„Drittes Drittel“ im Prozess Chris Harand vs. Erste Bank Eishockey Liga

Chris Harand

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Praktisch zeitgleich mit dem Spielbeginn von Österreich vs. Slowenien begann das „dritte Drittel“ im Prozess Chris Harand (vertreten durch Rechtsanwalt Reisinger) vs. Erste Bank Eishockey Liga (vertreten durch Rechtsanwalt Gruber). Als Zeugen wurden Dr. Karl Safron (Vize-Präsident Erste Bank Eishockey Liga), Dr. Hellmuth Reichel (KAC-Vizepräsident), Mag. Thomas Cijan (Spielerberater), Patrick Harand (KAC), Kurt Harand (Vater des Klägers) und Chris Harand einvernommen.

Der Verhandlung begann mit dem Versuch der vorsitzenden Richterin einen Vergleich zwischen den Parteien zu erreichen. Er war jedoch erfolglos. Danach sorgte ein Tonbandmitschnitt eines Gesprächs zwischen Chris Harand und Dornbirner EC-Manager Alexander Kutzer für juristisches Geplänkel. In der Folge wurde auf die Abspielung des Mitschnittes verzichtet.

Als erster Zeuge wurde der Vize-Präsident der Erste Bank Eishockey Liga in den Zeugenstand gerufen. Dr. Karl Safron wurde direkt über die Gründe angesprochen warum der Tryout-Vertrag von Chris Harand beim Dornbirner EC nicht verlängert wurde. „Warum der DEC ihn nicht unter Vertrag genommen hat ist unbekannt. Ich bin über die damalige Punktesituation informiert worden. Der Dornbirner EC hat die Punkte nicht annähernd ausgereizt. Ich denke das haben damals viele Teams nicht gemacht. Hätte Chris Harand keinen Punkt gezählt hätte es meiner Meinung nach keinen Unterschied ausgemacht. Für mich persönlich hängt es immer von der sportlichen Qualität ab“, erklärt Karl Safron im Zeugenstand.
In weiterer Folge wurde ein Mail an Chris Harand thematisiert wonach der Dornbirner EC über 61 Zähler verfügt hätte und nicht über den offiziell kolportierten Wert von 49. Dazu verfügt der Vize-Präsident der Liga über keine Informationen. Weitere Themen waren ein kolportiertes monatliches Treffer der Team-Manager und eine „Vereinbarung“ wonach der Kläger von keinem Team der Erste Bank Eishockey Liga unter Vertrag genommen werden würde. Beide Punkte wurden von Dr. Safron verneint und zurückgewiesen. „Das gibt es nicht“, so rasch die knappe aber deutliche Antwort.

Als zweiter Zeuge wurde Dr. Hellmuth Reichel in den Zeugenstand gerufen. Der KAC-Vizepräsident sprach aus seiner Sicht über die Punkteregel Klartext. „Ich will keine 0-Punkte-Spieler sondern eine gute Mannschaft. Das Team muss funktionieren und dann auch erfolgreich sein. Da ist die Punkte-Regel sekundär“, erklärt Dr. Reichel vor Gericht. Mit einer Aussage sorgte der KAC-Funktionär für Aufregung. „Chris Harand ist ein guter Eisläufer. Er ist technisch beschlagener Spieler. Aber der Chris hat Defizite in der Defensive. Das hat nichts mit X-Länderspielen oder der Punkte-Regel zu tun. Andere Spieler sind daher für uns besser geeignet“, sagte Dr. Reichel weiter.
Ebenfalls thematisiert wurde die Causa Herbert Ratz (Anm.: Wurde aufgrund der Punkteregel abgemeldet – Der Spieler beendete in der Zwischenzeit seine Karriere). „Es ist klar geregelt. Schumnig kam zurück. Damit sind wir über das Limit gekommen. Das hatte mit der Punkteregel nichts zu tun. Wir hätten ihn auch nicht behalten weil er nicht so gut ist wie Schumnig. Wäre Ratz besser besser gewesen hätte ein anderer zugeschaut. So einfach ist es“, sagte Dr. Reichel abschließend.

Als nächster Zeuge wurde Mag. Thomas Cijan einvernommen. Für den Spielberater ist die Punkte-Regel ein Ärgernis. Für den 53-jährigen handelt es sich dabei um ein Dauerthema. „Es ist ein wichtiges Thema wer wie viele Punkte hat. Nicht nur bei Chris Harand. Für einen Spielerberater ist es nicht zugänglich welcher Spieler welchen Punktewert hat“, erklärt Cijan vor Gericht. Der Spielerberater führt in der Folge weiter aus. „Im Grunde genommen handelt es sich um ein Papier das nicht gerne weitergereicht wird. Die Manager der Vereine haben es. Die Spieler können sich bei ihre Teams informieren. Mann kann sie zwar eruieren – Als Berater erhalte ich jedoch nicht den offiziellen Wert“, führt Cijan weiter aus.

Als nächster Zeuge nahm Patrick Harand als Zeuge Platz. Zu Beginn der Einvernahme gab der KAC-Spieler seine Eindrücke zu Protokoll wie die Zeit seines Bruders beim Dornbirner EC verlief. Gegen Ende der Aussage wurde ein interessante Detail bekannt. In der Vorsaison hatte der Wiener einen Wert von 3,0 Punkten. Aufgrund einer Verletzung und seines hohen Werts wurde der 29-jährige aufgrund der Punkte-Regel nicht mehr eingesetzt. Am Vortag vor der Verhandlung erfuhr Patrick Harand, dass sein Wert in der laufenden Saison nur zwei Punkte beträgt. Ein Grund für die Reduzierung ist ihm nicht bekannt.

Weiter ging der Reigen der Zeugenbefragungen mit Kurt Harand. Neben seinen Wahrnehmungen über die Zeit seines Sohnes in Vorarlberg stand die vermeintliche Defensivschwäche im Mittelpunkt der Befragung. „Dornbirn hätte sich alle zehn Finger abschlecken müssen einen Spieler wie den Chris zu bekommen. Er hat über 80 Länderspiele absolviert und kann auf dem Eis alles. Eine Defensivschwäche ist für mich nicht nachvollziehbar“, erklärt Kurt Harand. In der Folge kritisierte er der 56-jährige im Zeugenstand die Punkte-Regel. „Wie viele Punkte Dornbirn wann hatte weiß ich nicht. Weil man ununterbrochen Spieler an- und abmelden kann ist es nicht mehr nachvollziehbar“, erklärt Harand.

Als nächster musste Johannes Auer in den Zeugenstand. Der Angestellte ist in der Erste Bank Eishockey Liga für viele Tätigkeiten mitverantwortlich. Darunter auch für die Kadermeldungen der Teams. Die Zuge seiner Aussage klärte Auer auch warum am zweiten Verhandlungstag eine Mail vorgelegt wurde wonach der Dornbirner EC 61 Punkte hätte. „Das ist eine Auflistung aller Spieler des Dornbirner EC die im Laufe der Tryout-Phase eingesetzt wurden. Es ist eigentlich nicht meine Aufgabe darüber Auskunft zu geben. Ich kenne Chris Harand seit 10 bis 15 Jahren. Wir hatten eine Art freundschaftlichen Kontakt. Daher habe ich diese Auflistung auch gemacht“, führt Auer aus. „Die Punktelisten sind nicht öffentlich. Die Informationen sind für Vereine und Spielerberater zugänglich. Wenn ein Spieler keinen Vermittler hat kann er seinen Wert bei einem Kollegen erfragen“, erklärt Auer weiter.

Abschließend wurde erneut Chris Harand einvernommen. Der Kläger kritisierte neben der Punkteregel auch die Kommunikation des Dornbirner EC. Detail: Laut Aussage des 32-jährigen versuchte er nach dem Ende seines Tryout-Vertrags bei den Vorarlbergern bei den Graz 99ers, KAC und SAPA Fehervar einen Vertrag zu erhalten. Bei den Ungarn wäre dieses Vorhaben aufgrund der Punkte-Regel gescheitert.
Im Moment steht der Wiener beim EHC Lustenau unter Vertrag. Zum ersten Mal in seiner Karriere ist der Wiener kein reiner Profi-Eishockeyspieler mehr. Damit verbunden sind drastische Gehaltseinbußen von rund 65 Prozent.

Abschließend startete die umsichtig agierende Richterin erneut einen Versuch die beiden Parteien zu einem Vergleich zu bewegen. Ein erfolgloses Unterfangen.

So wurde die Verhandlung auf Ende April vertagt. Die endgültige Zeugenliste wird erst in den nächsten Tagen fixiert. – In erster Instanz wird dies vermutlich der letzte Verhandlungstermin sein.

Sportreport holte von beiden Verhandlungsparteien Stellungnahmen zum „dritten Verhandlungsdrittel“ ein. Während die Erste Bank Eishockey Liga kein Statement aufgrund des laufenden Verfahrens zeigte sich der Kläger kommunikativer. „Auch am dritten Verhandlungstag gab es auf wichtige Fragen keine echten Antworten. Viele Kernpunkte des Verfahrens sind weiter offen. Vielleicht bringt der vierte Verhandlungstag Licht ins Dunkel“, erklärt Chris Harand.

19.02.2014