Austria Wien-Vorstand Kraetschmer: Kapfenberg darf nicht mehr passieren

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Nach der Niederlage in der Steiermark hat es bei den Wiener Violetten rumort. Austria-Vorstand Markus Kraetschmer im Sportreport-Interview über Fans, Konsequenzen, und warum die Mannschaft gegen Innsbruck anders auftreten wird.

Sportreport: Nach der 0:1-Blamage in Kapfenberg stand die Austria medial schwer in der Kritik. Wie waren ihre letzten Tage?
Markus Kraetschmer: Arbeitsintensiv. Ich habe viele Gespräche geführt – mit Spielern, dem Trainerteam und den Fans. Es war klar, dass wir nach einer Leistung wie gegen Kapfenberg nicht zur Tagesordnung übergehen können. Wir haben sehr viel analysiert. Wir haben natürlich auch versucht über die Medien unseren Standpunkt zur Situation zu erläutern. Gestern hatten wir ein sehr konstruktives Mitgliederfest. Dort habe ich heiße und intensive Diskussionen geführt. Aber das gehört dazu. Wie es aber so schön heißt, um jetzt mal das Phrasenschwein zu strapazieren: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Das müssen wir gegen Innsbruck beweisen.

Sportreport: Warum wird es gegen Innsbruck anders als im letzten Spiel in Kapfenberg?
Markus Kraetschmer: Weil es jeder verstanden hat, dass so etwas wie in Kapfenberg einfach nicht mehr passieren darf. Wir haben es in der letzten Saison zum Beispiel gegen Austria Lustenau erlebt. Es bedarf jetzt einer Reaktion der Mannschaft. Es ist jetzt ein Mosaik das es zusammenzustellen gilt. Es gilt den Schlüssel zu finden. Wir glauben, dass wir ihn durch die vielen Analysen und Gespräche gefunden haben und auf dem richtigen Weg sind.

Ich glaube die Mannschaft wird dementsprechend auftreten. Das hat auch das Publikum sehr deutlich vermittelt, dass sie es auch so wollen. Das müssen die Spieler kapieren. Sie wissen worum es geht. Sie haben eine Verantwortung für die Austria.

Für einige Akteure geht es auch um ihre persönliche Zukunft. Es geht für uns auch um die Kaderzusammenstellung für die nächste Saison. Darum ist es so wichtig, dass wir die Aufgabe gegen Innsbruck erfolgreich bestehen. Erst danach konzentrieren wir uns auf das Cupspiel in Ried.

Sportreport: In einer großen österreichischen Tageszeitung wurde über einen möglichen Platzsturm im Spiel gegen Wacker Innsbruck berichtet. Sie haben von Gesprächen gesprochen: Wie ist hier der Stand der Dinge?
Markus Kraetschmer: Ich habe das auch auf unserer Homepage sehr deutlich klargelegt. Wir lesen natürlich auch die Fanforen. Grundsätzlich nehmen wir solche Dinge sehr, sehr ernst.

Wir haben aber sehr intensive und gute Gespräche mit den Fanvertretern gesprochen. Das hat dieses Mal der Co-Trainer Manfred Schmid gemacht. Da ist klar herausgekommen, dass die Fans eine Austria mit Leidenschaft sehen wollen. Sie wollen die Mannschaft kämpfen sehen wollen um den Erfolg. Die Fans wissen, dass sie mit solchen Aktionen dem Klub schaden. Aufgrund der eigenen Fanordner haben wir in Kapfenberg den Wutausbruch vermeiden können. Wir haben sehr klar gemacht, dass es kein probates Mittel ist. Wir wollen morgen die Veranstaltung normal über die Bühne bekommen, dass jeder Fan – egal ob der Ost- oder dem violetten Löwenklub auf der Westtribüne – ein Spiel sehen kann und eine sichere Veranstaltung erlebt.

Was ich gemeint habe, ist, wenn solche Dinge ohne Recherche gemacht werden, ärgert mich das. Das sage ich ganz offen. Wir stehen der Medienarbeit – auch wenn sie kritisch ist – sehr offen gegenüber. Aber ich glaube, man sollte nicht jedes Gerücht einfach übernehmen und aus einer Mücke einen Elefanten machen. Die Mannschaft wird morgen mit einer guten Leistung wieder das Publikum mitnehmen. Dann werden wir gute positive Stimmung haben und das wird zu drei Punkten führen.

Sportreport: Verstehen sie den Ärger der Fans?

Markus Kraetschmer: Absolut! Für uns – also Mannschaft Trainer und Vorstand – war gestern die Mitgliederversammlung sehr gut um den Ärger zu verstehen. Ich habe dafür absolutes Verständnis. Natürlich verstehe ich es, wenn man seinen Unmut äußert. Wenn da das eine oder andere harte Wort unter der Gürtellinie fällt, gehört es auch dazu.

Aber es gibt auch hier ein Mindestmass an Spielregeln. Das heißt zum Beispiel, dass ein Fan auf dem Spielfeld nichts verloren hat. Das sind einfach Sicherheitsbestimmungen. Ich glaube, dass es auch sehr gut rübergekommen ist, dass die Fans in Wahrheit ihre große Leidenschaft für den Verein auch auf dem Spielfeld von ihren Spielern sehen wollen.

Wir können es versprechen und versuchen unser Bestes zu geben. Dann werden wir schauen, dass die Mannschaft in diesen 90 Minuten gegen Innsbruck – oder besser gesagt bis zum Schlusspfiff, weil da haben wir heuer auch schon unsere bitteren Erfahrungen gemacht – umsetzen kann. Ich bin überzeugt, dass es auch funktioniert.

Sportreport: Letzte Frage: Die Austria steht jetzt praktisch vor zwei Endspielen im Kampf um ein Europacup-Ticket. Die Mannschaft wird sie erfolgreich bestreiten, weil…?
Markus Kraetschmer: Weil wir den Willen und die potentielle Stärke im Kader haben, das umzusetzen. Weil wir erfahren sind. Das ist ein Vorteil in solchen Situationen umzugehen. Wir haben das schon in der Meisterschaft, im Cup und im Europacup bewiesen.

Weil ich überzeugt bin, dass die Austria-Familie uns helfen wird, diese Ziele zu erreichen. Dann werden wir – wie es so schön heißt – nach dem Regen die Sonne sehen können.

Das Gespräch führte Thomas Muck

28.04.2012