
Zu Gast bei „Talk & Tore“ waren Austria Wien Sportvorstand Jürgen Werner, SK Sturm Graz Geschäftsführer Sport Andreas Schicker, Sturm Graz Rekordspieler und Trainer der U-16-Akademie Steiermark Mario Haas sowie Sky Experte Alfred Tatar.
Die besten Stimmen bei „Talk & Tore“
Jürgen Werner (Sportvorstand Austria Wien):
…über den Saisonstart seiner Mannschaft: „Sturm Graz ist weiter als wir. Man kann es aber auch ein bisschen mit Humor nehmen. Wir haben schon drei Punkte mehr als letztes Jahr zur gleichen Zeit (mit -3 Punkten gestartet). Wir haben natürlich eine schwere Auslosung gezogen. Wir haben die drei Ersten in den ersten fünf Runden. Dazu kommt der Europacup, für den wir uns qualifizieren wollen. Das ist eine Dreifachbelohnung und keine Dreifachbelastung.
…über die Qualitätsunterschiede zwischen der Austria und Sturm: „Sturm kann im Moment nichts aus der Ruhe bringen. Bei uns ist das ein bisschen hektischer und bemüht. Dort wo die Grazer sind, müssen wir erst hinkommen. Heute war ein Offenbarungseid, dass wir viel zu arbeiten haben.“
…über die Aussage seines Kapitäns, als Zielsetzung Platz drei anzuvisieren: „Erstens soll man hohe Ziele haben, sonst wird man sich nicht verbessern. Zweitens, wenn man die Tabelle im letzten Jahr anschaut, ist das die Budgettabelle für das, was die Vereine zur Verfügung haben. Dort sind wir auf Platz sechs abgerutscht. Es ist aber fatal zu sagen, wir können nicht um Platz drei mitspielen. Das ist schön, wenn der Kapitän das sagt und nicht immer nur defensive Aussagen kommen. Das kann ich nur bejahen.“
…über die Transferpolitik von Sturm Graz: „Ich blicke neidvoll nach Graz und Linz, wie sie Millionen ausgeben können. Aber sie haben sich das erarbeitet. Die haben ein tolles Händchen bei Transfers erwiesen. Da kann man nur sagen, Chapeau. Das kann für die Austria ein Vorbild sein.“
…über Nachwuchsspieler: „Mit den Erfolgen kommt der Appetit. Dann will man mehr und dort mithalten. Das wird mit den jungen Spielern aus der Akademie nicht passieren. Wir sind bei der Austria so aufgestellt, dass wir in jeder Liga einen Club haben. Dann kann man den Jungen bieten, dort einzusteigen, wo sie gerade sind. Es gibt Spieler, die überspringen die dritte Liga und andere müssen körperlich erst noch reifen. Es muss nur aufgezeigt werden, was der Plan mit ihnen ist.“
…weiter über Nachwuchsspieler: „Es gehört für mich eine Kultur des Zusammenlebens dazu. Ich hätte gerne, dass sie bitte, danke, grüß Gott und auf Wiedersehen sagen können und nicht nur die Louis Vuitton Tasche mit 16 tragen. Ich glaube, dass man dort rechtzeitig bilden und mit Vorbildern bilden muss. Wir müssen versuchen, dafür ein Umfeld zu schaffen.“
…über den Fokus der Jugendspieler: „Die Burschen sind schon richtig hergenommen. Die jungen Burschen haben Training, Schule, Training. Ich meine das ist zu viel. Du hast nicht einmal mehr soziales Leben. Weniger ist da meiner Meinung nach mehr. Das soziale Leben ist mitentscheidend.“
…über RB Salzburg nach dem Abgang von Matthias Jaissle und Christoph Freund: „Alle sagen immer, Salzburg sei schlechter geworden. Wenn man sich die nackten Ergebnisse anschaut, haben sie glaube ich nur ein Spiel verloren gegen Sturm. So eine Schwächung hätte ich auch mal gerne hingenommen. Ich glaube, dass Christoph Freund eine Lücke hinterlässt. Ich finde es sensationell, dass einer aus unserer Liga beim FC Bayern der Chef-Manager wird. Das ist für Christoph toll, der ein ganz toller Typ ist und auch für unsere Liga ein Kompliment. Für RB Salzburg war es aber schon immer eine Stärke, die Verluste wieder aufzufüllen.“
…über die Schulden der Wiener Austria: „Das ist kein Geheimnis, man kann die Bilanzen ja einsehen. Wir stehen bei 60 Millionen Euro Schulden. Dagegen haben wir ein Stadion, das uns gehört und haben schon einiges in den letzten Jahren abgebaut. Natürlich ist es noch kritisch. Es ist aber nicht mehr so, dass die Austria vor dem Abgrund steht. Es geht bei der Liquidität darum, dass die Spieler und Gläubiger im nächsten Jahr ihr Geld kriegen. Wenn du ein negatives Eigenkapital hast, musst du das Punkt für Punkt nachweisen. Deshalb müssen wir alle drei Monate Berichte abgeben. Es ist auch gut so, dort nicht übermütig zu werden und am Schuldenberg zu arbeiten und trotzdem eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu stellen. Das Gejammer muss aufhören. Du lockst ja keine Spieler und Sponsoren an, wenn man immer knapp vor dem Ruin steht. Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Unser neuer Präsident ist sehr umtriebig, zusätzliche Sponsoren aufzutreiben. Wir haben, ob richtig oder falsch, mit Gazprom einen Sponsor verloren, bei dem dir jährlich fünf Millionen Euro verloren gehen. Das musst du erst verkraften. Wir haben jetzt ganz sparsam budgetiert. Das wird nur langsam gehen und wir müssen sukzessive dorthin handeln.“
…über das Management der Wiener Austria: „Ich muss nicht in allen Bereichen aktiv sein, aber ich mache es gerne. Wir haben mit Alexander Korinek sehr wohl einen zweiten Vorstand. Das ist aber unter Anführungszeichen „interimistisch“. Ich habe aber volle Unterstützung. Unsere zweite Managementebene ist ganz toll. Wir haben über siebentausend Dauerkarten verkauft, wir haben über sechstausend Mitglieder, was eine Verdopplung der Summe ist, seit ich dort bin. Das war nicht einmal in der Meistersaison so. Ich merke den Aufbruch bei uns im Büro und merke, dass die Mannschaft richtig gewachsen ist. Ich glaube schon, dass etwas entsteht. Aber wie gesagt braucht es kleine Schritte.“
…über den möglichen Abgang von Spielern: „Es hängt vom Europacup und den Angeboten ab. Wir haben Angebote gekriegt, aber bis jetzt nicht in einer Höhe, in der wir das erwogen hätten. Wir wollen nicht den Weg gehen, dass wir unser Tafelsilber zu billig hergeben. Natürlich haben wir etwas eingeplant. Wir haben noch eine Wintertransferperiode und den nächsten Frühling.“
…über einen möglichen Abgang von Haris Tabaković: „Ich glaube, dass Haris ein ganz vernünftiger Bursche ist. Er würde das nur machen, wenn es vom Club oder vom Geld so attraktiv ist. Es wäre nicht verwerflich, wenn ein 29-jähriger zu einem Club wechseln würde, bei dem es mehr Geld gibt. Wir versuchen natürlich, ihn zu halten. Es gibt Angebote für ihn und er macht es sich nicht leicht. Er ist ein toller Typ. Wir hoffen, dass wir es schaffen, aber versprechen kann ich nichts.
Andreas Schicker (Geschäftsführer Sport SK Sturm Graz):
…über den Saisonauftakt: „Nach einer guten Vorbereitung ist es immer schwierig, wenn man nicht genau weiß, wo man steht. Der Trainer hat gesagt, wir starten wie ein Formel 1 Auto und das haben wir auch gemacht. Wir haben von Beginn an versucht, das Spiel in die richtige Richtung zu lenken. Das war ein hochverdienter Sieg heute.“
…über die Suche nach einem zweiten, neuen Stürmer für Sturm Graz: „Wie gesagt haben wir an der Sturmspitze die Augen offen. Mit Emmanuel Emegha haben wir Speed verloren. Einen Emegha werden wir aber nicht mehr finden. Der war, was Tempo und Tiefgang angeht unter den Top 3 Stürmern in Europa. Da haben wir noch die Augen offen. Es ist Ende Juli, da brauchen wir keinen Schnellschuss. Der Plan ist auf jeden Fall, dass wir noch einen Stürmer dazu holen.“
…über einen eventuellen Neuzugang vor dem Spiel gegen PSV Eindhoven: „Am Donnerstag, den 3. August ist die Anmeldefrist. Das wird sich denke ich nicht ausgehen. Die Frage ist eher, ob er uns überhaupt hilft, wenn er drei Tage bei der Mannschaft ist. Dort werden wir keinen Schnellschuss machen und das langsam angehen lassen.“
…über Stürmer Mohammed Fuseini: „Er hat schon in der zweiten Mannschaft bewiesen, dass er das richtig gut macht. Wir trauen ihm das schon zu, dass er das bringt. Aber ich denke, wenn wir einen neuen Stürmer mit Speed holen, tut ihm ein Jahr woanders in der ersten Liga gut, sodass er eine volle Saison viele Minuten bekommt. Dort macht er den besseren Entwicklungsschritt. In dieser Phase ist er aber ein wichtiger Spieler, weil er Tempo und Tiefe mitbringt.“
…über die Zukunft von Jakob Jantscher: „Ich habe mit ihm ein sehr gutes Gespräch in der Vorbereitung geführt, wie auch der Trainer. Wir haben ihm klar signalisiert, in welche Richtung es geht, und er hat es sehr gut angenommen. Wir haben einfach vorne in Spieler investiert. Es ist so, dass die ihre Minuten bekommen. Auch wenn das leistungsorientierte Denken bei uns vorne steht, kann es sein, dass Jakob Jantscher das ein oder andere Spiel spielt. Er ist im Training und in der Kabine ein wichtiger Bestandteil, der Sturm Graz verkörpert wie kein anderer. Über seine weitere Zukunft haben wir gesprochen und dort werden wir weiterhin im regen Austausch sein.“
…über die Kadergröße: „Wir werden unseren Weg nicht verlassen. Wir wissen genau, wo es gesund ist Geld auszugeben. Wir haben jetzt mindestens 28 Spiele. Da braucht man eine gewisse Größe im Kader. Heute, wo beinahe jeder Spieler fit ist, schaut das immer ganz groß aus. Da sind wir aber noch nicht im Rhythmus der englischen Wochen. Wir haben auch Teamspieler in den Länderspielpausen. Dann braucht man einen größeren Kader. Wir haben die Lehren aus den ersten Jahren Europacup gezogen und uns dahingehend gut entwickelt.“
…über die eigenen Nachwuchsspieler: „Die Entwicklung ist rasant nach oben gegangen. Da ist es für die eigenen Spieler sehr schwierig. Da haben wir in der zweiten Mannschaft eine Möglichkeit. Wenn du als Akademiespieler die Möglichkeit hast, zweite Bundesliga zu spielen ist das großartig. In Der Kampfmannschaft ist das Level so schnell nach oben gegangen, dass es schwierig ist. Wenn sich ein Spieler über Sturm II empfiehlt, werden wir definitiv die Möglichkeiten bekommen.“
Mario Haas (Trainer U-16-Akademie Steiermark und Rekordspieler von Sturm Graz):
…über Sturm Graz Spielweise: „Jeder weiß, wie Sturm spielt. Jeder einzelne Verein analysiert Sturm und trotzdem haben viele große Probleme.“
…über den Nachwuchs von Sturm Graz: „Es gibt viele Wege in die Bundesliga zu kommen, nicht nur über Sturm. Man muss auch geduldig sein. Man kann nicht immer erwarten, dass die Jungen spielen. Wenn einer Qualität hat, wird er sich eh durchsetzen. Dann wird er von Christian Ilzer gesehen. Jetzt ist es schon schwierig. Jetzt muss man arbeiten daran. Wir bilden die Spieler so aus, dass sie in der zweiten Liga spielen und bereit sind für die Kampfmannschaft.“
…über Geduld bei jungen Spielern: „Das Problem ist, dass viele Manager dabei sind. U-15-Spieler haben auch schon Manager. Du diskutierst nicht mehr mit Eltern, sondern mit Managern. Das tut schon weh. Du musst mit den Burschen ein konkretes Ziel haben. Die Manager haben auch schon sehr viel Gewicht bei den jungen Spielern.“
…über die Jugendarbeit: „Es macht mir richtig viel Spaß und ich möchte meine Erfahrung mitgeben. Ich habe dafür lange genug gespielt, in der Champions League, im Nationalteam, im Ausland. Ich kann ihnen sehr viel zeigen. Du musst aber auch denken wie die Burschen. Von 8 Uhr in der früh bis zum Abend sind sie durchgehend beschäftigt. Training, Schule, Lernen. Das ist wahnsinnig, was sie leisten. Ihnen musst du richtig erklären, worum es geht. Die Burschen sind noch nicht fertig. Du musst ihnen zeigen, wo ihre Probleme liegen. Und wenn sie fertig sind, kriegen sie einen Vertrag und gehen sie.“
…über das anstehende Spiel von Sturm Graz gegen PSV Eindhoven: „Ich traue ihnen das Weiterkommen zu. Sturm hat sich entwickelt. Die Fehler, die sie in den letzten Jahren international gemacht haben, haben sie abgestellt. Man glaubt immer, über österreichische Mannschaften fährt man international drüber.“
Alfred Tatar (TV Experte):
…über die Kaderqualität bei Sturm Graz: „Man macht sich Gedanken, wie man sich auf höchstem internationalen Niveau verstärken muss. Für mich ist dafür die Verpflichtung des neuen Tormanns ein Zeichen. Der ist 2,06m groß. Wenn wir erwägen, wie die Torleute auf ganz hohem Niveau agieren und welche Ausstrahlung sie qua ihres Körperbaus haben und wenn wir überlegen, dass Sturm noch einen neuen Stürmer holen will, dann glaube ich auch hier, dass man weiß, wie auf europäischem Niveau zu agieren ist.“
…über Fußball-Akademien: „Es gibt einen Unterschied zwischen Ausbildung und Bildung. Ich meine nicht schulische, sondern fußballerische Bildung. Der Schwerpunkt im Nachwuchs liegt auf der Ausbildung. Den jungen Spielern wird sehr viel beigebracht. Aber in den meisten Fällen haben sie kein Bild von dem, was sie tun. Es fehlt die bildgebende Seite der Trainerschaft. Wenn du heute Interview von jungen Profis hörst, merkst du, sie wissen gar nicht wovon sie reden. Ich glaube Österreich kann sich verbessern, wenn die jungen Spielern ein Bild davon haben, was das Fußballspielen bedeutet. Es bedeutet die Wahrnehmung des eigenen Daseins im Spiel, wie auch die Mitspieler. Ich habe den Eindruck, hier geht es eher um egoistische Ziele, die in der Ausbildung behandelt werden. Dort gibt es eine starke Dysbalance.“
…über RB Salzburg nach dem Abgang von Trainer Matthias Jaissle: „Es wird auf das Selbstverständnis eine Auswirkung haben. Beim Wechsel von Trainer Jaissle hatte man nicht die Message-control. Das hat den Verein sicherlich in Mark und Bein getroffen. Dass der Trainer vermutlich hinter dem Rücken der Vereinsführung verhandelt, wird dem Verein nicht gefallen.“
„Talk & Tore“ am Sonntag live & exklusiv auf Sky Sport Austria 1
Das Erfolgsformat „Talk & Tore“ kehrt in der neuen Saison zurück an seinen „alten“ Sendeplatz am Sonntagabend. Direkt im Anschluss an die Bundesligasendung begrüßen Martin Konrad & Constanze Weiss künftig spannende Gäste zur Fußballdebatte. Die Zuseher:innen erwartet auch in der kommenden Saison ein interessanter Mix aus Exklusivsendungen fokussiert auf einen Gast und lebendigen Talkrunden. Unter dem Hashtag #SkyTuT können die Zuseher:innen ab sofort Fragen an die Talkrunde richten.
Presseinfo
Sky Österreich:
30.07.2023