Schiedsrichter Harald Lechner im Podcast

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Zu Gast im Podcast „DAB | Der Audiobeweis“ waren Harald Lechner, ÖFB-Schiedsrichter und TV Experte Alfred Tatar. Der ÖFB-Schiedsrichter über die Gründe, Schiedsrichter zu werden: „Bei mir war es die familiäre Vorbelastung“

Lechner angesprochen auf den Respekt gegenüber Schiedsrichtern: „Ich finde den Respekt gegenüber meiner Person sehr in Ordnung. Ich habe bisher keine großen Probleme gehabt“

Alfred Tatar über die Einführung des Videoschiedsrichters: „Ich glaube nicht, dass es so ein großer Meilenstein sein wird, von dem alle träumen“

Der TV Experte über die Qualität der Schiedsrichter in Österreich: „Wir sind auf einem Niveau, wo wir zufrieden sein können“

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Harald Lechner (ÖFB-Schiedsrichter):
… über die Gründe, Schiedsrichter zu werden: „Bei mir war es die familiäre Vorbelastung. Durch meinen Vater bin ich in diese Berufung schon mit 15 Jahren hineingeraten. Es hat Spaß gemacht und darum bin ich heute, einige Jahre später, immer noch dabei.“

… über die Fähigkeiten eines Spielleiters: „Die wichtigsten Punkte eines Schiedsrichters, neben der Regelkenntnis, sind die körperliche Fitness und vor allem die Führungskompetenz. Ich muss einerseits ein Spiel leiten und auch mein Schiedsrichterteam leiten. Das sind die großen Herausforderungen eines Schiedsrichters.“

… über den Respekt gegenüber Schiedsrichtern: „Ich kann da nur von mir sprechen. Ich habe bisher in der Liga keine großen Probleme gehabt. Ich finde den Respekt gegenüber meiner Person sehr in Ordnung. Ich bin aber auch ein Typ, der sehr viel mit den Spielern kommuniziert und der aber auch Fehler zugibt. Das ist etwas ganz Wichtiges. Man muss auch zu seinen Fehlern stehen oder auch einmal seine Position verkaufen.“

… über die Herausforderungen im heutigen Schiedsrichterwesen: „Ich bin durch meine Funktion den Mannschaften auch etwas schuldig. Ich sage es so: der Schiedsrichter ist 90 Minuten sehr mächtig, er kann das Spiel leider sehr negativ beeinflussen. Daher sehe ich die Herausforderungen, aber auch die Verantwortung, die wir 90 Minuten haben, sehr, sehr hoch. Es bedarf auch immer mehr Vorbereitung heutzutage. Du schaust dir einfach die letzten Spiele an. Da versucht man Gefahrenpotenziale zu erkennen. Es ist natürlich kein Allheilmittel, aber ich denke schon, wenn man sich Mannschaften ansieht, Spielertypen ansieht, kann man einiges als Schiedsrichter verhindern. Das sehe ich auch als meine Aufgabe. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, immer nur zu reagieren, sondern ich möchte proaktiv agieren und Sachen verhindern. Ich will nicht dauernd gelbe Karten geben. Mein Verhalten, meine Kommunikation muss ein Zeichen für die Spieler sein.“

… auf die Frage, ob ein Foul immer gleich ein Foul ist, egal wo es passiert: „Grundsätzlich ist es außerhalb und innerhalb des Strafraumes immer gleich. Aber das ist nur am Papier. Es ist doch ein Unterschied. Es ist ja das gleiche mit der gelben Karte. Es ist ein Gelb-Rote-Karte ja eigentlich gleich wie eine gelbe. Aber die Gelb-Rote hat eine ganz andere Auswirkung. Das musst du dir als Schiedsrichter bewusst sein.“

… über die Anforderungen der Vereine an die Schiedsrichter: „Die Erwartungen, die die Vereine in Österreich an uns stellen, die sind hoch und auch gerechtfertigt. Aber wenn ich die Umfelder vergleiche, die die Mannschaften mit ihren fünf Co-Trainer und Ernährungsberatern, Physiotherapeuten haben und dann mein Umfeld betrachte, welches ich mir mehr oder weniger selbst schaffen muss – ich muss mir selbst meinen Masseur organisieren, ich pfeife am Sonntag um 17 Uhr, gehe am Montag arbeiten und muss schauen, wo ich meine Regeneration unterbringe – diese Schere zwischen den Möglichkeiten, die einem Verein geboten werden und die mir als Schiedsrichter geboten werden, die geht schon sehr weit auseinander. Das ist die große Herausforderung. Es gibt Länder, da haben die Schiedsrichter bei jedem Spiel einen eigenen Masseur. Da kann man die Arbeits- und Trainingswoche ganz anders starten.“

… auf die Frage, ob er gerne Profi-Schiedsrichter wäre: „Ich persönlich wäre es, insbesondere in meinem Alter, nicht mehr. Es kommt immer darauf, ob man einen Fünf-Jahres-Vertrag oder einen Ein-Jahres-Vertrag bekommt. Wenn ich nur einen Ein-Jahres-Vertrag habe und keinen Job, wo ich mich problemlos karenzieren lassen kann, dann würde ich es nicht annehmen. Weil mir einfach die Gefahr zu hoch ist, alles auf dieses eine Standbein zu setzen. Ein ehemaliger Spieler hat vielleicht ein Nachleben als Trainer. Aber wo gibt es sowas als Schiedsrichter?“

… über die Einführung des VAR ab der kommenden Saison: „Es wird einerseits für das Schiedsrichterteam das Problem sein, manche Situationen nicht vorzeitig abzupfeifen, denn dann kann man die Situation nicht wieder herstellen und entsprechend korrigieren. Insbesondere bei Abseitsbeurteilungen wird das Spiel immer wieder weiterlaufen oder auch ein Tor fallen und erst dann wird es entsprechend korrigiert. Das Wichtigste für uns Schiedsrichter wird sein, das Spiel in einer Angriffsphase nicht vorzeitig zu unterbrechen.“

… angesprochen auf das ewige Thema ,strafbares Handspiel´: „Es sind wieder Änderungen angekündigt. Es ist auch für uns Schiedsrichter enorm schwierig, es in Bruchteilen von Sekunden einzuordnen und vor allem die Absicht einem Spieler zu unterstellen. Das ist die große Herausforderung an unsere Berufung.“

… auf die Frage, ob der VAR am Ende ,Fluch oder Segen´ sei: „Ich glaube schon, dass er ein Segen ist. Weil wenn in der letzten Minute ein klarer, offensichtlicher Fehler passiert und der wird korrigiert, dann ist es einfach das Schönste für den Schiedsrichter. Denn keiner möchte negativ in das Spielgeschehen eingreifen.“

… über seine Zukunft als Schiedsrichter und auf die Frage, wie lange er noch pfeifen möchte: „Solange der Körper mitspielt, solange die Familie mitspielt und solange der geistige Wille mitspielt. Aber ich sehe meine Aufgabe grundsätzlich schon in der heimischen Liga. Da wohne ich, da lebe ich und da möchte ich meine beste Leistung bringen und den Mannschaften das zurückgeben, was sie von einem Schiedsrichter erwarten – nämlich eine korrekte Leistung, aber auch einen Menschen, mit dem man reden kann.“
 


 
Alfred Tatar (TV Experte):
… über die Qualität der Schiedsrichter in Österreich: „Man muss es immer im Bezug auf die Anforderungen sehen, die an den Schiedsrichter gestellt werden. Unsere Liga hat mittlerweile ein Ranking zwischen Platz 10 und 12 in Europa. Das ist schon einiges bei 54 Verbänden. Da hat man schon sehr hohe Anforderungen an die Wahrnehmungsfähigkeit und die Entscheidungsfähigkeit. Daher muss auch das Niveau der Schiedsrichter höher sein, als in irgendeiner Nudelliga. Wir sind auf einem Niveau, wo wir zufrieden sein können. Das einzige: Wir sind im Konzert der Großen ein Niemand. Für die wirklich wichtigen Spiele im europäischen Bereich werden wir nicht geholt. Unser Verband agiert hier ein wenig zu defensiv. Man sollte viel mehr pushen. Die großen Spiele pfeifen eigentlich immer die gleichen. Da sollten wir auch einmal vorstoßen. Das würde auch das Ansehen der Schiedsrichter im Land verbessern.“

… über die Einführung des VAR: „Wenn ich in den Ligen sehe, wie es zugeht, wenn es zu diesen VAR Entscheidungen kommt, dann bin ich sehr skeptisch. Was ich unbedingt unterstützen möchte, wäre die Torlinientechnologie. Aber die führen wir nicht ein, weil sie zu teuer ist. Und es sollte endlich die Handspielregel im Strafraum so formuliert werden, dass sie für jeden sinnvoll ist. Die Handspielregel wird uns sicher auch mit dem VAR weiter beschäftigen. Daher glaube ich nicht, dass es so ein großer Meilenstein sein wird, von dem alle träumen.“

… über die heutige ,Bildermanie´: „Wir sind in einer Generation gefangen, die Bildersüchtig ist. Jetzt schwappt dieser Unsinn auch auf das Fußballspiel über. Das ist doch nicht der ursprüngliche Sinn des Fußballs. Die Seele, warum Leute auf diesem Planeten 150 Jahre gerne Fußball gesehen haben, wird stark angefressen von dieser ,Bildermanie´. Daher sag ich es mit Hans Krankls Worten: Mich interessiert dieser Blödsinn nicht.“
 


 
DAB | Der Audiobeweis ist der Fußball- und Sport-Podcast von Sky Sport Austria. Hier diskutiert Kommentator Otto Rosenauer mit Moderator Martin Konrad, TV Experten und Gästen über die Tipico Bundesliga, das ÖFB-Team, Österreichs Legionäre und internationalen Fußball, wie die Deutsche Bundesliga, die Premier League, die UEFA Europa League sowie die UEFA Champions League.
 


 
Die neueste Folge ist ab sofort frei empfangbar auf skysportaustria.at/podcasts/dab-der-audiobeweis/ sowie auf den gängigen Plattformen Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, FYEO und Deezer abrufbar

Presseinfo Sky Österreich

18.05.2021