KAC, EBEL, Playoff, Finale - Foto © Sportreport

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„Schiefe Optik“ oder am Ende ein „handfester Skandal“? Die Gäste der Meisterfeier der KAC-Spieler in einem Klagenfurter Lokal wirft Fragen auf. Steht es in der Erste Bank Eishockey Liga tatsächlich an der Tagesordnung, dass Unparteiische mit Spielern einen „Triumph“ gemeinsam begießen? Warum funktioniert die Kommunikationskette der Liga in „hinterfragenswürdigen Situationen“ überhaupt nicht? Ein Kommentar von Thomas Muck.

Was war geschehen? Was ist überhaupt „Feier-Gate“? Die recherchierten Fakten. Also der Reihe nach: Es gab unerwartete, prominente Gäste bei der Meisterfeier der Spieler des EC KAC. Gegen 3:45 Uhr morgens betraten zwei Schiedsrichter das Lokal welche beim Finalgegner Vienna Capitals nicht gerade einen „Popularitätswettbewerb“ gewinnen würden und in der Finalserie aktiv am Eis standen.

Wie ein Augenzeuge gegenüber Sportreport bestätigt betraten die beiden Head Referees das Lokal. Erinnerungsfotos mit anwesenden Gästen und Fans wurden angefertigt. Diese liegen der Redaktion vor. Neben den Head Referees sollen auch zwei Linesman im selben Lokal „mitgefeiert“ haben. Sie sollen bereits vor der Ankunft der Head Referees in das Lokal gekommen sein. Hier sind keine Bilder bekannt. Die Anwesenheit wird von zwei Kärntner Journalisten bestätigt.

Wie ist dieser Umstand nun einzuordnen? Eine „unglückliche Aktion im Privatleben der Schiedsrichter“, eine Aktion der für eine „schiefe Optik“ sorgt oder doch ein „handfester Skandal“? Je nach Blickwinkel des Betrachters sieht die Meinung aus. Aber wie konnte es generell dazu kommen? War es ein „überlanges Afterwork-Bier“ (Anm.: Die EBEL-Referees waren für die Tagung in Klagenfurt und waren geschlossen beim sechsten Finalspiel in der Halle anwesend) der Schiedsrichter welches zufällig im selben Lokal endete oder war es eine „Einladung zu diesem Fest“? Die hundertprozentige Wahrheit darauf wird es wohl nicht mehr geben. Die öffentliche Optik darf jedoch getrost als „Katastrophe“ bezeichnet werden. Werfen wir daher einen Blick auf die Kernfrage: Wie sieht aber die Aufarbeitung, sprich die Kommunikation in „dieser Situation“ aus?

In einer ersten, inoffiziellen Reaktion wurde darauf verwiesen, dass ein solches Verhalten auch in anderen Sportarten üblich wäre. Schiedsrichter würden auch im Fußball an Meisterfeiern teilnehmen. „Schiefe Optik“? Nicht bei uns! Nicht in der EBEL! Eine offene Frage steht also im Raum. Zeit für eine Nachfrage! Hier folge eine Sportreport-Anfrage beim ÖFB-Schiedsrichterboss. Die Antwort war prompt und eindeutig. „Wir als Schiedsrichter-Kommission sind daran bestrebt, dass wir mit den Teams und den Spielern auf dem Rasen ein ‚kollegiales Naheverhältnis‘ haben. Abseits des Rasens sind wir aber um Distanz bemüht. Mir wäre kein solcher Fall im Fußballbereich bekannt und wir als Kommission würden auch nachhaltig davon abraten an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen oder auch nur in der Nähe davon zu sein“, erklärt ÖFB-Schiedsrichterboss Robert Sedlacek gegenüber Sportreport. Klare Worte denen eigentlich wenig hinzuzufügen sind. Ein Anruf, ein kurzes Telefonat und klare Fakten liegen auf dem Tisch! In Wahrheit hat der Chef des Wiener Fußballverbands damit eines gezeigt. Wie mustergültige Medienarbeit aussieht! Davon können sich in der Erste Bank Eishockey Liga einige Personen die sprichwörtliche „Scheibe runterschneiden“.

Zurück zum Eishockey: Journalisten ist es in der Erste Bank Eishockey Liga untersagt mit Schiedsrichtern direkt in Kontakt zu treten. Der Boss des Department of Players Safety Lyle Seitz ist das öffentliche Sprachrohr der Liga und Unparteiischen gegenüber der Öffentlichkeit. Die Bitte um Stellungnahme ist seit mittlerweile 8 (!) Stunden (Anm.: Anfrage erfolgte am 25. April 11 Uhr) unbeantwortet. Für klare Verhältnisse zu sorgen sieht anders aus. Eigentlich wäre es angebracht gewesen, die besagten Personen direkt zu befragen. Die Liga-Verantwortlichen möchten, dass man den „offiziellen Weg“ einschlägt. Warum ist dies der Fall, wenn es sich um „persönliche Angelegenheiten“ handelt? Warum wird auf der anderen Seite auf Journalistenanfragen nicht reagiert? (Offene) Fragen über Fragen….

Was bleibt von „Meisterfeier-Gate 2019“? Gefühlt eine sehr schiefe Optik. Die Liga hat durch nicht vorhandene Kommunikation „Verschwörungstheoretikern“ freien Lauf gelassen. Das Internet vergisst bekanntlich nie! Ein Umstand den sich die Liga und die handelnden Personen ins Stammbuch schreiben lassen müssen. Werden daraus Konsequenzen gezogen: Die harte Wahrheit lautet: Nein! Egal auf welcher Ebene! In Wahrheit ist die Saison ist vorbei, die „Eishockey-Karawane“ zieht weiter zur WM nach Bratislava. Bis zum Saisonstart ist die „Sache“ längst „verjährt“ und „vergessen“. In Punkto „Kommunikation“ präsentiert sich die Erste Bank Eishockey Liga und deren Repräsentanten über weite Strecken eher auf Niveau „einer Autoritäten Gruppierung“. Den gezeigten Leistungen der Spieler hinkt der Auftritt der „dritten Mannschaft auf dem Eis“ (Zitat Lyle Seitz über die Schiedsrichter), der Vereine und die Kommunikation der Liga deutlich hinterher. „Feier-Gate“ und die Aufarbeitung hat dieser Umstand mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In dieser Causa gibt es in Wahrheit keine Gewinner. Weder die Unparteiischen, die ein vermutlich Teil einer „kleineren Feiergruppe“ neben einer „größeren Feiergruppe“ waren, aber auch nicht die beiden Finalisten und die Liga selbst. Nach äußerst unterhaltsamen und hochklassigen Play-offs verabschiedet sich die Erste Bank Eishockey Liga mit einem „fahlen Beigeschmack“ in die Sommerpause. Mal wieder wurde eine Chance auf einen Imageschub ausgelassen! Durch eigenes Unvermögen! Die harte Wahrheit an einem Tag wo eigentlich der verdiente Meister KAC im uneingeschränkten Mittelpunkt hätte stehen müssen!

25.04.2019