Symbolbild Basketball

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Klare Angelegenheiten waren sowohl das Herren- als auch das Damenfinale bei der 3×3-Europameisterschaft am Grazer Schlossberg. Serbien ließ im Herren-Finale Lettland keine Chance (21:14).

Ähnlich dominant präsentierten sich die französischen Damen, die die Niederlande ebenfalls 21:14 abfertigten. In zwei attraktiven und vor allem intensiven Endspielen setzten sich somit die absoluten Goldfavoriten durch. In den kleinen Finali durften sich bei den Männern die Holländer über Bronze freuen. Bei den Frauen sicherte sich Polen den dritten Platz.

Frauen-Finale: Niederlande vs. Frankreich 14:21
Sonntag, 21.20 Uhr – Kasematten/Schlossberg, Graz (Österreich)

Die Französinnen, die schon das ganze Turnier über die dominante Mannschaft in den Kasematten waren, konnten auch im Finalspiel ihre Klasse eindrucksvoll zur Schau stellen. Mit ihrem athletischen Spielstil brachten sie Niederländerinnen früh in Bedrängnis. Besonders auf Superstar Laetitia Guapo fanden die Oranjes keine Antwort. Den explosiven Drives der großgewachsene Forward-Spielerin war die holländische Defense nicht gewachsen, sodass Guapo alleine elf der 21 französischen Punkte beisteuerte. Auch ihre Teamkolleginnen erfüllten ihre Aufgaben perfekt. Zudem wurde der Dreh- und Angelpunkt des niederländischen Offensivspiels, Natalie van den Adel, mit starker Defense über weite Strecken komplett aus dem Spiel genommen. Die Niederländerinnen liefen in Folge fast durchgehend einem Rückstand hinterher und mussten sich schlussendlich mit 14:21 geschlagen geben.

Laetitia Guapo, Spielerin Frankreich: „Es war großartig, danke an die Fans und meine Teamkolleginnen. Wir wussten, das wird richtig hart, aber wir haben es geschafft. Wir haben dafür gearbeitet, im selben Jahr Europa- und Weltmeister zu werden. Wir sind so stolz!“

Scorer: Bettonvil 5, Van den Adel 4, Jorritsma 3, Driessen 2 (Niederlande) bzw. Guapo 11, Limouzin 6, Djekoundade 4 (Frankreich).

Männer-Finale: Serbien vs. Lettland 21:14
Sonntag, 21.45 Uhr – Kasematten/Schlossberg, Graz (Österreich)

Das Spiel startete mit dem erwartet hohen Tempo und beide Mannschaften schenkten sich nichts. Defensiv und in Sachen Physis waren sich beide Teams absolut ebenbürtig. Allerdings präsentierten sich die Serben von der ersten Minute an wesentlich treffsicherer. Wie gewohnt beeindruckten Strahinja Stojacic (Serbien) und Karlis Lasmanis (Lettland) mit ihren unwiderstehlichen Drives zum Korb. Den großen Unterschied machte allerdings, dass Stojacic im Angriff deutlich mehr Unterstützung von seinen Teamkameraden bekam. Allen voran Zweimetermann Dejan Majstorovic erwischte einen überragenden Tag aus der Distanz und sorgte so dafür, dass sich Serbien früh deutlich absetzte. Die Letten kämpften zwar weiter, haderten aber immer wieder mit den Pfiffen der Unparteiischen und mussten schließlich akzeptieren, dass Dauerrivale Serbien zumindest an diesem Tag die bessere Mannschaft war. Mit 21:14 krönten sich Stojacic und Co. zum Europameister.

Dejan Majstorovic, Spieler Serbien: „Für uns war es das perfekte Turnier, wir haben super gespielt. Ich bin so stolz auf meine Teamkameraden, Coaches, Physios. Wir haben einen tollen Job gemacht, das ist der vierte EM-Titel in Folge, aber es ist jedes Mal wieder schwierig. Das ist unglaublich, ich fühle mich sehr glücklich. Wir haben Geschichte geschrieben.“

Scorer: Majstorovic 10, Stojacic 5, Vasic und Brankovic je 3 (Serbien) bzw. Lasmanis 6, Čavars 5, Miezis 3 (Lettland).

Spiele um die Bronzemedaillen
In den Spielen um Platz drei konnten bei den Männern die Niederlande gegen Litauen gewinnen (21:10). Die Litauer wirkten nach der schmerzhaften „Last-Second“-Niederlage gegen Lettland im Semifinale energielos, während die Holländer angeführt von ihren Star-Spielern Dimeo van der Horst und Arvin Slagter noch einmal all ihre Kräfte mobilisierten und sich so die Bronzemedaille abholten.

Im zweiten „kleinen Finalspiel“ setzten sich die polnischen Damen gegen die Auswahl Spaniens durch. Die Spanierinnen, die als Titelverteidigerinnen in das Turnier gingen, ließen alles am Feld und zeigten sich mannschaftlich ausgeglichen. Speziell die Polin Aldona Morawiec war in dieser Begegnung aber zu stark. Die Guard-Spielerin scorte aus allen Lagen und führte ihr Mannschaft zum knappen 16:13-Sieg und damit zu Edelmetall.

MVP-Auszeichnungen
Als wertvollste Spielerin des Turniers wurde die 24-jährige Französin Myriam Djekoundade ausgezeichnet, die während der gesamten Europameisterschaft sowohl offensiv als auch defensiv auf ganzer Linie überzeugen konnte. Neben der französischen Allrounderin wurde die niederländische Turnier-Topscorerin Natalie van den Adel ins Team der EM gewählt. Komplementiert wurde die All-Star-Auswahl der EM 2022 durch Polens Aldona Morawiec, die in Graz vor allem mit ihrem starken Shooting die Blicke auf sich zog.

Bei den Männern wurde Serbiens Edel-Shooter Dejan Majstorovic mit der MVP-Trophäe belohnt. Das „All-Tournament-Team“ wurde von Herren-Topscorer Arvin Slagter (Niederlande) und Lettland-Superstar Nauris Miezis vervollständigt.

Steirische Sportlandesrätin gratulierte persönlich
Die Medaillen, MVP-Trophäen sowie EM-Pokale wurden von der eigens angereisten steirischen Sportlandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), Georg Wawer, Managing Director vom EM-Hauptsponsor win2day, Basketball Austria Präsident Gerald Martens und Basketball Austria Generalsekretär Johannes Wiesmann überreicht.

Diesmal leider keine Medaille gab es für die österreichischen Teams. Die Herren scheiterten im Viertelfinale und landeten schlussendlich auf Platz sechs. Die Damen-Auswahl musste nach zwei Niederlagen in der Gruppenphase bereits dort die Segel streichen. Im Endklassement bedeutet das den elften Rang.
 


 

3×3-Herren schielen nach historischem 6. EM-Platz bereits auf Weltmeisterschaft in Wien

Die Europameisterschaft im 3×3-Basketball ist seit gestern Abend Geschichte. Sowohl das Damen- als auch das Herren-Nationalteam zeigten eindrucksvoll, dass sie mit den europäischen Basketball-Großmächten mithalten können und speziell bei den Männern hat es nur ganz knapp nicht für eine Medaille gereicht. Graz konnte zudem einmal mehr beweisen, dass es die österreichische – wenn nicht sogar europäische – 3×3-Hauptstadt ist. Für die besten 3×3-Athletinnen und Athleten des Kontinents richtet sich der Blick jetzt aber bereits nach Wien. Dort findet nächstes Jahr nämlich die Weltmeisterschaft statt. Für Österreichs Stars also erneut ein Heimspiel. Wenn die Entwicklungskurve weiterhin so steil nach oben geht, könnte es dort vielleicht mit dem Platz am Podium klappen.

Klarer Sieg gegen Ungarn, schmerzliche Niederlage gegen Topnation Litauen und dann das hart umkämpfte Viertelfinalaus gegen den späteren Bronzemedaillengewinner Niederlande. So liest sich die Bilanz der österreichischen Herren bei der 3×3-EM 2022. Mit etwas mehr Wurfglück hätte die heimische Auswahl aber wohl genauso gut mit drei Siegen im Halbfinale stehen können. In diesem Fall wäre eine Medaille zum Greifen nahe gewesen. Dass es dafür nicht gereicht hat, begründet Österreich-Forward und Publikumsliebling Matthias Linorter vor allem mit mangelnder Erfahrung: „Wir spielen fast immer gegen routinierte Teams, die mit mehr Erfahrung ins Spiel gehen.“

Man wolle deshalb die Zeit bis zur WM nutzen, um von Turnier zu Turnier dazuzulernen und dann in Wien „ready“ zu sein. Apropos Wien, bei der Weltmeisterschaft, die von 30. Mai bis 4. Juni 2023 in der Bundeshauptstadt stattfindet, soll Basketball-Aficionados wieder ein Sportspektakel der Extraklasse geboten werden: „Wir sind am Rathausplatz, alles wird noch eine Nummer größer. Aber jetzt ist erst einmal Zeit, Danke zu sagen. Danke Graz, danke an alle Fans, danke an die großartigen Spielerinnen und Spieler. Die vergangenen Tage waren ganz großes Kino und eine tolle Werbung für 3×3“, gibt sich Basketball Austria Generalsekretär Johannes Wiesmann nach EM-Ende begeistert.

Beste Platzierung aller Zeiten
Ähnlich sehen das übrigens auch die zahlreichen internationalen Fans, die den Schlossberg nicht nur bei jedem Korb zum Beben brachten, sondern auch von der schönsten 3×3-Location aller Zeiten schwärmten. Die Euphorie der Anhänger schwappte eindeutig auf die Spieler über: Die österreichischen Herren erzielten mit dem sensationellen Platz sechs die beste Platzierung bei einem 3×3-Großevent in der noch jungen Geschichte des Sports. Die Damen rangen im finalen Gruppenspiel um den Aufstieg beinahe das mächtige deutsche Nationalteam nieder. „Dass Österreich sich im selben Jahr für eine Basketball-WM qualifiziert, bei einer EM in ein Viertelfinale einzieht und den großen Nachbarn Deutschland an den Rand einer Niederlage bringt, wäre im österreichischen Basketball vor ein paar Jahren undenkbar gewesen“, sieht Wiesmann den eingeschlagenen Weg bestätigt.

Das mittlerweile ein Hype rund um den „zehnminütigen Sprint“ namens 3×3 entstanden ist, wissen auch die österreichischen Nationalspielerinnen und -spieler. „Bei dieser Atmosphäre auf das Feld zu dürfen, war einzigartig“, sagte etwa Damen-Topscorerin Camilla Neumann nach dem bitteren Aus in der Gruppenphase. „Die Unterstützung der Fans war großartig. Das war ein Traum“, stimmte ihr auch Linorter nach Turnierende bei.

Für Neumann, Linortner und Kollegen heißt es jetzt, das abgelaufene Turnier zu analysieren und daraus Lehren für das nächstjährige Mega-Event am Wiener Rathausplatz zu ziehen. Unter dem Strich bleibt bei den Männern ein sechster und den Frauen ein elfter Platz bei der Grazer Heim-EM. Lichtblicke waren aus österreichischer Sicht sicher die Offensivexplosion von Nico Kaltenbrunner, der sich unter die zehn besten Scorers des Turniers warf. Der St. Pöltner, den die FIBA in der Vergangenheit als besten U23-Spieler der Welt führte, schaffte damit eindrucksvoll den Schritt vom gefeierten Nachwuchstalent zum Leistungsträger im Herrenteam. Optimistisch darf außerdem die Leistung von Damen-Newcomerin Mackendra König stimmen, die schon mit 19 Jahren die Gegnerinnen schwindlig spielte und spätestens jetzt als eines der ganz großen Talente im europäischen 3×3 gilt.

Österreichs Stars machten in den Grazer Kasematten also definitiv Lust auf mehr. Nach den gerade gezeigten Leistungen würde es nicht überraschen, wenn schon in ein paar Monaten bei der Heim-WM der nächste große Schritt gelingt!
 
Presseinfo
Basketball Austria

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12.09.2022