BSPA, Trainerinnen, Lehrerinnen

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Die Bedeutung von Trainerinnen und Trainer für die Gesellschaft ist enorm. Wird das allerdings auch von der breiten Öffentlichkeit so wahrgenommen? Mit welchen Schwierigkeiten müssen sie fertig werden und welche Maßnahmen könnten helfen, ihre Situation zu verbessern? Diese Fragen erörterte im Haus des Sports in Wien im Rahmen der BSPA-Diplomverleihung eine hochkarätig besetzte Expertenrunde. Unter der Leitung von Hans Huber diskutierten Wolfgang Hartweger (Leiter Abteilung II Trainerausbildung BSPA Wien), Herbert Kocher (Präsident BSO), Robert Sommer (Sport-Chef Kronen Zeitung), Thomas Janeschitz (Ausbildungsleiter im ÖFB und Teamchefassistent Nationalteam), Horst Nussbaumer (Präsident Österreichischer Ruderverband), Otto Flum (Präsident Österreichischer Radsport-Verband), Gebhard Gritsch (Trainer Novak Djokovic), Gunnar Prokop (Ex-Handball-Manager, Trainer) und Nadine Brandl (Synchronschwimmerin) über den „Stellenwert des/der Trainers/in in Österreich“. Eröffnet wurde die Podiumsdiskussion vom Direktor der Bundessportakademie Wien Hermann Wallner. Interessierter Zuhörer war Sport-Minister Gerald Klug. In einem Punkt waren sich alle einig: Es muss sich etwas tun.

Die Kernaussagen des Abends:
Gerald Klug: „Eine gute Ausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten gepaart mit einer Berufsperspektive, sozialer Absicherung und Zukunftschancen – das ist aus meiner Sicht das, was wir einem Trainer bzw. einer Trainerin bieten müssen. Vor allem im Nachwuchsbereich müssen die Trainerinnen und Trainer einen höheren Stellenwert bekommen. Sie tragen neben der sportlichen Weiterentwicklung auch zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Gesundheit junger Menschen bei.“

Wolfgang Hartweger: „Ich bin schon lange dabei. Wir haben an der BSPA die Trainerausbildung in den vergangenen Jahren immer wieder evaluiert und modernisiert, die Ausbildung den veränderten Bedingungen im Sport immer wieder zeitgemäß angepasst. Was sich leider nicht verändert hat, sind die Rahmenbedingungen für professionelle TrainerInnenarbeit. Da gab es zwar immer wieder Arbeitskreise zu diesem Thema, es wurde viel Papier produziert, ohne aber tatsächlich die Situation für den Trainerberuf zu verbessern.“

Herbert Kocher: „Das Hauptproblem ist, dass in Österreich Trainer nicht als Beruf anerkannt werden. Da müssen wir etwas ändern. Ein wichtiger Punkt ist, dass im Amateurbereich die meisten Trainer nicht fest angestellt sind. Die Hauptfrage in der Diskussion ist dabei, was können wir tun, um gute Trainer hervorzubringen? Wir, die BSO, können dabei nur Empfehlungen geben, handeln müssen die Verbände.“

Robert Sommer: „Das Hauptproblem ist das fehlende Geld. Da muss ein Umdenken stattfinden. Wenn erkannt wird, dass mit Sport Geschäft zu machen ist, dann steigt auch der Stellenwert in der Gesellschaft. Davon profitiert die ganze Gesellschaft, z.B. durch gesündere Kinder. Da gibt es auch eine moralische Verantwortung.“

Thomas Janeschitz: „Momentan befindet sich der österreichische Fußball in einer guten Position. Aber das ist kein Zufall. Wir haben in der Ausbildung in den letzten Jahrzehnten viel entwickelt und mit der Bundes-Sportakademie die Ausbildungsstrukturen verändert. Sie ist jetzt noch praxisbezogener, egal ob für den Amateur-, Breiten- oder Spitzensport. Allerdings ist das Trainergeschäft leider sehr kurzlebig. Andere Länder haben gezeigt, dass Entwicklungen 10 bis 15 Jahre brauchen.“

Horst Nussbaumer: „Der Trainer ist der Konzentrationspunkt. Wir brauchen da ein professionelles Niveau vom Nachwuchs bis in die Spitze. Aber im Sport muss man zuerst Leistung bringen und erst wenn der Erfolg da ist, kommt auch die Wirtschaftlichkeit. Wir haben die Verantwortung, den Trainerberuf attraktiv zu machen. Wir müssen junge Leute dazu motivieren, das Traineramt als Beruf zu sehen und zu schauen, wie weit sie in ihrem Beruf kommen können. Nur wenn wir das schaffen, können wir auch den Sport in Österreich besser machen.“

Otto Flum: „Es ist unmöglich für einen Trainer, sich mit 1000 bis 1200 Euro brutto auf den Nachwuchs zu konzentrieren. Daher müssen wir uns durchringen anzuerkennen, dass Trainer ein Berufsbild ist, das entsprechend bezahlt werden muss. Die Politik fordert immer, in die Zukunft und in die Jugend zu investieren. Bei LehrerInnen und TrainerInnen geht das am besten. LehrerInnen und TrainerInnen sind mit die wichtigsten Personen für junge Leute.“

Gebhard Gritsch: „Österreich ist eine frustrierte Sportnation. Wir sind sehr wettbewerbsorientiert in allen Bereichen, aber im Sport haben wir nur Skifahren. Österreich braucht Erfolge und die sind nur mit Motivation zu mehr Sport möglich.“

Gunnar Prokop: „Das Problem ist nicht die Stellung des Trainers, sondern dass Österreich keine Sportnation ist. So lange sich das nicht ändert, können wir über den Trainer diskutieren so viel wir wollen, es bringt nichts. Im Kleinen funktioniert der Sport in Österreich, aber das System funktioniert nicht. Das liegt auch daran, dass die Politik den Sport nicht so wertschätzt, wie es sein sollte. Im Regierungspapier nimmt der Sport gerade mal 1 ½ Seiten ein.“

Nadine Brandl: „Alle jungen Nachwuchstrainer sind vor allem von der Leidenschaft zum Sport angetrieben. Aber keiner kann nur Trainer sein. Viele sind beim Bundesheer oder in der Ausbildung.“

Peter Kleinmann: „Wir haben in Österreich einen Unterschied zwischen gesellschaftlichem Stellenwert von Sport und der Sportattraktivität. Zum einen behindert die Infrastruktur die Entwicklung des Sports. Zum anderen ist es schwierig, in Österreich den Beruf Trainer auszuüben, da eine soziale Absicherung fehlt. Die Politik hat einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Bewegung ist an den Schulen jetzt als Bildungsziel formuliert worden. Sportstunden sind damit nicht mehr streichbar, sondern es müssen 5 Stunden pro Woche angeboten werden. Das ist ein Meilenstein.“

Presseinfo BSPA

25.11.2014