Österreich Rugby-Teams übertreffen Erwartungen

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Am Wochenende waren sowohl das 7s Rugby Nationalteam der Herren als auch der Damen bei den Europameisterschaften im Einsatz. Die Herren verpassten den angestrebten Aufstieg in die nächsthöhere Division nur um einen Try und belegten Rang drei. Das stark verjüngte Damen- Team übertraf die Erwartungen und holte den 9. Platz unter 16 teilnehmenden Teams.

Das neuformierte Damen-Nationalteam unter Coach Eva Gerstl wollte nach einem Generationen-Wechsel die EM der Conference 1 (dritte Leistungsklasse) in erster Linie für eine Standort-Bestimmung nutzen. In der schweren Gruppe C traf man mit Malta und Kroatien auf zwei Turnier-Favoriten, und auch Andorra war mit einem starken Team zum Turnier angereist. Im ersten Match gegen Malta gab es wenig zu holen, 5:41 gegen den späteren Zweitplatzierten. Gegen Kroatien gelang dann eine kleine Sensation –die Kroatinnen gingen zwar rasch in Führung, wurden aber durch eine starke Verteidigungs-Leistung der Österreicherinnen zusehends verunsichert. Mit Fortdauer des Spiels nutzten die Österreicherinnen ihre überlegene Geschwindigkeit perfekt aus, drei Chancen wurden in drei Tries umgesetzt und Kroatien konnte zum ersten Mal seit langer Zeit mit 21:10 besiegt werden. Die Abwehrschlacht hatte aber viel Kraft gekostet und somit gab es im letzten Gruppenspiel gegen Andorra viele kleine Fehler und eine 7:17 Niederlage. Dies bedeutete Rang drei in der Gruppe und leider knapp keinen Platz im Achtelfinale.

Am Finaltag ging es somit um die „Bowl“, gleichbedeutend mit Rang 9 im Turnier. Zum Auftakt wurde Serbien in allen Belangen dominiert und mit 47:0 vom Platz geschickt. Im Halbfinale traf
man mit Slowenien auf gute Bekannte –die Vereine unseres südlichen Nachbarn sind gern gesehener Gast bei den Turnieren der österreichischen Damen-Liga. Auch dieses Spiel konnte dominiert und mit 20:5 klar gewonnen werden. Im Bowl-Finale traf Österreich erneut auf Andorra und das österreichische Team war
fest entschlossen, sich für die Niederlage des Vortags zu revanchieren. Es ergab sich einspannender
Kampf zwischen zwei gleich starken Teams mit Chancen auf beiden Seiten, die immer wieder durch starke
Tackles und kleinere Handling-Fehler zunichte gemacht wurden, 0:0 zur Halbzeit. Zu Beginn der zweiten
Hälfte konnten die Österreicherinnen sich längere Zeit in der gegnerischen Hälfte festsetzen und nutzten
einen schnell gespielten Penalty zur Führung. Mit größtem Einsatz wurde der knappe Vorsprung über die
Zeit gebracht – der 5:0 Sieg bedeutete Platz 9 in der Endtabelle. Ein mehr als ansehnliches Ergebnis für
die junge Mannschaft, die in den nächsten Jahren noch viel Potential nach oben hat. Der Turniersieg ging an Lettland, das sich im Finale mit 15:7 gegen Malta durchsetzte.

Andere Vorzeichen beim Turnier der Herren – hier war man letztes Jahr äußerst unglücklich in die Conference 2 (vierte Leistungsklasse) abgestiegen und hatte sich den sofortigen Wiederaufstieg zum Ziel gesetzt. Neo-Coach Jan Lewis hatte einige 7s-EM und 15er-Nationalteam erprobte Spieler zur Verfügung, also ein Team das dieser Aufgabe durchaus gewachsen war. Man wusste aber auch, dass sich Teams wie Malta wohl mit dem einen oder anderen im Ausland tätigen Legionär verstärken würden und somit
der Turniersieg kein leichtes Unterfangen werden würde. Beim Auftakt gegen Liechtenstein gab es zu Beginn noch Abstimmungsprobleme. Nach der Pause wendete sich das Blatt zum Guten: Thomas Oppl ließ sich auch durch ein High-Tackle nicht aufhalten und erzwang neben dem Ausgleich eine gelbe Karte
für den Gegner. Den freien Raum nutzte Steve Reisenender zur Führung und Debütant Florian Fichtinger gab eine Kostprobe seiner Schnelligkeit – Sieg mit 21:14. Island erwies sich als körperlich präsenter Gegner, Österreich schaffte es mit besseren spielerischen Mitteln zu einem knappen 12:5. Damit war das Team rund um Kapitän Michael Kerschbaumer bereits fix für das Semifinale qualifiziert – ohne Druck spielte es sich wesentlich leichter, San Marino konnte letztlich sehr sicher mit 49:0 in die Schranken verwiesen werden

Wenn man gegen einen gleichwertigen Gegner spielt, entscheiden meistens ganz wenige Szenen über
Sieg und Niederlage. So geschehen leider im Semifinale gegen Montenegro. Österreich begann gut, setzte die Gegner bei deren Ballbesitz gehörig unter Druck und hatte die eine oder andere Möglichkeit erfolgreich zu sein. Der Gegner wiederum war selten gefährlich vor unserer Tryline, zwei Gelegenheiten boten sich dennoch – und die wurden genützt. Michael Kerschbaumer konnte noch verkürzen, die Wende gelang aber nicht mehr: 12:7 für Montenegro. Es blieb also noch das Spiel um Platz 3.

Hier erwies sich Trainer Jan Lewis als Taktikfuchs, schickte in der 1. Halbzeit nur einen Forward auf den Platz um für das erwartete Pick & Go Inferno der Wikinger in der 2. Halbzeit mit frischen Forwards gewappnet zu sein. Wir gingen mit einem der schönsten Tries des Turniers in Führung, der Dummy von Simon Kapferer war erstklassig,ehe er Stevie Reiseneder den Rest machen ließ. Die Taktik ging in der 2. Halbzeit auf. Island wechselte 2 Hünen ein, Jan Lewis das zwar kleinere aber dennoch physisch starke Duo Oppl/Schritliser. Diese unterbanden das versuchte Pick & Go souverän, die damit verbundenen Ballverluste nutzte Österreich zu drei weiteren Tries. Somit gab es nach der Enttäuschung gegen Montenegro ein versöhnliches Ende. Diese Mannschaft hat Luft nach oben und am Ende fehlten letztlich nur 5 Punkte auf den erhofften Aufstieg.

Medieninfo: Österreichischer Rugby-Verband

25.07.2016