Jürgen Klinsmann, Andreas Herzog

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Die Europameisterschaft ist vorbei und hat viele neue Erkenntnisse geliefert. Im Gespräch mit Sky Sport News HD spricht Sky Experte und US-Co-Trainer Andreas Herzog über Christiano Ronaldo, Deutschlands Stürmermangel, Österreichs Abschneiden beim Turnier sowie die Zukunft seines „Chefs“ Jürgen Klinsmann.

Andreas Herzog…

… über die Verletzung von Christiano Ronaldo:
„Er ist mit Lionel Messi der beste Spieler der Welt. Es war natürlich sehr schade, dass er gleich zu Anfang verletzt raus musste. Danach hab ich den Portugiesen eigentlich wenige Chancen auf den überraschenden Europameistertitel gegeben. Aber wie so oft, wächst dann eine Mannschaft über sich hinaus. Der Trainer weiß vor allem in der Defensive was er tut, in der Offensive war es nicht das Gewohnte von Portugal. Aber sie sind jetzt Europameister, da wird ihnen das alles egal sein.“

… wie er als Trainer auf einen „Co-Trainer“ Ronaldo reagiert hätte:
„Wenn du einen Spieler wie Ronaldo hast, dann musst du ihn auf Dauer schon ein bisschen sonderbehandeln, sonst hat man auf die Dauer nicht den Erfolg – das ist ganz logisch. Er war in den letzten zehn Jahren Portugals absoluter Top-Spieler und hat jetzt endlich für sein Land den Titel geholt, das gönne ich ihm auch.“

… über die fehlenden Tore im Deutschen Spiel:
„Es ist nicht so, dass die Deutschen bei der EM alles in Grund und Boden gespielt haben, aber trotzdem waren sie von der Spielanlage her und vom Vermögen die Mannschaft die zum schönsten anzuschauen war. Trotzdem haben sie das Finale nicht erreicht, das ist schade. Trotzdem bleibe ich bei der Meinung, dass man Spiele und Turniere nur mit einem echten Stürmer gewinnen kann. Es hat einen Grund, warum alle Top-Teams einen Super-Stürmer haben. Da muss Deutschland, wie auch Österreich und andere Nationen, schauen, dass bei der Ausbildung wieder mehr Wert auf echte Torjäger gelegt wird.“

… über die EM Österreichs:
„Das war schon bitter, weil die Mannschaft eine tolle Qualifikation gespielt hat und tolle Spieler hat. Da waren die Erwartungen schon zu Recht so, dass wir mindestens bis ins Achtelfinale kommen. Wenn man neun von zehn Spielen in der „Quali“ gewinnt, dann ist das schon gut. Aber wichtig ist, dass bei einem Turnier die Spitzenspieler in absoluter Top-Verfassung sind und das haben wir leider wieder nicht hinbekommen – aus welchen Gründen auch immer. Da fährst du als Österreich leider nach Hause.“

… über Marcel Kollers Taktik David Alaba in der Offensive aufzubieten:
„Ich war auch ein wenig überrascht als ich die Aufstellung las, aber der Trainer hat seine Ideen gehabt und versucht hinten mit einer Dreierkette zu spielen. Die Idee ist leider nicht aufgegangen. Da musst du dann als Trainer die Verantwortung übernehmen. Das hat Koller getan und in der zweiten Halbzeit auf das erfolgreiche System aus der Qualifikation umgestellt. Das war unsere beste Hälfte – wo wir Island am Schluss klar beherrscht haben. Und statt den Elfmeter zu treffen, haben wir verloren und mussten nach Hause fahren. Aber die Mannschaft hat Potenzial. Wir dürfen jetzt in Österreich nicht den Fehler machen und alles verdammen. Man darf die Spieler zwar nicht nur loben, aber ich glaube, sie haben aus der bitteren Erfahrung der EM viel gelernt.

… über die Gerüchte, dass Jürgen Klinsmann englischer Teamchef wird:
Ich würde es Jürgen Klinsmann wünschen, dass es ein Interesse Englands gibt. Die FA ist neben dem DFB einer der größten Verbände der Welt. In Amerika sollen sie wissen, vor allem seine Kritiker, dass Jürgen ein weltweit begehrter Mann ist. Auch außerhalb von den USA wird super Fußball gespielt. Jürgens Kritiker sollten aufpassen.

… über die Tauglichkeit Klinsmanns für den England-Job:
Der englische Verband braucht einen Manager, der einiges umkrempeln kann. Jürgen wäre prädestiniert dafür. Ich will kein Plädoyer für ihn halten, das hat Jürgen nicht nötig. England wird die richtige Entscheidung treffen.

… über seinen Traum eines Tages Trainer in der Deutschen Bundesliga zu werden:
„Das ist für jeden ein Traum. Ich habe fast zehn Jahre dort gespielt. Das ist mein absolutes Ziel. Ich weiß, dass es nicht leicht wird. Wenn es früher oder später klappt, wäre ich sehr glücklich.“

Medieninfo Sky Sport Deutschland

12.07.2016