Bundesliga, Hans Rinner

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Zu Gast bei „Talk & Tore – Die Tipico Fußballdebatte“ waren am Sonntag Bundesliga-Präsident Hans Rinner, Austria Lustenau-Präsident Hubert Nagel, Sturm-Geschäftsführer Sport Günther Kreissl, Sportanwalt Wolfgang Rebernig und Sky-Experte Hans Krankl. Hier einige Aussagen des von Thomas Trukesitz moderierten Live-Talks.

Hans Rinner:
über die derzeitige Situation in der Sky Go Erste-Liga: Man kann dann etwas verändern, wenn der Leidensdruck groß genug ist. Der ist derzeit groß genug. Die zwei Absteiger verschärfen es natürlich, aber das alleine ist nicht der Grund. Man muss dann sagen, okay, bevor wir die Vereine vernichten, bevor wir sogar Familien ins Unglück stürzen, weil sie dann persönliche Haftungen zahlen müssen, die schlagend werden, dann fühle ich mich als Funktionär schon in der Verantwortung und sage, wir müssen das ändern.

über den Zeitpunkt der öffentlichen Diskussion zum Thema Ligenformat: Wann man in die Öffentlichkeit geht, da gibt es immer zwei Seiten. Der eine sagt es ist zu früh, der andere sagt es ist zu spät. Irgendwann ist es passiert. Wir wollen es in einem sehr kurzen Zeitrahmen über die Bühne bringen, wenn es möglich ist. Es gibt ja die zuständigen Gremien, die alles beschließen müssen. Aber es ist alles sehr gut vorbereitet. Es ist nichts beschlossen. Letztendlich beschließen das die Akteure, sprich die Bundesligisten, die Klubs, auf der einen Seite und auf der anderen Seite die ÖFB-Spitze gemeinsam mit den Landesverbandspräsidenten.

über den Grund für notwendige Ligenreformen: Der Fußball entwickelt sich unheimlich schnell weiter. Ich bin der Meinung, dass wir uns in den letzten Jahren zu wenig weiterentwickelt haben. Das ist meine persönliche Meinung. Wenn wir jetzt nichts verändern, dann werden wir weiterhin stagnieren und werden noch mehr an Boden verlieren. Und ich höre es sehr oft von Medien und Playern, nicht nur Spielern sondern auch Leuten, die im Fußball unterwegs sind. Es ist unser Job. Und entscheidend wird auch sein, wie wir uns im internationalen Ranking verkaufen, von dem wir immer sprechen. Die Topklubs sind einmal entscheidend für das Gesamte im österreichischen Fußball, neben der Nationalmannschaft. Und dann gilt es zu sagen, wie schaffen wir die Homogenität vom Profifußball zum Amateurfußball? Und das ist ein Thema, das nicht nur die Bundesliga sondern auch den ÖFB und die Landesverbände betrifft.

Hubert Nagel:
möchte nichts am derzeitigen Ligenformat ändern: Ich glaube wir haben für Österreich das beste Format und wir müssen ändern was schlecht ist. Wir haben finanzielle Probleme in der zweiten Liga. Das wissen wir alle. Austria Lustenau spielt jetzt 22 Jahre im Profifußball. Wir waren Mitglied in einer Sechzehnerliga. Da waren Fußballplätze, die man nicht einmal mehr gemäht hat, weil die kein Geld mehr hatten. Ich möchte wissen wo da der Vorteil sein sollte? Eines muss man sich bewusst sein, wir haben die selben Fußballer, ob man mit zehn, sechzehn oder zwanzig Vereinen in der obersten Liga spielt. Die heutigen Ligen sind die bestmöglichen für dieses kleine Land. […] Das Finanzielle kann man regeln, da brauchen wir Unterstützung und Hilfe. Jeder der rechnen kann weiß, wenn man das Fernsehgeld durch sechzehn oder vierzehn teilt, gibt es schon weniger Geld für die Bundesligisten als heute. Sie machen uns keine Geschenke, sie kaufen sich eine starke Liga. Und wenn man sich dessen bewusst ist, kann man darüber nicht diskutieren.

sieht Austria Lustenau im Kreis einer neuformierten Profiliga: Wenn ich ein Egoist bin, dann muss ich für eine Sechzehnerliga sein. Wir sind seit zwanzig Jahren andauernd unter den besten fünfzehn Mannschaften in Österreich. Wenn ich nur an mich denke, dann bin ich in dieser Profiliga dabei. Ich denke nur, dass es für den Fußball nicht gut ist. Und wenn man hier keine geschlossene Gesellschaft will, sondern Auf- und Absteiger, möchtest du dann einen Amateurklub, der aufsteigt und im nächsten Jahr wieder runter geht, weil die Infrastruktur fehlt? Das ist nicht durchdacht. Wenn man mir einmal einen Gegenvorschlag macht, der von A bis Z Sinn macht, dann bin ich dafür.

Günther Kreissl:
möchte nicht in der Öffentlichkeit Reformen diskutieren sondern lieber an Lösungen arbeiten: Die wichtigste Schnittstelle ist, was passiert zwischen der höchsten und der zweithöchsten Leistungsstufe? Damit es sich nicht auf Jahre erledigt hat, wenn du einmal absteigst. Das wird auch in einer Zwölfer-, Vierzehner- oder Sechzehnerliga der Fall sein. Dafür braucht man eine Idee. Was ist mit dem, der eine große Schere hat beim Aufstieg? Wie soll der das schaffen? Das sind Dinge, die grundsätzlich lösbar sind. Nur gehören sie nicht in der Öffentlichkeit sondern in einzelnen Arbeitsgruppen diskutiert und dann kann man versuchen Vorschläge zu schaffen.

Wolfgang Rebernig:
bewertet das derzeitige Ligenformat als gescheitert: Zwei Profiligen, wie sie derzeit gewünscht wären, im Sinne von wirtschaftlich, sportlich, professionell geführt, halte ich für aussichtslos. Man muss schauen, dass man eine starke Profiliga zusammenbringt. Wir können uns nicht mit anderen Ländern vergleichen. Ich versuche es eher mit Bayern zu vergleichen. Dort habe ich eine Bayernliga, ich habe zehn Millionen Menschen und habe trotzdem nur eine einzige Liga mit einer starken Führung. Ich glaube, dass es an der Zeit ist. Die Frage ist, ob es so schnell umsetzbar ist. […] Das, was verändert werden muss, ist evident. Faktum ist, der Zeitpunkt hätte schon etwas früher sein müssen. 2008 gab es schon eine Strategierunde der Bundesliga. Da ist meines Erachtens nach ein bisschen was verschlafen worden.

glaubt an die Reduktion von Profiklubs unter der Schirmherrschaft der Bundesliga: Es geht um die Mitgliedschaft in der Bundesliga. Das ist ein eigener Verein. Ein Verband, der die professionell geführten Vereine führt. Jetzt haben wir zwanzig Mitglieder, mit unterschiedlichen Stimmrechten spannenderweise. Zukünftig wird es eine Bundesliga geben als zehnten Landesverband, mit wahrscheinlich und auch richtigerweise weniger Mitglieder.

Medieninfo Sky Sport

09.05.2016