
Kommende Woche spielt Österreich im Kampf um ein EM-Ticket erst gegen Zypern (Donnerstag, 18 Uhr) und dann gegen die Schweiz (Sonntag, 16 Uhr).
Teamchef Raoul Korner spricht im Interview über neuerliche Ausfälle, prominente Rückkehrer, den taktischen Feinschliff und die Identität seiner Mannschaft.
Wie ist die Stimmung vor dem Camp?
Korner: Ich freue mich seit Wochen gewaltig. Das letzte Window war eine extrem positive Erfahrung, dementsprechend ist die Vorfreude groß.
Wie gehen dein Coaching-Staff und du mit den neuerlichen Ausfällen um?
Korner:Ausfälle und Improvisation sind mittlerweile zur Routine geworden. Ich bin das sowohl auf Klub- als auch auf Nationalteamebene gewöhnt. Außerdem geht es allen Teams so.
Wer genau fällt denn jetzt aus? Und wer rückt nach?
Korner: Vom ursprünglich bekanntgegeben Kader sind jetzt noch drei Spieler ausgefallen. Daniel Friedrich hat eine Nasen-OP. Sebastian Käferle und Renato Poljak fallen Corona-bedingt aus. Jakob Szkutta wird statt Friedrich dabei sein und Jakob Wonisch statt Poljak. Außerdem habe ich Elias Podany und David Vötsch eingeladen, wer dann schlussendlich dabei ist, wird wohl auch eine positionsbezogene Entscheidung sein. Ich werde mir die beiden in den nächsten Tagen jedenfalls genau anschauen.
Wie schwer wiegen die Ausfälle? Wie werden sie kompensiert?
Korner: Renato ist natürlich ein großer Wegfall unter dem Korb. Der hat sich beim letzten Window als Spieler hervorgetan, der sowohl auf der Vier als auch auf der Fünf spielen kann. Das ist eine Qualität, die schwer abzudecken ist. Wir sind jetzt noch kleiner. Meine Hoffnungen ruhen hier aber vor allem auf Rashaan Mbemba.
Du sprichtst Rashaan Mbemba an, der sich bei Spielen gegen die Schweiz und gegen Irland sehr stark präsentiert hat. Auch in der Liga ist er bei St. Pölten prominent in der Rotation vertreten. Stimmt die Richtung bei den Jungen?
Korner: Jeder Spieler ist hier auch in einer gewissen Bringschuld und muss bei seinem Klub aufzeigen, damit er Spielzeit bekommt. Mbemba ist ein gutes Beispiel dafür. An dem führt in St. Pölten ja kein Weg vorbei. Auch insgesamt stimmt die Richtung – jeder unserer Jungen bekommt seit dem letzten Nationalteam-Camp bei seinem Team mehr Spielzeit.
Ist das Nationalteam also auch ein Sprungbrett?
Korner: Prinzipiell muss sich jeder mit seiner Leistung Spielzeit erkämpfen. Aber ich möchte schon auch, dass die österreichischen Talente wissen, dass das Herren-Nationalteam keine geschlossene Gesellschaft ist und sie hier eine Chance bekommen. Podany und Vötsch habe ich das erste Mal bei der U20-EM gesehen, jetzt sind sie bei uns dabei.
Auch wenn du wieder auf einige Stars verzichten musst, gibt es prominente Rückkehrer, die dem Team helfen können. Mit Enis Murati und Benedikt Güttl wird die Guard-Rotation noch tiefer. Wie wichtig sind die beiden?
Korner: Balance ist in einer Mannschaft extrem wichtig und ein Neuaufbau, wie wir ihn eingeläutet haben, geht nur mit Erfahrung und routinierten Leistungsträgern. Im ersten Window waren es Bogic Vujosevic und Thomas Klepeisz, die hier enorm wichtige Rollen übernommen haben. Jetzt kommt mit Murati ein erfahrener Nationalteamspieler dazu. Mit Güttl bekommen wir einen Top-Verteidiger.
Was ist der Fokus der nächsten Tage, wie viele Trainings stehen am Programm?
Korner: Heute (Sonntag, Anm.) steht nur mehr eine taktische Einheit am Programm. Viele Spieler waren ja gestern noch in der BSL im Einsatz. Insgesamt werden wir in Wien drei Trainings haben, bevor es nach Zypern geht. Viel ist das nicht, aber wir werden das Beste daraus machen. Wir werden im Prozess lernen, ‚learning on the fly‘ quasi. Sicher ist, dass wir wieder denselben aggressiven Basketball wie in den ersten Qualifikationsspielen zeigen wollen.
Was weiß man über die Gegner?
Korner: Über Zypern wissen wir, dass wir nichts wissen. Sie haben einen neuen Coach, den ich ein bisschen kenne, mehr aber nicht. Das ist aber gut so, denn so können wir uns voll auf uns konzentrieren. Die Schweiz ist der härteste Gegner in unserer Gruppe. Bei dem Spiel handelt es sich wahrscheinlich um das vorentscheidende Spiel um den Gruppensieg. Nach dem Heimspiel wissen wir, was wir besser machen können.
Was ist das konkret?
Korner: Die Schweizer hatten massive Probleme mit unserer aggressiven Pick-&-Roll-Defense und unserem Raussteigen. Das wurde aber später besser. Diesmal wollen wir auch auf ihre Antwort die richtige Gegenantwort haben. Mit Güttl, Szkutta und Murati können wir enormen Druck ausüben. Außerdem switchen die Schweizer sehr viel, da müssen wir besser reagieren.
Das Ziel sind also zwei Siege?
Korner: Das Ziel ist es, unser Potenzial voll auszuschöpfen. Siege sind dann das Ergebnis. Dazu müssen wir wieder mit dieser Underdog-Mentalität in die Spiele gehen. Mein Ziel für dieses Window ist es außerdem, dass wir weiter unsere Identität schärfen. Das Team muss für einen gewissen Basketball stehen und das auch am Feld zeigen.
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Basketball Austria
20.02.2022