
Auf dem schweren, 143 Kilometer langen Kurs bei den Weltmeisterschaften in Imola konnten Österreichs Athletinnen keine Überraschung im Straßenrennen abliefern.
Am Ende dominierten die großen Favoritinnen aus der Niederlande das Rennen und holten sich durch Zeitfahrweltmeisterin Anna van der Breggen und Titelverteidigerin Annemiek van Vleuten einen Doppelsieg, Bronze ging an die Gastgeberinnen aus Italien durch Elisa Longo Borghini. Beste Österreicherin wurde Anna Kiesenhofer auf Rang 44.
„Es hat sich das bestätigt, was wir ein wenig befürchtet haben. Anna ist in körperlicher guter Verfassung, kämpft aber mit der Positionierung im Feld. Man darf nicht vergessen, dass es ihr Debüt im Straßenrennen war. Dort im vorderen Drittel zu landen ist gut“, analysierte Nationaltrainer Klaus Kabasser das Rennen, welches in den ersten Runden noch verhalten begann. Dort fanden sich die Österreicherinnen im Hauptfeld wieder. Der enge Kurs rund um die Motorsportrennstrecke von Imola brachte aber einige Probleme für Kiesenhofer mit sich.
„Ich tue mich schwer im Feld zu fahren. Am Anfang konnte ich die Lücken noch schließen, aber in der vierten Runde gelang das nicht mehr und ich wusste auch nicht, wie viele Fahrerinnen vorne raus waren“, erzählte die 29-Jährige aus Niederösterreich. Sie stand erstmals bei einem Straßenrennen am Start: „Das Rennen hat sich ein wenig komisch angefühlt, aber es fehlt einfach die Erfahrung bei solchen Veranstaltungen. Die Anstiege selbst waren mir ein wenig zu kurz, da wäre mir Aigle-Martigny deutlich mehr entgegenkommen.“
Am Ende landete Kiesenhofer knapp zwölf Minuten hinter der neuen Weltmeisterin auf Rang 44. Mit der aus Waidhofen/Ybbs stammenden Sarah Rijkes sah noch eine zweite Österreicherin das Ziel in Imola. „Es war ein harter Tag. Das Rennen war viel schwerer als Innsbruck vor zwei Jahren, da man ab dem ersten Meter an kämpfen musste. Eingang der vierten Runde bin ich dann abgerissen, insgesamt bin ich aber zufrieden. Es ist nicht der Kurs für mich, aber die Form hat gepasst“, zog sie ein zufriedenes Resümee.
Mit Rückenproblemen musste Angelika Tazreiter, in den vergangenen Jahren beste Österreicherin bei den Weltmeisterschaften das Rennen vorzeitig beenden: „Nach zwei Stunden waren die Rückenschmerzen dann zu groß für mich. Ich laboriere schon seit mehreren Monaten daran. Der Kurs war extrem hart, dauernd ging es bergauf und bergab. Eigentlich mag ich das und ich habe mich gut gefühlt, allerdings ließen die Schmerzen es nicht zu, dass ich das Rennen beende.“
Reifeprüfung für die Richmond-Junioren im Eliterennen der Männer
Mit einem ganz jungen Männerteam geht es für Österreich am Sonntag in das Straßenrennen in Imola. Neun Runden auf dem schwierigen Parcours warten auf Sebastian Schönberger, Riccardo Zoidl, Felix Gall, Markus Wildauer, Marco Friedrich und Tobias Bayer. Vier der sechs Starter sind noch unter 23 Jahren alt. Da diese Bewerbe aber nicht in Imola ausgetragen wurden und nach der Absage vieler WorldTour-Profis, entschied sich der Österreichische Verband den jungen Fahrern eine Chance zu geben.
„Es geht immer Rauf und Runter und man wird sich nur kaum erholen können. Mit der Elite mitzufahren wird beinhart“, erzählte Markus Wildauer. Der junge Tiroler wurde vor zwei Jahren Dritter bei den Europameisterschaften in der Klasse U23 und ist in Imola erstmals in einem Feld mit den absoluten Topstars seines Sports. Vor fünf Jahren durfte das heimische Team zuletzt über eine WM-Medaille bei den Männern jubeln.
In Richmond wurde Felix Gall völlig sensationell Juniorenweltmeister. Nun steht der Osttiroler, der seit diesem Jahr Profi im deutschen Team Sunweb ist, vor seiner Elitepremiere. „Die Erinnerungen an Richmond sind nach wie vor stark. Es ist ein Erlebnis, dass ich nie vergessen werde. Ich hatte mir keine Chancen ausgerechnet, aber am Ende konnte ich was probieren und alles ist aufgegangen“, blickte der 22-Jährige zurück. Im damaligen Juniorenaufgebot fanden sich auch Wildauer und Marco Friedrich, die beide nun auch mit Gall in der Elite zum ersten Mal am Start stehen.
„Das war damals wirklich das Sahnehäubchen für uns“, erinnerte sich Friedrich. Vor dem 258,2 Kilometer langen Rennen am Sonntag sind die jungen Athleten etwas nervös: „Es wird eine richtige Schlacht werden.“ Das ÖRV-Team erwartet harte Kämpfe um die beste Positionierung im Feld. „Das ist der Schlüssel zu einem guten Ergebnis. Die Straßen sind schmal und man kann kaum überholen und die großen Nationen werden sicher sich ganz vorne einordnen und ihre Plätze verteidigen“, weiß Zoidl, der für die Fans ein beeindruckendes Rennen erwartet: „Für uns wird es ein megaschwerer Tag hingegen.“
Einen wirklich bevorzugten Fahrertyp am Parcours von Imola wird es aber nicht geben. Kletterer und Klassikerspezialisten sind für die knapp 5.000 Höhenmeter, die es zu bewältigen gilt sicherlich zu bevorzugen. „Es wird das schwerste WM-Rennen, das ich je gesehen habe“, meinte Schönberger. Der Oberösterreicher sorgte bei den Europameisterschaften mit einer Schlussattacke für Schlagzeilen, beendete das Rennen dann auf Rang 47, nachdem es in Plouay dann doch zum Massensprint kam.
Das Straßenrennen der Männer beginnt am Sonntag um 09:45 Uhr.
ERGEBNIS:
GOLD: Anna van der Breggen (NED)
SILBER: Annemiek van Vleuten (NED)
BRONZE: Elisa Longo Borghini (ITA)
44. Anna Kiesenhofer + 11:53
86. Sarah Rijkes + 23:42
. Angelika Tazreiter (AUT) DNF
PROGRAMM:
Donnerstag, 24. September
Elite Frauen Einzelzeitfahren über 32 km
Ergebnis:
GOLD: Anna van der Breggen (NED) 40:20 Minuten (47.157 km/h)
SILBER: Marlen Reusser (SUI) + 0:15
BRONZE: Ellen van Dijk (NED) + 0:31
18. Anna Kiesenhofer (AUT) + 2:30
Freitag, 25. September
Elite Männer Einzelzeitfahren über 32 km
Ergebnis:
GOLD: Filippo Ganna (ITA) 35:54 (52.981 km/h)
SILBER: Wout van Aert (BEL) + 0:26
BRONZE: Stefan Küng (SUI) + 0:29
27. Matthias Brändle (AUT) + 2:34
46. Felix Ritzinger (AUT) + 4:26
Samstag, 26. September
Elite Frauen Straßenrennen über 144 km (5 Runden)
Sonntag, 27. September
Elite Männer Straßenrennen über 259 km (9 Runden)
AUFGEBOT:
Zeitfahren:
Elite Frauen:
Anna Kiesenhofer / 29 Jahre / Niederösterreich / Cookina Graz
Elite Männer:
Matthias Brändle / 30 Jahre / Vorarlberg / Israel Start-Up Nation
Felix Ritzinger / 23 Jahre / Wien / WSA KTM Graz
Straßenrennen:
Elite Männer:
Tobias Bayer / 20 Jahre / Oberösterreich / Tirol KTM Cycling Team
Felix Gall / 22 Jahre / Tirol / Team Sunweb
Marco Friedrich / 22 Jahre / Steiermark / Tirol KTM Cycling Team
Sebastian Schönberger / 26 Jahre / Oberösterreich / B&B Hotels – Vital Concept p/b KTM
Markus Wildauer / 22 Jahre / Tirol / Tirol KTM Cycling Team
Riccardo Zoidl / 32 Jahre / Oberösterreich / Felbermayr Simplon Wels
Elite Frauen:
Anna Kiesenhofer / 29 Jahre / Niederösterreich / Cookina Graz
Sarah Rijkes / 29 Jahre / Niederösterreich / Ceratizit WNT Pro Cycling
Angelika Tazreiter / 33 Jahre / Niederösterreich / Cookina Graz
Presseinfo Österreichischer Radsportverband
26.09.2020