Der ÖFB feiert sein 110-jähriges Bestehen

Vor genau 110 Jahren, am 18. März 1904, erfolgte die Gründung des Österreichischen Fußball-Bundes, ein Jahr später wurde der ÖFB Mitglied des Weltfußballverbandes FIFA. UEFA Mitglied ist der ÖFB seit 1954. In den Statistiken scheinen große Siege, aber auch bittere Niederlagen auf. Phantastische Abschnitte in der Weltelite wechselten mit herben Enttäuschungen. In den Annalen werden zahlreiche Spieler mit Weltruf geführt, aber natürlich gab es auch Perioden, in denen die großen Persönlichkeiten fehlten. Doch eines bleibt unverändert: Der die Faszination für den Fußball in Österreich unter der Schirmherrschaft des ÖFB ist ungebrochen.
Der österreichische Fußball verfügt über eine lange und ereignisreiche Historie. 1890 wurde das Spiel von englischen Gärtnern, die in Wien für die Bankiersfamilie Rothschild arbeiteten, eingeführt. Die Gärtner kickten in ihrer Freizeit mit einem Lederball herum, und schon bald wurde der Sport eine interessante Alternative für die Wiener. 1894 wurden in der Hauptstadt die ersten Vereine gegründet – der First Vienna Football Club und die Cricketers. 1904 erfolgte die Gründung des Verbandes.
Wunderteam 1931 bis 1933
Eine exakte Historie mit Daten und Fakten füllt Bücher, wie also feiert man einen Jubilar? Indem in den Erinnerungen an große Teams und Persönlichkeiten geschwelgt wird! Wie beispielsweise dem sogenannten „ Wunderteam“, jener Mannschaft, die unter der Führung von Hugo Meisl, dem Multifunktionär, von 1931 bis 1933, die Fußballfelder Europas beherrschte. Ein 5:0 über Schottland bedeutete den Startschuss für den Triumphzug dieses Teams um Mathias Sindelar, der damals als einer der Besten, wenn nicht als der beste Spieler der Welt eingestuft wurde. Dabei gab es Siege gegen Deutschland mit 5:0 und 6:0(!) oder Ungarn mit 8:2. Und selbst eine 3:4 Niederlage gegen England an der Stamford Bridge wurde von der internationalen Presse wie ein Sieg gefeiert. Der vierte Platz bei der WM in Italien 1934 des schon stark veränderten Teams, galt daher als riesige Enttäuschung.
Dritter Platz 1954 gegen Weltmeister Uruguay
Die nächste Erfolgs-Periode des österreichischen Teams kam nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1954, als die Österreicher nicht nur zahlreiche Erfolge, sondern auch die beste Platzierung bei einer Weltmeisterschaft feiern durften. Bronze war der Lohn für Siege über Schottland, die CSSR, die Schweiz und im Spiel um Platz drei gegen den zweifachen Weltmeister Uruguay. Unvergesslich in Erinnerung bleibt dabei das 7:5 über die Schweiz im Viertelfinale, als die Österreicher einen 0:3 Rückstand wettmachten ( Das 1:6 gegen Deutschland im Semifinale bedeutete daher eine umso größere Enttäuschung). Wie stark die österreichischen Spieler in dieser Periode eingeschätzt wurden, zeigt ein Welt-Auswahl -Kader mit sechs Österreichern (Ocwirk, Hanappi, Zeman, Happel, Stotz, Brinek).
1938 spielten 62 österreichische Profis in Frankreich
Die Österreicher sorgten auch in der internationalen Vereinsszene früh für Furore. 1905 gab es den ersten Auslandslegionär; Torwart Karl Pekarna wechselte von Wien zum schottischen Klub Rangers FC. Der Statistik zufolge spielten 1938 alleine in Frankreich insgesamt 62 österreichische Profis. Einige von ihnen wie Heini Hiltl, Gustl Jordan und Rudi Hiden nahmen die französische Staatsbürgerschaft an und spielten in der Folgezeit für Frankreich. Ernst Happel spielte ebenfalls in Frankreich und war Mitglied der FIFA-Weltauswahl, die 1953 gegen England ein Unentschieden erreichte.
1962 verzichtet der ÖFB auf die WM-Teilnahme
Dann kam die kuriose „ Decker-Ära“. Kurios deshalb, weil die Österreicher nach der WM-Endrunde 1958 (ausgeschieden gegen Brasilien, UdSSR und England), Anfang 1960 eine unglaubliche Siegesserie hinlegten( Siege über Spanien, England, Ungarn, UdSSR), aber aus finanziellen Gründen auf eine Teilnahme an der WM 1962 in Chile verzichtet wurde. Dem Team um Fraydl, Stotz, Nemec und Buzek, Hanappi und Koller war es also verwehrt sich bei einer WM mit den Großen ihrer Zeit zu messen.
Legendäres Cordoba 1978
Erst 1978 gelang es wieder eine WM-Endrunde zu erreichen. Mit Cordoba (dem legendären 3:2 gegen Deutschland) endete eine eindrucksvolle Vorstellung einer großartigen österreichischen Mannschaft um Keeper Friedl Koncilia, Kapitän Robert Sara, natürlich Herbert Prohaska, dem späteren Jahrhundert- Fußballer und Hans Krankl, dem Torjäger, der mit seinen Treffern immer in Erinnerung bleiben wird. 2:1 gegen Spanien, 1:0 gegen Schweden lauteten die ersten Siege, ehe nach Niederlagen gegen Brasilien, Holland und Italien mit dem Erfolg über Deutschland doch noch ein mehr als versöhnliches und in allen Erinnerungen immer wieder strapaziertes Happy –End in Argentinien gelang.
WM-Zwischenrunde 1982 in Spanien
Bei der WM–Endrunde 1982 in Spanien schien diese Mannschaft noch reifer. Erfolge über Chile und Algerien (bei einer Niederlage gegen Deutschland) brachten das Team in die Zwischenrunde, dort blieb ein Unentschieden gegen Nordirland (bei einer Niederlage gegen Frankreich) die einzige Ausbeute. Auch weil es bei heißen Temperaturen eine unterkühlte Stimmung gab.
1990 Italien-WM mit Josef Hickersberger
Sieben Jahre später aber erreichte die Begeisterung um Österreichs Team einen neuen Siedepunkt. Als Toni Polster, heftig kritisiert und bei der Hymne noch ausgepfiffen, mit drei Toren die DDR besiegte und die Mannschaft um Coach Hickersberger nach Italien schoss. Dort war allerdings auch nach der Vorrunde Endstation.
Der „Wödmasta“ auf der Trainerbank
Aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wurde durch eine faszinierende Persönlichkeit auf der Trainerbank genährt: Ernst Happel, Europacupsieger mit Feyenoord und dem HSV, Vizeweltmeister mit Holland, insgesamt mit 17 Titeln ausgezeichnet, übernahm die Nationalmannschaft und bereitete den Boden für künftige Erfolge.
Herbert Prohaska bringt WM-Teilnahme 1998
Die kamen mit dem nächsten Erfolgs-Coach: Herbert Prohaska. Er führte das Team als Gruppensieger in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft nach Frankreich 1998. Wobei sich der Rekord- Internationale Andreas Herzog mit seinen Toren gegen Schweden in das goldene Buch des ÖFB bombte. Unglücklich endete dieses WM-Abenteuer nach der Vorrunde.
EURO 2008 als Highlight der Geschichte des ÖFB
Dafür gab es 2002 wider Grund zum Feiern: der ÖFB erhielt mit der Schweiz den Zuschlag zur Ausrichtung der Euro 2008 und bestand diese organisatorische Prüfung, gemeinsam mit der UEFA, mit Bravour. Wieder schied das Team dann in der Euro–Vorrunde unter Coach Josef Hickersberger unglücklich aus.
Nach dem Scheitern in den letzten EM- und WM-Qualifikationen ist die Erwartung von Fußball-Österreich groß, dass das Nationalteam unter Trainer Marcel Koller bei der UEFA EURO 2016 in Frankreich nach 16 Jahre Abstinenz von einem fußballerischen Großereignis wieder dabei ist. Erstmals sind bei diesem Turnier 24 Mannschaften teilnahmeberechtigt.
In diesem kurzen Abriss der langen Historie des ÖFB sind viele Geschichten und Gschichterln des ÖFB und seiner Persönlichkeiten untergegangen. Österreich konnte sich bislang siebenmal für FIFA-Weltmeisterschaften qualifizieren, zuletzt für die WM1998 in Frankreich. Die erfolgreichsten Teilnahmen waren 1954 (dritter Platz) und 1934 (vierter Platz). Die Amateurnationalmannschaft gewann 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin die Silbermedaille und wurde 1967 in Spanien Europameister.
Stellvertretend seien noch einmal Rekord- und Jahrhundert- Persönlichkeiten vor den Vorhang geholt.
Trainer des Jahrhunderts: Ernst Happel
Spieler des Jahrhunderts: Herbert Prohaska
Rekord-Internationaler: Andreas Herzog (103 Länderspiele)
Rekord- Torschütze: Toni Polster (44 Tore).
Medieninfo ÖFB
18.03.2014