Alexander Erler und Lucas Miedler fixieren in Bad Waltersdorf im Doppel nach langer Wartezeit den Sieg.
Die letztlich dreitägigen Regen- und Sturmspiele in Bad Waltersdorf haben aus rot-weiß- roter Sicht doch noch ein Happy End gebracht: Das Generali Austria Davis Cup Team hat in der Weltgruppe I des Davis Cups das Wetter und die Türkei besiegt. Der Mannschaft von Kapitän Alexander Peya verwertete am frühen Sonntagnachmittag gleich die erste Chance, um den Sack zuzumachen.
Denn nach den Einzelsiegen von Jurij Rodionov (ATP 170) am Freitag und von Debütant Lukas Neumayer (ATP 262) am Samstag entschieden Alexander Erler und Lucas Miedler das Doppelmatch für sich. Der Tiroler (ATP-Doppel 46) und der Niederösterreicher (ATP-Doppel 58) konnten sich gegen den Ex-Weltranglisten- 154. im Einzel, Altug Celikbilek (ATP-Doppel 2296), und Yanki Erel (ATP-Doppel 433) nach 1:12 Stunden Spielzeit souverän mit 6:3, 6:4 durchsetzen und stellten damit auf 3:0 für Österreich. Das blieb zugleich auch der Endstand, denn die weiteren Einzelspiele wurden wegen der schon gefallenen Entscheidung nicht mehr ausgetragen.
Die ÖTV-Herren sind somit wieder im Kreis der Topnationen angelangt, aus dem man sich in der Saison 2023 verabschieden hatte müssen. Durch den 4:0-Erfolg in Irland am 3./4. Februar 2024 und den jetzigen Coup gegen die Türkei schlägt man 2025 wieder in der Qualifikationsrunde zu den Davis Cup Finals auf. Dort könnten im Frühjahr richtige Kracher gegen die besten Nationen der Welt warten. Die Auslosung wird, laut dem Tennisweltverband ITF, im Zuge des heurigen Finalturniers in Málaga (19. bis 24. November 2024) vorgenommen.
Erler/Miedler lassen nichts anbrennen
Um 9:30 Uhr hätte das Doppel am Sonntag im Sportaktivpark Bad Waltersdorf eigentlich starten sollen, aber das Wetter hatte einmal mehr an diesem langen Wochenende etwas dagegen. Nach einer stürmischen Nacht hatte in der Früh wieder Regen eingesetzt. Das Platzarbeiterteam leistete jedoch einmal mehr ganze Arbeit, und so konnte letztlich um 13:00 Uhr mit dreieinhalbstündiger Verspätung begonnen werden, bei freiem Eintritt für alle Zuschauer:innen. ÖTV-Vizepräsident Jürgen Roth, ÖTV-Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Schweda, STTV-Präsidentin Barbara Muhr und viele weitere bekannte Gesichter aus der rot-weiß-roten Tennis- und Tennisverbandswelt und nicht zuletzt auch der ÖTV- Davis-Cup-Fanclub feuerten das Austrodoppel wie an den vergangenen Tagen lautstark an. Bei ihrem – durch kürzliche Wadenprobleme Miedlers – ersten gemeinsamen Auftritt seit zwei Monaten lieferten Erler/Miedler eine äußerst konzentrierte Vorstellung ab und hatten ihre Gegner bei nassen, stürmischen und also schwierigen Bedingungen zu jeder Zeit unter Kontrolle.
Ihre eigenen Aufschlaggames spulten die beiden meist im Eiltempo ab, ließen bis zuletzt keine einzige Breakchance gegen sich zu. Selbst konnten sie zwar einige Möglichkeiten nicht verwerten, doch zwei Breaks zum 4:2 im ersten Satz und zum 4:3 im zweiten Abschnitt genügten ihnen letztlich zum sicheren Erfolg im oststeirischen Thermen- und Vulkanland. Für das top eingespielte, heimische Spitzendoppel war es im Davis Cup in Diensten Österreichs bereits der fünfte Sieg im sechsten Match. Große Erleichterung bei Erler, Miedler und Peya Nach dem Matchball durften Erler/Miedler mit dem gesamten Generali Austria Davis Cup Team befreit aufjubeln. „Die Erleichterung ist schon sehr groß“ , bekannte Erler offen bei der abschließenden Pressekonferenz, zumal mit dem starken Einzelspieler Celikbilek und dem Wimbledon-Juniorendoppelsieger 2018, Erel, auch keineswegs zu unterschätzende Kontrahenten auf der anderen Seite des Netzes standen. „Es war nicht so leicht heute – vor allem auch bei dem Sturm. Aber wir sind im Team alle froh, dass wir’s geschafft und 3:0 gewonnen haben.“ Partner Miedler zeigte sich gleichfalls hochzufrieden: „Ich glaube, die Performance war wirklich sehr solide. Wir waren von Anfang an die Drückenderen, im Endeffekt haben sie bei unseren Aufschlagspielen nicht wirklich einen Zugang gehabt – und ich habe das Gefühl gehabt, ‚ruhig bleiben, und dann kriegen wir unsere Chancen’ . “
Und genau so kam es in beiden Sätzen auch. Miedler gratulierte nicht nur Ersatzkapitän Peya zum ersten Sieg beim ersten Länderkampf auf der Betreuerbank, sondern richtete auch dem aus gesundheitlichen Gründen ausgefallenen Capitano und ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer nochmals Besserungswünsche aus: „Das war natürlich auch ein Sieg für Jürgen.“ Viel Erleichterung verspürte auch Peya: „Wenn man bei einem 3:0 nicht happy ist, dann stimmt irgendetwas nicht. Es war eine super Woche, teilweise natürlich durch die Wetterverhältnisse kompliziert. Aber auch das haben mir die Jungs sehr, sehr leicht gemacht. In solch einer großen Gruppe ist das dann doch auch einfacher, diese Tage zu überstehen. Es war bei allem Ernst die ganze Zeit auch immer ein bisschen Spaß dabei. Die ganze Gruppe hat das sehr, sehr gut erledigt.“
ÖTV-Vizepräsident Roth: „Was will das Tennisherz mehr?“
Tiefes Durchatmen war nach dem fixierten Favoritensieg bei ÖTV-Vizepräsident Jürgen Roth angesagt: „Unter schwierigsten Bedingungen und nicht leichten Voraussetzungen haben wir gewonnen. Das ist ein doppelter Sieg für uns, denn wir haben das Wetter und die Türken besiegt. Es hat wirklich eine super Stimmung geherrscht, bei einem in dieser Konstellation ganz neuen Team, und noch dazu mit einem Interimscaptain. Was will das Tennisherz mehr?“ ÖTV-Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Schweda dankte auch den Organisatoren Sascha Freitag und Peter Westner herzlich: „Sie haben was Wunderbares zusammengebracht. In ganz Österreich gibt es Unwetter und kaum einer hätte gedacht, dass man überhaupt Tennisspielen kann. Wir haben es trotzdem geschafft und am Ende gewonnen.
Jetzt hoffen wir, dass wir bei der Auslosung einen schönen, starken Gegner bekommen, gegen den wir daheim ein weiteres großes Tennisfest veranstalten können.“ Bei den ÖTV-Herren herrschte natürlich schon viel Vorfreude auf die dritte Chance nach 2022 und 2023, sich im 2019 neu eingeführten Davis-Cup-Modus erstmalig aus eigener Kraft für die Davis Cup Finals qualifizieren zu können; 2021 war man ja als Veranstalter automatisch dabei gewesen. „Jetzt müssen wir mal schauen, gegen wen wir spielen und wer bei uns im Team aller spielen kann – und dann ist für uns, glaube ich, alles möglich“ , befand Erler. Peya ergänzte, dass alles natürlich sehr stark vom Los abhängig sei, „aber ich finde, prinzipiell muss sich das österreichische Team nie verstecken.“ Auch ohne den derzeit leider verletzten, heimischen Topspieler Sebastian Ofner („Es wäre natürlich gut, ihn als Top-100-Spieler dabei zu haben“) habe man „eine sehr, sehr gute Dichte und ein Topdoppel in der Mannschaft“ – und somit gute Voraussetzungen.
Davis Cup 2024, Weltgruppe I in Bad Waltersdorf
Österreich – Türkei 3:0
Freitag
Jurij Rodionov – Yanki Erel 6:3, 6:4
Samstag
Lukas Neumayer – Cem Ilkel 7:6 (3), 6:2
Sonntag
Alexander Erler / Lucas Miedler – Altug Celikbilek / Yanki Erel 6:3, 6:4
Jurij Rodionov – Cem Ilkel nicht mehr gespielt
Lukas Neumayer – Yanki Erel nicht mehr gespielt
Presseinfo
ÖTV
15.09.2024