Marcel Kollers Vorrunden-Bilanz der WM 2014

Marcel Koller

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Am Freitagabend tritt ÖFB-Teamchef Marcel Koller nach 13 Tagen Aufenthalt in Brasilien die Heimreise nach Österreich an. Seine persönliche Bilanz ist durchwegs positiv: „Es war für mich sehr wichtig hier zu sein und die Spiele live vor Ort zu sehen. Man hat einen anderen Eindruck als wenn man die Spiele nur im TV sieht. Teilweise war es in den Stadien aber schwierig, konzentriert die Spiele zu beobachten, weil da auf den Tribünen ständig Bewegung ist, sich die Leute Speisen und Getränke holen und das Spiel für diese Leute teilweise so nebenbei läuft.“

Der Teamchef beobachtete unter anderem alle drei Spiele von Russland, dem Gruppengegner in der im September beginnenden EM-Qualifikation, und ein Spiel der Schweizer Eidgenossen. Marcel Koller: „Russland ist die Nummer 1 in unserer Gruppe und als einziger unserer Gruppengegner für Brasilien qualifiziert. Die Enttäuschung über das Ausscheiden nach der Vorrunde ist mit Sicherheit sehr groß. Russland hat in der Offensive sehr schnelle Spieler und es werden sehr enge und spannende Spiele im Herbst werden. Da können Kleinigkeiten entscheiden. Es war sehr gut und wichtig, das Team live zu sehen, aber wir spielen gegen Russland erst im November und man wird sehen, was bis dahin noch alles passiert.“

Auffallend war für Koller die Fitness der afrikanischen und südamerikanischen Mannschaften, so wie zum Beispiel Kolumbien: „Die physische Präsenz ist beeindruckend, auch die Schnelligkeit und die technischen Fähigkeiten. Da sieht man genau, was gute Teams ausmacht. Du hast keine Zeit, den Ball anzunehmen und musst unheimlich präsent und fit sein und eine schnelle Wahrnehmung haben.“

Zum Ausscheiden der europäischen Top-Nationen England, Portugal, Italien oder Spanien meint der Teamchef: „Gerade am Beispiel England oder Spanien sieht man, wie schnell das bei so einem großen Turnier geht. Diese Teams sind sicher unter deren Wert geblieben, aber letztendlich entscheiden die Punkte.“

Belgien war für Marcel Koller schon vor Beginn des Turniers einer der Geheimtipps: „Belgien hat das erste Spiel gegen Algerien erst am Schluss gewonnen, im zweiten Spiel gegen Russland waren sie erste Halbzeit besser, zweite Hälfte waren die Russen stärken. Letztendlich ist Belgien souverän und ohne Punktverlust aufgestiegen. Ich denke, es wird nicht für den WM-Titel reichen, aber mit dieser spielerischen Qualität werden sie noch weiterkommen.“

Beeindruckend ist für den Teamchef die Teamleistung von Holland, die ebenfalls ohne Punkteverlust im Achtelfinale stehen: „Es ist scheinbar gelungen, dass alle für das Team arbeiten. Das war bei Holland nicht immer so. Robben ist in einer überragenden Form und es ist eine Freude, diesem Team zuzusehen.“

Chile ist weiters ein Team, welches Eindruck hinterlassen hat: „Chile hat nicht so große Spieler, die aber enorm einsatzwillig und lauffreudig sind und dadurch vielleicht so manches Defizit im Kopfballspiel in der Defensive kompensieren.“

Die Eindrücke vom Turnier während des 13-tägigen Aufenthaltes waren ebenfalls sehr positiv: „Ich habe mich immer sicher gefühlt und habe einen sehr guten Eindruck vom Turnier. Es läuft alles sehr friedlich ab und insbesondere um die Stadien sind die Sicherheitsbarrieren enorm. Du musst dein Ticket dreimal herzeigen, bevor du ins Stadion gehst, weil so großräumig abgesperrt ist. Dennoch waren in den Städten die Unterschiede zu sehen. Das heutige Spiel in Cuiaba ist in einer modernen Stadt und man sieht wenig Armut. Das Stadion in Maracana ist unmittelbar neben den Favelas, in Salvador wiederum hat Regen so manche Baumängel zu Tage gebracht: so waren die Wasserabflüsse in die falsche Richtung geneigt und die Stiegen waren überflutet. Curitiba ist vom Klima und der Stadt her fast wie bei uns und du siehst keine Slums. Insgesamt waren die Eindrücke des Turniers sehr positiv.“

Abschließend der Teamchef: „Ich drücke den Schweizern die Daumen, die jetzt im Achtelfinale gegen Argentinien spielen. Das wird sehr schwer werden, aber in einem Spiel ist immer alles möglich. Deutschland wird gegen Algerien weiterkommen, denn bei unseren Nachbarn ist auch die physische Präsenz der Spieler wahrlich beeindruckend. Ich freue mich jetzt auf ein paar Tage Urlaub, denn wir brauchen alle die volle Kraft für den Start in die EM-Quali im September.“

Quelle: Medieninfo ÖFB

27.06.2014