt, dass es in erster Linie darum gehen muss, einfach etwas zu tun – natürlich sollte auch individuell, altersentsprechend, etc. geplant und organisiert werden, aber: Das Falscheste ist, sich nicht zu engagieren.

Susy Eisner: Auch ich bedanke mich für die Gratulation und kann Werner nur beipflichten: Falsch ist, nichts zu tun! Vor 3 Jahren, als ich Werner und seine Arbeit kennengelernt hatte, wurde auch ich motiviert, aktiv in die Jugendarbeit einzusteigen.

Sportreport: Wie lange gilt man beim Bowling als „Jugendlicher“?
Susy Eisner: Laut Sportordnung bis 22, vorausgesetzt das 22.Lebensjahr ist am Stichtag des Sportjahres (01.07.) noch nicht vollendet, unterteilt wird hierbei in 4 Altersklassen:
Schüler/Innen B von 9-12; Schüler/Innen A von 12-15; Jugend von 15-18 und Junioren/Innen von 18-22 Jahren.
Beim Jugendtraining mitmachen kann man aber schon ab 6 Jahren!

Sportreport: Was wollt Ihr anders machen als die bisherigen Betreuer? Ich habe bewusst nicht nach „besser machen“ gefragt.
Susy Eisner: Ich möchte die Arbeit meiner Vorgänger fortsetzen und mit neuen Ideen verbessern, so wie z.B. die Einführung des Halloween -Turniers bei den freien Jugendbewerben ein voller Erfolg war.
Werner Wallner: Weder kann ich, noch möchte ich Vergleiche oder Gegenüberstellungen zur Nachwuchsarbeit in der Vergangenheit anstellen, sondern ich möchte in aller Kürze zwei Grobziele für die nahe Zukunft nennen: 1) Schaffung von Struktur in der Nachwuchsarbeit mit den Schwerpunkten, Transparenz, Aufgabenverteilung im Team, Nachvollziehbarkeit. 2) Konzeptentwicklung und Umsetzung, Schüler und Jugendliche für Bowling zu interessieren.

Sportreport: Wie seid ihr eigentlich zum Bowling gekommen?
Susy Eisner: Vor etwa 6 Jahren wurde ich erstmals Zuschauer eines Turniers und begann gelegentlich meinen Lebensgefährten Tom zu manchen Turnieren zu begleiten. 2 Jahre später war dann mein Sportsgeist geweckt und ich begann zu bowlen.

Werner Wallner: Im Zuge einer Ausbildung, vor über 10 Jahren, lernte ich eine Ausbildungskollegin kennen, die uns ermöglichte, dass wir, meine Gattin und ich, wöchentlich bei ihr im Bowlingclub mitspielen konnten. Daraus entwickelte sich binnen kürzester Zeit die große Liebe zum Bowlen, wir gingen regelmäßig zum Training und spielten bereits nach etwa einem halben Jahr Ligabowling. So „gewann“ der Bowlingsport zwei neue SpielerInnen. Wie dieses Beispiel zeigt, kann Schule auch für Erwachsene ein Feld für potentielle BowlingspielerInnen sein.

Sportreport: Ihr betreut ja auch die Bowlingjugend in eurem Verein, dem BC Stadlau. Wie viele Jugendliche trainieren und spielen dort derzeit und wie viele waren es vor 5 Jahren?
Werner Wallner: Diese Frage ist schnell beantwortet: wir begannen mit drei Schülern unsere Nachwuchsarbeit und haben aktuell 23 Aktive, die regelmäßig Trainings besuchen und an Bewerben teilnehmen.

Sportreport: Wie groß ist denn der Betreuerstab, um so viele Jugendliche sinnvoll trainieren und auch betreuen zu können?
Werner Wallner: Da gibt es zum Einen klare Rollenverteilungen, wer wofür zuständig ist, etc. und ich nenne es mal ein „Stammteam“ von etwa 3 Personen. Jedoch übernehmen, je nach Bedarf (z.B.: Organisation von diversen Freizeit-Aktionen, Trainingscamps, etc.) oftmals bis zu 10 Personen, Planung, Organisation, Trainings, etc.
Auch wenn sie nicht zum „Betreuerstab“ zählen, sind neben den SpielerInnen vor allem die Eltern und Angehörigen am Gelingen erfolgreicher Nachwuchsarbeit stark beteiligt.

Sportreport: Das muss ja ein Großverein sein, wie viele „Nichtjugendliche“ spielen denn bei Stadlau?
Susy Eisner: Etwa 70 Erwachsene.

Sportreport: Lässt Euch der Präsident bzw. der Vorstand des Vereins schalten und walten wie es euch gefällt oder gibt´s da Vorgaben?
Susy Eisner: Da bin ich nur helfend involviert, denn wie schon erwähnt bin ich ja „nur“ Trainer und Elternbetreuer.
Werner Wallner: Von Vorgaben kann man nicht sprechen – es gibt natürlich Rahmenbedingungen, die jedoch zwischen dem Nachwuchsverantwortlichen beim BC Stadlau und dem Präsidenten vereinbart, regelmäßig reflektiert und bei Bedarf auch angepaßt bzw. aktualisiert werden.

Sportreport: Was ist das Geheimnis, das Erfolgsrezept um so viele Jugendliche zum Bowling zu holen und auch zu halten – oder wollt Ihr das lieber für euch behalten?
Susy Eisner: Werners Konzept der AKTIVEN Jugendarbeit und die Bereitschaft Freizeit ehrenamtlich zu opfern.

Werner Wallner: Da gibt es kein Geheimnis. Einerseits, wie schon vorhin gesagt, muß man aktiv werden – nichts zu tun, ist jedenfalls kein Erfolgsrezept. Weiters geht es darum, gute Möglichkeiten für den Nachwuchs zu entwickeln und keinesfalls zu vergessen, wie wichtig Eltern und Angehörige sind, um ein gut passendes Trainings- und Freizeitumfeld für unseren Nachwuchs zu schaffen.

Sportreport: Zurück zur Verbandsarbeit. Wo stehen wir derzeit International? Wo seht Ihr das österreichische Jugendbowling in 3 Jahren?
Susy Eisner: Diese Frage hat eigentlich nur peripher mit Verbandsarbeit zu tun, international sehe ich den ÖSKB gefordert.

Werner Wallner: Mit dieser Aussage werde ich zwar auf einigen Widerstand in unserer Szene stoßen, aber ich meine, dass es Österreich im Nachwuchsbereich international einfach (noch) nicht bzw. kaum gibt, wir aber auf Landes- und Bundesebene aktiv daran arbeiten, dass wir in den nächsten Jahren international wahrgenommen werden. Ein großes Ziel ist jedenfalls die Teilnahme an der Heim-Europameisterschaft im Jahr 2013 in Wien.

Sportreport: Was sind die Highlights – sowohl national als auch international – in nächster Zeit?
Werner Wallner: National: ÖM 2012 – 26. bis 28.05.2012 in Klagenfurt/Ktn.
International: EM 2012 – 31.03. bis 09.04.2012 in Aalborg/Dänemark  und natürlich die Jugend-EM 2013 im eigenen Lande, im Plus-Bowlingcenter in Wien vom 23. März bis zum 1. April.

Susy Eisner: Zu meinen persönlichen Highlights gehört u. a. auch das World Sport Festival im Juli.

Sportreport: Zum Abschluss – wenn „die gute Fee“ erscheinen würde und Ihr Euch was wünschen könntet – was wäre das?
Werner Wallner: (überlegt kurz) Das in jedem Wiener Bowlingclub, der mehr als 10 Mitglieder hat, sich wenigstens eine Person mit dem Thema „Nachwuchsarbeit“ auseinandersetzt und aktiv wird. (M)eine Vision ist, dass sich Vereine betreffend Nachwuchsarbeit auch zusammenschließen könnten, wenn in einzelnen Vereinen nicht ausreichend Ressourcen vorhanden sind.

Das Interview für sportreport führte Christoph Rohrmoser, Pressereferent des Landesverbandes Wien Bowling

Infobox:
Jeden Mittwoch von 16 – 19 Uhr findet im Plus-Bowlingcenter, 1170 Wien, Beheimgasse 5-7, das Jugendtraining des Landesverbandes Wien Bowling statt. Interessierte Jugendliche im Alter von 6 bis 22 Jahren können jederzeit daran teilnehmen, keine Vorkenntnisse notwendig, Preis pro Training 3 €. Einfach vorbeischauen, Voranmeldung ist nicht notwendig.

Kontakt zu Susy Eisner jugendwart@bowling-wien.at oder Werner Wallner jugend@bowling-wien.at.

30.01.2012