Volleyball

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Wegen des Engagements von Österreichs Herren-Teamchef Michael Warm bei den United Volleys in der Deutschen Volleyball Bundesliga ist beim ÖVV die Installierung eines Sportdirektors notwendig geworden. Der neue Posten wurde nun mit dem bisherigen steirischen Volleyball-Landessportkoordinator Gottfried Rath besetzt. Im Interview spricht der 31-jährige promovierte Sportwissenschaftler und ausgebildete A-Trainer, der seit 1. Dezember im Amt ist, über seine Pläne und Ideen.

ÖVV: Ihr Aufgabenbereich ist breit gefächert, reicht von der Ausarbeitung von Konzepten bis hin zur Etablierung und Entwicklung des Volleyballsports und der Marke „ÖVV“.
Rath: Am Anfang geht es für mich in erster Linie darum, einen Überblick zu bekommen, Kontakt zu den Vereinen herzustellen und mich etwas einzuarbeiten. Die Aufnahme und Unterstützung im ÖVV-Büro war sehr gut und wird mir den Start sehr erleichtern. Dass mein Aufgabenbereich sehr umfangreich ist, macht es für mich noch interessanter. Ich sehe viele Ansatzpunkte, die ich nun in Angriff nehmen werde.

Gibt es für Sie – abgesehen von konkreten Initiativen und Maßnahmen – auch übergeordnete Ziele?
Alle meine Aktivitäten sind von einer Grundphilosophie geprägt: Der ÖVV ist Dienstleister! Dienstleister am Volleyballsport, Dienstleister für seine Vereine, Dienstleister für seine AthletInnen. Zum anderen soll mein Handeln immer das zentrale Ziel verfolgen, die Präsenz unseres Sports im ganzen Land zu steigern. Volleyball ist ein toller Sport!

Was steht auf Ihrer Agenda ganz oben?
Ich werde zunächst sehr viel unterwegs sein, mit Vereinen und SpielerInnen in Kontakt treten, um ihre Anliegen und Probleme zu hören. Dazu kommt die Detailplanung des sehr umfangreichen Wettkampfjahres 2016. Hier werde ich mich neben sportlichen Aspekten auch im Bereich Veranstaltungsmarketing einbringen. Mit der Junioren- EM-Qualifikation, der 2016 CEV Volleyball European League und möglichen weiteren Heimspielen stehen mehrere Nationalteam-Heimevents am Programm, bei denen wir sowohl sportlich aber auch hinsichtlich der PR erfolgreich sein wollen.

In ihrer Funktion als steirischer Landessportkoordinator konnten Sie im Bereich der Eventplanung einige wertvolle Erfahrungen sammeln…
Wir hatten in Graz zwei CEV European League Matches (2014) und die zweite Runde der Junioren WM-Qualifikation (2015) auszurichten. Beide Veranstaltungen waren in der Organisation zwar sehr umfangreich, gleichzeitig für mich persönlich aber auch extrem lehrreich. Auf diese Erfahrungen kann ich nun zurückgreifen. Ich bin sehr dankbar, dass ich vom STVV die Chance bekommen habe, als Landessportkoordinator tätig zu sein.

Eines ihrer Betätigungsfelder ist die Weiterentwicklung der Akademien. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchleuchteten Sie verschiedene Systeme in Europa. Gibt es besondere Erkenntnisse, die Sie sich zu Nutze machen können?
Ich habe Volleyball-Akademien in acht CEV-Nationen verglichen und ein Rankingsystem erstellt. Ich habe genau beobachtet, wie die Strukturen und das Training aussehen, aber auch erfasst, wie der Output der einzelnen Systeme war. Die Grazer Akademie hat beispielsweise recht gut abgeschnitten. Dennoch gibt es sicher einige Dinge, die verbessert werden können. Michael Warm hat in den vergangenen Jahren bereits ein tolles Konzept erstellt, das es nun auszubauen gilt. Spannende Themen sind sicher die Betreuung, die Dauer der Ausbildung und auch das Thema Schulwechsel.

Das heißt konkret?
Große Unterschiede zu Österreich findet man u. a. in der Anzahl der BetreuerInnen. In anderen Ländern ist es selbstverständlich, dass drei bis vier TrainerInnen, also zum Beispiel Trainer sowie Co-Trainer, Physiotherapeut und Athletiktrainer ständig anwesend sind. Auch sind bei uns SpielerInnen vier bis fünf Jahre im Akademiesystem. In Spanien sind sie es nur zwei Jahre. Erfolge gibt es dort ebenfalls. Ein Thema ist für mich auch der generelle Zugang zum Akademiesystem. Aus meiner Sicht gibt es Ausbaumöglichkeiten, besonders, wenn ich in Richtung Westen denke. Die Möglichkeit, Volleyball leistungsmäßig zu betreiben, soll es im Idealfall in ganz Österreich geben.

Stichwort Leistungssport: Wie sehen Sie die Situation bei den Nationalteams?
Ich würde sagen, dass bei den Herren unter Teamchef Michael Warm ein Umfeld geschaffen wurde, das keinen Vergleich mit Topnationen scheuen muss. Neben einigen Optimierungen geht es vor allem darum, den Standard aufrechtzuerhalten. Ich bin davon überzeugt, dass die Erfolge kommen werden. Bei den Damen sind sowohl der Verband als auch die Vereine gefordert. Damit meine ich in erster Linie, dass wir uns bemühen müssen, die Transformation vom Nachwuchs in Richtung allgemeine Klasse besser zu gestalten. Mehr Mädchen sollen nach einer abgeschlossenen Schulausbildung im Leistungssport bleiben, sich noch mehr dem Sport widmen und das Ziel „Volleyballprofi“ konkret ins Auge fassen können.

Es ist Ihnen ein großes Anliegen, den Praxisbezug nicht zu verlieren. Im Jobprofil ist auch der Punkt „Mitbetreuung von Nachwuchsauswahlen“ zu finden, den sie als Co-Trainer der ÖVV-Junioren auch ausfüllen…
Durch den Trainerwechsel bei den Junioren (Roland Schwab statt Michael Horvath, Anm.) ist im Sommer der Posten des Co-Trainers frei geworden. Wir sind ein junges ambitioniertes Trainerduo, das gut harmoniert. Mit den MEVZA Junior Championships Ende Dezember und der EM-Qualifikation Anfang April warten auf uns die ersten Bewährungsproben und eine intensive Vorbereitungszeit.

Eine abschließende Frage: Gibt es für Sie so etwas wie ein „Ass im Ärmel“, vielleicht eine Chance, die noch nicht ergriffen wurde?
Ich denke, dass Volleyball in den Schulen (Sparkasse Schülerliga, UNIQA School Championship Boys bzw. Schulbeach Cup, Anm.) schon gut funktioniert. Das ist ein „Ass im Ärmel“. Damit wir es aber auch ausspielen können, müssen wir versuchen, die Verbindung zwischen den Schulen und den Vereinen zu stärken.

Presseinfo ÖVV

04.12.2015