Vienna Capitals General Manager Franz Kalla im Interview:

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Im zweiten Teil des Sportreport-Interviews stellt sich der General Manager der Vienna Capitals Franz Kalla den Sportreport-Fragen zum Thema Protest der Fanklubs zur Abopreispolitik, der Wartungserlass und die Ziele für die kommende Saison.

Sportreport: Das bestimmende Thema der letzten Wochen rund um die Vienna Capitals ist Protest der Fanklubs aufgrund der Abopreis-Politik. Wie gehen Sie damit um? Beim ersten Eistraining gab es ja doch Sprechgesänge, die gegen Sie persönlich gerichtet waren
Franz Kalla: Wir haben im Grunde genommen die Fanclubs informiert und ihnen klar unsere Unterstützung zugesagt. Auch, das es eine direkte Subventionierung von allen Aktivitäten gibt. Egal ob sie Choreographien machen oder Auswärtsfahrten bestreiten: Sie mögen mit diesen Dingen an uns herantreten und wir werden eine aktive Fanpolitik unterstützen. Was wir nicht mehr unterstützen wollen ist, dass über Fanclubs Vergünstigungen erworben werden, die diesem Zweck nicht gewidmet sind. Es gibt viele, die auch anderer Meinung sind und uns geschrieben haben, dass sie das Verhalten einiger Fanclubs nicht tolerieren.

Sportreport: Hätte man in der Kommunikation mit den Medien und nach außen hin Dinge anders machen können?
Franz Kalla: Im Nachhinein kann man immer leichter beurteilen, was man besser hätte machen können als in der Situation selbst. Es wird sehr oft interpretiert, dass es eine Maßnahme ist, die gegen einen ist. Dem ist aber nicht so! Als Beispiel: Wenn ich mir ein Stehplatz-Abo kaufe, welches 390 Euro kostet müssen die Vienna Capitals 23 Prozent an Steuer, also fast 90 Euro abführen. Das heißt, wir sind der einzige Verein der neben den 13 Prozent Umsatzsteuer noch weitere 10 Prozent hat. Unser Nettoertrag liegt bei einem Abo bei 300 Euro. Wenn man über Sozialverträglichkeit spricht, wüsste ich nicht wie man es besser machen könnte. Wir sind der einzige Verein in Österreich, der einen Familiensektor hat. Der zwar ein kleiner Sektor ist, aber doch. Dort bieten wir Ticketpreise für Kinder um 2 Euro bis 10 Jahre und um 4 Euro bis 14 Jahre. Wir verfolgen diese Politik, Eishockey finanzierbar und leistbar zu machen. Auf der anderen Seite muss man auch versuchen, entsprechende Mittel aufzubringen um eine vernünftige Mannschaft zu formen.

Sportreport: Fehlt dem Eishockey in Österreich und am Ende auch den Vienna Capitals eine politische Lobby?
Franz Kalla: Die politische Lobby in dem Zusammenhang hat glaube ich damit weniger zu tun. Ich glaube, dass es generell kein Thema ist welches auf die Vienna Capitals beschränkt ist. Der VSV oder der KAC hat das „Forever-Abo“ aufgelöst, was seit Jahrzehnten Bestand hatte. Dort gibt es ähnliche, wenn nicht sogar noch größere Probleme in diesem Bereich. Im Fubßall sieht man, egal wo man hinschaut Anmaßungen der Fans wo man versucht, in Entscheidungsprozesse einzugreifen die sehr fragwürdig sind. Diese Verhältnisse wollen wir bei den Vienna Capitals auf keinen Fall haben.

Sportreport: Das nächste Thema ist der Wartungserlass. Wie hat der die Vienna Capitals in der Saisonvorbereitung getroffen?
Franz Kalla: Der Wartungserlass hat natürlich erstens zur Folge, dass 13 Prozent Umsatzsteuer einzuführen waren was den Konsumenten direkt betrifft. Das ist eine Steuer, die wir einheben müssen. Der zweite Punkt, der uns weniger trifft: Wir haben in vielen Bereichen nicht mit vielen freiwilligen Helfern gearbeitet. Ich denke da an Security etc., die wir ohnehin schon beschäftigt haben. Das ist nicht die große Veränderung. Das große Problem ist – und da verweise ich auf das Thema der Registrierkassa, wo es permanent Adaptierungen gibt und eine gewisse Unsicherheit besteht. Die Ticketpreise sind teurer geworden, was den Konsumenten trifft und könnte in weiterer Folge dazu führen, dass der ein oder andere dann sagt: „Ok, das kann ich mir nicht mehr leisten!“. Diese Themen haben uns einiges an Kopfzerbrechen bescherrt.

sportreport: Durch den Wartungserlass sind die Ticketpreise teurer geworden. Befürchtet man da auch einen Rückgang der Zuschauerzahlen?
Fanz Kalla: Der sportliche Erfolg ist ein direkter kausaler Zusammenhang mit den Besucherzahlen. Wenn die Mannschaft gut spielt, dann ist es leichter Leute für den Sport zu begeistern. Wir gehen davon aus, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben. Noch dazu wollen wir mit dem Zugang österreichischer Spieler eine Identität bauen für viel mehr Wiener, mehr junge. Deswegen haben wir auch viele Schnitte gesetzt wie den Umbau der Eishockey-Akademie und viele weitere Maßnahmen um der Mannschaft ein „Wiener Gesicht“ zu geben.

Sportreport: Was sind die Ziele für die kommende Saison?
Franz Kalla: Wenn man sich vor Augen führt, wie eng die Eishockey-Liga in den letzten Jahre geworden ist kann man nur in kleinen Etappen denken. Das erste Ziel ist es, dass die Mannschaft sich an das System und an den Trainer gewöhnt und das wir von Beginn an unter den Top sechs mitspielen und eine sehr gute Qualifikation für das Play-Off machen.

Sportreport: Die letzte Frage. Öffentlich ist es im Moment ein wenig schwierig für die Vienna Capitals aufgrund der vorhin beschriebenen Themen. Wie groß ist die Hoffnung einer Trendumkehr, wenn die Saison kommt?
Franz Kalla: Wir glauben, dass wir eine sehr schnelle Mannschaft haben die schnelles Eishockey spielt. Wenn wirklich wieder der Sport gezeigt wird sind wir der Meinung, dass man sich dann nur auf die wichtigen Theman konzentriert und nicht auf die Nebenschauplätze. Es ist einfach ein wunderschöner Sport, der nichts an Attraktivität vermissen lässt. Ich glaube, man sollte sich vielmehr auf Themen fokussieren die man gestalten kann und nicht über Themen wie Wartungserlass, Steuern und welche Auswirkungen das hat.

Das Gespräch führte Thomas Muck

weiterführende Links:
– zum 1. Teil des Interviews

11.08.2016